Wenn sie nicht wie paralysierte Kaninchen auf die fiese
braune Schlange fixiert wären.
Wenn sie auch mal auf die Mehrheit der Bevölkerung Rücksicht
nähmen.
Vielleicht sind sie es einfach zu sehr gewöhnt zum Wohle
weniger Lobbyisten (Banken, Pharma, KFZ-Bauer) eine Politik zu Lasten der
großen Mehrheit durchzudrücken.
Ich will den Rechtsradikalismus nicht kleinreden, aber der
NS-Parolen brüllende Hetzmob auf Sächsischen Straßen ist ohnehin nicht mehr für
Botschaften der Regierungsparteien erreichbar.
Es ist also sinnlos sich bei denen einzuschmeicheln.
Die FDP geht auch nicht zur Hamburger autonomen Szene in die
Rote Flora, um für Kapitalismus und Neoliberalismus zu werben. Das hätte dort
nämlich auch keinen Sinn.
Es gibt aber offensichtlich Mehrheiten in Deutschland, die
durchaus dafür sind Kriegsflüchtlinge großzügig zu behandeln und den Export
deutscher Waffen in Nahöstliche Krisengebiete sofort zu stoppen.
Darauf nimmt „die Politik“ aber keine Rücksicht.
Ich glaube keineswegs, daß die Mehrheit immer richtig liegt;
im Gegenteil, die Wahlergebnisse zeigen oft einen irrationalen Beharrungswillen
und erstaunliche Reformunwilligkeiten.
Manchmal müssen professionelle Volksvertreter wegen besser
Informationen und langfristiger Interessen gegen den Mehrheitswillen handeln.
Es gab nie eine Mehrheit für die Einführung des Euros oder
die Unterstützung des NATO-Einsatzes im Kosovo. Beides war aber richtig.
Gelegentlich sprechen aber keine sachlichen Gründe gegen die
Mehrheitsmeinung, wie zum Beispiel bei der Frage der Sterbehilfe, die eine
Allparteienkoalition unter der Knute der religiotischen Influencer hartnäckig
gegen den Wunsch der überwältigenden Mehrheit der Deutschen blockiert.
Die schrille Antimigranten-Rhetorik von C- und F-Politikern stammt
offensichtlich aus ähnlich irrationalen Quellen.
Dabei sieht ausgerechnet die deutsche Wirtschaft das Thema
ganz anders und dringt schon seit vielen Jahren auf mehr Zuwanderung in den
deutschen Arbeitsmarkt und ein entsprechendes großzügiges Einwanderungsgesetz.
Der Sachverständigenrat Deutscher Stiftungen für Integration
und Migration (SVR Integrationsbarometer 2018) ist im Gegensatz
zu Will/Plasberg/Maischberger-Sendungen ebenfalls ein seriöser Informant.
[….] Das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft wird überwiegend
positiv wahrgenommen.
Diese Bewertung ist erstaunlich stabil – sofern kulturelle Vielfalt im
Alltag erfahren wird. Eingetrübt hat sich das Integrationsklima in den Jahren
2016 und 2017 dort, wo der Integrationsalltag nicht persönlich erlebt werden
konnte. In den Einschätzungen zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Ost
und West. Auch dieser lässt sich weitgehend durch die Häufigkeit des Kontakts
erklären.
[….] Die Haltungen zu Flüchtlingen sind weitestgehend positiv. Die meisten
Befragten (mit wie ohne Migrationshintergrund) sind im Grundsatz weiterhin
dafür, Flüchtlinge aufzunehmen. [….] Für
die Unterbringung und Verteilung der Flüchtlinge sind die Kommunen zuständig.
Ihre Arbeit in diesem Bereich wird überwiegend positiv beurteilt.
