Samstag, 18. Juni 2016

Faschistoides Missverständnis.



Dieser Zusammenhang scheint wohl in allen Ländern zu stimmen.
Lügen, Legenden, Verschwörungstheorien gedeihen im rechten Umfeld aus zwei Gründen besser. Zum einen sind diejenigen, die so etwas verbreiten grundsätzlich amoralischer, sonst wären sie ja keine auf Minderheiten eindreschenden Rechten.
Zum anderen kann man sich in dem Umfeld solche Thesen eher leisten, da die Zuhörer ungebildeter und unkritischer sind.

Rechte sind aber auch ungenierter und können daher viel intensiver als normale Menschen heucheln.

Akif Pirinçci und Eva Herman sind gute Beispiele dafür.
Gerade sie, die jahrelang intensiv dafür stritten, daß anderen Menschen ihre Rechte beschnitten werden, flippen umso heftiger aus, wenn sie ihre eigenen Rechte bedroht sehen.
Mehr noch, die beschreien den Verlust ihrer Rechte, wenn dies gar nicht der Fall ist.
Beide beklagten öffentlich Zensur, Publikationsverbot und Einschränkungen der Meinungsfreiheit.
Sie würden mundtot gemacht und dürften nicht sagen was sie wollten.
Pirinçci, Sarrazin und Herman als Vorkämpfer der Demokratie?
Daß ich nicht lache.

Die Damen und Herren verwechseln Meinungsfreiheit mit Verbreitungspflicht ihrer Meinung.
Sie leben ja sogar davon ihre Meinungen heraus zu posaunen, veröffentlichen laufend Bücher, schreiben Artikel, twittern, treten im Fernsehen auf, werden zu Konferenzen eingeladen, halten Reden auf Kongressen, peitschen Pegida-Demonstranten auf.
Eva Herman war sogar Gesicht eines Verlages und konnte täglich bei KOPP ihre Meinung ausbreiten.
Sarrazins Bücher; allesamt Bestseller werden in unzähligen Blogs und nahezu allen Zeitungen besprochen.

Meinungsfreiheit bedeutet aber nicht, daß jeder, der glaubt etwas zu sagen zu haben, sich dann einen Publizisten aussuchen kann und selbst bestimmt wie oft er damit im Fernsehen auftritt.
99% aller Menschen, die Bücher schreiben, finden nie einen Verlag, der das drucken will.
Sogar J.K. Rowling wurde bekanntlich von sechs Verlagen abgelehnt.
Willkommen in der Wirklichkeit.
Für solche Fälle gibt es Selfpublishing.
Man kann seine Gedanken in ein Blog tippen und so viel veröffentlichen wie man will. Man kann bei großen Online-Versendern ein Ebook generieren.
Oder wer er gerne gedruckt auf Papier hat, kann auf eine Kosten ein BOD.de („Book on Demand“, Ruckzuckbuch.de, top-buch.de,…) drucken lassen.

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, daß die Verbreitung der eigenen menschenfeindlichen Meinung im öffentlich finanzierten Rundfunk eingeklagt werden kann.

Es ist glücklicherweise Konsens, daß man nicht von „Negern“ (CSU-Minister Herrmann) spricht oder orakelt, die Juden hätten selbst Schuld an den KZs (CDU-MdB Martin Hohmann).

Antisemitismus, Befürwortung von Sklaverei, also Rassismus und krasse Misogynie sind im deutschen Fernsehen nicht gern gesehen.
Das ist too much.

Eine Eva Herman ist zudem für ihre Relativierungen der Hitlerzeit schon aus einer laufenden TV-Sendung geworfen worden.

Natürlich jammerte sie sich anschließend durch alle rechten Medienportale und beklagte die Abschaffung der Meinungsfreiheit.
Die Komikerin. Die Komikerin spricht unablässig. War rund um die Uhr gebucht, um bei jeder obskuren Christenveranstaltung zu referieren, veröffentlichte ein Dutzend Bücher, ist bis heute Darling diverser neokonservativer Netzwerke und beklagt sie dürfe nicht sprechen.
Herrmann darf ihre Meinung äußern und tut das auch dauernd.
Lediglich in einem Fall, als sie von der angeblich so guten Familienpolitik Hitlers losfaselte, befand Herr Kerner das müsse nun nicht in einer öffentlich finanzierten Sendung passieren.

