Wenn es
im Wahlkampf so richtig schlecht läuft für eine Partei, wird immer dieselbe
Schallplatte aufgelegt. Da gibt es nur eine Standardantwort; raus aus den
Parteibüros, raus aus den Parlamenten und rein ins Volk.
Pünktlich
zum Wahlkampf wird die Bürgernähe entdeckt, man geht auf Tour, will die Wähler
zu Hause besuchen, mit ihnen Grillfeste veranstalten und Give-aways verteilen.
Währenddessen
sind die „klügsten“ Köpfe der Partei, gegenwärtig also beispielsweise Herr
Altmaier und Frau Nahles, damit beschäftigt ein Wahlprogramm auszutüfteln, weil
Journalisten und der Parteibasis die Programmatik so viel bedeutet.
Die
Strategie der Hausbesuche wurde natürlich auch von der debakulierden
Grünen-Spitze ausgegeben, als sie ihre Partei in Umfragen zielsicher gen 5% führten.
[….]
Wenn das nächste Mal jemand unangemeldet
an Ihrer Haustür klingelt, ist es vielleicht Katrin Göring-Eckardt. Oder ihr
Wahlkampfpartner Cem Özdemir.
Seit März gehen die
Grünen-Spitzenkandidaten gezielt auf Werbetour, überraschen Bürger und fragen:
Was treibt Sie denn gerade politisch so um?
Die Parteibasis soll
das nachmachen, "zieht mit uns von Tür zu Tür und begrünt das Land",
rufen die Grünen per Video auf. Özdemir sagt im Clip: "Das ist echt immer
lustig, man lernt interessante Leute kennen." [….]
Der
Erfolg der Aktion war das Rausfliegen aus dem Landtag bei der Saarlandwahl am
26.03.2017, als es nur zu erbärmlichen 4% reichte und ein Minus fünf
Prozentpunkten und 15 Sitzen bei der NRW-Landtagswahl am 14.05.2017. Lediglich
bei der Schleswig-Holstein-Wahl am 07.05.2017, als man stark auf den
Spitzenkandidaten Habeck setzte ging es mit einem Minus von 0,3 Prozentpunkten
glimpflich aus.
Da
Bürgerbegegnungen-Hausbesuche-Grillfest-Wahlkämpfe also so richtig schön
schiefgehen, will der abgetauchte Martin Schulz das jetzt auch machen.
[…..]
Weiter, immer weitermachen
Martin Schulz will mit
seiner Sommertour entspannte Bilder für die SPD produzieren - stattdessen muss
er immer wieder über die Randale beim G20-Gipfel reden. […..]
Diese
simulierte Bürgernähe durch die Provinz sollte man sich grundsätzlich sparen.
Erstens
erreicht man da am Tag nur ein paar Hundert Wähler – wenn es gut läuft – und zweitens
kommen nur die Leute zu den Parteiveranstaltungen, die diese Partei ohnehin
wählen.
Diese
Touren durch die Provinz sind genauso irrelevant für den Wahlausgang wie die Wahlprogramme, die niemand interessieren und die auch
nicht gelesen werden. Sonst wäre Merkel niemals ohne irgendeine Programmatik seit 12 Jahren Kanzlerin.
Ich
bedauere diesen Zustand. Mir wäre es lieber, wenn alle Wähler rein rationale Wesen
wären, die genau die Programme vergleichen und ernsthaft mit allen Kandidaten
diskutieren wollen.
Es ist
aber nun mal nicht so.
Die
allermeisten Bürger wählen aus einem diffusen Bauchgefühl heraus, nach
Sympathie, oder vielleicht auch aus Trotz.
Daher
werden Grüne und SPD mit ihrem öden herkömmlichen Wahlkampf auch wieder einmal
scheitern.
Und dann
werden sie sich wundern, weil sie doch im Wahlkampf einen ganz anderen Eindruck
hatten. Ihre Veranstaltungen waren doch immer so gut besucht und alle waren
guter Stimmung.
