Montag, 27. Januar 2014

Der Christ des Tages - Teil LXII-B



In der von mir geliebten US-Serie „Sons Of Anarchy“ (jetzt gibt es sicher Ärger…) spielt der Charakter Chuck "Chuckie" Marstein (Michael Marisi Ornstein) einen zwanghaften Masturbanten. Er leidet an „ZMS“ (Zwanghafte Masturbationsstörung) und muß Tourette-artig in den unpassendsten Situationen anfangen zu onanieren.
Eine schöne Idee der Drehbuchautoren so eine psychische Störung unter den ultraharten Rockern zu platzieren.
Piermont "Piney" Winstons (William Lucking) reagiert immerhin mit einem guten Spruch, als er von “ZMS” hört. „Das hatte ich auch mal! Und dann wurde ich 13.“
Da ich im Zeitalter von Google lebe, wollte ich natürlich wissen, ob sowas tatsächlich existiert.
Im englischen Originaltext heißt es:

Chuck proved to be rather paranoid and also afflicted with compulsive masturbation disorder that reared itself at inopportune times.

Eine Suche im Internet nach compulsive masturbation disorder, CMD, kommt zu keinem rechten Ergebnis. Offenbar streiten Sexualwissenschaftler darüber, ob so ein Syndrom existiert, oder ob es lediglich eine Form der Hypersexualität ist.
In seriösen Portalen wird aber eifrig darauf hingewiesen, daß Masturbation an sich nicht krankhaft, sondern vielmehr a) ganz normal und b) sogar gesund ist. (Offenbar wirkt Masturbation prophylaktisch gegen Hodenkrebs)

Warum diese eilfertigen Rechtfertigungen?
Ganz klar, im religiösen Umfeld und insbesondere in Amerika ist Masturbation immer noch verpönt und wird sogar zunehmend bekämpft.

Die mormonischen Anti-Wichs-Verhaltensregeln, aufgestellt in den 1970ern von Mark E. Petersen, einem der zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) gelten immer noch und ein echter amerikanischer Präsidentschaftskandidat wie der frühere Mormonen-Bischof Mitt Romney lebt danach.
Der Apostel hatte gütig und einfühlsam auf die Masturbanten eingewirkt.

Be assured that you can be cured of your difficulty. Many have been, both male and female, and you can be also if you determine that it must be so.
This determination is the first step. That is where we begin. You must decide that you will end this practice, and when you make that decision, the problem will be greatly reduced at once.

Petersen stellt einen “Guide To Self-Control” auf und fügt im Anschluß wertvolle Tipps für hartnäckige Wichser hinzu.
Das sollte das Leben aus jeder Nudel vertreiben.

[…] 3. When the temptation to masturbate is strong, yell STOP to those thoughts as loudly as you can in your mind and then recite a prechosen Scripture or sing an inspirational hymn. […]
11. In the field of psychotherapy there is a very effective technique called aversion therapy. […] For example, if you are tempted to masturbate, think of having to bathe in a tub of worms, and eat several of them as you do the act.
12. During your toileting and shower activities leave the bathroom door or shower curtain partly open, to discourage being alone in total privacy. Take cool brief showers.
[…] 15. Reduce the amount of spices and condiments in your food. Eat as lightly as possible at night.
16. Wear pajamas that are difficult to open, yet loose and not binding.
[…] 18. It is sometimes helpful to have a physical object to use in overcoming this problem. A Book of Mormon, firmly held in hand, even in bed at night has proven helpful in extreme cases.
19. In very severe cases it may be necessary to tie a hand to the bed frame with a tie in order that the habit of masturbating in a semi-sleep condition can be broken. This can also be accomplished by wearing several layers of clothing which would be difficult to remove while half asleep.[…]

In der Tat. Man muß das eigentlich für einen Witz halten.
Aber weit gefehlt.
Ähnlich der Promise-Keeper-Bewegung, der in Amerika Millionen Teenager angehören und damit schwören keinen Sex vor der Ehe zu haben, gibt es jetzt vermehrt auch eine „NoFap“-Bewegung!

Interessanterweise zeichnen sich die Promisekeeper durch rapide vermehrte Teenagerschwangerschaften aus, weil sie aus einem Umfeld kommen, in dem Sexualität einerseits so tabuisiert ist, daß niemand über Verhütung Bescheid weiß. Andererseits breiten sich unter den Jungfräulichen Geschlechtskrankheiten aus, weil nach Clinton-Vorbild „Sex“ streng als vaginale Penetration interpretiert wird und Teenager auf exzessiven Anal- und Oralverkehr ausweichen.

Die „NoFaps“ hingegen sind echte Abstinenzler.
 Und sie kommen gewaltig.
100.000 junge Männer haben sich bei in einer Web-Community namens „No Fap“ zusammengeschlossen und versprechen sich gegenseitig die Hand von der Nudel zu lassen!

