Das wird
noch Jahrzehnte dauern bis sich die Stadt Hamburg von den katastrophalen
finanziellen Fehlentscheidungen der CDU-Regierung (2001-2011) erholt haben
wird.
Ein
einziges Desaster, das von dem im neoliberalen Wahn gefangenen CDU-Größen Beust und Peiner
angerichtet wurde.
Im Zuge des Verkaufs des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK), galt für die CDU und deren neoliberalen
Freunde in fast allen Wirtschaftsredaktionen die Prämisse „Kostenreduzierung.“
Der
Gesundheitssektor wäre viel zu teuer, es müßten unter allen Umständen
Personalkosten gespart werden. Das könnten aber nur private Betreiber
erreichen.
Das ist
eine a priori widersinnige Ansicht, da in der Sharholder-Value-Welt unablässig
Geld aus den Betrieben herausgezogen wird, das als Ausschüttungen und
Dividenden an die Aktionäre fließt.
Wie soll
eine große Firma sparen, wenn sie Milliarden zusätzlich (an private Eigentümer)
weggeben muss?
Hinzu
kam natürlich die ethische Frage, ob man Gesundheit überhaupt zu einer Ware
machen sollte. Ist es moralisch vertretbar einen Mann wie Bernd Broermann durch
das Leid kranker Menschen zum Milliardär zu machen?
Die Prämisse der grundsätzlichen Notwendigkeit im Gesundheitssektor zu sparen wurde weit weniger hinterfragt.
Die Prämisse der grundsätzlichen Notwendigkeit im Gesundheitssektor zu sparen wurde weit weniger hinterfragt.
Voller
Entsetzen waberten immer nur die angeblich viel zu hohen Prozent-Zahlen der
Gesundheitsindustrie am deutschen BIP durch die Presse.
[…..]
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland
beliefen sich im Jahr 2015 auf 344,2 Milliarden Euro oder 4 213 Euro je
Einwohner. Dies entspricht einem Anteil von 11,3 % des Bruttoinlandproduktes.
Mehr als jeder neunte Euro wurde somit für Gesundheit ausgegeben. Im Vergleich
zu 2014 stiegen die Gesundheitsausgaben um 15,0 Milliarden Euro oder 4,5 %.
Damit nahmen die Gesundheitsausgaben das vierte Jahr in Folge stärker zu als
das Bruttoinlandsprodukt. [….]
Der
Staat sollte dafür sorgen Pharmareisen einzuhegen, so daß sie als Monopolisten
nicht kranke Menschen nach Belieben schröpfen können.
Wieso
gibt es diesen Schwachsinn mit Re-Importmedikamenten, daß man also eine Packung
einer Pille mit dem gleichen Inhaltsstoff von dem gleichen Hersteller für die
Hälfte bekommt, sofern sie vorher in Italien ausgeliefert wurde und dann zurück
nach Deutschland geliefert wurde?
[….]
Deutsche Verbraucher, die im Grenzgebiet
zu Frankreich leben, sollten die Medikamentenpreise vergleichen. Für
diejenigen, die etwa in Kehl in Baden-Württemberg leben, lohnt sich der kurze
Weg über die Brücke, um in Frankreich eine Packung Viagra zu kaufen. In der
Apotheke kostet das verschreibungspflichtige Medikament dort rund 100 Euro. In
Deutschland dagegen rund 60 Euro mehr. Gleiches gilt für die Anti-Baby-Pille.
Das Präparat Minidril kostet in Frankreich rund fünf Euro, in Deutschland
dagegen über 30 Euro. [….]
(Berliner
Morgenpost, 08.03.2016)
Grundsätzlich
ist aber ein teures Gesundheitssystem mit einem hohen Anteil am BIP kein Übel.
Im Gegenteil, das kann ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor sein, sehr vielen
Menschen gut bezahlte Jobs verschaffen und sogar massiv Kapital anlocken.
Das zur Universität Hamburg gehörende Krankenhaus UKE,
das daher nicht vom Beust-Senat verkauft werden konnte, verdient heute zum
Vorteil aller Patienten und aller Studierenden sehr viel Geld, indem es sich
gezielt um sehr reiche Russen und Scheichs bemüht.
