Wenn man
die seit dem Fall der Mauer kontinuierlich stattfindenden Gewaltattacken von
Nazis auf Minderheiten und Schwächere aller Art ansieht, wenn man dazu die immer wieder durch Studien dokumentierten rechtsradikalen
Einstellungen der Deutschen vergegenwärtigt, muß man sich
nicht wundern, daß es auch immer wieder rechtsradikale Parteien in die
Parlamente schaffen.
Die
deutsche Bevölkerung beinhaltet nun einmal einen breiten Nazi-Bodensatz, der
Ausländer, Behinderte, Schwule, Linke, Sinti und Roma, Flüchtlinge, Schwarze,
Asiaten und andere Minderheiten hasst.
Das Tu
Quoque-Argument mit Blick auf Wilders, le Pen oder Strache ist unzulässig, da
Deutsche in besonderer Weise gebrannte Kinder sind. Es ist unverzeihlich, daß
sich die frommen Staatsspitzen aus Seehofer, Merkel und Gauck nicht
intensiv gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus engagieren.
Nachdem
aber die künftige Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz abgefackelt wurde, tauchten Gauck und Merkel gleich ab.
„Gegen
Nazis“ zu arbeiten und aufzuklären bleibt eine Domäne der Linken.
Engagierte
SPD-Politiker wie Haiko Maas auf Bundesebene bilden leider Ausnahmen.
Ich
erinnere mich nicht an eine einzige Äußerung der stramm katholischen, frommen
Arbeitsministerin Nahles gegen die xenophoben Attacken ihrer CSU-Kollegen seit
2013.
Eins
ist aber an den deutschen Rechten
tatsächlich besser, als an ihren Neo-Nazi-Freunden aus anderen Ländern:
Sie sind noch doofer.
Sie sind sogar so dermaßen unterbelichtet, daß sie kaum jemals in ein Landesparlament gewählt werden und dann eine volle Legislaturperiode durchhalten, ohne sich selbst aufzulösen.
Sie sind noch doofer.
Sie sind sogar so dermaßen unterbelichtet, daß sie kaum jemals in ein Landesparlament gewählt werden und dann eine volle Legislaturperiode durchhalten, ohne sich selbst aufzulösen.
Sie sind
von der alltäglichen politischen Arbeit intellektuell
hoffnungslos überfordert und beginnen dann aus Frust sich
gegenseitig zu hassen.
Sie
sind, einmal im Parlament angekommen, eigentlich nur noch Futter für die Satiresendungen.
Sie sind
ein ewiger Quell der Belustigung, da man zwar ahnt wie geistig unterbelichtet
Rechtsradikale sind, aber die Realität
übertrifft die Erwartungen immer wieder.
Was die
NPD in den Parlamenten Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsens waren, spielen
jetzt die braunen Ost-AfD-Fraktionen nach.
Schon am
Abend der Thüringer Landtagswahl hatte der völkisch-rechtsextreme AfD-Chef Björn Höcke
mit seinem schrillen Tonfall offensichtlich Hitlers Redestil imitiert.
Inzwischen
sind weite Teile der Ost-AfD so weit in den braunen Sumpf abgedriftet, daß die
westlichen alten Herren Henkel und Lucke, die schon selbst stramm rechts denken,
sich kontinuierlich distanzieren müssen.
Die
Partei löst sich auf.
Es ist
nur eine Frage der Zeit, bis sie das Schicksal der Piraten-Polit-Pappnasen
teilen werden.
Aber
auch auf die niedersächsische AfD ist der Einfluss der Rechtsradikalen groß.
Die „Junge
Alternative“ (JA), Jugendorganisation der AfD, hatte Höcke für den gestrigen
Freitag als Gast einer Veranstaltung in einem Vereinshaus in Hannover
angekündigt. „Es wäre ein starkes Zeichen der Zivilcourage, wenn Sie die AfD
und Herrn Höcke wieder ausladen würden“, schrieben die Jusos daraufhin
öffentlich an den Deutschen Ruder-Club von 1884 e.V., dem das Vereinshaus
offenbar gehört. Höcke sei am „rechtspopulistischen Rand“ der AfD einzuordnen.
Björn Höcke ist
tatsächlich eine umstrittene Personalie. [….]
