Freitag, 14. April 2017

Bombenliebe Teil II



Als Sproß einer binationalen Ehe mit ethnisch schmutzigen Vorfahren, kenne ich „Geschichten aus dem Krieg“ von Großeltern/Tanten, die auf verschiedenen Seiten standen.
Sie zogen aber die gleichen Schlüsse: Krieg ist scheiße!
Der zweite Weltkrieg dauerte sechs Jahre an und am Ende herrschte eine überwältigende Kriegsmüdigkeit, die Menschen waren in jeder Hinsicht ausgelaugt. Millionen Soldaten gaben bereitwillig die Waffen ab. Das größte Problem war im Mai 1945 daher auch die Hitlerjugend. Kinder können offensichtlich besser die Auswirkungen der Grausamkeiten verdrängen und sind leichter bereit irgendwelchen völlig irrsinnigen Durchhalteparolen zu glauben.
Ich kenne viele Geschichten aus den letzten Kriegstagen in Hamburg 1945, als die Briten einmarschierten aus erster Hand. Ein Häuserkampf wie in Berlin wurde glücklicherweise verhindert, die Hamburger waren eigentlich froh die Briten zu sehen. Man fühlte sich ohnehin mit ihnen verbunden und kaum ein herumirrender Wehrmachtsoldat wollte noch Widerstand leisten.
Sehr wohl kam es aber noch zu unnötigen Toten, wenn 15-Jährige mit Gewehren, die ihr Leben lang Propaganda-gefüttert wurden, sich den Engländern entgegenwarfen.

Erwachsene hingegen war vollkommen desillusioniert. Vier Jahre lang war Hamburg bombardiert worden. Mehr als 50% der Gebäude waren zerstört, Myriaden Menschen verbrannt. Es reichte wirklich.

Der Krieg in Afghanistan befindet sich nun im sechzehnten Jahr!
2001 ließ George W. Bush Kabul das erste Mal bombardieren.

Was sagt es eigentlich über die Kriegskünste der tausendfach überlegenen Streitkräfte der USA und vieler anderer NATO-Staaten aus, wenn es im Jahr 2017 so weit kommt, daß der US-Präsident seine MOAB (Massive Ordnance Air Blast / Mother Of All Bombs) abwirft?

Die tonnenschwere Bombe vom Typ GBU-43 mit der Sprengkraft von 11.000 Kilo TNT ist die zweitgrößte nichtnukleare Bombe der Welt.
(Das muß Trump schmerzen; Putin hat einen Größeren! Mit 44 t TNT sogar deutlich Größeren.)
Moab ist fast zehn Meter lang, wiegt etwa zehn Tonnen und kostet 15 Millionen Dollar pro Stück.

[….] Beim Abwurf der größten nicht-atomaren Bombe des amerikanischen Militärs in Afghanistan sind nach Angaben von US-Behörden mindestens 36 Kämpfer der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Wie das afghanische Verteidigungsministerium am Freitag mitteilte, wurden bei dem Angriff im Osten des Landes Verstecke der Islamisten sowie ein Tunnelkomplex zerstört. Über die Auswirkung der Bombe war zunächst nichts bekannt gewesen.
Die USA haben nach Angaben ihres Verteidigungsministeriums am Donnerstag erstmals eine Bombe des Typs GBU-43 im Krieg abgeworfen. [….]

Was sagt es eigentlich über die Nationbuilding-Kompetenzen von zwei Regierungs-Administrationen aus, wenn in acht Jahren Bush und acht Jahren Obama niemand ein Plan eingefallen ist, wie man das Land stabilisieren kann, so daß der Krieg mal aufhört?

Was sagt es eigentlich über die Planlosigkeit der USA, wenn der dritte damit beschäftigte Präsident offensichtlich so ahnungslos ist, daß mit der größten möglichen Zerstörungskraft einfach draufgeschlagen wird?

Natürlich haben Taliban und IS keine Moab-adäquaten Waffen. Mit solchen Methoden gewinnt die USA für den Moment immer.
Es nützt nur nichts. Einen Tag später ist Afghanistan immer noch da und die Afghanen sind nicht gerade in Feierlaune.

US-Militärstrategen nehmen es inzwischen schulterzuckend hin. So sei es eben in einem „asymmetrischen Konflikt“, wir gewinnen und die „bad guys“ kommen anschließend immer zurück.

Trump kann am Hindukusch mit seinem Riesending gar nichts gewinnen.
Aber es ist anzunehmen, daß es ihm auch kaum darum geht.

Moab bringt ihm an zwei anderen Fronten einen Sieg.

Erstens sendet er ein warnendes Signal an Xi, Putin und vor allem Kim Jong Un: Don’t mess with me.

Zweitens ist Bombardieren nach wie vor extrem populär in den USA selbst.
Das zeigte schon sein Tomahawk-Beschuss Syriens ein paar Tage zuvor.
Auch das war militärisch völlig sinnlos, bringt den Frieden kein Stück näher, sorgt aber für extrem gute Presse in Amerika.