Nein, wie gesagt, das sind die Dinge, die im öffentlichen TV nicht akzeptiert werden: NS-Verherrlichung, Rassismus, Antisemitismus.

Bei Schwulen vollziehen die öffentlich-rechtlichen Redaktionen diesen Schritt jedoch inkonsequenterweise nicht.
Dabei haben die öffentlichen Auftritte homophober Personen durchaus negative Effekte.

Wozu katholische Schwulenhetze führt, haben wir 2013 in Frankreich erlebt. 
In unserem traditionell eher homophilen Nachbarland hatten sich die homophoben Übergriffe verdreifacht, seit die liebe RKK des allseits so geschätzten Papst Franz sich so massiv in die französische Gesetzgebung einmischte.
Und auch in Hamburg geschah letzte Woche das Unvorstellbare: Mehrere gewalttätige Übergriffe auf Schwule im Zuge des CSDs. Zwei Opfer liegen immer noch im Krankenhaus.

Vom deutschen BND und seinen Schwesterorganisationen ist diesbezüglich allerdings rein gar nichts zu erwarten. Ihre Blindheit auf den rechten Augen stellten sie eindrucksvoll unter Beweis.

Maischberger, Will, Illner, Lanz, Jauch und Plasberg sind auf einer Linie mit Saudi-Arabien, dem Vatikan und Jeb Bush, wenn sie öffentlich das Äußern homophober Ansichten als Teil der Meinungsfreiheit fordern oder fördern.

Meinungsfreiheit ist nämlich dann zu Ende, wenn dadurch Menschen zu Schaden kommen und genau das passiert sehr konkret nachts auf den Straßen, nachdem Christenfundis im TV schwulenfeindlich palavern.

Es ist schon eine besonders bizarre Wendung, daß ausgerechnet derjenige, der vor drei Jahren öffentlichkeitswirksam einen TV-Bann für Homophobe forderte, diese Wochenende lautstark rumjammert, weil er vorrübergehend von Facebook gebannt wurde.

Die Rede ist vom nach ganz ganz rechtsaußen abgedrifteten David Berger.

Erst von ganz rechts nach ganz links und nun wieder zurück nach ganz rechts.
Einen besonderen Twist gibt es dabei, da er sich als Schwulensprecher empfindet, aber wie einst Otto Weininger (* 1880; † 1903) als Schwuler hauptsächlich gegen Schwule agitiert.
Der Superhomosexuelle, der stolze Vielficker, strammschwänzige Muskelfetischist und Sneakerschnüffler, der Promiske und Pornophile mit dem gewaltigen Gemächt sieht seine engsten Alliierten in den bekanntesten klerikalen Homophoben Deutschlands.
Dazu braucht es schon besondere Schaltungen in den Synapsen seiner Großhirnrinde.

David Berger, einst ganz stramm Tradi-katholisch, zwischen Piusbruderschaft und Kreuznet mäandernd, später zum Star der linken antiklerikalen Szene avanciert, der Kreuznet zu Fall brachte, sich dann aber mit seinem schwulen Verlag anlegte und seitdem konsequent immer weiter nach rechts rückte, sich an die fanatisch-katholischen Homohass-Frauen Beverfoerde, Kuby und Kelle heranrobbte, bis er sich für Akif Pirinçci einsetzte, hat inzwischen eine neue Freundin.
Tatjana Festerling, PEGIDA-Ikone, die im Juni 2015 bei der Dresdner Oberbürgermeisterwahl 10% holte.
Eine sehr sympathische Frau.

Dann will sie am liebsten eine noch höhere Mauer durch Deutschland ziehen und alle westdeutschen Gutmenschen von den wirklich guten Menschen und Patrioten im Osten trennen. Oder es geht gegen den „Terror der schwul-lesbisch-queeren intersexuellen Minderheit" oder die „verkrachten Gender-Tanten mit ihrem überzogenen Sexualscheiß".

Dr. Berger besprach Frau Festerlings Besuch im Mai 2015 in einer Dresdner „Boys-Bar“ und betont heute, was für eine nette Person Festerling sei.