Der Landesvorstand der
„Jungen Alternative“ (JA) Niedersachsen hatte am 8. April auf der Webseite der
Landes-AfD zu dem Juso-Schreiben Stellung bezogen: Die Aktivitäten der Jusos
belegten „das verkommene Demokratieverständnis, das in dem links-grünen
Weltbild“ herrsche, so die JA. Dieser Text der JA wurde daraufhin auf dem
islamfeindlichen Blog „PI News“ veröffentlicht. Versehen mit einem Bild Arne
Zillmers und vor allem dessen E-Mail-Adresse. Unter dem montierten Foto des
Juso-Vizes wurden die Worte „Rote SA Niedersachsen“ eingefügt.
Seither bekommt der
SPD-Politiker massive Mord- und Gewaltdrohungen. Die Zuschriften haben es in
sich und lassen dem Hass freien Lauf: „Die rote Ratte muss hängen“, „Im übrigen
kenne ich Deine Adresse, vielleicht sehen wir uns ja schon vorher. Ich würde
mich freuen“, „Es dürfte Dir doch völlig klar sein, daß solche wie Du demnächst
im KZ landen“ [sic!], „totprügeln, wiederbeleben und wieder totprügeln“ sind
nur einige Beispiele. Auch auf den Massenmord des rechtsradikalen Attentäters
Anders Breivik, der im Juli 2011 77 norwegische Sozialdemokraten und
Jungsozialisten tötete, wird in den E-Mails positiv Bezug genommen und gedroht,
dass „der neue Breivik“ sich „nicht an den Moslems vergreifen“ werde und „die
Zeitbombe“ ticke.
Auch
ohne Hooligan-Liebling Festerling bleibt die AfD-Hamburg Sammelbecken für
Rechtsextreme.
[….] Bei einem "Seminartag" der
umstrittenen Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) in Hamburg
ist der stellvertretende AfD-Chef Alexander Gauland aufgetreten. Insgesamt
kamen rund 170 Gäste zu der Veranstaltung des neu-rechten Vereins, unter ihnen
auch die bekannte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel.
Die SWG hatte in das
noble "Logenhaus" im Stadtteil Rotherbaum geladen. [….] Mit Gauland trat erstmals ein prominenter Politiker der AfD bei der
SWG auf. Der Vorsitzende des Hamburger Vereins, Manfred Backerra, war froh,
dass ein führender Kopf der Partei bei seiner Versammlung auftrat. [….] Mit Rechtsextremisten habe seine
Gesellschaft nichts zu tun, sagt er, und gibt gleich Auskunft über sein eigenes
Geschichtsbild: Die nationalsozialistische Waffen-SS habe maximal
"vereinzelt" Verbrechen begangen, so der Oberst a.D. Und der
millionenfache Mord an den Juden? "Über den Holocaust sprechen wir
nicht", raunt der SWG-Chef. Denn darüber dürfe man in Deutschland nicht
frei reden. Backerra meint den Paragraphen 130 des Strafgesetzbuches, der die Leugnung
des Holocausts und die Verharmlosung von NS-Verbrechen unter Strafe stellt.
[….] Der Hamburger Verfassungsschutz hat die SWG
im Blick, weil auch Rechtsextremisten bei Veranstaltungen auftreten. So habe
der Verein etwa die Szene-Anwältin Gisa Pahl eingeladen, sagt
Verfassungsschutz-Sprecher Marco Haase. [….] Aus Vlotho in Westfalen reiste zum "Seminartag" die
Holocaust-Leugnerin Haverbeck-Wetzel als Besucherin an. Die 86-Jährige ist
mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilt, zählt zu den bekanntesten
Rechtsextremisten in Deutschland. Auch stramm-rechte Burschenschafter und ein
ehemaliger Spitzenkandidat der NPD fanden am Sonnabend den Weg ins
"Logenhaus".
Mit seinem Auftritt
bei dem Rechtsaußen-Verein in Hamburg dürfte Gauland den Richtungsstreit
innerhalb der AfD weiter anfeuern. [….] Gründungsvorsitzender der 1962 ins Leben
gerufenen SWG war der ehemalige Pressereferent in Josef Goebbels’
Propagandaministerium, Hugo Wellems. [….]
Die
Elb-AfD, gewissermaßen Bernd Luckes Heimatverband, um Ex-Schillianer Nockemann ist ein ganz übler
brauner Sumpf.
Die Hamburger AfD-Fraktion, die als erste den Sprung in ein
West-Parlament geschafft hatte, schob inzwischen ihre finstersten Pegida- und Hooligan-Lieblinge
wie Tatjana Festerling nach Sachsen ab.
