Mittwoch, 30. September 2015

Der Doofe Rest


Zwischen drei und vier Millionen Menschen haben seit 1990 das Staatsgebiet der ehemaligen DDR verlassen. „Rübergemacht“ nennt man es in dem bizarren Ostdeutsch, das wir Westler bis heute nicht recht verstehen.
Es sind genügend Witze über einzelne Vokabeln wie „Broiler“ oder „Endjahresflügelfigur“ gemacht worden; geschenkt.
Ich meine, diese Unterschiede gibt es zwischen vielen Regionen; schließlich kaufe beim Bäcker auch ein Rundstück oder Brötchen und will nicht das grässliche süddeutsche Wort „Semmel“ oder das Berlinische „Schrippe“ hören.
Aber das sind Albernheiten. Viel gravierender ist, daß „Der Doofe Rest“, also die DDR-Bürger, die in der Ex-DDR geblieben sind, immer noch ganz anders sozialisiert sind und ungefiltert ihren Vorurteilen frönen.

"Menschen im Osten können mit Political Correctness nichts anfangen"
[…]  Zwar zeigt die große Mehrheit der Deutschen weiter Sympathien für Merkels Politik des "Wir-schaffen-das". Im Osten allerdings sieht das Bild ein wenig anders aus, ist die Skepsis größer. […]  In der ostdeutschen CDU wächst deshalb die Sorge, dass sich der schleichende Ansehensverlust der Chefin verfestigen könnte. […]  Der Landes- und Fraktionschef der Thüringer CDU, Mike Mohring: […]  "Weil viele Menschen im Osten DDR-erfahren sind, haben diese an Regierungen eine viel stärkere Erwartung an einen handlungsfähigen Staat und zugleich das Bedürfnis, dass ihnen komplexe Sachverhalte erklärt werden. Mit Political Correctness können sie nichts anfangen", so der CDU-Politiker, der zum konservativen Spektrum in der Bundespartei gezählt wird.
[…]  Marco Wanderwitz […]  einer der jüngeren Bundestagsabgeordneten aus Sachsen, spricht angesichts von Merkels Ansehensverlust von einer "Momentaufnahme". Aber auch er sieht in der Flüchtlingsfrage für die CDU insgesamt "weiteren Erklärungs- und Diskussionsbedarf".
Im 25. Jahr der Einheit ist das Land in vielem noch geteilt, auch in der Flüchtlingsfrage. Laut Wanderwitz gibt es in den ostdeutschen Bundesländern "leider noch immer einen größeren Anteil an Menschen, die schneller für Extremisten und Populisten einfangbar sind".[…]  

Es gibt scheinbar in vielen Teilen Ostdeutschlands gar keine demokratische Aufklärung. Die Menschen hocken schlechtgelaunt in ihren Schmollwinkeln und trauern dem starken Staat nach, der sie rundumversorgt.
Das klingt als Fernanalyse immer noch harmloser als es im direkten Kontakt ist.


Es ist nicht gleich schlimm in allen Ostbundesländern, besonders Sachsen ist „ein Wohlfühlort für Fremdenfeinde”, weil Merkels CDU hier gezielt xenophobe Stimmungen schürt.


Zwar gibt es in den Ost-Bundesländern verglichen zu den Westländern so gut wie keine Ausländer, aber die Ostzonalen fühlen sich dennoch “überrannt” und rechtfertigen Gewalt.


Nur zwei Tage nach dem Brand findet in der 6.000 Einwohner-Gemeinde der große Kirmesumzug statt. Der Brandanschlag ist ein großes Thema. Von Betroffenheit jedoch keine Spur. An einem der Wagen heißt es spöttisch auf einem Plakat: "Abgebrannt ist uns’re Hütte. Gebt uns Asyl, bitte, bitte! Aber kein Container, nein. Kann es vielleicht ein Schlösschen sein?" Von Panorama-Reportern zu dem Brand befragt, zeigen sich die meisten im Ort betroffen über die Tat, manch ein Bewohner sieht aber auch eine gewisse Berechtigung: Viele Menschen seien verunsichert, da der Staat angeblich "alle rein" lasse und zu wenig "fürs eigene Volk" tue. "Wenn wir nicht gehört werden, dann passiert halt sowas", sagt eine Frau. "Dann gibt es halt Menschen, die machen das".


