Alle Appelle
auf Böller zu verzichten, Brot statt Böller, Rücksicht auf die Haustiere zu
nehmen oder gar an die vielen Flüchtlinge zu denken, die aus dem realen
Geböllere kommen, haben offenbar wieder kein bißchen die feuerfreudigen
Hamburger erreicht.
Draußen
ballert es mehr denn je.
Homo
homini lupus; so sind sie, die Deutschen. Man gibt sich tierlieb und
flüchtlingsfreundlich, so lange es einen nichts kostet und man nicht wirklich
etwas abgeben muß.
Der
deutsche Michel läßt sich nicht den Spaß verderben.
150
Millionen Euro, um dafür mit Sprengstoff um sich zu werfen, müssen auch dieses
Jahr wieder sein.
Die
Sache mit dem Klimawandel ist auch irgendwie schlimm und wir bedauern die
Menschen in Zentral- und Ostafrika, die zu Zehntausenden jeden Tag an Hunger sterben,
weil es keinen Regen mehr gibt und die Böden immer heißer und trockener werden.
Aber
unser Bedauern geht nicht so weit, daß wir bereit wären Autos mit weniger PS zu
fahren, Tempolimits auf der Autobahn akzeptierten, auf aus Südamerika
eingeflogene Billig-Rosen und Himbeeren aus Südafrika zu verzichten, nur weil
die ihr eigenes Gewicht an Kerosin in die Atmosphäre blasen. Und schon gar
nicht verzichten wir auf unseren extrabilligen Mallorca-Flug zwei Mal im Jahr.
Dann sollen
lieber die Leute in Afrika verhungern oder die Typen in Bangladesh weggespült
werden.
Wir sind
natürlich auch unheimlich tierlieb, teilen Millionen Katzenvideos auf Facebook
und statten jedes zweite Profilbild mit dem Haushund aus.
Aber die
Tierliebe darf einen auch nicht einschränken.
Billigfleisch
wollen wir trotzdem drei Mal am Tag fressen und kümmern uns einen Scheißdreck
um die Zustände in niedersächsischen Geflügelmastanlagen und den Bayerischen
Schlachthöfen.
Und
klar, das mit den Familien, die in Aleppo abgemurxt werden, gefällt uns auch
nicht. Ganz schrecklich. Kann da nicht mal Frieden herrschen?
Nur geht
unser Mitleid nicht so weit, daß wir den im Bombenhagel ausharrenden Kindern
wirklich helfen würden.
Und daß
wir auf die schönen Gewinne aus den Waffenexporten verzichten, ginge wirklich
zu weit. Dann schon lieber endloser Bürgerkrieg. Dafür statten wir auch die
gegnerischen Kriegsparteien mit deutschen Waffen aus.
Die
christliche CSU will neuerdings die Flüchtlinge, die von Foto-Uschis Marine im
Mittelmeer aufgelesen werden – also diejenigen, die nicht zu den über 5.000
gehören, die aus CSU-Sicht optimalerweise gleich ertrunken sind, nun illegal und
völkerrechtswidrig ohne Anhörung direkt wieder Algerien und Marokko an Land
bringen.
[….]
Im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge
sollen nach dem Willen der CSU künftig in Afrika abgesetzt werden. „Wir müssen
umgehend auch auf der zentralen Mittelmeerroute den Automatismus durchbrechen,
dass alle geretteten Menschen nach Europa gebracht werden“, zitiert die
„Rheinische Post“ aus einem Beschlusspapier der CSU-Landesgruppe im Bundestag
für die Klausur kommende Woche im bayerischen Kloster Seeon.
[….]
Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl
protestierte umgehend gegen die Vorstellungen der CSU und machte darauf
aufmerksam, dass es rechtswidrig wäre, sie zu verwirklichen. Ihr
Geschäftsführer Günter Burkhardt sprach von einem „ Frontalangriff auf die
Geltung der Menschenrechte in Europa.“ Die Genfer Flüchtlingskonvention, die
auch Deutschland bindet, verbietet Abschiebungen vor allem in Staaten, in denen
den Abgeschobenen Folter oder andere unmenschliche Behandlung droht oder die
sie ihrerseits in solche Staaten abschieben könnten. Auch die Europäische
Menschenrechtskonvention steht dem entgegen. [….]
