Wenn man
aber seinen zweitägigen Washington-Besuch beobachtet
hat, scheint er eine ganz neue Dimension des Irrsinns erreicht
zu haben.
Bibi,
der Molch und Herr Boehner drehen jetzt völlig frei, oder?
Inzwischen
wird Weltpolitik, ja sogar der Frieden, den persönlichen Machtinteressen skrupellos
untergeordnet.
In den
letzten 70 Jahren hatte Israel nirgends auf der Welt so treue und
so wichtige Freunde wie im Weißen Haus.
Und Bibi schafft es der gesamten US-Administration so vor das Schienbein zu treten, daß alle Minister und der Präsident sowieso schreiend weglaufen, wenn er in Washington ist. Niemand will mehr mit ihm gesehen werden.
so wichtige Freunde wie im Weißen Haus.
Und Bibi schafft es der gesamten US-Administration so vor das Schienbein zu treten, daß alle Minister und der Präsident sowieso schreiend weglaufen, wenn er in Washington ist. Niemand will mehr mit ihm gesehen werden.
Wenn
Netanjahu im Oval Office auf Obamas Schreibtisch geschissen hätte, wäre das
auch kein größerer außenpolitischer Eklat, als das was er tatsächlich
anstellte.
Eine Rede, gespickt
mit vom eigenen Geheimdienst Mossad längst widerlegten Lügen und
Übertreibungen. Und eine Rede voller Anwürfe gegen die USA, immerhin seit der
Gründung Israels vor fast 70 Jahren der wichtigste Verbündete des Landes. Nancy
Pelosi, demokratische Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus und bislang wahrlich
nicht als Kritikerin der israelischen Politik aufgefallen, empfand die Rede als
„so selbstgefällig und beleidigend“, dass sie „mit den Tränen gekämpft“ habe.
Netanjahus Auftritt
habe sie „an Dr Strangelove erinnert“, meinte die bekannteste Politikjournalistin
der USA, Christiane Amanpour in Anspielung auf Stanley Kubricks berühmte
Kalte-Kriegs-Satire. Darin löst ein paranoider, von sowjetischen
Angriffsabsichten überzeugter US-General beinahe einen Atomkrieg aus.
Und der
Grund für Bibis rasenden Hass auf Obama ist lediglich der, daß in Washington
gelegentlich Vernunft einkehrt.
Offenbar
hat man dort die Lage im Nahen Osten analysiert und ist zu verschiedenen
Schlüssen gekommen:
1.) Das größte Hindernis auf dem „Weg zum Frieden“ ist Israels Siedlungspolitik mit der daraus folgenden Katastrophe für das palästinensische Volk. Obama und Kerry haben das auch öffentlich gesagt, Israel darum gebeten sich beim Siedlungsbau zurück zu halten.
1.) Das größte Hindernis auf dem „Weg zum Frieden“ ist Israels Siedlungspolitik mit der daraus folgenden Katastrophe für das palästinensische Volk. Obama und Kerry haben das auch öffentlich gesagt, Israel darum gebeten sich beim Siedlungsbau zurück zu halten.
Natanjahu
platzte vor Wut.
2.) Die
totale Konfrontation mit dem Iran, die seit 2001 besonders von den USA ausgeht,
hat zu nichts geführt. Dieses tote Pferd sollte man nicht weiter reichen und
stattdessen lieber versuchen auf Augenhöhe mit Teheran zu sprechen.
Nicht,
daß mich noch irgendetwas Irres an Gingrich oder McCain verwundern könnte, aber
es ist schon ein starkes Stück, daß sie aus purem Hass auf ihre eigene
Regierung lieber einen Krieg im Pulverfass Nahost provozieren, als dem verhassten
Präsidenten Obama diesen außenpolitischen Erfolg zu gönnen!
Schon jetzt stellen sie klar ein Abkommen mit Teheran bis zum Ende seiner Amtszeit im Dezember 2016 nicht zu ratifizieren. Dabei gibt es nichts wichtigeres als mit seinen „Feinden“ zu sprechen.
Schon jetzt stellen sie klar ein Abkommen mit Teheran bis zum Ende seiner Amtszeit im Dezember 2016 nicht zu ratifizieren. Dabei gibt es nichts wichtigeres als mit seinen „Feinden“ zu sprechen.
[…]
US-Präsident Barack Obama verfolgt eine
chancen-, aber auch risikoreiche Strategie um Umgang mit Amerikas Erzfeinden
Iran und Kuba.
Im Verhältnis zu Teheran möchte er zunächst
den Konflikt um das Atomprogramm aus dem Weg schaffen, dabei aber auch Zeit für
den Notfall gewinnen.
[…] Die Annäherung an zwei Erzfeinde ist für
Obama chancen- und risikoreich. Sollte die Entspannung gelingen, böten sich den
USA neue Möglichkeiten in Lateinamerika und im Mittleren Osten. Misslingt sie,
sähe Obama aus wie ein Naivling, der sich von autoritären Regimes vorführen
ließ; ein Rückschlag für seinen Ansatz, mit Gegnern zu reden. "Die
Vorstellung, dass wir Länder bestrafen, indem wir sie anschweigen, ist
lächerlich", sagte er einmal.
