Freitag, 17. April 2015

Rätsel Mensch Teil II




I don't need your god.
I don't need your eternal, paternal god.
Don't need your reassuringly protective,
good and evil in perspective god.
Don't need no imported, distorted, inflated, updated holy roller, save your soul, or anaesthetisingly opiate god.
Don't need no, "All creatures that on earth do dwell; be good or you go to hell" god.
Don't need no "Hare Krishna! Hare Krishna! Hail Mary! Hail Mary!" god.
Got no yen for zen, Bhagavad Gita, or gurus.
No mormons, methodists, seventh-day adventist gods. No absolutes beyond refute - the reverential, preferential, Judaic, messianic god.
No bibles, no mahajanas, instant dharma gods.
Don't need no spiritual suicide, prefrontal lobotomising god.
Don't need no stoic, sexless, antiseptic god.
Don't need no neon crucifix.
No crusade, no burka, or kabbalah.
No camels, or needles, or papal decrees.
No mail order icons, korans or mandalas.
No Meher Babas.
No imams or ayatollahs.
No sharia.
No opus dei.
No dianetics.
No tarot or beads.
No devadasi.
No immortal, invisible "God's only wise."
(……)

Es tut mir wirklich leid; ich weiß, man soll nicht über Äußerlichkeiten richten.
Aber wenn ein erwachsener Mann, der phänotypisch ohnehin etwas unglücklich ausgeformt wurde – insgesamt 18 Zähne und dazu einen drei Nummern zu kleiner Kugelkopf – dazu auch noch eine extrem unglückliche Perücke mit aufgerollten rotem Kondom auf der Birne und bunte Kleider trägt, ist das keine ideale Voraussetzung, um ernst genommen zu werden.
Aber Rainer-Maria hat es sich ja ausgesucht Prälat in einer homophob-misogynen Organisation mit Kinderfick-Affinität zu werden.
Und heute stand er nun da in seinem superreichen, milliardenschweren Kölner Dom und sollte den Angehörigen des Germanwings Fluges 4U9525 erzählen was sich der allmächtige Gott dabei gedacht hat ihre Geliebten sinnfrei auf einem Berg zerschellen zu lassen.
Gar nicht so einfach; denn entweder ist Gott nicht allmächtig oder nicht lieb. Beides geht nicht.

Fall A) Ein allmächtiger Gott existiert nicht.

Fall B) Ein allmächtiger Gott existiert. Dann zeigen aber Auschwitz und die weiteren bekannten Genozide, daß er ein Arschloch sein muß und das ist per Definition eben nicht göttlich. Also existiert eben doch kein (lieber) Gott.

Was ich hier wieder einmal skizziere, ist das alte Theodizee-Problem.
Der Begriff wurde durch Gottfried Wilhelm Leibniz, dem letzten Universalgelehrten der Geschichte in seiner Abhandlung  „Essai de Théodicée“ (1710) geprägt.

Damit griff er aber eine Jahrtausende alten Gedankengang auf.

Die große Theodizee-Frage [teodiˈt͜seː] (frz. théodicée, v. altgriech. θεός theós Gott und δίκη díke Gerechtigkeit) wird immer wieder gestellt - seit Jahrtausenden, seit Epicur.

Sextus Empiricus, der Arzt und Philosoph des 2. Jahrhunderts, formulierte das Dilemma folgendermaßen:

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

„In letzter Zeit war die Leistungsbilanz Gottes, was die Juden anbelangt nicht gerade überwältigend." Er könne nicht zugleich allmächtig und gerecht sein - denn wäre er es, hätte er Ausschwitz nicht zugelassen. Doch offensichtlich konnte er es nicht verhindern.
Und was ist wenn es einen Gott gibt, der Ausschwitz verhindern wollte, aber nicht konnte?

Auch dazu hat Bauer eine einfache Antwort: „Ein armer Kerl, der Unterstützung braucht, der sich seine Stärke von uns holen muß - einen solchen Gott brauche ich nicht!“

Interessanter als die große Theodizee-Frage an sich finde ich die Tatsache, daß professionelle Priester, Ordensleute und klerikaler Hochadel nach 2000 Jahren Kopfzerbrechen immer noch keine Alibi-Antwort gefunden haben.

