In den Internetfilterblasen sind die Meinungen erstaunlich
homogen. Deswegen gedeihen dort Verschwörungstheorien besonders gut: Niemand
widerspricht oder konfrontiert die herrschende Weltsicht mit lästigen Fakten.
Verschiedene Filterblasen können hingegen erstaunlich heterogen
sein. Möglicherweise lebt der eigene Nachbar oder Bruder oder Arbeitskollege in
einer so anderen Filterblase, daß es kaum noch geistige Gemeinsamkeiten gibt.
Der Fox-induzierte Trumpfan lebt gewissermaßen in einem
anderen Universum als der liberale Mann gegenüber, der abends Rachel Maddow auf MSNBC zuhört.
Innerhalb der Geschäftsräume meiner veganen Friseurin gibt
es eine völlig andere Gedankenwelt, als bei dem schwulen Paar, das oben drüber
wohnt, offenbar mit großem Vergnügen zu Grillpartys einlädt und die ganze
Gegend in Bratwurst-Stinkwolken hüllt.
Die Leserbriefschreiber der FAZ, die dortige
Diskussionskultur stehen in keinem Zusammenhang mit den Troll-Attacken, die
sich auf Facebook und Twitter über Bundespolitikern entladen.
Es gibt eigentlich nichts mehr, über das breiter
gesellschaftlicher Konsens herrscht.
Klima, Trump, Parteien, Digitalisierung, Renten, EU, Impfen,
Gesundheit, Homöopathie, Verkehr, Autos, Fleisch, Schlager, Kirche,
Organspende, Homoehe, Putin, Bundeswehr, Plastik, Hunde.
Alles steht in Frage und wird von jeweils anderen
gesellschaftlichen Kreisen vehement abgelehnt.
Aber es gibt immerhin eine Ausnahme; eine Sache verlangen
Deppen und Kluge, Linke und Rechte, Frauen und Männer, Deutsche und Amerikaner,
Alte und Junge, SPDler und CDUler, Linke und AfDler gleichermaßen penetrant:
Kinderfreundlichkeit. Wir sind zu wenig kinderlieb, brauchen
mehr Kinder, mehr Hilfen für Familien, sollen junge Mütter alimentieren.
Und selbst dann wenn Kinder wirklich ganz fürchterlich
nerven, weil die auf dem Spielplatz nebenan schreien wie am Spieß, ballt man
nur die Faust in der Tasche, weil eben doch der Konsens besteht, daß man nichts
gegen Kinder sagen sollte.
Ein kleines bißchen gehe ich diesen Weg mit. Zwar ärgern
mich vorlaute und unerzogene Kinder regelmäßig in der Supermarktschlange oder beim
Gemüsemann, aber auch ich rufe die nie zur Ordnung.
Ich unterlasse das aber nicht, weil ich Kinder so mag,
sondern weil ich weiß, daß sie a) nichts dafür können und nur ein Opfer ihrer
unfähigen Eltern sind und daß b) Mütter gemeingefährlich werden, wenn man ihre
Brut kritisiert.
Ein einziges mal habe ich erlebt wie eine Mutter in einem
REWE-Markt ihren ca vierjährigen Sohn fortwährend anbrüllte und schließlich
coram publico derartig ins Gesicht schlug, daß der Kleine eine Riesensatz nach
hinten in das Dosenregal machte.
Da wich ich von meiner Linie ab, mischte mich ein
und verlangte, das Kind nicht zu schlagen.
Natürlich wurde sie daraufhin dermaßen ausfallend und
ordinär, daß ich es schnell bereute. Allerdings konzentrierte sich dadurch ihre
Wut so sehr auf mich, daß sie wenigstens davon abließ ihre Leibesfrucht zu
vermöbeln.
Will sagen, Kinder, die nun schon mal geboren sind, darf man
nicht dafür sanktionieren, daß sie Kinder sind.
Wenn eine kriminelle junge Mutter in den Knast kommt, ist ihr
Kind automatisch mitbestraft. Das ist ungerecht. Aber Kinder zu haben, kann
auch nicht vor Strafverfolgung schützen. Ein Dilemma.
Ebenso problematisch sind Kürzungen von Sozialleistungen,
Hartz-Sanktionen, wenn junge Frauen unzuverlässige Säuferinnen sind, aber
Kinder haben.
Und je prekärer die finanzielle und soziale Situation, desto
wahrscheinlicher ist Kinderreichtum.
Wenn man den Eltern aber Mittel entzieht, leiden deren
Kinder darunter, die nichts dafür können.
