Wir Amis
sind ja schwer beeindruckt von Alter und Geschichte, weil wir so wenig haben.
Väter geben ihren Söhnen ihren eigenen Vornamen und hängen dann ein „II.“ dran;
der Zweite.
Einer
meiner Cousins trug diese Sitte schon in die nächste Generation; wir haben also
schon einen „III.“ in der Familie; das verursacht durchaus schon monarchische
Gefühle; zumal die in einem Haus aus den 1940ern leben, das man in Amerika ob
des gewaltigen Alters als Antiquität betrachtet.
Amis in
Europa sind dementsprechend fassungslos, wenn sie von 2000 Jahre alten Städten
hören, viele Jahrhunderte alten Monarchien oder dem Papsttum, welches ungefähr
bis zum Urknall zurückreicht.
Was so
alt ist und sich so lange halten konnte, muß ja „gut“ sein.
Könnte
man denken. Ist aber nicht so.
In dem
wüsten Sammelsurium aus sich gegenseitig heftig widersprechenden Texten,
welches Christen als „Heilige Schrift“ kennen, gibt es haufenweise historische
Lügen, abstruse Übertreibungen, Brutales, aber auch nette Geschichten.
Vieles
ist moralisch absolut nicht mehr haltbar. Sklaverei, Rechtlosigkeit von Frauen,
brutale Züchtigung von Kindern entstammen eben der archaischen Sicht einer
primitiven Hirtenkultur, die heute auf den Müllhaufen der Geschichte gehören.
Anderes,
wie zum Beispiel die Speisenvorschriften war mal gut gemeint; sollte die
Menschen vor Krankheit bewahren.
Meeresfrüchte
und Schalentiere unter antiken Bedingungen in einer klimatisch sehr warmen
Gegend zu verzehren ist natürlich ungesund. Botulismus kennt man als schwerste Form der Fischvergiftung; es gibt
aber auch diverse Toxine, sowie andere bakterielle oder virale Verunreinigungen
bei Schalentieren.
Mit der
Erfindung des Kühlschrankes und der Fähigkeit Eis in großen Mengen
herzustellen, sind die biblischen Anweisungen natürlich obsolet.
Eine
sinnvolle Sache an den uralten Institutionen ist das Arbeiten bis zum Tod.
So
erspart man sich ein Rentensystem und die Mühe sich um die Gebrechlichen zu
kümmern.
Aber
auch das reißt ein.
Papst Benedikt
XVI., 90, arbeitet schon seit vier Jahren nicht mehr richtig. Dennoch benötigt
er ein ganzes Kloster für sich, knappst kostbare Gänsi-Zeit von Franziskus ab
und nörgelt auch noch rum, wie zuletzt vor zwei Wochen geschehen bei der
Meisi-Beerdigung. Gänswein verlas Ratzis Grußwort, welches sofort als bittere Kritik an Bergoglio gedeutet wurde.
Einmal
mehr wurden die Ultrakonservativen in ihrer Meinung bestätigt, daß ein Papst
gefälligst amtieren soll bis er den Löffel abgibt.
Kollegin
Elisabeth II., 91, Königin seit 65 Jahren, ist nicht so eine Lusche und steht
voller Tatkraft im Berufsleben. Allerdings fängt ihr Mann, Prinz Philip, mit
gerade mal 96 Jahren das Faulenzen an. Nach lediglich 70 Jahren täglicher
Pflicht und 22.219 öffentlichen Terminen, will er nun kürzer treten.
Hoffentlich
reißt dieser Schlendrian nicht ein.
Papst
Franz, 80, der jugendliche Kirchenerneuerer, sägte doch tatsächlich Kardinal
Müller ab.
[….]
Papst Franziskus hat sich überraschend
von einem seiner ranghöchsten Mitarbeiter getrennt. Wie die Katholische
Nachrichtenagentur am Freitagabend im Vatikan erfuhr, wird die Amtszeit von
Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Leiter der Römischen Glaubenskongregation
nicht verlängert.
Müllers Amtszeit endet
demnach nach fünf Jahren fristgerecht am 2. Juli. Über die Gründe für die
Entscheidung von Papst Franziskus wurde zunächst nichts bekannt.
Müller verdankte seine
Ernennung im Jahr 2012 dem damaligen Papst Benedikt XVI. Im Jahr 2014 erhob
Franziskus ihn zum Kardinal. Zwischen Müller und Papst Franziskus hatte es in
den vergangenen Jahren Meinungsverschiedenheiten in moraltheologischen Fragen
gegeben. Zuletzt hatte Müller am 25. Mai in einem Fernseh-Interview die
Tatsache kritisiert, dass Franziskus drei Mitarbeiter des Kardinals gegen
dessen Willen entlassen hatte.
[….]
(Domradio,
30.06.2017)
Das ist
blöd.
In
erster Linie ist es natürlich blöd für Atheisten wie mich, weil in der Person Müller so ziemlich alles Negative
kulminierte, das man sich vorstellen kann. Er ist die Apotheose des Kirchenhorrors und somit
die beste Werbung für Konfessionslosigkeit.
(…..)
Die besten Helfer der Kirchenaustrittswelle sind natürlich die myridadenfachen
Kinderfickereien, die zölibatäre Geistliche überall auf der Welt begehen und von
ihren vorgesetzten Bischöfen gedeckt und vor der Polizei geschützt werden.