Moral,
Amoral, scheißegal – so das bekannte Parteimotto der Seehofer-Epigonen.
Unser
deutscher Vertreter in der EU-Regierung, Heldenkommissar Oettinger, der von Zwangshomoehe und Schlitzaugen mit schwarzer Schuhcreme im Haar orakelt, sorgt
inzwischen dafür, daß immer mehr Afrikaner geradezu gezwungen werden gen Europa
zu fliehen.
An ihrem Elend verdient die EU schließlich.
EU-Importe torpedieren
Afrikas Wirtschaft
Viele Landwirte in Afrika leiden unter
Lebensmitteln, die aus der EU importiert und von der EU subventioniert werden.
Diese drücken die Preise und zwingen Bauern
zum Aufgeben - und verstärken dadurch den Wunsch nach einer Flucht über das
Mittelmeer.
[….]
Abraham Kampelege betreibt ein lohnendes
Geschäft am Abeka-Markt in Ghanas Hauptstadt Accra: Er handelt mit
tiefgefrorenem Hähnchenfleisch. Der Name seines Ladens ist Programm:
"Cheaper Land Coldstore". Sein Verkaufsschlager sind Hähnchenschenkel
aus Holland, die Zehn-Kilo-Box für 85 ghanaische Cedi, etwa 19 Euro. "Die
Leute schätzen unsere Qualität", sagt der Händler im weißen Kittel,
"und es ist praktisch für die Leute, einzelne Schenkel zu bekommen. So
können sie genau so viel einkaufen, wie sie brauchen".
Gut zwanzig Meter
weiter sitzt George Aguzia vor einem vergitterten Holzverschlag, in dem lebende
Hühner vor sich hin scharren. Ein Fünf-Kilo-Exemplar kostet bei ihm 50 Cedi,
etwa elf Euro. Für einen kleinen Aufpreis bekommt der Kunde das Tier gleich
geschlachtet und gerupft. "Frischer geht es doch nicht", sagt er,
"und bei uns wissen die Leute wenigstens, woher die Hühner kommen."
Die Tiefkühlware aus dem Ausland dagegen, da wisse man nicht, wie oft sie schon
angetaut sei, schließlich hat Ghana immer wieder mit Stromausfällen zu kämpfen.
"Und wer weiß, womit die Tiere vorher gefüttert wurden?"
Argumente, die nicht
von der Hand zu weisen sind. Nur: Die tiefgefrorenen Hähnchenteile aus dem
Ausland sind billiger als die frischen aus heimischer Züchtung. George Aguzia
sagt, er habe seit drei Tagen kein einziges Tier verkauft.
[….]
Geflügelanbieter in Westafrika leiden
schon seit Jahren unter billigen europäischen Importen. Ähnlich ergeht es der
afrikanischen Milchwirtschaft, die mit Milchpulver von Nestlé konkurrieren
muss, oder den Tomatenanbauern, die im Wettbewerb mit Tomatenmark aus Italien
stehen. Das Paradoxe: In fast allen Ländern Afrikas leben die Menschen
mehrheitlich von der Landwirtschaft. Trotzdem exportieren sie relativ wenige
Agrarprodukte, im Gegenteil: Sie importieren sogar Lebensmittel, selbst aus Europas
Industrienationen.
Ein Grund für diese
erstaunliche Handelsstruktur: Die EU unterstützt ihre Bauern mit Subventionen,
diese können ihre Produkte dann sowohl in Europa als auch außerhalb zu sehr
niedrigen Preisen anbieten. Afrikas Landwirten bereitet diese Politik Probleme.
Die künstlich verbilligten Produkte aus Europa drücken nicht nur die Preise,
sie erschweren auch die Entwicklung einer Agrarindustrie, die mehr
Arbeitsplätze schaffen könnte als die reine Landwirtschaft. Ein absurd
erscheinendes Beispiel: Der Ananas-Saft in einem der großen Supermärkte von
Accra stammt nicht etwa aus Ghana selbst, das zu Afrikas wichtigsten
Ananas-Anbaugebieten zählt, sondern von der österreichischen Marke Rauch, abgefüllt
in Ungarn.
Geht es nach der EU,
soll künftig noch mehr exportiert werden [….][….]
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