Das UKE
bietet auf vielen Gebieten die modernsten und besten Behandlungsmethoden
weltweit an. Sonst würden chinesische Milliardäre im Privatjet nicht extra
hierher fliegen.
Diesen
hohen Standard, von dem letztlich alle Hamburger Patienten profitieren,
erreicht man nicht, indem man das Krankenhaus vorher kaputtspart.
Als
Sozialdemokrat ist mir nicht wirklich verständlich weshalb der medizinische
Direktor schon als Grundgehalt mehr als das Doppelte von Angela Merkel bekommt,
aber abgesehen von diesen Einzelfällen wäre ich sofort dafür zu haben allen
Pflege-, Reinigungs-, Labor- und Küchenkräften die Gehälter zu verdoppeln.
Hohe
Gehälter machen diese Jobs attraktiv und sind gesamtwirtschaftlich betrachtet
nicht verschwendet, weil die gemeine Krankenschwester nicht ihre Millionen in
Steueroasen auf Panama parken wird, sondern das Geld mutmaßlich in Deutschland
wieder ausgibt, dort also die Nachfrage ankurbelt und wiederum Arbeitsplätze
schafft.
Hohe
Grundgehälter im Pflegebereich sind ökonomisch hochvernünftig und moralisch ohnehin
geboten.
Denn was
sagt es über uns als Gesellschaft aus, wenn wir Altenpfleger oder
Krankenschwestern grundsätzlich als minderwertig betrachten, so daß sie mit so
wenig Gehalt auszukommen haben, daß sie sich jedenfalls nicht eine Wohnung im 5-km-Umkreis
des UKE leisten können?
Gesundheitsminister
Gröhe, der konservative Jurist hat in dieser Angelegenheit genauso versagt wie
seine Vorgänger von der FDP.
Gewinne,
Gewinne, Gewinne sollten nur Pharmaindustrie, Krankenhausbetreiber und die Hersteller
von Medizinprodukten machen.
Nicht
aber die vielen Menschen, die im Pflegebereich arbeiten.
Folgt
man den bisherigen Presseberichten zu den Groko-Verhandlungen, scheinen CDU,
CSU und SPD dabei auch weiterhin katastrophal moralisch zu versagen.
Es
werden pauschal 8.000 neue Stellen in der Pflege versprochen, aber diese sind
ausdrücklich als „medizinische Behandlungspflege“ bezeichnet. Das bedeutet, die
Krankenkassen und nicht der Staat haben zu bezahlen.
Nicht
bedacht wird die Frage woher diese 8.000 Menschen eigentlich kommen sollen.
Viele Häuser und ambulante Pflegedienste suchen händeringend nach
Pflegekräften.
Aber wer
macht den Job, wenn man dafür wie in der Hamburger Innenstadt bei ambulanten
Diensten für maximalen Stress und Arbeit rund um die Uhr inklusive aller Sonn-
und Feiertage 1.000 Euro im Monat verdient?
[….] Zehntausende Menschen leiden in Deutschlands Heimen unter mangelhafter Fürsorge, unter schlecht versorgten Wunden, fehlender Hilfe beim Essen. Die Qualität der Pflege hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert, wie ein offizieller Prüfbericht nun feststellt. Umso fassungsloser macht der Kompromiss für die Pflege, den Union und SPD in dieser Woche ausgehandelt haben. Nicht etwa weil er so minimal ausgefallen ist: 8000 zusätzliche Stellen soll es geben, macht umgerechnet kaum mehr als eine halbe Fachkraft pro Heim, dazu ein paar wolkige Versprechen für höhere Löhne. Nein, die Pläne machen fassungslos, weil sie maximal unehrlich sind. Die Koalitionäre drücken sich um die einfache Wahrheit herum, dass gute Pflege nun einmal kostet.
[….]
Doch Pflege ist ein Teilkaskosystem. Steigen die
Arbeitskosten, müssen die Pflegebedürftigen über Zuzahlungen die Zeche
übernehmen – bei wachsender Altersarmut wäre das untragbar. Daher
braucht es die ehrliche Debatte darüber, was die Gesellschaft für ihre
Mütter und Väter zu zahlen bereit ist. Ob sie die Pflege für eine gemeinschaftliche
Aufgabe hält und Steuermittel bereitstellt. Oder ob sie es akzeptiert,
notfalls höhere Beiträge auf ihre Löhne zu zahlen.
