Ja, ich
weiß schon weswegen ich üblicherweise keine Talkshows mehr gucke.
Gestern
bin ich nach längerer Zeit mal wieder in Maybritt Illner geraten, natürlich ging
es um diesen dicken bayerischen Fußballpräsidenten, der im Moment omnipräsent
ist und von Radio bis Internet alles dominiert. Als ob die Welt keine
dringlicheren Probleme hätte.
Es war
wieder einmal das Tote-Qualle-am-Strand-Phänomen: Man weiß, es sieht nur ekelig
aus und geht doch hin, um mit einem Stock daran rumzupulen.
Der Fall
ist sehr einfach gelagert – ein Mann ist über mindestens zehn Jahre kriminell,
zeigt keine Reue und bekommt dafür eine vergleichsweise milde Strafe, weil die
bajuwarischen Honoratioren dem jovial-konservativen Wurstfabrikanten zu Füßen
liegen.
Hoeneß hätte
vielleicht eine Chance gehabt, dem Gefängnis zu entkommen. Er hätte von Anfang
an die Wahrheit erzählen müssen, die ganze Wahrheit, nicht nur Bruchstücke. Er
hätte, als seine Steuerhinterziehung öffentlich geworden war, nicht nur sagen
müssen, dass ihm der "Riesenfehler" leidtue. Er hätte handeln müssen.
Er hätte, wie Juristen sagen, "tätige Reue" zeigen müssen. Er hätte
sein Amt als Präsident des FC Bayern niederlegen, den Vorsitz des
Aufsichtsrates der FC Bayern AG abgeben und sich aus der Öffentlichkeit
zurückziehen müssen.
All
das hat Hoeneß nicht getan. Er hat geglaubt, mit einigen
bedauernden Worten, seiner Popularität, seinem Charme und dem Charisma des
Erfolgsmenschen aus dem Schlamassel herauszukommen. Er hat sich nicht wie ein
Täter benommen, sondern wie ein Opfer - wie einer, dem Staatsanwälte,
Steuerfahnder und Öffentlichkeit Ungebührliches antun und abverlangen, weil sie
Aufklärung von ihm wollen.
Die
Person Hoeneß, irgendwelche Bayerischen Ballspielvereine und auch Verurteilungen wegen Steuerstraftaten sind
für mich irrelevant.
Spannender
ist da schon die öffentliche Auseinandersetzung über Moral.
Da
zerfließt man vor Mitleid mit dem
heuchelnden schlimmen Wurstfinger.
Die
Pfaffen drängten sich wie üblich an die Front, um Gottes Liebe zu dem
Kriminellen zu verkünden: "Gott
liebt auch Steuersünder".
Der Präses der
Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, hat nach dem Urteil gegen
Uli Hoeneß vor Häme und Schadenfreude gewarnt. „Eines Menschen Straftaten zu
ahnden, darf nicht dazu führen, den Menschen selbst zu verdammen - Uli Hoeneß
genauso wenig wie jeden anderen Straftäter“, schrieb Rekowski am Donnerstag in
seinem Blog. „Ein Mensch, der Fehler macht, wird bei Gott nicht zum
Unmenschen.“ Gott ahnde die Taten, „aber er verdammt nicht den Täter.“
Bei
Illner bestätigte sich auch mal wieder das Phänomen, daß Männer umso häßlicher sind, je bayerischer und rechter
sie sind.
Peter Hausmann,
Chefredakteur des Bayernkuriers und Mitglied des FC Bayern München, fordert
mildernde Umstände: "Auch wenn Uli Hoeneß Steuern in Millionenhöhe
hinterzogen hat, kann man seine Lebensleistung nicht einfach ignorieren!“
(ZDF
13.03.14)
Rotzbremse, Gonzo-Zinken, Adipositas – daß Hausmann CSU- und Hoeness-Fan
ist, müßte man nicht extra erwähnen.
Die
Verteidiger des Kriminellen, die natürlich kein Wort sagen, wenn völlig
Unschuldige in den Knast kommen (Stichwort „Abschiebehaft““ etc), verstiegen
sich zu den tollsten Entschuldigungen.
Daß der
zukünftige Gefängnisinsasse Staatsanwaltschaft, Polizei und Medien immer wieder
systematisch belogen hatte, sahen sie ihm schon allein deswegen nach, weil die
70.000 Seiten Bankunterlagen einfach zu umfangreich gewesen wären.
Als ob
das ein Grund zum Lügen wäre.
Als ob
diese Fülle aus heiterem Himmel über Hoeness hereinbräche.
Als ob
nicht der Delinquent ganz allein dieses Chaos verursacht hätte.