So gut wie alle DAX-Vorstände stammen von Eltern, die
ebenfalls Manager waren.
So gut wie jeder Insasse eines Jugendknastes hat Eltern, die
auch im Gefängnis saßen.
Ganz offensichtlich ist unsere Gesellschaft ungerecht und
undurchlässig. Mit dem Zeitpunkt der Geburt, sind schon die Weichen gestellt.
Daher verbietet es sich den Kindern aus ärmeren Familien die Chancen zusätzlich
zu verschlechtern, indem man bei den Eltern den Rotstift ansetzt.
Existierende Kinder sollen daher auch nicht mein Thema sein.
Aber ich wehre mich vehement gegen den Unsinn immer mehr Kinder
zu generieren, Schwangerschaften zu fördern.
Hier unterscheide ich mich deutlich zum Mainstream und zu
nahezu allen Filterblasen.
Ich bin Antinatalist und sehe in der menschlichen Vermehrung das größte Unglück
des Planeten.
(….) Siebeneinhalb Milliarden
Individuen sind einfach zu viel, wenn man so einen gewaltigen
Ressourcen-Verschleiß aufzuweisen hat.
Wir roden die letzten Wälder, treiben
den Meeresspiegel hoch, lassen die Gletscher schmelzen, verseuchen die Böden,
trocknen Seen aus, verdrängen so effektiv andere Tierarten, daß täglich mehrere
aussterben.
Wir erodieren, planieren und
asphaltieren Gebirge, buddeln Kohle aus, pumpen Gas und Öl aus der Tiefe,
generieren Ozonloch und CO2-Hüllen.
Homo Sapiens lebt auf Kosten der
anderen Spezies.
Homo Sapiens vermehrt sich
inzwischen nahezu ungehindert.
Pro Jahr werden es 83.686.000
Menschen mehr, das sind 229.277 Menschen pro Tag; 159 Menschen pro Minute und
2,7 Menschen pro Sekunde.
Ein paar von denen kann man
aushalten, aber ein Zehntel würde locker ausreichen. 750 - 800 Millionen betrug
die Gesamtweltbevölkerung Ende des 18. Jahrhunderts. Die Eine Milliarde-Menschen-Marke wurde 1804 geknackt.
Reicht das nicht?
Schon damals konnten wir
Ebenbilder Gottes bekanntlich Kriege, Genozide und Ausbeutung ganzer Kontinente
vollbringen, weil es genug Soldatennachschub gab, weil die Frauen im
Durchschnitt so viele Söhne hatten, daß sie es hinnahmen, daß ab und zu einer
davon „auf dem Feld der Ehre“ zerhackt oder zerfetzt wurde.
Der enorme Bevölkerungsdruck, die
Verzehnfachung der Menschen in 200 Jahren führte aber zu noch viel mehr
Konflikten, Kampf um Ressourcen, Massenmigrationen, Fluchtwellen.
In den Teilen der Welt, die ein
sehr geringes Bevölkerungswachstum ausweisen, oder gar wie Deutschland, Japan,
Südkorea und die baltischen Länder (Fertilitätsrate bis 1,3) schrumpfen, ist
die Kriegsmüdigkeit hingegen recht ausgeprägt.
Verständlich, denn wenn man/frau
bloß ein Kind hat, geht es ihm einerseits ökonomisch besser, so daß es weniger
wahrscheinlich auf die Idee kommt Soldat zu werden und andererseits sind die
Eltern auch protektiver, lassen ihre Kindern weniger gern in den Krieg ziehen.
Länder mit den höchsten
Fertilitätsraten – Gaza 4,9 Jemen 5,0 Ruanda 5,3 Kongo 5,8 Uganda 6,1 Somalia
6,3 Ost-Timor 6,3 Afghanistan 6,4 – sind offenbar auch besonders unfriedlich,
weil die enorme Kinderzahl die Ressourcen erschöpft, Konkurrenz entsteht und
Eltern auch eher mal den Tod eines ihrer Blagen verkraften.
Wir brauchen also weniger
Menschen und daher weniger Nachwuchs.
Es ist wohl auch kein Zufall, daß
die Länder mit der höchsten Bevölkerungsdichte auch
die mit den geringsten Geburtenraten sind. (…..)
[…..] "Womit de Giraud einen Großteil seiner Zeit verbringt, zeigt auch
der Schuhkarton, den er mitgebracht hat. Darin ist eine Auswahl der Bücher, die
er in den letzten fast zwanzig Jahren verfasst hat. Keins davon ist übersetzt,
aber die Titel sprechen für sich: Von der Unverschämtheit, sich fortzupflanzen
(2000), Einhundert Haikus zur Beschwörung der Toten (2004), Die Kunst, die
Fortpflanzer zu guillotinieren: Antinatalistisches Manifest (2006), Diogenesen:
fluoreszente Gedichte zur Zeit zwischen zwei Genoziden (2008).