Da ich ebenfalls Ausländer bin; nämlich ein Amerikaner in Deutschland; werde ich von meiner aufmerksamen Regierung seit Jahren immer wieder vor den hiesigen Zuständen gewarnt.
Die United States Embassy Berlin verschickt entsprechende Newsletter an alle in Deutschland lebenden Amis

This message is to inform United States citizens residing in or traveling to Germany that the ongoing refugee situation in the region may cause disruptions at some border crossings and on land transportation networks.  Official checkpoints may be set up on normally open border crossings with other countries, borders may be temporarily closed, or road and rail travel may be halted with little or no warning.  This may cause delays and inconvenience for travelers entering or leaving Germany via bus, car or train.  The U.S. Embassy recommends that U.S. citizens monitor local news for travel updates and be prepared to arrange alternate routes and modes of transport as needed.
We strongly recommend that U.S. citizens traveling to or residing in Germany enroll in the Department of State’s Smart Traveler Enrollment Program (STEP).  STEP enrollment gives you the latest security updates and makes it easier for the U.S. Mission to Germany to contact you in an emergency.  If you don’t have Internet access, enroll directly with the U.S. Embassy or either of the U.S. Consulates in Frankfurt and Munich.
Regularly monitor the State Department’s website, where you can find current Travel Warnings, Travel Alerts, and the Worldwide Caution.  Read the Country Specific Information for Germany.  For additional information, refer to the “Traveler’s Checklist” on the State Department’s website. [….]
 (Message for U.S. Citizens September 14, 2015)

Kanada geht sogar berechtigterweise einen Schritt weiter und warnt inzwischen vor Reisen nach Ostdeutschland.

Crime  [….]
Extremist youth gangs are a threat, particularly in some smaller urban areas and in parts of former East Germany. Gang members have been known to harass or attack individuals because of their race or for looking “foreign”.   Arson attacks on parked vehicles have occurred.
[….]
General safety measures
There has been a significant increase in the number of migrants and refugees entering Europe. Some countries have already experienced disruptions to transportation services, including at ferry ports and railway stations, and have seen major delays at border crossings. The situation also heightens the potential for demonstrations that could turn violent without warning, particularly, at railway stations and other transportation hubs. If you are travelling in the region, monitor local news and follow the advice of local authorities, and contact your transport carrier to determine whether the situation could disrupt your travel.

Ja, vielen Dank auch PEGIDA. So bringt ihr die ostdeutsche Tourismusindustrie noch ganz zum Erliegen.
Aber was soll’s? Damit schießt ihr euch ins eigene Knie und das ist weit harmloser als Flüchtlingsheime anzugreifen.

Natürlich trifft diese Meldung einen Nerv. Michael Kretschmer, Generalsekretär der sächsischen CDU wird vom Handelsblatt mit dem Satz zitiert: „Das entspricht nicht der Realität und ist extrem rufschädigend.“ Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz kritiserte die Warnung ebenfalls, sagte aber auch: "Eines stimmt: Rechtsextreme, Rassisten und Nazis agieren nicht nur verwerflich, sie schaden Deutschland".
Tatsächlich sind die Sorgen der Kanadier nicht völlig unbegründet: In der ersten Hälfte des Jahres 2015 gab es bereits fast so viele Übergriffe auf Asylbewerberheime wie im gesamten Jahr 2014. Außerdem ereigneten sich 2014 47% der fremdenfeindlichen Übergriffe in Ostdeutschland, obwohl dort nur 17 Prozent der Gesamtbevölkerung leben.

Für die Linken ein ziemliches Dilemma, da ihre Basis nun mal Ostdeutschland ist und sie sich als Kämpfer für die ungerecht behandelten Ossis verstehen.
Da will man als letztes generell Ost-feindlichen Stimmungen entsprechen.
Aber dabei geht es in diesem Fall nun einmal gegen rechts und die CDU.

Als am Montag zwei Journalisten auf der Pegida-Demo in Dresden von Anhängern der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung attackiert wurden, reagierte Sachsens Grüne-Landeschefin Christin Bahnert mit einer Formulierung, die vor einigen Jahren schon einmal heftige Debatten zur Willkommenskultur in Ostdeutschland auslöste. »Teile Dresdens werden Montags immer mehr zur No-Go-Area«, erklärte Bahnert und fand damit zugespitzte Worte für einen wachsenden, unhaltbaren Zustand in Sachsens Landeshauptstadt. Die rassistische Pegida-Bewegung erhält seit Wochen wieder Zulauf. Mit den Teilnehmerzahlen wachsen die Meldungen zu Übergriffen. Am Rande der wöchentlichen Aufmärsche wurden zuletzt auch Kinder und Jugendliche angegriffen. »Die Menschen unserer Stadt, vor allem die mit Migrationshintergrund, haben seit Monaten Angst sich am Montag im Innenstadtbereich aufzuhalten und diese Angst ist erschreckenderweise berechtigt«, erklärte Bahnert.
Wohlgemerkt sprach die Grünen-Poltikerin explizit von Dresdens Innenstadt und weder vom Freistaat Sachsen, noch pauschal von ganz Ostdeutschland. Im Ausland äußern sich die Sorgen dagegen inzwischen deutlich globaler. Kanadas Regierung hat nun sogar eine Reisewarnung herausgegeben. Nicht für Dresden, nein gleich für den gesamten Osten der Bundesrepublik. Die Bedrohung gehe dabei von »extremistischen Jugendbanden« aus, deren Mitglieder dafür bekannt seien, andere Menschen wegen ihrer Rasse oder des ausländischen Aussehens anzugreifen.
(Neues Deutschland 30.09.15)

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