[….] Ein paar "Tomahawks" - und schon wird Trump von seinen schärfsten Kritikern gelobt. Wer Bomben wirft, der wird geliebt. So irre ist unsere Welt. [….] Jetzt genießt er plötzlich die Anerkennung des sogenannten liberalen Establishments. Warum? Weil er Bomben geworfen hat. Wenn Trump klug ist, lernt er daraus - und wirft noch mehr Bomben. [….]
Der SPIEGEL lobt: "Donald Trump hat es richtig gemacht." Die "Süddeutsche Zeitung" stellt plötzlich fest: Man müsse "Trump zumindest zugestehen, dass sein Instinkt stimmt". Und die "New York Times" feiert Trump für seinen Angriff auf Syrien: "Trumps Herz kam zuerst", schrieb die Zeitung in einer später dann doch noch abgeänderten Überschrift. Sie rief "eine Wende in seiner Präsidentschaft" aus. Zur Erinnerung: Das ist Trumps "Fake News 'NYT', very sad!"-"New York Times".
Man kann sich den Donald geradezu vorstellen, wie er durch sein Oval Office tänzelt und den alten Dinah-Washington-Song variiert: "What a difference a war makes...". [….] Dabei waren die Bomben auf Syrien militärisch sinnlos. Und rechtlich waren sie schlicht ein Verbrechen. [….] Aber das kümmert inzwischen nicht einmal mehr die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die Trumps Angriff im Fernsehen "richtig" nannte.
[….] Trump, der Stimmungspolitiker, hat das erkannt. Das ist sein Instinkt. 
Er wusste, auch wir wollen endlich mal zum Schuss kommen, unsere Raketen abfeuern, unsere Explosionen genießen. 59 "Tomahawks", das waren 59 Orgasmen des guten Gewissens. [….]

Die Menschen stehen auf Bomben und wer die Macht hat dieses Multimillionen-teure Spielzeug einzusetzen wird von der Presse bejubelt.
GBU-43 und Tomahawk sind so etwas wie small-penis-cars für Präsidenten.
Auch wenn man sonst nichts zu bieten hat, ist einem so Aufmerksamkeit und Bewunderung sicher.
Wen schert es da, daß Trump keine Ahnung hat und die Krisen der Welt nur verschlimmert?

2 Kommentare:

  1. 2 Angriffe in einer Woche und als Erstes die Mother o.a.B. mit Erfolg(schon fast 100 tote Boese) geschmissen.
    Nationale und internationale Zustimmung, vor allem von seinen Gegnern und Kritikern aus Politik&Presse/Medien.
    .....

    Oh wie encouraging fuer weitere Schritte gegen North Korea. Vor allem da es zu Syrien niemanden interessiert , dass das ganze, weiterhin bekannt faktisch, illegal an Kongress/UN vorbeiging, zumal, wie auch schon zuvor nicht wirklich klar ist, ob Assad wirklich der Gaser ist. Das Wort alleged steht immer noch zumeist davor. ... bla

    Innerhalb einer Woche legt sich Trump massiv mit Russen, Chinesen, etc. an und schmeisst zwischendurch dummbonus beeindruckend? se Mother irgendwo in A. ...

    Die Einleitung in einen ... "Nearly all U.S. presidents are tested early in their tenures, but the speed with which Donald Trump and his administration have climbed the escalation ladder towards a showdown with North Korea over its nuclear weapons has been dizzying.

    A military confrontation with the heavily armed regime in Pyongyang would be frightening under any circumstances, but the dangers are multiplied by the personalities involved. As two untested and mercurial leaders face off, the world waits to see who will blink first.

    It was just two months ago that President Trump and Japanese Prime Minister Shinzo Abe were dining at Mar-a-Lago when news came of a North Korean missile test, causing the president’s young national security team to scramble for a response before curious diners at the exclusive club. Roughly two weeks later, U.S. and South Korean forces began an annual military exercise that Pyongyang viewed as provocative. Five days later, North Korea launched four ballistic missiles simultaneously into the Sea of Japan, and the U.S. military announced the deployment of an advanced antimissile defense system to South Korea." ... auch ansonsten konfusen Artikel. https://www.yahoo.com/news/trump-north-korea-climbing-escalation-ladder-214052550.html

    Gruss
    Jake


    Ich will gar nicht so sein. Immer diese Ueblkeiten fuer meinen Onlinekumpel.
    Fuers Wochenende jezt mal was entspannendes. Reine scifi Satire .... http://www.huffingtonpost.com/entry/stephen-miller-womens-issues_us_58f0d523e4b0bb9638e331a4?ncid=APPLENEWS00001

    "Miller, 31, will work with Ivanka Trump, the president’s daughter and senior adviser, on women’s issues including family leave and child care, according to Politico’s report."

    "“The image of Stephen Miller, a well-documented misogynist, heading up the White House’s ‘women’s issues’ department would be laughable if it wasn’t so horrifying,”" .....

    wie gesagt, reine Satire ... Nicht so bloed wie Neo, hab ich Morpheus umn vorab Audio/Video gebeten, bevor ich die Scheiss Pille mit Sicherheit nicht nahm ...


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    1. Schöner Link!
      Den Namen Stephen Miller hatte ich mir schon vor einiger Zeit gemerkt, weil der ja selbst im Vergleich zu Typen wie Conway und Bannon noch deutlich unsympathischer ist.

      Da passt auch wieder mal die Optik perfekt. Der sieht auch wirklich so beschissen aus, wie er ist.
      Ich glaube, der Miller wurde aus ein paar Hämorrhoiden-Zellen von Corey Lewandowski geklont.
      Anders kann ich mir diese Kombination aus abstoßender Physionogmie und purer Scheiße im Kopf nicht erklären.

      Oder er ist aus dem Kloschüssel-Hinterlassenschaften von JASON MIller geformt worden.

      https://tammox2.blogspot.de/2017/03/man-staunt.html

      ganz, ganz schlimme Orgasmusbremsen.

      LGT

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