All die vom Steuerzahler finanzierten Theologiestudiengänge, all die Jahren in den Priesterseminaren – es hat alles nichts genützt.
Die Kirchisten sind nicht einen Schritt weiter. Bei jedem Unglück fangen sie wieder an zu Stammeln und winden sich.

Nach dem Germanwings-Absturz über den französischen Alpen ging es wieder los mit den verstandesfeindlichen Plattitüden.

Woelki ist auch noch nichts Besseres eingefallen und so ließ er erst mal die Ketzer-Kollegin (Protestanten-Frauen im Dom! Wenn Ratzi das wüßte, würde er Gänsi aus Wut ohne Gutenachtkuss ins Bettchen gehen lassen.)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.
Unbegreifliches wurde getan. [….]
Unbegreiflich! Das Unbegreifliche muss ausgehalten werden. [….] Unbegreiflich auch das. Und doch – Gott sei Dank! – wirklich. [….] Mitten da hinein hören wir – wiederum unbegreiflich, ja beinahe unsagbar: Einmal und einst komme eine Zeit, in der all dies aufhören wird.[….] Weil Gott selbst alles neu macht. Weil Gott selbst abwischen wird alle Tränen. [….] Gott, sammle meine Tränen in deinen Krug. So betet ein Mensch in der Bibel Israels. [….] Gott selbst muss da sein für mich und für die, die ich verloren habe. Gott selbst muss einstehen für das, was geschehen ist und was er hat geschehen lassen. Gott selbst muss das Unbegreifliche zu seiner Sache machen. Bis hin zur kleinsten Träne, die ich geweint habe, die ich noch weinen muss oder schon gar nicht mehr weinen kann.
Gott, sammle meine Tränen in deinen Krug, bittet dieser Mensch. Mehr nicht. Aber weniger kann er nicht verlangen. Wir rufen heute mit seinen Worten. Rufen miteinander und füreinander: Ach Gott, in Jesu Namen sammle doch unsere Tränen in deinen Krug. Mach Menschentränen zu Gottestränen.
[….] Ja, wir müssen es erbitten: Ach Gott, im Namen Jesu, der lachte und litt und weinte und starb, sammle doch nicht nur meine Tränen in deinen Krug. Die, die ich vergoss und noch vergießen werde. Ach Gott, sammle und bewahre das ungelebte Leben, das ungeweinte und das ungelachte Leben derer, die wir verloren haben.
[….] Vergänglich sind sie, die Tränen. Und deshalb unendlich kostbar – wie das Leben selbst. Auch bei Gott. Gerade bei Gott. Ob dann, wenn in Gottes Krug eine jede Träne gesammelt und gezählt und bewahrt ist – ob dann auch Menschen aufhören können und aufhören dürfen, über dem Unbegreiflichen zu weinen?
An dieser Hoffnung will ich festhalten. Darum will ich und muss ich Gott bitten. Auch für alle, die es jetzt nicht können: Sammle du, Gott, unsere Tränen in deinen Krug. [….]
(Präses Annette Kurschus 17.04.15 im Kölner Dom)

Ich bleibe dabei:
Was ist denn das für eine gequirlte Biberkacke, die das Evangelen-Huhn da heute im Kölner Dom abgelassen hat?
Klingt für mich wie Satire.
Das könnte ein RTL-II-Witzbold im Quatsch-Comedy-Club auf der Reeperbahn vortragen und alle würden sich totlachen. Wigald Boning oder so.

 Der Kardinal versuchte die ungelöste Sinnfrage einfach an eine höhere Stelle zu delegieren und stellte sich mit einem theologischen „Was weiß denn ich!? Ist ja auch egal. Wir leben ja eh alle ewig!“  vor die Menschen.

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! Vielleicht werden das einige von Ihnen gedacht haben, wenn Sie überhaupt an Gott glauben. Natürlich gibt es die Erinnerungen an die geliebten Menschen, und es ist gut, diese kostbaren Erinnerungen wach zu halten. Aber gibt es mehr als diese Erinnerungen? Wir Christen glauben das. Wir glauben an das Ewige Leben. [….]  Wir glauben an das Ewige Leben, das die Zeit außer Kraft setzt, das über den Tod hinausgeht, aber das wir schon in diesem Leben erfahren können. [….] Kann man das glauben? In diesem Jahr habe ich mit ganz besonderer Aufmerksamkeit und besonderer Intensität den Karfreitag begangen. Und als dann beim Vortrag der Leidensgeschichte Jesu dessen Ausruf kam „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“, da habe ich besonders an Sie gedacht, liebe Angehörige und Freunde, denn Ihnen ist ja das Liebste in Ihrem Leben genommen worden. „Mein Gott, mein Gott warum hast Du mich verlassen“, das ruft nicht irgendwer. Jesus Christus ist es, der das ruft, der Sohn Gottes. Er leidet unschuldig – nicht scheinbar –, sondern wirklich. Er hat sich das nicht ausgesucht. Er leidet aus Liebe. Wie Sie. [….]
(Rainer Maria Woelki 17.04.15)