Es blieb
an Jürgen Trittin hängen eine Selbstverständlichkeit zu äußern:
Das 70.000 Seiten-Chaos wäre erheblich übersichtlicher, wenn Hoeness nicht zehn Jahre seine Steuererklärungen gefälscht hätte, sondern jedes Jahr EHRLICH seine Einkünfte angegeben hätte.
Das 70.000 Seiten-Chaos wäre erheblich übersichtlicher, wenn Hoeness nicht zehn Jahre seine Steuererklärungen gefälscht hätte, sondern jedes Jahr EHRLICH seine Einkünfte angegeben hätte.
Der
Stoiber-Spezi Hoeness aber log grotesk die wildesten Zahlen zusammen. Erst
zahlte er elf Millionen Euro Steuern nach, dann räumte er 3,5 Millionen nicht
gezahlte Steuern ein, die schnell auf 18,5 Millionen emporschossen, umgehend
auf 27,2 Millionen aufgerundet wurden und zuletzt um den Solidaritätszuschlag
ergänzt auf 28,5 Mio zu steigen. Bayernkurier-Hausmann kullerten fast die
Tränen vor Mitleid mit dem armen Wurtsmann.
So viel
Scheiße zu bauen, daß man am Ende das Ausmaß der Scheiße selbst nicht mehr
überblicken kann, ist keine juristische Rechtfertigung dafür mit der Scheiße
ungestraft davon zu kommen.
Ein
Pastor mitten im Biblebelt, in Alabama, hat derzeit ein ganz ähnliches Problem.
Auch er
hat mittlerweile vollkommen die Übersicht verloren und erklärte vor Gericht er
könne keinen genauen Schaden mehr beziffern.
Jeffrey
Dale Eddie, 41, aka “Bruder Jeff” arbeite 16 Jahre als Kinderseelsorger in der
Highland Park Baptist Church in Muscle Shoals.
Aufgrund
von Hinweisen aus der Gemeinde, Bruder Jeff benehme sich eigenartig im Umgang
mit Kinder, flog im Februar 2014 auf, daß Pastor Eddie nicht nur süchtig nach
Kinderpornos ist, sondern sich auch an vielen Kindern der Gemeinde vergriffen
hatte.
The investigation moved beyond child pornography when, after waiving his
Miranda rights, Eddie reportedly admitted to sexually abusing members of his
children’s ministry so many times that he could not remember how many.
On Feb. 4 he was charged with 31 counts of second-degree sodomy, three
counts of sexual abuse of a child under 12 and two counts of possession of
child pornography. His preliminary hearing is scheduled Feb. 18.
Zerknirscht
ging die fromme Baptistengemeinde mit einem Online-Statement an die
Öffentlichkeit.
FOR IMMEDIATE RELEASE
Statement Regarding Former Administrative/Children’s Pastor, Jeff Eddie
Muscle Shoals, AL - February 5, 2014
As a church, we are outraged, shocked and deeply saddened by the events
that have unfolded over the last few days. First and foremost, we are striving
to assist any children and families that have been affected by these events.
The health and well being of these children is our number one priority at this
time. For years, Highland Park Baptist Church has invested in the Shoals
community and we are committed to helping our entire community cope with this
situation.
(Highland Park Baptist
Church)
Wenn die
Gerüchte über die Beliebtheit von Childmolestern im Gefängnis stimmen, dann
dürfte der Pfaff keine angenehme Zeit vor sich haben – auch wenn er nicht eben
als „Sahneschnitte“ bei den Analsexwilligen gelten wird.
Es fragt
sich nun wie viele Kinder Pfarrer Eddie missbraucht hat.
Das ist
allerdings schwer nachzuvollziehen, weil er in all den Jahren den Überblick
verloren hat.
Vielleicht
versteht Herr Hausmann vom Bayernkurier das ja und legt ein gutes Wort ein. Ist
es nicht auch ein bißchen zu viel verlangt von so einem armen Mann nach zehn
Jahren Kinderficken innerhalb von vier Wochen jeden einzelnen Fall zu erinnern?
Alabama children’s pastor tells police he ‘cannot remember’ how many
boys he molested
[…] Alabama
has a mandatory reporting statute that requires “[a]ll hospitals, clinics,
sanitariums, doctors, physicians, surgeons, medical examiners, coroners,
dentists, osteopaths, optometrists, chiropractors, podiatrists, nurses, school
teachers and officials, peace officers, law enforcement officials, pharmacists,
social workers, day care workers or employees, mental health professionals,
members of the clergy” to report cases of child abuse or neglect.
According to court documents obtained by WAFF, Eddie confessed to
performing acts of oral sex on many of the youths in his charge. When police
asked how many youths he may have molested, Eddie said that there were “so many
that [he] advised he cannot remember.”
Nun
warte ich nur noch auf der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland,
Manfred Rekowski, der sich vor die Kameras schiebt, um zu verkünden:
„Gott liebt auch Kinderficker!“
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