Ich
glaube, ich glaube es ist so weit, daß ich auch mein MoPo-Abo kündige.
Eigentlich
muß man sich nicht über eine Boulevardzeitung ärgern. Was kann man schon von
der erwarten?
Die Mopo
habe ich abonniert, weil ich a) ein Gegengewicht zur 95% rechten
Springer-Funke-Zeitungswelt Hamburgs unterstützen will, b) kaum Zeit brauche,
um sie durchzulesen, c) das Tabloid-Format praktisch finde und d) ab und an
eine regionale Kulturinfo aufstöbere.
Daß die
politischen Artikel nichts taugen, versteht sich von selbst. Dafür hat man auch
andere Informationsquellen.
Viele
Jahre beeindruckte die Mopo dennoch mit erstaunlich guten Kommentaren; Gerd
Hohaus vermisse ich immer noch. Das war ein schönes Extra.
Über
ZEIT und SPIEGEL kann ich mich aber viel mehr ärgern, weil ich von ihnen auch
mehr erwarte.
Dennoch;
die Mopo hat unter der Ägide des Kölner Medienverlages M. DuMont Schauberg noch
einmal deutlich an Niveau verloren. Die vor Hass triefenden antigriechischen
Kommentare von Maternus Hilger und Harald Stutte sind weit jenseits dessen, was
ich noch ertragen kann.
Dabei
sind die Meinungsartikel zwar ungerecht und überheblich, aber immerhin nur
Meinungen. Heute sieht man aber auch, zB neben dem Leitkommentar von H. Stutte (“vor
dem Wahlsieg der Syriza-Ideologen…“) im tabellarischen Erklärungstext von Dirk
Rohwedder, wie die reinen Berichte, die doch nur die Fakten liefern sollen, von
Verachtung triefen:
„Die SPD
ist stinkend sauer auf die arrogante Tsipras-Clique“
etc.
Geht es
noch?
Soll das
objektiver Journalismus sein?
Dazu gibt es ein Merkel-Bild mit zerzausten Haaren mit der Überschrift „So kaputt ist unsere Kanzlerin!“
Dazu gibt es ein Merkel-Bild mit zerzausten Haaren mit der Überschrift „So kaputt ist unsere Kanzlerin!“
Also mir
tun einige Menschen in dieser Krise Leid. Ausgerechnet Merkel fällt mir dabei
aber nicht als erstes ein.
Haben
Rohwedder und Stutte noch keine Berichte über das Elend griechischer Kranker,
Rentner, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr bezahlen können und der 50 %
arbeitslosen Jugendlichen gelesen?
Chronisch Kranke, die dringend Medikamente gegen Mukoviszidose oder ähnliche Scheußlichkeiten, die sich der LIEBE Gott für uns ausdenkt, haben echt Grund sich „kaputt“ zu fühlen. Gut möglich, daß schon in wenigen Wochen endgültig lebenswichtige Medikamente ausgehen.
Chronisch Kranke, die dringend Medikamente gegen Mukoviszidose oder ähnliche Scheußlichkeiten, die sich der LIEBE Gott für uns ausdenkt, haben echt Grund sich „kaputt“ zu fühlen. Gut möglich, daß schon in wenigen Wochen endgültig lebenswichtige Medikamente ausgehen.
Das Deutsche Rote
Kreuz wartet offenbar nur auf das Startsignal von der Politik, um in
Griechenland humanitäre Überlebenshilfe zu leisten. Wie das Redaktionsnetzwerk
Deutschland aus verschiedenen Regionalzeitungen berichtet, weise die
Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer darauf hin, dass Tausende Familien aus
Griechenland anfragen, ob sie ihre Kinder in einem der Kinderdörfer in Obhut
geben könnten. Der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Griechenland, George
Protopapas, sagte, zurzeit bäten fünfzigmal so viele Familien in Griechenland
die SOS-Kinderdörfer um Hilfe wie noch vor der Krise. "Viele Familien
drohen auseinander zu brechen, weil sie dem Druck von Langzeitarbeitslosigkeit
und Armut nicht standhalten können". Als Folge davon würden viele Kinder
verlassen oder vernachlässigt.