Skydaddy schrieb dazu heute die beiden sinnvollsten Sätze, die ich zum Thema gehört habe:


Unbegreiflich sind die Christen-Redakteure, die wieder einmal nicht abstrahieren können und ihre persönlichen christlichen Irrationalitäten einfach auf alle anderen extrapolieren und dann in einem bizarren Zirkelschluss eine völlige Irrationalität damit rechtfertigen, daß sie zufällig selbst irrational sind.
Sie schließen nicht nur von sich auf andere, sondern gleich auf alle.
Das ist kein Journalismus, sondern Theo-Projektion auf Kindergarten-Niveau.
In der SZ hieß es heute wieder Doof, Doofer, Drobinski!

Das Unfassbare bekommt eine Fassung
Ein Gottesdienst mit Kerzen, Gebet und Gesang macht die Welt nach der Germanwings-Katastrophe nicht wieder heil. Er [….] gibt der Trauer eine rituelle Form - und gerade darin liegt sein Wert.
[….] Die Leute [versammeln sich]  in der Kirche, wenn eine Katastrophe über sie hereingebrochen ist und der Boden erschüttert, auf dem sie eben noch glaubten, sicher zu stehen - die Mächtigen und Wichtigen des Landes eingeschlossen. Am Abend des 11. September 2001 war das so, als die Türme des World Trade Centers einstürzten; da saßen selbst die Abgeordneten der Linken im Berliner evangelischen Dom und wippten verlegen mit den Füßen. Diesmal bot der Kölner Dom den Trauernden und Weinenden einen Ort, den Erschütterten und Mitleidenden. Man musste nicht religiös sein, um zu merken, wie dringend eine Gesellschaft solche Orte und Rituale braucht, wie säkular sie sonst durchs Leben zu gehen pflegt.
[….]  Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki und Annette Kurschus, Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, haben gut gepredigt, ohne die Trauer und die Fassungslosigkeit mit Selbstgewissheit zuzukleistern. Vor allem Annette Kurschus hat das gut gemacht, als sie sagte, keine Bischöfin und kein Kardinal könne Brücken über den Abgrund schlagen, der sich da auftue. [….] Das Unfassbare bekommt eine Fassung, die amorphe Trauer eine Form, das ist das zutiefst Menschliche einer solchen Feier. [….] Es war die Pädagogik, die den Wert der festen Formen wiederentdeckte: Kinder brauchen Rituale, abends, damit sie einschlafen können, morgens, damit sie in den Tag kommen, zwischendurch, um ruhig und selbstsicher groß zu werden. Das hat ziemlich viele Eltern dazu gebracht, mit ihren Kindern abends zu lesen, zu singen und auch zu beten. [….]

Atheisten haben gegenüber Religiösen einen enormen Nachteil. Sie sind klüger, wie just wieder Studien beweisen.
Nicht so doof wie Religiöse zu sein führt dazu, daß man seinen Verstand nicht ausschaltet und auch in Extremsituationen rational denkt.

Ich kann aus mehrfacher eigener Erfahrung sagen, daß es extrem beschissen ist mitzuerleben wie engste Freunde und Familienangehörige sterben.
Noch schlimmer wird es aber, wenn das unglücklicherweise auf einer Intensivstation eines Krankenhauses mit Seelsorgebegleitung passiert und einem sofort ein Pfaff mit Plattitüden wie „Gott holt die, die er am meisten liebt zuerst zu sich“ in die Seite springt.
In allen TV-Berichten zum Germanwings-Absturz wurden die Notfallseelsorger über den grünen Klee gelobt.
Ich will das gar nicht bestreiten. Für viele Menschen in solchen Situationen ist das vermutlich ein Segen.
Es gibt aber auch andere Menschen, wie mich zum Beispiel, denen theologisches Geschwafel den Rest gibt.


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