The benefits listed here are based on the anecdotal reports of NoFap community members. They range from zero to life-changing. Individual results will vary; they are absolutely not guaranteed.

Abstaining from PMO (Porn, Masturbation, Orgasm) has often resulted in…

    Recovery from porn-induced sexual dysfunction. Many fapstronauts report that NoFap’s programs have cured erectile dysfunction and delayed ejaculation, along with other sexual issues.
    Increased self-control. Some fapstronauts do not feel like they have a pornography or masturbation problem. They are here to put their willpower to the test by facing their own instincts to pursue easy sexual arousal or indulge in certain sexual behaviors.
    More hard-drive space. Some of the larger porn collections we’ve heard about can take up terabytes of information. No more hoarding. Permanently deleting it will free up a lot of hard drive space. As an added bonus, you won’t be hesitant to let people borrow your computer anymore.
    More time. No more spending hours at the computer looking for that one video to get you off. That time can be better spent pursuing  your passions, bettering your life, and spending time with friends or a significant other. The possibilities are endless.
    Improved attitude. Many nofappers described increased happiness throughout their lives, especially in their attitudes towards sex and interpersonal relationships.

The preceding was only a brief overview and we recommend that you browse through the various sections of the website to gain a fuller understanding on what you may have to gain by participating in a challenge.

In der Süddeutschen Zeitung erschien heute ein Interview mit dem “NoFap”-Gründer Alexander Rhodes, 24, einem Programmierer aus Pittsburgh, der darauf schwört, sein Leben habe sich ohne Onanie enorm verbessert.

Alexander Rhodes: Pornos brachten mich dazu, meine Lust über alles andere zu stellen – über Liebe, Zuneigung, Einfühlungsvermögen. Keine Pornos mehr zu schauen war der Versuch, diese Fähigkeiten zurückzubekommen.

SZ: Wie schwer ist dir das Aufhören gefallen?

Alexander Rhodes: Ich war ein wirklich hypersexualisierter Junge. Ich habe mindestens sechs mal am Tag masturbiert. Eine Woche oder ein Monat Pause sind da eine harte Nummer. Oh Mann, das war ’ne krasse Zeit! Der Slogan auf der Website heißt: „Mach mit bei der ultimativen Herausforderung“. Den habe ich nicht einfach so gewählt.

SZ: Auf der Seite heißt es außerdem: „Erlange die Kontrolle über deine Sexualität und verwandle sie in Superkräfte!“

Alexander Rhodes: Das ist keinesfalls nur lustig gemeint. [….]  Viele haben berichtet, dass ihr Leben sich dramatisch zum Besseren gewendet hat. Für manche sind die Veränderungen minimal, aber für jemanden, der süchtig nach Pornos war und sehr viel masturbiert hat, fühlen sie sich an wie Superkräfte. Außerdem spielt es auf das Konzept der sexuellen Transformation an: Das Umlenken der Energie des menschlichen Sexualtriebs in andere Bahnen, um dein Leben insgesamt zu verbessern.

SZ:  […] Die meisten Fapstronauten sind in deinem Alter oder jünger. Warum ist das Thema vor allem für Teenager und Jungs bis 25 so attraktiv?

Alexander Rhodes: […] Wir sind mit Youporn erwachsen geworden. Und jetzt haben wir mit den Auswirkungen davon zu kämpfen. Ich glaube, dass „NoFap“ noch ganz schön wachsen wird. […]

Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Hamburger Weihbischof Jaschke frohlocken und jubilieren. Das Konzept der sexuellen Transformation, nämlich das Umlenken der Energie des menschlichen Sexualtriebs in andere Bahnen, um dein Leben insgesamt zu verbessern, hatte er in Talkshows schon auf seinen Zölibat angewendet und behauptet die „Sublimation“ seines Sexualtriebes in geistige Kraft helfe ihm sehr.

Rhodes‘ Aussagen klingen im SZ-Interview allerdings wenig fanatisch und nicht religiös.
So weit, so gut.
 Wer einer Angewohnheit frönt, die ihm wenig Spaß macht und zu viel Zeit kostet, mag tatsächlich froh sein, sich wieder anderen Dingen zuwenden zu können.

Die Religioten dieser Welt werden aber entzückt auf den Zug aufspringen.
Und damit komme ich auf den bereits portraitierten Christen des Tages Nummer 62.

Es ist der erst 18-Jährige Würzburger Katholik Rudolf Gehrig, der passende Worte findet, um Papst Benedikt XVI. zu beschrieben:

Verzeihen Sie, wenn ich das so flapsig sage, aber ich finde den Kerl einfach nur genial!     Er ist genau der Richtige zur richtigen Zeit! Er ist der einzige auf Gottes weiter Erde, der keiner politischen Lobby verpflichtet ist, sondern ganz allein Gott und der ihm anvertrauten Herde. Und er macht seine Sache gut.

Der Abiturient ist nicht irgendein Christ, sondern ein von Kath.net international preisgekrönter „Lebensschützer“, welcher bei der Preisverleihung eine bemerkenswerte Rede hielt.