[….] Am Ostermontag – mithin kurz nachdem in
Tröglitz der Dachstuhl des künftigen Asylbewerberheims ausgebrannt ist – tritt
in Dresden eine Rednerin auf die Bühne von Pegida und sagt: Es handle sich bei
nicht wenigen Asylbewerbern um "Illegale", die man sich "nicht
mehr traut, abzuschieben, und die nun in intakten sächsischen Gemeinden für
Unruhe, Kriminalität und Destabilisierung sorgen." Die Rednerin sagt: Es
gebe "Asylantenströme, mit denen ihr, die Deutschlandvernichter von Merkel
und Gabriel bis Tillich, unser Dresden, unser Sachsen und unser Deutschland
flutet." Und viele Asylbewerber, sagt sie, seien "Männer, die ihre
Familie und Heimat im Stich lassen, weil es hier Schöner Wohnen und ordentlich
Knete vom Staat gibt".
Die Frau, die da in
NPD-Manier über Flüchtlinge herzieht, heißt Tatjana Festerling, und sie ist die
frisch gekürte Oberbürgermeister-Kandidatin von Pegida für Dresden. Ihre Rede,
ihre Rhetorik steht für das, was aus der einst eher verschwiemelt neurechten
Populistenbewegung inzwischen geworden ist: ein offen nationalistisches Projekt
der Kälte, eine Bürgerfront der Zuwanderungsgegner, die sich politisch irgendwo
zwischen Marine le Pens französischem Front National und Geert Wilders'
niederländischer PVV (Partij voor de Vrijheid) verorten. [….] Pegidas Anführer Lutz Bachmann und Islamgegner Wilders: Sie sehen sich
jetzt als zwei Männer vom gleichen Schlag, die zusammen ein Ding drehen. [….] Sachsen-Anhalts [AfD-] Landesverband
kündigte in der Magdeburger Volksstimme gerade, von Tröglitz unbeirrt, an: Der
Landtagswahlkampf, der jetzt beginne, werde als Kampagne gegen
Armutsflüchtlinge geführt. Das Klima wird rauer.
[….] Auf der Pegida-Demo, am Montag nach
Tröglitz, empörte sich schon mal ein Gastredner aus Österreich namens Alfons
Proebstl: warum es als "Anschlag auf die Menschenrechte" gelte, wenn
"im Osten ein Dachstuhl brennt". Für ihn eher ein Fall von
"Sachbeschädigung". [….]
Es wäre
naiv zu fragen, ob die Hamburger AfD-Fraktion eigentlich zur praktischen
politischen Arbeit irgendetwas beizutragen hat.
Wie ihre
Partner-Gomulken in Ostdeutschland sind sie dazu intellektuell gar nicht in der
Lage.
Acht
Abgeordnete um ihren Chef Jörn Kruse sitzen für die AfD seit Wochen in der
Hamburger Bürgerschaft. Seitdem sie im Parlament mitreden dürfen, schweigen sie
eisern und machen durch komplette Arbeitsverweigerung auf sich aufmerksam. Zu
den Koalitionsverhandlungen, der neuen Regierung, den Plänen für diese
Legislatur gibt es nicht nur keine Stellungnahme im Parlament, sondern
überhaupt keine Kommentare der acht stummen AfD-Strohpuppen.
Während
die CDU allein bei der letzten Bürgerschaftssitzung zehn Anfragen an den Senat
stellte, tat die gesamte AfD rein gar nichts. Keine Wortmeldungen, keine
Anfragen, keine Kommentare.
Journalisten
von der Morgenpost haben sich bemüht die AfD-Parlamentarier zu erreichen, um
wenigstens irgendetwas von ihren zu hören, wenn sie schon von allein nichts
sagen wollen.
Aber
kein Telefon ist besetzt. Es gibt nur Mailbox-Texte: „Zur Zeit ist niemand
erreichbar!“
Das ist
ein gutes Zeichen. Wenn man sich schon damit abfindet, daß rechtes Pack immer
wieder in Landesparlamenten landet, ist es schön zu wissen, daß sie dort wenigstens
rein gar nichts bewirken und ihre Ideologie vollständig verpufft.
[….] Die
Hamburger AfD ist – kaum ins Parlament gewählt – wie vom Erdboden verschluckt.
[….] Kein
Lebenszeichen hat die neue Fraktion bislang von sich gegeben, keine Anfragen,
keine Initiativen, keine Pressemitteilungen. Bezüge, Gehälter und Zuschüsse
werden dagegen gerne kassiert.
Markige Sprüche, aber
nichts dahinter: Erstaunlich, wie schnell die Rechtspopulisten sich selbst
entlarven – und beweisen, dass sie in unserem Parlament schlicht überflüssig
sind.
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