Im Verhältnis zu
Teheran möchte Obama zunächst den Konflikt aus dem Weg schaffen, der das
Verhältnis Irans zum Westen seit mehr als einem Jahrzehnt belastet: das
Atomprogramm, das Iran bis 2003 heimlich betrieb. Teheran beteuert, es reichere
Uran in Gas-Ultrazentrifugen nur deshalb an, weil es Treibstoff für Atomkraftwerke
benötige. […]
Hier offenbart sich
die gemeinsame Logik einer Entspannung gegenüber Kuba und Iran: Obama hält es
für unsinnig, stur an den immer gleichen Methoden festzuhalten, obwohl sie
immer aufs Neue versagen. Jahrzehntelang haben die USA Kuba boykottiert und das
Regime doch nicht gestürzt. Im Falle Irans war der Erfolg der internationalen
Sanktionen ähnlich bescheiden. "Anfangs betrieb Iran bloß ein paar Hundert
Zentrifugen, aber jetzt, nach einem Jahrzehnt der Sanktionen, sind es
Zehntausende Zentrifugen", sagt Obama. […]
Wenn ich
die verschiedenen amerikanischen Analysen der Netanyahu-Rede vor dem US-Kongress
betrachte – CNN hat eine Menge davon dokumentiert – fällt
mir auf, wie einig man sich von links bis rechts immer noch darin ist, Iran
prinzipiell zu verdammen. Das Land wird nach wie vor von allen amerikanischen
Analysten als das pure Böse betrachtet, etwas, das man niederringen muß, das
niemals Massenvernichtungswaffen bekommen darf.
Die
grundsätzliche Frage ist: Wieso dürfen eigentlich die ABC-Macht Israel und die
ABC-Macht Amerika einem großen und bedeutenden Land wie dem Iran aufoktroyieren
niemals zur ABC-Macht zu werden.
Was
Jerusalem und Washington ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen;
nämlich über ein modernes Atomwaffenarsenal zu verfügen; sollen andere niemals
dürfen.
Im
Gegenteil; wenn sie nur daran denken sich ansatzweise das anzueignen was Israel
und Amerika schon lange haben, ist das ein Beweis für deren Bösartigkeit, ja
sogar ein Grund für einen Angriffskrieg.
Dabei
erscheint es Kongress-Republikanern und Israelis noch nicht einmal zu
lächerlich zu sein seit 15 Jahren dringend davor zu warnen, daß der Iran nun
aber wirklich unmittelbar davor stünde eine Atombombe zu bauen; innerhalb von
weniger als einem Jahr wäre Teheran so weit.
Jacque
Chirac sagte einmal sinngemäß als er noch im Amt war; na und, was würde es
schon ausmachen, wenn Teheran wirklich eine Atombombe hätte? Er könne die ja
ohnehin nicht einsetzen, da noch bevor die irgendwo einschlüge, Israel von
seinen überall verteilten U-Booten aus hundert Atombomben auf den Iran
abschießen würde. Der Einsatz einer Atomwaffe gegen Israel bedeute die absolut
sichere Auslöschung des gesamten Staates Iran. Und so irre sei niemand, das zu
riskieren.
Bei außenpolitischen
Konflikten ist der Schlüssel zur Entspannung immer der, sich in die Position des
anderen hinein zu versetzen und zu verstehen was er fürchtet, was er erreichen
möchte.
In
unserer zunehmend manichäisch geprägten Berichterstattung ist das aber geradezu
verpönt.
Wer auch nur versucht darüber nachzudenken, was aus Sicht des Kremls bedrohlich wirkt, wird sofort zumindest als „Russlandversteher“ verhöhnt.
Wer auch nur versucht darüber nachzudenken, was aus Sicht des Kremls bedrohlich wirkt, wird sofort zumindest als „Russlandversteher“ verhöhnt.
Die
Sicht des Irans auf seine Nachbarn scheint mir allerdings recht leicht zu
deuten zu sein. Er war als rein schiitischer Staat lange Zeit nur von Feinden
umzingeln. In diesem Pulverfass mit dem extrem reichen und hochgerüsteten
Gegenspieler Saudi-Arabien in Reichweite, spielen Sicherheitsaspekte eine große
Rolle. Zu oft ist man schon bombardiert worden, zu grauenvoll waren die
Erfahrungen mit dem maßgeblich von den USA angezettelten Irak-Iran-Krieg 1980-1988,
bei dem Donald Rumsfeld persönlich nach Bagdad zum Shakehands mit Saddam
Hussein reiste, um den Irak so aufzurüsten, daß der Iran eine Million Tote zu
beklagen hatte.
Was
passiert, wenn einem die USA auf dem Kieker haben – und das ist man als Teil
der Washingtoner „Achse des Bösen“ ja offensichtlich - konnte Teheran 2001 bei seinem direkten
östlichen Nachbarn Afghanistan und 2003 bei seinem direkten westlichen Nachbarn
Irak erleben: Man wird angegriffen und vom US-Militär viele Jahre lang platt
gemacht.
Irak und
Afghanistan passierte das, weil sie eben KEINE MASSENVERNICHTUNGSWAFFEN hatten
und sich nicht wehren konnten.
Das
einzige Land der „Achse des Bösen“, das tatsächlich über
Massenvernichtungswaffen, nämlich vermutlich zwei bis fünf Atomsprengköpfe, verfügt ist Nordkorea und wurde genau deswegen
NICHT von den USA angegriffen. Pyönyang ist sicher.
Was liegt
also näher für Teheran, als sich möglichst auch die Dinger anzuschaffen – zumal
beide Erzfeinde, USA und Israel, Atomwaffen haben und immer wieder bewiesen,
daß sie durchaus andere Länder militärisch angreifen.
Was für
eine Anmaßung der Washingtoner Sesselpuper Irans Wunsch nach friedlicher
Atomtechnologie als Rechtfertigung für einen Angriffsplan auf ein
70-Millionenvolk zu nehmen.
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