Die Einleitung war ein selbstgedichtetes Poem, welches Günther Grass locker in den Schatten stellt.
 
Revolution frisst ihre Kinder -
Vater Staat treibt sie ab.
Der Staat ist so entsetzlich dumm
täglich bringt er seine Kinder um
mit den Steuern staatlich subventioniert
werden tausende Frauen traumatisiert
Vater Staat ist höchst kriminell
Er mordet lautlos und professionell
Anderseits ist er wieder entsetzt
Wenn man Babyleichen im Müll entdeckt
Vater Staat ist so selbstgerecht
Spricht arrogant vom „Selbstbestimmungsrecht“
„mein Bauch gehört mir“, wie man gerne spricht
Doch Eigentum verpflichtet, oder nicht?
Weil Vater Staat seine Kinder gar nicht will
Heißt das Motto „I’m not born but killed“
Und so redet er uns ständig ein
Herr über Leben und Tod zu sein.

Den Preis der katholischen Ultras bekam er für die von ihm gegründete Facebook-Gruppe, AIAC: ABORTION IS A CRIME ("Abtreibung ist ein Verbrechen"), welche jeden Abend um 20.00 Uhr (wenn die bösen Atheisten die Tagesschau gucken) einen Gebetssturm auslöst, um die ungeborenen Kinder zu retten.



Der fromme Rudi, mittlerweile 20 Jahre alt, arbeitet inzwischen für den katholischen Sender EWTN, den die amerikanischen Nonne „Angelica“ gründete.


Mutter Angelica, 90, Klarissin vom Orden der Poor Clares of Perpetual Adoration (Arme Klarissen der ewigen Anbetung) wurde in Canton, Ohio, geboren und gründete 1976 den religiösen Sender Eternal Word Television Network, EWTN.
Der Erfolg ist enorm, nach eigenen Angaben erreicht das inzwischen auch in deutscher Sprache gesendete Programm 200 Millionen Haushalte und ist damit der weltweit größte katholische Privatsender.
Man orientiert sich streng am päpstlichen Lehramt, lehnt Frauenpriestertum, Homosexualität, Ehescheidungen und andere Perversionen strikt ab.
Aber man muß der lieben Mutter Angelica einfach zustimmen, weil sie so sympathisch ist.

Der fromme Rudi betätigt sich für EWTN unter anderem als Aktivist, der wider die Sexualaufklärung an Schulen agitiert.
Daß die Baden-Württembergische Landesregierung nun sogar in der Schule zu einer toleranten Sicht auf Homosexuelle einwirken will, geht dem Ex-Würzburger gegen den katholischen Strich.
Der fromme Rudi hat noch nie masturbiert und will auch nicht, daß andere Kinder mit solchen Perversionen konfrontiert werden.


Der fromme Rudi schreibt mitreißende Reportagen von Anti-Sex-Demos auf Kath.net, die den Schülern ihre masturbationsfreie Jugend ohne Gedanken an Homoperversion erlauben sollen.
Denn eins ist für den frommen Rudi ganz klar: SEX IST SCHECHT!
Amen.

'Kinder brauchen Liebe, keinen Sex!'
Die Initiative „Besorgte Eltern NRW“ hat am vergangenen Wochenende zu einer Demonstration in Köln aufgerufen, um gegen den Sexualkunde-Zwang an deutschen Grundschulen zu protestieren. Das Aktionsbündnis um Mathias Ebert wollte darauf aufmerksam machen, dass der Staat auch beim Thema „Aufklärung“ die Erziehungsrechte der Eltern zu respektieren habe, die in Artikel 6 des Grundgesetzes festgelegt sind. Dort heißt es unter anderem: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“
[….]  Am Rande der Veranstaltung bekundeten auch andere Organisationen ihre Solidarität mit den Demonstranten von „Besorgte Eltern NRW“. Hedwig von Beverfoerde, Sprecherin der „Initiative Familienschutz“ erklärte: „Diese Demonstration ist Teil einer wachsenden Bewegung. Immer mehr Eltern wehren sich endlich gegen die massive Zwangsindoktrinierung unserer Kinder mit einer zerstörerischen Sexualisierungsideologie, die über das staatliche Bildungssystem rücksichtslos in das intimste Empfinden der Kinder eingreift und die Werterziehung der Eltern gezielt unterminiert."
Angela Doose von der „Jugend für das Leben Deutschland“ unterstrich ebenfalls die Wichtigkeit der Elternrechte in Erziehungsfragen: "Ein so sensibles Thema wie Sexualität gehört in das vertraute Umfeld einer Familie. Fürsorgliche und verantwortungsbewusste Eltern wissen am besten, wann ihre Kinder in welchem Ausmaß aufgeklärt werden müssen. Sexualkunde gehört nunmal zur Erziehung und das Recht der Eltern, ihre Kinder zu erziehen, garantiert das Grundgesetz!" [….]








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