(HH
Abendblatt 08.07.15)
Es wäre
absurd zu versuchen die griechische Misere monokausal zu erklären, aber eins
ist sicher: Das Merkel’sche Rezept – sparensparensparen – hat sich nach fünf
Jahren als völlig untauglich herausgestellt.
Es waren
nicht Tsipras oder die Syriza oder gar Varoufakis, die seit 2010 die Vorgaben
aus Brüssel exekutierten.
Das bizarre an den Möchtegern-Journalisten der Mopo ist aber, daß sie in ihrem gegenwärtigen Verachtungsmodus auch abfällig und von oben herab verkünden, daß Griechenland nie seine Schulden zurückzahlen können werde, daß Ökonomen das schon seit 2010 wüßten.
Ach
ja? Merken sie gar nicht wie sie sich
selbst dabei widersprechen?
Wenn die
Schulden eh nie bezahlt werden können, dann ist Merkel die Realitätsverweigerin,
die sich bis heute verbissen gegen einen Schuldenschnitt wehrt.
Dann ist
die gegenwärtige griechische Regierung der vernünftige Akteur.
Ich
korrigiere mich; Merkel tut mir doch Leid.
Tatsächlich
steckt sie jetzt richtig in der Sackgasse.
Merkels
Epigonen der Öffentlich-Rechtlichen, Wolf-Dieter Krause und Siegmund Gottlieb
jammerten schon öffentlich von den Milliardenlöchern, die nun in Schäubles
Planungen gerissen würden, wenn Griechenland nicht seine Schulden begliche.
Als
ob das nicht seit mindestens 5 Jahren klar war, daß es niemals zu einer
vollständigen Rückzahlung kommen kann.
So
wie fast nie Staatsschulden zurückgezahlt werden. Deutschland ist diesbezüglich
Vorreiter und hat nie seine Schulden abgezahlt.
Ein
weiteres Trilemma für die Kanzlerin!
·
Nun muß sie entweder vor dem Wähler offenbaren, daß sie grob fahrlässig gehandelt hat, indem sie zig Milliarden deutsches Steuergeld versenkt hat – und das obwohl es an Warnungen davor nie mangelte.
Nun muß sie entweder vor dem Wähler offenbaren, daß sie grob fahrlässig gehandelt hat, indem sie zig Milliarden deutsches Steuergeld versenkt hat – und das obwohl es an Warnungen davor nie mangelte.
· Oder sie gibt zu, daß ihre ganze
Drohkulisse völlig verlogen war, weil Deutschland unterm Strich am meisten davon profitiert*,
daß Griechenland horrende Zinsen an deutsche Investoren abzahlt.
· Oder, dritte Möglichkeit, sie muß
öffentlich einknicken und doch dem unausweichlichen Schuldenschnitt zustimmen.
Damit würde sie aber Varoufakis einen Sieg schenken und gewaltigen Ärger in ihrer
Partei bekommen.
Eine
Wahl zwischen Pest, Cholera und Krätze.
Merkel
steckt ganz tief in der Scheiße.
Die
ausweglose Lage der Kanzlerin wurde aber nur durch die Tsipras-Regierung
bloßgelegt.
Merkel
selbst hat aber in den vier fürchterlichen schwarzgelben Jahren alle Weichen
falsch gestellt.
Wie doof
von ihr, immer mehr Geld an jemand zu verleihen, der mit dem Geld zu 90% nur
andere Gläubiger auszahlt und anzunehmen das würde immer so weitergehen!
Wie doof
von ihr, daß sie sich nicht die Mühe machte zu überzeugen, sondern immer nur
unter ihrem Idioten-Motto der Alternativlosigkeit Gefolgschaft erzwang.
Das kann man nicht ewig machen und nun steht Merkel tatsächlich mit dem Rücken zur Wand, da ihre eigenen CDU-Abgeordneten einen Tropfen vorm Überlaufen sind.
