Vor ein paar Tagen hielt ich abends um 23.00 Uhr mitten auf der Straße bei einer Altglas- und Altpapiersammelstelle an, stellte den Warnblinker an und entsorgte haufenweise Altpapier.
Auf den Containern
prangt in Versalien, man solle nach 19.00 Uhr nichts mehr einwerfen.
Aber ich
vermutete, damit sind nur Flaschen gemeint. Papier macht schließlich keinen
Lärm beim Einwurf und außerdem konnte ich nur deshalb quer auf der Straße
halten, weil um die Uhrzeit ohnehin niemand unterwegs war.
Als ich
wieder wegfahren wollte, sah ich auf dieser leeren Straße ausgerechnet jetzt
einen Polizeiwagen ca 50 m hinter mir. Wie vom Blitz getroffen sprang ich in
meine Karre und wollte entkommen, bevor die mein Nummernschild sehen konnten.
Ich
scheiterte aber bereits 30 m weiter an einer roten Ampel, sah den sich im
Rückspiegel vergrößernden Peterwagen anrollen.
Es kam
wie es kommen mußte. Sie schalteten das Blaulicht kurz an, blendeten auf und
wollten mich offensichtlich kontrollieren. Mist, jetzt waren sie schon so nah
dran, daß ich mich auch nicht mehr unauffällig anschnallen konnte. Schon zwei
Vergehen. Der Polizist auf dem Beifahrersitz setzte eine Lautsprecheranlage in
Gang, forderte mich zu irgendetwas auf, das ich wegen meiner lauten Klimaanlage
und der Musik nicht verstand. Unangeschnallt, quer geparkt, vier Stunden nach
der erlaubten spätestens Uhrzeit Müll abgeladen und nun ignorierte ich auch
noch durch meinen eigenen Höllenlärm die Polizeidurchsagen. Habe ich eigentlich
noch TÜV? Und wollte ich mir nicht schon immer mal diese grüne Umweltplakette
besorgen? Steckt mein Führerschein wirklich im Portemonnaie? Wird den Bullen
auffallen, daß ich es schon seit Ewigkeiten versäumt hatte meine
Aufenthaltsgenehmigung umschreiben zu lassen? Mußte ich wirklich so große
Atheisten-Aufkleber auf der Heckklappe haben? Und wieso, verdammt noch mal,
habe ich nicht längst die Reifen mit mehr als einem Millimeter Profil gekauft?
Inzwischen
war die Ampel grün, aber eine Flucht kam ja wohl nicht mehr in Frage. Ich fügte
mich devot in mein Schicksal, schaltete Musik und Lüftung aus, öffnete mein
Fenster.
Nun
verstand ich die Uniformierten endlich: „Ihre Warnblinkanlage ist noch
angeschaltet!“
Potzblitz!
In der Tat. Durch meinen rasanten Start hatte ich vergessen den Warnblinker
auszumachen. Das holte ich nun nach und machte eine entschuldigende Geste gen
Rückspiegel. Beide Polizisten lächelten und gaben ein Daumenhoch-Handzeichen!
Alles gut.
So kann
es einem ergehen zwei Wochen bevor Trump in der Nachbarschaft einzieht
und die ganze Gegend verschärft überwacht wird.
In
anderen Ländern und insbesondere mit einer anderen Hautfarbe als meiner, können
solche Begegnungen sehr anders ausfallen.
[….] Schläge, Tritte, Schüsse: In den USA müssen
jährlich rund 51.000 Menschen wegen Polizeigewalt im Krankenhaus behandelt
werden. [….] Ärzte des New
York-Presbyterian Hospital haben nun untersucht, wie viele Menschen zwischen
2006 und 2012 wegen Polizeigewalt in US-Krankenhäusern behandelt wurden und ob
die Zahl der Fälle zunimmt. Sie stützten sich auf landesweite Stichproben aus
Notaufnahmen, die etwa ein Fünftel aller Besuche in Notaufnahmen
berücksichtigen und deshalb als repräsentativ gelten. Insgesamt wurden in der
Studie aus dem Fachblatt "Jama Surgery" 355.600 Fälle von
Polizeigewalt ausgewertet.
80 Prozent der
Betroffenen waren der Untersuchung zufolge Männer, das Durchschnittsalter lag
bei etwa 32 Jahren. [….] 1202
Menschen starben an den Folgen von Polizeigewalt, das entspricht etwa 0,3
Prozent Fälle, die untersucht wurden. [….] Die Anzahl könnte seither aber
deutlich zugenommen haben. Laut einer Statistik der "Washington Post"
wurden allein in diesem Jahr bereits 289 Menschen [Jan-Mrz 2017 –T.] in
den USA durch Polizisten erschossen. [….]
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