David Berger auf Facebook


Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling hat mit ihren neuesten, offen rechtsradikalen Aussagen zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge für Proteste gesorgt. Das britische Portal "Mail Online" zitierte Festerling nach einem Interview mit dem Satz: "Wenn sie weiter über die Grenze kommen und man sie nicht einsperren kann, erschießt sie!" Das Blatt hatte Festerling als die "mächtigste Frau des rechtsextremen Deutschlands" vorgestellt - und auch einen Videomitschnitt des Gesprächs veröffentlicht.
Darin bezeichnete die 51-Jährige Deutschland als "Freiluft-Psychiatrie mit der Geisteskrankheit 'politische Korrektheit'". "Wir von Pegida sind die einzigen, die sich nicht um politische Korrektheit scheren", sagte Festerling weiter. "Wir haben keine Skrupel und keine Angst. In Zeiten wie diesen: Scheiß auf Anstand!" Der Kampf gegen die Islamisierung sei "die letzte Schlacht", so die zweifache Mutter.


Berger verließ inzwischen offensichtlich die reale Welt und bewegt sich nun in einem von ihm selbst kreierten Phantasie-Fetischkosmos, in dem er selbst als geistlicher und sexueller Führer seine jungen, muskulösen und makellosen Anhänger in einen Krieg gegen Atheisten, Muslime und Linke führt.

Seine islamophobe Hetze ging inzwischen so weit, daß Facebook seinen privaten Account für 30 Tage sperrte.

Tatsächlich ist Facebooks Lösch-Politik äußerst rätselhaft. Satiriker und Journalisten werden immer wieder gesperrt.
Mein Facebook-Account wurde allein im Mai 2016 zweimal gesperrt, weil ich einen satirischen Kommentar zu einem Bild des fülligen Vaduzer Erzbischofs Haas hinterlassen hatte.

Daher unterstütze ich auch Michel Abdollahis Aktion der letzten Woche.


Im Gegensatz zu mir hat Berger aber keinerlei Probleme seine Meinungsäußerung weiterhin auch verbreiten zu lassen.
Der Mann, der inzwischen Dauerschreiber bei rechtsextremen Portalen wie Compact, der JF oder AfD-Kanälen ist, wird heute unter anderem beim evangelischen Medienmagazin PRO oder Roland Tichy veröffentlicht.

Daß Facebook ein reines Privatunternehmen ist und veröffentlichen kann, was es möchte, begreift der selbsternannte Messias Berger nicht.

Er glaubt er habe ein Recht darauf vom multimilliardenschweren US-Konzern verbreitet zu werden.

„Aber so funktioniert eben heute Zensur: ganz untergründig und ohne dass man dafür eine Begründung geben muss – und sich daher auch nicht verteidigen kann“, erklärte Berger, und weiter: „Die Inquisition war im Vergleich zu Facebook ein Hort der Fairness und Gerechtigkeit.“
(Pro 18.06.16)

Ja, Herr Berger, wir haben uns alle schon mal von Facebook ungerecht behandelt gefühlt.
Aber man muß da schließlich nicht mitspielen.

Dieser Mensch ist sich für nichts zu schade - wenn es ihm nur Beachtung und Aufmerksamkeit bringt paktiert er auch mit Evangelikalen.
Die Lüge von der Zensur ist ungeheuerlich. Auf allen Kanälen (jetzt auch bei Tichy) posaunt er mit immer größerer Schamlosigkeit sein Wüten in die Öffentlichkeit.
Er ist kein Islamkritiker - seit Monaten schimpft und zetert er in unverantwortlicher Weise gegen Muslime, die er unter Generalverdacht stellt. Das ist eine Kreuzrittermentalität.
Kein Mensch hat ihn daran gehindert, diese Abscheulichkeiten zu veröffentlichen. Jetzt hat FB kurzfristig die Reißleine gezogen; dabei hat er genug Kanäle sein Zeugs zu präsentieren.
Die Gier nach Aufmerksamkeit ist schamlos. Er exhibitioniert seine Kruditäten wo er nur kann.
Es ist eine Lüge, daß man sein Hetz- und Haßzeug nicht mehr sagen dürfe - er, wie die AfD und die ganze rechte Mischpoke, tun es ja ununterbrochen bis zum Exzess.
(Wolfgang Brosche – auf FACEBOOK ;) )

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