In anderen Sozialkassen hat die Koalition keine Angst vor teuren
Projekten. Mehr als drei Milliarden Euro wird der neue Mütterrentenzuschlag
kosten, ein Lieblingsprojekt der CSU. Jeder Euro wäre in der Altenpflege
besser angelegt. [….]
(DER SPIEGEL, 02.02.2018, s. 59)
Ganz mies verhandelt, Herr Schulz und Frau Nahles.
Es hätte grundsätzlich gewaltige Gehaltszulagen für
Pflegeberufe aus der Bundeskasse geben müssen.
Abgesehen davon, daß im Moment wirklich das Geld da
ist, würden von hohen Gehältern alle profitieren.
Das Ansehen der Berufe, die Nachwuchswerbung, die
Patienten und natürlich die Pfleger selbst.
Die andere Alternative ist das Modell Indien.
Ein befreundeter pensionierter Dermatologe war in den
letzten Jahren mehrmals im indischen Chittapur, um dort ehrenamtlich Kinder zu
behandeln.
[….] Chittapur
liegt im Staate Karnataka, einer der ärmsten Gegenden Zentralindiens.
Da der Ort mit ca. 30000 Einwohnern bis dahin über keine zahnärztliche
Versorgung verfügte, gründete Dr. Michael Ohm 1998 auf dem Gelände eines
katholischen Nonnenklosters eine kleine Zahnstation, in der er regelmässig 2x
im Jahr arbeitet. Während seiner Abwesenheit wird die Station von einer
indischen Zahnärztin geleitet.
Um auch Kindern aus den ärmsten Familien des Ortes eine Lebensperspektive
zu geben, gründete Dr. Ohm zusammen mit Freunden die Kinderhilfe Chittapur
e.V..
Diese Einrichtung wird von Sponsoren getragen, die bereit sind, für einen
monatlichen Betrag von 20,- Euro ein Patenkind zu betreuen.
Inzwischen erhalten knapp 400 Kinder eine Schulausbildung, Bekleidung,
ärztliche und zahnärztliche Versorgung, sowie regelmässige Mahlzeiten. [….]
Wochenlang
behandelte er dort mit einem Hamburger Kieferchirurgen Kinder, die wegen ihrer
Gaumenspalten ausgesetzt wurden, sowie Kinder und Senioren mit schweren
Verbrennungen.
Auch im
21. Jahrhundert sperren nämlich indische Männer mit finanziellen Sorgen ihre
Kinder und Eltern in einen Schuppen, den sie dann anzünden.
In
Indien, dem Land, in dem früher beim Tod eines Mannes seine Witwe gleich
mitverbrannt wurde, gibt es ohnehin nur sehr rudimentär ausgebildete soziale
Verantwortung.
Lächerliche
1,6% aller Inder über 60 Jahre erhalten Rente.
Alte
müssen also ihren Kindern auf der Tasche sitzen. Pflege- und Altenheime gibt es
so gut wie gar nicht, der Pflegeberuf ist kaum entwickelt und nur der untersten
Kaste zuzumuten.
Stattdessen
setzt man seine Eltern und Schwiegereltern als unnütze Esser einfach auf der
Straße aus.
Frauen,
für die schon bei der Geburt gilt „Töchter zu bekommen, ist wie Nachbars Garten
zu wässern“, gelten im Alter als besonders unnütz.
Sie
bekommen vielfach einfach einen Tritt in den Hintern und müssen sich dann als
Bettlerinnen auf der Straße hausen.
Wenige „Glückliche“
landen in von internationalen Hilfsorganisationen betriebenen Heimen.
Eine
sehr kostengünstige Methode, liebe Großkoalitionäre.
So
befördert man das neoliberal erwünschte „sozialverträgliche Frühableben“,
schont Renten- und Pflegekassen.
[….]
120 Millionen Inder sind inzwischen 60
oder älter. Bis zum Jahr 2050 werden es 320 Millionen Menschen sein.
[….]
