Ob nun per Videotext, news.google, Frühstücksfernsehen,
Zeitung und Twitter – kaum ein Tag vergeht, an dem man nicht als erstes etwas Widerliches aus Dresden hört.
Erneut ist in Sachsen ein zukünftiges Asylbewerberheim
angegriffen worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde aus einer Gruppe von rund
30 Menschen am Sonntagabend ein ehemaliges Hotel mit Steinen beworfen. Sechs
Fensterscheiben wurden bei dem mutmaßlich fremdenfeindlich motivierten Angriff
zerstört. […] Am Sonnabend hat in dem ehemaligen Hotel noch ein Tag der offenen Tür
stattgefunden. Bereits bei der Besichtigung des künftigen Heims kam es zu einem
Zwischenfall. Unbekannte haben Berichten zufolge eine übelriechende Flüssigkeit
verteilt. Dabei handelte es sich vermutlich um Buttersäure. Noch in dieser
Woche sollen dort rund 30 Asylbewerber untergebracht werden.
Was für ein Alptraum. Da flüchten
Menschen vor IS und Boko Haram, haben oft miterleben müssen, wie ihre Familien
getötet wurden, verloren alles und dann landen sie in Dresden, wo einen tumbe
gewaltbereite Sachsen mit Steinen und Brandsätzen bewerfen.
Immer wieder
Sachsen.
Das Bundesland des Grauens ist nicht nur
Schauplatz der ewigen CDU-Herrschaft, sondern auch Brutstätte von Pegida,
Hotspot der rechtsradikalen Anschläge und ewige Hochburg der NPD.
Unfassbar; nachdem
in Hamburg die widerliche braune AfD, die hier weitgehend von höchst unappetitlichen Ex-Schillianern
bestimmt wird, in die Bürgerschaft einzog, brach so etwas
wie ein Richtungsstreit bei dem braunen Mob aus:
Auf der einen Seite steht dabei die ewiggestrig-völkische Sachsen-AfD und der
Hogesa-freundliche Hamburger Landesverband gilt noch als vergleichsweise
liberal.
Die braunen
Sachsen sind zu allem Übel nicht nur national und xenophob, sondern zudem
schwer religiotisch angehaucht.
Es ist, als ob
der vor zwei Jahren abgeschlagene Kreuznet-Arm politisch wieder in Sachsen aus
dem Sumpf ragt.
Nicht nur in Duisburg finden Rechtspopulisten und
konservative Christen beider Konfessionen zusammen. Auf etlichen
islamfeindlichen Protestzügen hielten Teilnehmer in den vergangenen Wochen
schwarz-rot-golden angestrichene Kreuze hoch, die teilweise elektrisch
illuminiert im Dunkeln strahlten. Andere reckten Schilder mit einem schwarzen
Kreuz oder der Parole „Dresdner Christen grüßen die Pegida“ in den Himmel.
Sachsens Bischof Jochen Bohl verzichtete auf scharfe Kritik an den
rechtspopulistischen Demonstrationen und trat für Verständnis und Dialog ein –
wohl aus Rücksicht auf die Evangelikalen in seinem Bistum, die im „Bibelgürtel“
vom Erzgebirge bis zum Vogtland beheimatet sind. […] Populisten und fundamentalistische Christen
kämpfen gemeinsam gegen Islamisierung oder Homosexuelle und für ein
traditionelles Familienbild, stellte eine Studie im Auftrag der
Heinrich-Böll-Stiftung über Evangelikale in Sachsen fest. Der Schulterschluss
zeigt sich am Beispiel der AfD-Bundessprecherin Frauke Petry. In ihrem
sächsischen Landesverband forderte sie ein Referendum gegen die
Abtreibungsregelung; es gehe um „das Überleben des eigenen Volkes, der eigenen
Nation“. […] Eine Langzeitstudie im
Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt […], dass Gläubige beider Kirchen für rechtsextreme Einstellungen
anfälliger waren als konfessionslose Bürger. Katholiken stachen in der Studie
zudem durch einen „höheren Chauvinismuswert“ hervor. Vor allem die katholische
Kirche hat ein Problem mit rechtslastigen Gläubigen: Diese haben sich […] radikalisiert. Häme und Hass gegen
Andersdenkende prägen eine selbst ernannte neue Glaubenselite. Sie schart sich
um Institutionen wie „Kirche in Not“, „Christdemokraten für das Leben“, das
„Netzwerk katholischer Priester“ und das „Forum Deutscher Katholiken“.
So wie sich die
sächsische Kirche nicht traut von ihrem ausländerfeindlichen Rand zu
distanzieren, kuscheln sich auch die Sachsen CDU-Politiker immer wieder gern an
das kotbraune Milieu.
Da hat
er schon mal ein wenig zwischen den Zeilen hervorgelugt, der hiermit zum Christen des Tages Nr. 83 gekürte Jochen Bohl.
Ist so
eine Situation, in der Ethik und Moral völlig abhandenkommen, nicht der
klassische Fall, in dem die Kirchen sich einmischen sollten?
So tönen doch immer die Käßmanns, Schneiders und Bedford-Strohms dieser Welt.
So tönen doch immer die Käßmanns, Schneiders und Bedford-Strohms dieser Welt.
Kirche könne
Werte vermitteln und Orientierung geben.
Und
genau das tut Sachsens evangelischer Landesbischof jetzt.
Wenn
brutal verfolgte Opfer von einem üblen hasserfüllten braunen Mob in Dresden angegriffen
werden, bezieht Bohl Position.
Er
bezeugt Verständnis für die Täter und stellt sich gegen die Opfer.
Eine
beliebte Methode der deutschen Kirchenfürsten, die wir von den katholischen
Kollegen kennen, die sich jahrzehntelang schützend vor die Kinderficker
stellten und ihre Opfer diskriminierten.
So auch
Bohl, der sich nicht etwa dem Abschaum in den Weg schützend vor
Flüchtlingsheime stellt, sondern die Positionen von PEGIDA und AfD
nachplappert.
[….]
Der Landesbischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche plädiert für eine harte Linie in der
Flüchtlingspolitik. Asylverfahren von Balkanflüchtlingen müssen für Jochen Bohl
dringend verkürzt und beschleunigt werden. Probleme in Montenegro, Serbien oder
Bosnien-Herzegowina könnten nicht dadurch gelöst werden, dass ihre Bewohner
nach Deutschland kommen. »Das ist einfach undenkbar«, sagte der Bischof der
dpa. [….] Für Zuwanderer, die nach
Deutschland kämen, weil sie keine Zukunft sehen, sei das Asylrecht nicht
vorgesehen.
Bohl befürwortet, in
Verfahren von Balkanflüchtlingen das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten
anzuwenden. »Wenn man weiß, dass in einem Land (...) keine systematische
politische Verfolgung stattfindet, können die Anträge auch in verkürzten
Verfahren behandelt werden.« Angezeigt seien auch rasche Abschiebungen. Es
könne »nicht so sein, dass jeder, dem es gelingt, deutschen Boden zu betreten,
auch das Recht hat, hier dauerhaft zu bleiben.«
Indirekt deutete Bohl
sogar Verständnis für Mobilisierungen gegen Flüchtlingsunterkünfte an: Es führe
»bei vielen Menschen zu einem gewissen Verdruss«, dass »offenkundige Probleme
sehr schwer und mühselig geregelt werden und es nicht zeitnah zu einer Lösung
kommt.«
Die
Kombination aus „Sachsen“ und „Kirche“ ist eben genauso übel, wie man es
erwarten konnte.
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