Heute
geistert eine Meldung durch die deutschen Zeitungen, nach der die Deutschen
sehr viel weniger anfällig für populistische Thesen
sind, als die anderen EU-Länder.
Das
liest man ja irgendwie gern. Die Deutschen als geläutertes Volk, welches aus Erfahrung
klug geworden Toleranz gelernt hat.
Deutschland,
glücklich Bildungsstaat?
Das
würde auch den Populismus der AfD-Führung erklären. Alexander Gauland ist
offenbar total auf den Kopf gefallen und verfügt über keinerlei
Allgemeinbildung.
So
verkündete er am Wochenende, Österreich und Deutschland wären vor 1866 ein Land
gewesen.
Da
erinnere ich mich gleich an Evelyn Rolls Ratschläge und will bei solchen Thesen
ausdrücklich dazu sagen: Das ist selbstverständlich blanker Unsinn, was der
AfD-Geront da faselt.
Aber um
auf die nette „Deutsche sind nicht populistisch“-Erkenntnis zurück zu kommen,
sollte man genauer ansehen, wer das behauptet.
In
diesem Fall ist es eine „YouGov“-Studie.
„YouGov“
ist ein von britischen Konservativen betriebenes Pseudoinstitut, welches sich
nur auf nicht repräsentative Online-Befragungen stützt und diese dann willkürlichen
Multiplikatoren versieht, um sie angeblich repräsentativ zu machen.
Die
SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung dürfte deutlich seriöser sein und kommt auch
zu anderen Zahlen.
[….]
Mit einer ähnlichen Thematik beschäftigt
sich auch eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die am Montag in Berlin
vorgestellt wurde (zum Download). Mehr als ein Viertel der
Deutschen teilt demnach sogenannte "neurechte" Einstellungen - ein
Einstellungsmuster, das etwa eine vermeintliche Unterwanderung durch den Islam
umfasst, ein "Meinungsdiktat" behauptet und eine nationale Rückbesinnung
gegen die EU fordert. 84 Prozent der AfD-Wähler
teilen solche Meinungen. Überhaupt sind die Anhänger der Partei im Vergleich zu
2014 deutlich nach rechts gerückt. Besonders
gegenüber Flüchtlingen, Migranten und Muslimen sind sie der Studie zufolge
menschenfeindlich eingestellt. [….]
Nach wie
vor gilt eben: Traue keiner Umfrage, die du nicht selbst gefälscht hast.
Also
wissen wir nicht wie Populismus-anfällig „die“ Deutschen sind und schon gar
nicht wie genau es im Vergleich mit anderen Ländern aussieht.
Betrachte
ich aber die Wahlergebnisse von Parteien, die sehr populistisch daherreden, also
insbesondere die ständigen absoluten CSU-Mehrheiten in Bayern, meine ich, daß
der Hang zum Populismus in Deutschland recht ausgeprägt ist.
Dafür
steht insbesondere die Bundestagswahl von 1990, als die Kohl-Merkel-CDU im
nationalen Rausch versprach, die deutsche Vereinigung könne man aus der Portokasse
zahlen, dafür würde nie Steuern erhöht und schon bald gäbe es blühende
Landschaften in der DDR.
Das war
selbstverständlich populistischer Unsinn und nahezu jeder Fachkundige
bescheinigte dem SPD-Kanzlerkandidaten Oscar Lafontaine das sehr viel
realistischere Szenario.
Aber die
CDU gewann groß, die SPD wurde für die nicht populistische, sondern ehrliche
Wahlkampagne abgestraft.
Daher
schlage ich dringend vor sich nicht gemütlich auf der Erkenntnis auszuruhen,
die Deutschen folgten ohnehin keinen Populisten.
Wichtig
ist, den gefährlichen Rechtspopulisten der immer radikaler und immer faschistischeren AfD
konsequent entgegen zu treten, zu widersprechen, sichtbar zu sein.
Anders
als in gewissen südöstlichen Bundesländern, gelang das am Wochenende in Hamburg
recht gut. Die bedröppelte AfD bekam keine Hundert Leute zusammen und traute
sich dann angesichts der gewaltigen Überzahl der AfD-Gegner gar nicht mehr
überhaupt loszumarschieren.
[….]
AfD sagt Protestzug ab – Demonstration
friedlich beendet
[….]
Gegen eine Demonstration der AfD sind am
Sonnabend in der Hamburger Innenstadt Hunderte Menschen auf die Straße
gegangen. Nach Polizeiangaben kamen rund 100 Teilnehmer zu der AfD-Kundgebung
am Hachmannplatz vor dem Hauptbahnhof, zu der rund 500 erwartet worden waren.
Die Zahl der Gegendemonstranten schätzten die Beamten auf 1000 bis 1500. Die
knapp einstündige Veranstaltung sei ohne Zwischenfälle verlaufen, hieß es. Auf
einen Demonstrationszug verzichteten die AfD-Anhänger überraschend.
[….]
Die AfD hatte auf ihrer Facebook-Seite
dazu aufgerufen, sich um 14.30 Uhr am Hachmannplatz zu versammeln. Das Motto
der Demonstration lautete: "Die Opfer von Straftaten nicht vergessen –
mehr Sicherheit für Hamburg. Polizei und Justiz müssen endlich
durchgreifen." [….] Unterdessen
riefen AfD-Gegner vor allem über die sozialen Netzwerke zu spontanen
Gegenprotesten auf. Die Reaktionen auf die Aktion im Internet waren zahlreich.
[….]
(HH Abendblatt, 21.11.16)
Wo immer
man auf AfD trifft, soll man ihnen vehement widersprechen.
In Foren, auf Facebook, bei Demos und
natürlich auch durch Zuschriften, wenn Storch und Co in den Talkshows sitzen.
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