Das
dünne Hamburger Boulevardblättchen „Hamburger Morgenpost“ wurde vor drei Jahren
vom Kölner Medienverlag M. DuMont Schauberg übernommen und seitdem befindet
sich die Qualität endgültig im freien Fall.
Schafften es vor 2009 immerhin ab
und zu politische Themen auf die Titelseite, wird jetzt ausschließlich
mit tumben Boulevardgeschichten getitelt.
Hintergrundberichte
über Religionen in Deutschland sind in der „MoPo“ nun wirklich nicht zu
erwarten.
Umso erstaunlicher, daß es in der heutigen Ausgabe eine ganzseitige
Story über Deutschlands schönsten Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gab.
„First Class in die Slums. Aufstand gegen Luxus-Bischof (52)[…] Das eigene Wohl hatten der Bischof und sein Adlatus aber auch im Auge. Sie gönnten sich im Flieger die Erste Klasse – inklusive Champagner, Kaviar und eigenem Bett. Kostenpunkt: 7000 Euro pro Nase. First Class in die Slums? Dies seinen Schäfchen in der eher armen Limburger Diözese zu verklickern, fiel denn auch dem edelmütigen Kirchenmann schwer. […] Der Nobeltrip zu den Kindersklaven ist indes nur eine Facette aus dem Luxus-Leben seiner Eminenz.„Das ist der Mensch des Glaubens – bettelarm und gnadenreich“, verkündete Tebartz-van Elst. Oder: „Wer die Armut in sich selbst wahrnimmt, wird die wirkliche Größe Gottes entdecken.“ Während seine Diözese unter seinem strengen Sparkurs ächzt – Kindergärten werden Gelder gestrichen, Reparaturen an Kirchen und Heizöl können nicht bezahlt werden – lässt sich der Gottesmann eine Nobel-Residenz errichten, die sein Kirchenvolk auf die Barrikaden treibt. Sauna, Kamin, Weinkeller, eigene Räume für Reliquien, Edelsteinverzierungen, ein beheiztes Dach und ein Park mit Designergarten. Kostenpunkt: Angeblich 5,5 Millionen Euro.
Abgesehen
davon, daß der Artikel zu 90% aus der Printausgabe des aktuellen SPIEGELS
abgeschrieben ist, stellt sich die Frage:
Wie schafft es ein hessischer Bischof in ein Boulevardheftchen der Atheistischen Diaspora?
Die
Antwort ist einfach: Tebartz-van Elst wird wie so viele seiner Kollegen kaum
noch als Geistlicher oder gar moralische Autorität wahrgenommen.
Stattdessen
hat sich TVE einen Yellow-Press-Status erarbeitet und erscheint nun in einer
Reihe mit Sarah Connor, Lothar Matthäus und Daniel Kübelböck.
Diese Entwicklung kann man nur begrüßen.
Denn
die bischöfliche Perfomance bleibt selbstverständlich nicht ohne Einfluß auf
die Schäfchen, die sie zu betreuen haben.
2011
sank die Anzahl der Katholiken in Deutschland erstmals unter die 30%-Grenze,
Hunderttausende treten jedes Jahr in Deutschland aus den Kirchen aus, die
Priesterseminare verwaisen; Kirchen werden jeden Monat dutzendfach geschlossen.
Nur EIN Beispiel aus EINEM Bistum:
Der katholischen Kirche mangelt es an Gläubigen, an Geld, an Priestern. Das Bistum Hildesheim musste bereits mehr als dreißig Gotteshäuser schließen. […]
Im Inneren von St. Johannes Maria Vianney klingen die Glocken dumpf und ein wenig misstönend. Gesenkte, meist ergraute Häupter drehen sich nach denen um, die hereinkommen. Manch einer flüstert mit seinem Sitznachbarn.“Ach wie traurig.““Hier haben wir geheiratet.““Eine schwere Stunde für Sie, nicht?“[…] Szenen wie diese häuften sich zuletzt im Bistum Hildesheim. 2009 veröffentliche das Bistum eine Liste, die 377 Gotteshäuser kategorisiert. 47 Kirchen sollen bis 2020 definitiv geschlossen werden, die Zukunft von 149 weiteren ist ungewiss. Mehr als 30 Kirchen mussten ihre Pforten bereits schließen. St. Johannes Evangelist in Dielmissen ist jetzt ein Wohnhaus. St. Oliver in Rhüden hat ein Musikverein gekauft. In St. Johannes der Täufer in Peine-Stederdorf ist eine Kinderkrippe eingezogen. Heilig Kreuz in Wunstorf-Luthe wurde abgerissen, ebenso St. Nikolaus in Bremerhaven oder St. Lukas in Stade-Fredenbeck.Die Schließung von Gotteshäusern ist die Folge der Krise der katholischen Kirche. Vielerorts müssen Priester längst mehr Gläubige begraben als sie Kinder taufen; Pfarrstellen bleiben unbesetzt, weil immer weniger Männer den Priesterberuf ergreifen.
Der
Hauptgrund für den rapiden Ansehensverlust der Kleriker ist sicherlich ihre
verfallende Glaubwürdigkeit.
Sie sind als Heuchler enttarnt.