[….] Die Haltungen zu Flüchtlingen sind überwiegend positiv. In allen Herkunftsgruppen
geht die Mehrheit davon aus, dass Flüchtlinge Deutschland kulturell wie
wirtschaftlich bereichern. Entsprechend meint nur ein kleiner Teil der
Befragten, dass Flüchtlinge den Wohlstand in Deutschland bedrohen. [….]
Es ist wie beim Antisemitismus, der auch in völliger
Abwesenheit von Juden blüht: Dort wo es wenig bis keine Migranten gibt, also
insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern, werden sie sehr skeptisch gesehen.
In den Bundesländern mit den höchsten Migrantenateilen –
also insbesondere in Hamburg mit über einem Drittel Migrantenstämmigen – werden
Zuwanderer als Bereicherung empfunden, weil mehr Eingeborene persönliche
Kontakte haben.
In Hamburg hatte die AfD das schwächste Wahlergebnis aller Bundesländer
bei der Bundestagswahl, in Sachsen das Höchste.
Hamburg hat durch seine 1500 Jahre zurückreichende Stellung
als Hafenstadt, die sich als „Tor zur Welt“ empfindet traditionell eine besonders
„ausländerfreundliche“ Gesinnung. Hier wurden schon Sprachen aus allen Ländern
gesprochen, als Berlin und München noch tiefe kontinentale Provinz ohne
Kontakte zur Außenwelt waren.
Jeder Hamburger hat Kollegen aus dem Ausland, kennt
iranische Hausärzte, türkische Chirurgen, portugiesische Gemüsehändler,
Ghanaische Krankenschwestern.
Insbesondere aber Branchen, deren Mitarbeiter körperlich
arbeiten müssen, sind dringend auf neue Zuwanderer angewiesen, weil die „alten Hamburger“,
zu denen eben auch ein Drittel Migranten gehören, in der Bildungsfalle stecken.
Zwei Drittel der Hamburger Jugendlichen machen Abitur, über die Hälfte strebt
ein Studium an. Dieser Erfolg sozialdemokratischer Bildungs- und Schulpolitik
hat aber eine Kehrseite: Die Abiturienten interessieren sich immer weniger für
die Berufe und Firmen ihrer Väter und Mütter, sofern die mit langen
Arbeitszeiten, wenig Gehalt oder körperlicher Anstrengung verbunden sind.
[…..] Nun mag man bedauern, dass es immer weniger Fliesenleger, Maurer und
Fuger mit deutschem Pass gibt. Doch die Schuld daran tragen nicht die
Beschäftigten aus dem Ausland. Die Wahrheit ist: Immer weniger Deutsche wollen
körperlich arbeiten. Das ist eine Folge des stetig steigenden Bildungsniveaus
einhergehend mit höheren Abiturquoten.
Wer Abi hat, der möchte studieren oder zumindest im geheizten Büro
arbeiten. Hände schmutzig machen? Rückenschmerzen in Kauf nehmen? Nein danke!
Übrigens ist das kein Phänomen, welches sich auf den Bau beschränken lässt.
Altenheime finden keine deutschen Pflegekräfte mehr, Landwirte suchen vergebens
nach Spargelstechern aus der Region, Paketdienste greifen schon lange auf
Subunternehmen aus Osteuropa zurück.
Die Liste ließe sich schnell verlängern. Der Einsatz von Arbeitskräften
aus anderen Ländern ist folglich keine Gefahr für Deutschland. Im Gegenteil. Er
stellt eine Notwendigkeit dar, wollen wir unseren Wohlstand und die Qualität
des Sozialstaates langfristig sichern.
Die Dame in meiner Straße, die in den 1960ern den winzigen
Kiosk ihrer Mutter weiterführte, dort 50 Jahre lang sechs Tage die Woche
jeweils 12 Stunden bediente, war insofern erfolgreich, daß ihre beiden Kinder
studieren konnten.
Aber den kleinen Zeitschriftenshop muss sie jetzt schließen.