Das kann man nicht ewig machen und nun steht Merkel tatsächlich mit dem Rücken zur Wand, da ihre eigenen CDU-Abgeordneten einen Tropfen vorm Überlaufen sind.
Im
Kreise der regierungschefs sieht
es offenbar ebenso düster aus.
Kaum irgendwo in der
Eurozone fällt die Kritik an der Syriza-Regierung und ihrem Verhandlungsgebaren
so harsch aus wie in den osteuropäischen Euroländern Litauen, Lettland,
Estland, Slowakei und Slowenien. Sie haben im letzten Vierteljahrhundert gleich
zwei Mal schmerzhafte Reformprozesse absolviert - und sind heute stolz auf das
Erreichte.
Was hat
Merkel bei den unzähligen Gipfeln eigentlich den baltischen Jungs und Mädels
immer erzählt?
Das wird schon?
Das wird schon?
Kaum
vorstellbar, daß Regierungschefs mit ökonomischen Verstand über so viele Jahre
tumb den Weg in die Sackgasse mitgelatscht wären.
Helmut
Schmidt hätte schon 2010 die Reißleine gezogen und eine Schuldenkonferenz
einberufen.
Man
glaubt es kaum, aber Merkel verweigert sich immer noch der Realität und beharrt
schmollend auf volle Rückzahlung der Athener Verbindlichkeiten.
Sie ist
dabei vermutlich noch nicht einmal aufgrund ihrer Ideologie so verbohrt,
sondern aus purer Feigheit.
Sie mag nicht
vor das Volk und ihre Partei treten und zugeben, daß sie Mist gebaut hat; daß
nun genau das kommt, was kommen mußte, obwohl sie es immer ausgeschlossen
hatte.
Also
verbarrikadiert sich Merkel und nimmt die Fakten einfach nicht zur Kenntnis.
Offener Brief an
Angela Merkel!
Renommierte Ökonomen
fordern Schuldenschnitt für Griechenland
Mit klaren Worten
haben renommierte Ökonomen Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Kurskorrektur
gegenüber Griechenland aufgerufen. Nach Ansicht des französischen
Wirtschaftsprofessors Thomas Piketty ist die "unendliche Sparpolitik"
gescheitert. Man zwinge die griechische Regierung, sich eine Waffe an den Kopf
zu setzen und abzudrücken.
Die
Kanzlerin hat sich völlig verrannt, traut sich nicht ihrer Partei etwas
zuzumuten und beharrt auf einer schlichten Unmöglichkeit.
Merkel: Es wird keinen
Schuldenschnitt für Griechenland geben
Austerität anstatt
Demokratie
Griechenland wird auf
Druck Berlins keinen Schuldenschnitt erhalten und muss sich entgegen dem
"Nein" seiner Bevölkerung vom vergangenen Sonntag der deutschen
Austeritätspolitik unterwerfen. Andernfalls scheidet es aus der Eurozone aus.
Dies ist das Ergebnis des Eurogruppen-Gipfels vom Dienstagabend. Ein
Schuldenschnitt, wie ihn der französische
Ministerpräsident
Manuel Valls noch am Nachmittag in Erwägung gezogen hatte, komme nicht in
Frage, kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Brüsseler Treffen an.
Angesichts
dieses Wahnsinns aus Berlin, der heute nicht nur von Ökonomen, sondern auch
massiv von Obama und Hillary Clinton kritisiert wird, muß man doppelt froh über
das griechische OXI sein.
So kann
es nicht weitergehen und auch die Regierungschefin des Landes, das selbst nie
seine Schulden zurückbezahlt hat, wird es noch lernen müssen.
Irgendwann
wird Merkel einknicken müssen – oder ihre Kanzlerschaft wird als Katastrophe
für Europa in Erinnerung bleiben.
Sie muß
sich ehrlich machen – auch wenn das Bosbach die Perücke von der Birne katapultiert.
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