Die
Bischöfe, die Schwule verdammen und Sex dämonisieren, haben über Dekaden Kinderficker
in ihren eigenen Reihen großzügig beschützt.
Bischöfe,
die Armut und Verzicht predigen, schwelgen selbst im Luxus.
Bischöfe,
die Wahrheit und Vernunft anmahnen, lügen und flüchten sich in abstruse
Ausreden.
Da
der Limburger Oberhirte immer noch nicht begriffen hat, daß es beim Kirchenvolk
nicht gut ankommt sich selbst für viele Millionen einen privaten Prunksitz zu
bauen, während er seinen Schäfchen gebietet die Gürtel enger zu schnallen,
sucht er sich jetzt externen Rat.
Der
goldene Bischof hat nun seinen eigenen Medienberater, der ihm erklären soll was
man nicht tut.
Mal
sehen, ob das klappt.
Der Limburger Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst sieht sich ständig neuer Kritik ausgesetzt. Angesichts dieses Dilemmas scheint für den Oberhirten jetzt guter Rat teuer zu sein. Ob dies nur im übertragenen oder auch im wahren Sinn des Wortes gilt, sei dahingestellt. Fest steht, dass sich das Bistum mit Dirk Metz einen ausgebufften und gewiss nicht billigen Medienprofi ins Haus geholt hat."Krisenkommunikation" steht an dritter Stelle der Leistungspalette des Ex-Regierungssprechers von Roland Koch (CDU). In diesem Metier hätte Metz in Limburg derzeit alle Hände voll zu tun, doch das Engagement des 55-Jährigen ist nach Angaben der Beteiligten ausschließlich auf das umstrittene Bauprojekt am Dom beschränkt.[…] Bezahlt wird der ehemalige Staatssekretär aus dem Etat der Abteilung für Information und Öffentlichkeit des Bistums. [… ]Vielleicht gibt er den Verantwortlichen des Bistums ja auch ohne offizielles Mandat ein paar Tipps für einen geschickteren Auftritt in der Öffentlichkeit? Dass der Bischof in vielen Situationen schlecht beraten war, steht außer Frage. Ob er "beratungsresistent" ist, wie manche behaupten, ist eine andere.
Einen
fähigen Mann hat sich Tebartz-van-Elst ausgesucht:
Dirk Metz; CDU-Urgestein und
ultrakonservativer Einflüsterer der Ministerpräsidenten Roland Koch und Stefan
Mappus.
Als
Berater der beiden häßlichsten Männer CDU vollbrachte Metz GROSSARTIGES!
Beide CDU-MPs sind ja bekanntlich als beliebteste Ministerpräsidenten Europas in die Geschichte eingegangen!!!!
Welcher Hesse würde sich nicht noch ein paar "Jüdische Vermächtnisse" à la Roland Koch wünschen?
Und welcher Baden Württemberger sehnt sich nicht Mappus zurück, damit dieser noch ein paar geniale Energie-Deals für das Land aushandeln kann?
Der
Limburger Luxusflug-Schlamassel, bei dem sich Tebartz-van-Elst spektakulär in Lügen verstrickte, wäre vermutlich nicht passiert, wenn Metz ihm schon länger
gedient hätte.
Erster
Klasse geflogen wäre der Goldene Hirte zwar auch unter Metz - aber zugegeben hätte er nichts.
Wie
man mit heiklen finanziellen Angelegenheiten umgeht, hatte Metz zuletzt als
Spindoktor des rechtesten CDU-Ministerpräsidenten Stefan Mappus gezeigt:
Schreddern.
Die
Methode Verfassungsschutz. Wenn etwas katastrophal schiefgeht, gilt es als
erstes die Beweise zu vernichten.
Delikates Detail zum EnBW-Deal: Nach seiner Abwahl im Frühjahr 2011 ließ Stefan Mappus die Festplatte seines Arbeitscomputers ausbauen und zerstören. Wichtige Daten zum umstrittenen Kauf des Energiekonzerns gingen so verloren. […]Der SPD-Obmann im EnBW-Untersuchungsausschuss, Andreas Storch, nannte die Aktion dagegen ein "weiteres Puzzleteil in der Geschichte des Täuschens und Vertuschens" des im Vorjahr abgewählten CDU-Regierungschefs: "Nur wer ein schlechtes Gewissen hat, lässt seine Festplatte ausbauen und vernichten." Normal wäre gewesen, lediglich private Korrespondenz zu löschen.[…] Die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen Mappus im Zusammenhang mit dem Geschäft wegen Untreue. Dazu hatten die Ermittler unter anderem dessen Wohnhaus in Pforzheim sowie zahlreiche Geschäftsräume auch von Beratern durchsucht.
Für
Konservative kann es also unangenehm werden, wenn die Staatsanwaltschaft erst
mal loslegt.
Da ist die Zerstörung der Festplatten erste Grundregel, um aus
dem Gefängnis freizukommen.
Auch
Kohl ließ das halbe Kanzleramt schreddern, bevor er 1998 die Schlüssel an Gerd
Schröder übergeben mußte.
Ich bin mir sicher, daß in Limburg noch viel zu schreddern ist.
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