Die
langen Gesichter sehe ich jetzt schon vor mir.
Es wird
aber nicht begriffen, daß nur wenige tausend Leute zu den Veranstaltungen
gehen, während Politiker mit einem zugespitzten Satz auf einen Schlag viele
Millionen per TV und Internet erreichen.
Ror und Grün scheinen nicht rechnen zu können.
Tumb tapern Olaf Scholz und die SPD in die Falle, indem sie mit offenen Ohren in die
Hamburger Schanze gehen und sich dort demokratisch vorbildlich, zusammen mit Bundespräsident
Steinmeier den Betroffenen stellen.
Merkel
ist viel schlauer und die paar Hamburger, denen Autos und Geschäft abgefackelt
wurden, sind ihr herzlich egal. Sie, die ja schließlich den Gipfelort Hamburg
bestimmt hatte, die also die eigentlich Verantwortliche ist, lässt sich also nicht
in den Tagen danach dort blicken, wo man nur schlechte Bilder produzieren kann.
Olaf Scholz darf sich den Ärger abholen und Merkel ist entschwebt.
Sie
taucht ab, wenn die WORLD WIDE WUT tobt.
Merkel
profitiert sogar noch, indem sie die negativen Eindrücke der SPD anlastet.
[……]
Ausschreitungen in Hamburg - Scholz' Schuld?
[….]
Scholz kommt zusammen mit Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier. Hamburgs Regierungschef kann diese moralische
Unterstützung brauchen, denn er steht nach dem Gewaltwochenende rund um den
G20-Gipfel heftig in der Kritik. Scholz habe die Gefahr unterschätzt, Warnungen
vor Ausschreitungen leichtfertig abgetan - so lauten die Vorwürfe von der
Hamburger Opposition, von der Deutschen Polizeigewerkschaft und auch von
Bürgern der Hansestadt selbst.
[….] Er
habe Merkel angesprochen - ein Halbsatz - der deutlich machen soll: Dass die
Kanzlerin die schönen Gipfelbilder einheimst und sich dann noch als die große
Kümmerin inszeniert und er jetzt der alleinige politische Verantwortliche sein
soll, das darf so nicht stehen bleiben.
Denn die Lage ist so:
Dass der Gipfel überhaupt in Hamburg stattfand, das hat die Bundesregierung,
also Merkel entschieden. Aber anders als Scholz steht Merkel jetzt kaum unter
Beschuss. Das empfindet nicht nur Scholz als ungerecht, führende Genossen
springen ihm zur Seite. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz betont in seinem
Statement zu den Ausschreitungen: Der G20-Gipfel habe auf Einladung der
Bundeskanzlerin stattgefunden. SPD-Vize Ralf Stegner sagt dem SPIEGEL:
"Die Sicherheitsentscheidung war eine der Bundeskanzlerin. Wer jetzt
parteipolitisch die Verantwortung der SPD zuschieben will, der liegt
falsch."
Damit ist Hamburg zum
Wahlkampfthema zwischen Union und SPD geworden. Wer hat was falsch
eingeschätzt? Wem gelingt auch nach den Ausschreitungen in der Hansestadt
besser, das Vertrauen der Bürger in Bezug auf innere Sicherheit (wieder) zu
gewinnen? [….]
Merkel
versteht die Macht der Bilder und weiß wie man sich selbst ins beste Licht
setzt. Insbesondere indem sie immer wieder abtaucht, wenn es
unangenehm wird.
Martin
Schulz und das Willy Brandt-Haus sind leider Wahlkampf-unfähig und so nähert sich
die SPD auch wieder der 20%-Marke.
Sigmar
Gabriel weiß schon eher wie es geht und poltert jetzt mal richtig gegen die Kanzlerin.
So muß
es laufen.
Leider
wird damit aber noch augenfälliger was für eine Pfeife Martin Schulz ist.
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