Das ist ihren Kindern zu anstrengend. Und genauso ergeht es dem Schlachter, dem
Gemüsemann, der Friseurin und dem Maurer.
Hier helfen Zuwanderer nicht nur aus, sondern sie tragen
entscheidend zur Wirtschaftsleistung bei, indem sie selbst auch wieder
aufsteigen.
Daher ist das Prokopfeinkommen in Hamburg auch das Höchste
aller Bundesländer. Nicht trotz, sondern wegen des hohen Migrantenanteils.
Fremdenfeindlichkeit, Pegida und AfD schaden der deutschen
Wirtschaft. Erst machen sie den Tourismus kaputt, dann schrecken sie Investoren
ab und schließlich legen sie alle Dienstleistungsbranchen lahm.
Der Bauboom Hamburgs hingegen wird getragen von den
Menschen, die Gauland, Seehofer, Söder und Dobrindt rauswerfen wollen.
[…..] Darüber hinaus lässt eine überraschende Zahl vom Hamburger Bau
aufhorchen. Schon jeder fünfte Auszubildende in der Branche ist ein Flüchtling.
Junge Syrer und Afghanen begeistern sich für eine harte Arbeit mit
Zukunftsperspektiven, füllen die Lücken, die gleichaltrige Deutsche
hinterlassen. Die Unternehmen sind vom Engagement der Flüchtlinge zu Recht
begeistert, möchten sie möglichst langfristig an sich binden. Und die Politik?
Sie zaudert und ist nicht bereit, ausgebildeten Flüchtlingen einen langfristigen
Aufenthaltsstatus zu geben. Aber nur dann gebe es die notwendige
Verlässlichkeit, die der junge Beschäftigte und sein deutscher Arbeitgeber
benötigen. [….]
Unternehmer und ausgerechnet die Grünen haben es längst
erkannt. Zuwanderung ist ein ökonomischer Segen für Deutschland.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.
Die Flüchtlingsfeindliche Politik der Bundestagsparteien,
auf die zuletzt als kleine rote AfD-Plagiatorin auch die unsägliche Sahra
Wagenknecht aufsprang, schadet
hingegen.
[…..] Warum auf Hamburger Baustellen so wenige Deutsche arbeiten
[…..] „Der Trend geht seit 15 Jahren dahin, immer mehr Bauleistungen an
ausländische Firmen abzugeben, weil es teurer und umständlicher ist, mit
eigenem Personal dagegenzuhalten“, sagt Stefan Wulff, Geschäftsführender
Gesellschafter der bekannten Hamburger Baufirma Otto Wulff. […..] Der Bundesagentur für Arbeit zufolge betrug
der Ausländeranteil bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im
Hochbau vor zehn Jahren acht Prozent. Heute hat er sich mehr als verdoppelt und
liegt bei 17,7 Prozent. Im Ausbaugewerbe hat sich der Anteil auf 14,7 Prozent
fast verdreifacht. Eingerechnet sind nur die Bauarbeiter deutscher Firmen mit
ausländischem Pass. Migranten mit deutschem Pass und ausländische
Subunternehmen werden von der Statistik nicht erfasst. Tatsächlich ist also der
Anteil wesentlich höher. […..] Das Ausbildungszentrum Bau in Steilshoop
verzeichnet Rekordzugänge bei Migranten. Auffallend ist dabei: Jeder fünfte
Lehrling ist inzwischen ein Flüchtling. Und diese werden von den deutschen
Baufirmen gerne genommen: „Sie haben großes Potenzial und können die benötigten
Fachkräfte für morgen sein“, sagt Thomas Rendtel, Geschäftsführer des
Ausbildungszentrums Bau. Firmen, die Flüchtlinge ausbilden, seien mit ihrem
neuen Nachwuchs durchweg zufrieden. „Manche Firmen wollen anstatt einem sogar
zwei Flüchtlinge haben, weil sie oft reifer sind als mancher deutsche Azubi.“
[….]
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