Acht alte Frauen sitzen auf
Plastikstühlen auf der Terrasse des Abhaya Sadan. Ihre farbenfrohen Saris
strahlen in der Nachmittagssonne. Gleich ist es 15 Uhr. Gleich bekommen sie
eine Tasse Tee, mit viel Milch. [….] Abhaya
Sadan, das Haus ohne Angst, wie die deutsche Übersetzung für das indische
Altenheim lautet, ist ein friedlicher Ort. Es liegt etwas außerhalb des
südindischen Coimbatore im Bundesstaat Tamil Nadu. Die acht Frauen, die hier
leben, die meisten von ihnen ohne Papiere, hatten Glück im Unglück. Keiner
wollte sie mehr. Der einen brach die Schwiegertochter im Streit das Handgelenk,
der eigene Sohn kümmerte sich nicht. Eine andere lebte nach dem Tod ihres
Mannes allein in Armut, die drei Kinder wollten nichts mehr von ihr wissen.
Eine weitere wohnte mit ihrem Enkel zusammen. Als sie krank wurde, reichte das
Geld nicht aus, um ihr zu helfen. Eine erzählt, ihr Mann habe sich vor Jahren
eine neue Frau gesucht und den einzigen Sohn mitgenommen. Seitdem lebte sie
allein. In Armut. Zurückgelassen. Alle acht Frauen waren in der einen oder
anderen Form ihren Familien zur Last geworden. Und wer zur Last wird, nicht
mehr funktioniert und nicht mehr arbeiten kann, der steht allein da.
"Wenn du alt
bist, sollst du sterben, lautet die gängige Denkweise vieler Inder" [….]
Schon heute müssen auf dem Land 66 Prozent
aller Männer und 28 Prozent aller Frauen bis ins hohe Alter hinein arbeiten, um
zu überleben. [….] Viele alte Menschen werden wie die acht
Frauen im Abhaya Sadan im häuslichen Umfeld missbraucht. Sei es durch Worte
oder durch Schläge, hat Help Age India durch Umfragen herausgefunden.
"Zehn Prozent der Alten sind depressiv", sagt Cherian. Altersheime
wie das Abhaya Sadan sind eine Seltenheit. Derzeit sind lediglich 214 000
Menschen in Heimen untergebracht. Da die meisten davon auf Spenden angewiesen
sind und nur begrenzte finanzielle Mittel haben, sind die Möglichkeiten in den
Heimen eingeschränkt. Hospize für sterbende alte Menschen sind eine Rarität,
sagt Father Thomas. [….]
Altern in Indien hat
viele Gesichter. Auch bei den wohlhabenden Indern ist es kein würdevoller
letzter Lebensabschnitt, so erscheint es. [….]
An nur vier
Universitäten in ganz Indien wird Geriatrie gelehrt. Pro Jahr absolvieren acht
Ärzte die Weiterbildung zum Facharzt für Geriatrie. An die 100 Fachärzte für
Innere Medizin durchlaufen ein einjähriges geriatrisches Training. [….]
Das Problem des
Fachkräftemangels zieht sich durch alle Bereiche der Altenversorgung in Indien,
es fehlt an Personal in Altenheimen, in den wenigen Hospizen wie denen von
Father Thomas und auch in der ambulanten Pflege. Mohanraj Raj betreibt in
Mangalore einen privaten ambulanten Pflegedienst. Derzeit betreuen er und sein
Team 50 Haushalte, Menschen also, die sich durchaus eine Pflegekraft leisten
können. "Es ist für uns allerdings extrem schwierig, überhaupt Personal
für die Altenpflege zu finden", sagt Raj. Bis an die äußersten Grenzen des
Karnatakas muss er fahren, dorthin, wo die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist,
um überhaupt Frauen zu finden, die sich um andere kümmern wollen. Viele lehnten
es ab, sagt Raj, andere Menschen zu waschen und sie zu betreuen. [….]
Häufig gäben die Familien der Pflegekraft
nichts zu essen oder ließen sie viele andere, über die Pflege hinausgehende
Arbeiten mitmachen und behandelten sie schlecht. [….]
Hurra,
als 60+Inder kann man Inuit-Geronten nur beneiden.
Wenn diese von ihren Kindern auf einer
Eisscholle ausgesetzt werden, können sie sich wenigstens ausziehen und/oder ins
Wasser gleiten. Bei den Temperaturen kommt der Tod dann relativ schnell.
In
Indien ist hingegen langsames Verhungern die wahrscheinlichste Option.
Das
dauert…
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