Aphorismensammlung zum Nutzen künftiger Familizide (2013). Alle seine Verleger
seien pleite, sagt er. Wenn jemand ein Buch von ihm bestelle, müsse er selbst
ein paar Euro drauflegen, damit ein Exemplar gedruckt werde." [….]
Dabei hat der gute Mann so RECHT!
[….] Der Schmerz ist immer größer als das Glück
Wie begründet man, dass nichtleben besser ist als leben? Erstens sei
der Schmerz, den man im Leben erleide, immer intensiver und anhaltender als das
Wohlgefühl, sagt de Giraud. "Vergleichen Sie mal eine Migräne mit einem
Orgasmus." Zweitens sei das Unglück immer schon präsenter als das Glück:
"Es ist viel schwieriger und unwahrscheinlicher, glücklich zu werden, als
unglücklich zu sein." Drittens brächten Glücks- und Unglücksempfinden ein
jeweils anderes Zeitgefühl mit sich: "Unglück dehnt die Zeit, Glück
komprimiert sie." In der Summe ergebe das eine Existenz, die man besser
gar nicht erst anfangen sollte. Glücklich ist, wer nicht geboren wird.
[…..]
Die hysterischen Reaktionen in der echten Welt, im
Freundeskreis, in Amerika, in den sozialen Medien, auf Facebook, wenn man es
wagt den Fertilisationsfetischismus zu kritisieren, werden mich nicht
aufhalten.
Nein, ich werde nicht vor Erregung hyperventilierend
gratulieren, wenn mir jemand „die freudige Nachricht“ mitteilt „guter Hoffnung“
zu sein.
Ich gratuliere lieber zur Vasektomie.
Wer unbedingt Kinder haben will, soll sich doch um eins
derjenigen kümmern, die schon existieren. Myriaden kratzen jeden Tag durch
Hunger ab. Millionen Kinder in Deutschland leben in sozial prekären Verhältnissen,
in Kinderheimen, betreuten Wohngemeinschaften, Jugendknästen und auch auf der Straße.
Kümmert Euch doch erst mal um die, statt ständig noch mehr
von diesen ökologischen Katastrophen zu fabrizieren.
[…..] Die alte Erde ist längst überfüllt. Und vermüllt, vergiftet, verpestet
ist sie auch. Eine Abrechnung.
[…..][…..] Der gesamte Aufstieg des Menschen zum Herrn der Erde hat sich durch den
Willen zum Mehr vollzogen, zum Nutzen, Erbeuten, Siegen. Niedergerungen,
aufgegessen, ausgerottet haben unsere Ahnen die Tiere, in Ackerland verwandelt
haben sie Wälder, Steppen, Wüsten - sich also die Erde wahrlich
"untertan" gemacht, wie vom Gott der Bibel förmlich aufgefordert (1.
Mose 1,28).
Viel Unheil richteten sie dabei zunächst nicht an - noch in der Ära der
etwa 500 Millionen, die auf der Erde lebten, als Magallanes sie zum ersten Mal
umrundete. Wenig auch bei den zwei Milliarden, als die ältesten der heute
Lebenden zur Schule gingen. Fast acht Milliarden aber sind wir heute; auf elf
Milliarden schätzen die UN uns am Ende des Jahrhunderts; und unaufhörlich
steigen Produktion und Produktivität.
Es kann ja nie genug geben an Maschinen, Geräten, Apparaten, auf die
zwar keiner gewartet hat, die aber eine emsige Industrie zu verkaufen versteht
- und absolut verständlich ist der Wunsch, die Gier der armen Länder, es an
Wohlstand, an Üppigkeit den reichen endlich gleichzutun. Aber die Unendlichkeit
unserer Ansprüche wird zerschellen an der Endlichkeit der Erde. […..] Gibt es denn wenigstens eine Einsicht in das
Unvermeidliche - und ist eine Institution, die die Macht hätte, den Verzicht,
den "Rückschritt" durchzusetzen, auch nur vorstellbar? Würden
Milliarden Menschen es ertragen, sparsam zu leben - und, fast noch provokanter,
viel, viel weniger zu arbeiten? Der Wille zur Leistung hat uns groß gemacht -
und die meisten Menschen treibt der Urwunsch, irgendwas auszurichten in der
Welt. […..]
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