In
besonders widerlichen Fällen, wie zum Beispiel in Regensburg unter dem
damaligen Bischof Müller, werden sogar die Opfer unter Druck gesetzt und dafür
dem Sextäter aktiv neue kleine Jungs zugeführt, die er dann wieder
vergewaltigte. (….)
Pech
haben aber auch Franz und die Regensburger, da Müller, geboren am 31. Dezember
1947, natürlich noch so ein junger Hüpfer ist, daß er jetzt nicht senil vor
sich hinsabbernd die Klappe hält.
Er hat
noch nicht aufgegeben, weiß daß er selbst als papabile gilt. Auch Ratzi war vom
Posten des Chefinquisitors aus Papst geworden.
Das ist
nicht so ungewöhnlich, da der oberste Glaubenshüter qua Amt mit allen Papst-wahlberechtigten
Kardinälen in engem Kontakt steht und perfekt Netzwerke anlegen kann. Es gibt
genügend Kardinäle, die Bergoglio für ein theologisches Leichtgewicht halten
und wieder einen strengen Zuchtmeister an der Spitze wollen.
Müller
ist elf Jahre jünger, an seinem radikalen Konservatismus besteht kein Zweifel und
außerdem hat Bergoglio nur einen Lungenflügel.
Da geht
noch was.
Fragt
sich nur, wo man Müller so lange parkt, während der argentinische Zehenlutscher
mit den schwarzen Klumpschuhen im Vatikan rumgeistert.
Wie sein
enger Freund, mein Lieblingsbischof Tebartz-van Elst,
flüchtet Müller offenbar erst mal nach Bayern.
TVE
wartet mit den mächtigen Bayern Mixa, Gänsi, Müller und den Ratzi-Brothers auf
ein Comeback.
[….]
Kardinal Müller kehrt nach Regensburg
zurück - und nicht jeder freut sich. [….] Der Kardinal schaut von oben herab. Der Altar steht auf einer Empore,
sechs Stufen ist Gerhard Ludwig Müller, 69, hinaufgestiegen. Der Dekan tritt
ans Pult, nennt Kardinal Müller "einen überzeugenden Hirten". Oben
der Hirte, unten die Schafe. Oben roter Teppich, unten harte Bierbänke. Es
müllert wieder im Bistum Regensburg. [….]
"Dabei werden wir
auf ein segensreiches Jahrzehnt zurückblicken, in dem Kardinal Müller als
Bischof der Diözese Regensburg diente", kündigt das Bistum an.
[….]
Segensreiches Jahrzehnt? Das Bistum
Regensburg reicht von Wunsiedel in Oberfranken bis Landshut in Niederbayern,
von Deggendorf bis Amberg. Man kann nicht messen, wie viel verbrannte Erde
Müller auf diesen 15 000 Quadratkilometern hinterlassen hat. Ein Flächenbrand
war es schon, als er 2005 das Laiengremium des Bistums abschaffte und durch ein
Diözesankomitee ersetzte. Am Dom trafen sich damals Hunderte Katholiken zum
Protest, sie fühlten sich regelrecht kastriert in ihrer Mitsprache. Autoritär,
abgehoben, arrogant, das sagten die Demonstranten über ihren Bischof. Für diese
Leute war Müller nicht Diener, sondern Diktator. Sie waren heilfroh, als Papst
Benedikt ihn nach Rom holte.
Die Bistumsspitze
dagegen hofiert Müller bis heute. Auch unter dem derzeitigen Bischof Rudolf
Voderholzer, heißt es, herrsche Müllers Geist. Nun also lässt das Bistum den
Geist auch leibhaftig wieder aus der Flasche. Ausgerechnet jetzt. Jetzt, da dokumentiert ist, dass mehr als 500
Chorknaben der Regensburger Domspatzen jahrzehntelang misshandelt oder
missbraucht wurden. Da dokumentiert ist, dass Müller Verantwortung trägt für
die "Schwächen der Aufarbeitung" des Domspatzen-Skandals. So steht es
im Schlussbericht, den der unabhängige Aufklärer Ulrich Weber präsentiert hat.
Das Bistum holt Müller trotzdem auf die Altarbühne nach Sulzbach-Rosenberg -
und stellt ihn auf den roten Teppich.
[….]
Für Voderholzer, das
ist bekannt, war Müller ein Mentor. Inhaltlich liegen die beiden nah
beieinander, beide Dogmatiker, "Ratzingerianer", erzkonservativ.
Beide "halten an einer Theologie fest, die in der Jetzt-Zeit problematisch
ist", sagt Sigrid Grabmeier von der katholischen Reformbewegung "Wir
sind Kirche". Auch der Führungsstil habe sich unter Voderholzer nicht
geändert: "Es herrscht immer noch die Idee, dass der Bischof als Person
eine Autorität ist." [….]
Vielleicht kein Zufall, dass der
hochmütige Franz-Peter Tebartz-van Elst nach Regensburg zog, als er wegen
seiner Prunksucht aus dem Bistum Limburg rausgeflogen war. Auch die Kritik an
Tebartz-van Elst bezeichnete Müller damals als Kampagne gegen die Kirche. [….]
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