Immer wieder, immer wieder benimmt sich Trump so destruktiv,
drückt die USA immer mehr in Schwierigkeiten, löst neue Megakrisen aus.
110.000 Pandemietote, 40 Millionen Arbeitslose,
Wirtschaftseinbruch, das internationale Ansehen der USA im freien Fall,
Massendemonstrationen im ganzen Land, rasanter Schuldenanstieg, 19.000 Lügen,
offener Rassismus, 28
Millionen Bürger ohne Krankenversicherung, Kilometerlange
Schlangen vor Lebensmittelausgaben, Militäreinsatz gegen das eigene Volk,
Verachtung der amerikanischen Verfassung.
Und immer schießt einem der Gedanke durch den Kopf ‚jetzt müssten
sich aber auch seine Wähler von 2016 abwenden‘.
Aber da ist immer nur der Wunsch der Vater des Gedanken.
Trumps Anhänger halten ihm die Treue.
[…..] Am
besten kann man dieses Phänomen an den Zustimmungswerten von Präsident Donald
Trump ablesen. Sie sind wie einbetoniert: Das Meinungsforschungsinstitut
FiveThirtyEight errechnet aus allen verfügbaren Erhebungen einen Durchschnitt,
der laufend aktualisiert wird. Danach stimmten am 1. Januar 2019 etwa 42
Prozent der Amerikaner Trumps Politik zu. Knapp 53 Prozent waren gegen ihn. Am
1. Januar 2020 das gleiche Bild: 43 Prozent Zustimmung, 53 Prozent Ablehnung.
Und am 4. Juni wieder: 42 Prozent der Bürger sind für Trump, 53 Prozent lehnen
ihn und seine Politik ab. Impeachment, Corona, der Kollaps der Wirtschaft und
die Proteste nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd - nichts scheint die
Meinungen zu ändern, die die Amerikaner von ihrem Präsidenten haben. [….]
Es sind nach wie vor genug, um ihm die Wiederwahl zu
sichern. 2016 bekam Hillary Clinton drei Millionen Stimmen mehr als Trump. Das
reichte nicht.
Das amerikanische Wahlsystem bevorzugt so stark die weißen Konservativen, daß die Demokraten theoretisch noch mit zehn Millionen Stimmen Mehrheit verlieren können.
Das amerikanische Wahlsystem bevorzugt so stark die weißen Konservativen, daß die Demokraten theoretisch noch mit zehn Millionen Stimmen Mehrheit verlieren können.
Sie brauchen nach bisherigem Stand mindestens einen
Zehn-Prozentpunkte-Vorsprung, um gegen Trump zu gewinnen.
Hinzu kommt 2020 noch massive „voter suppression“ – völlig ungeniert
halten republikanische Staatsregierungen mehrheitlich demokratische Kommunen
davon ab überhaupt wählen zu können.
[….] Die Republikaner im Kongress von Wisconsin[….] sorgten auch dafür, dass die Zahl der Wahllokale dramatisch verringert
wurde – vor allem in Gebieten, wo überproportional viele Afroamerikaner leben.
In Milwaukee, der größten Stadt Wisconsins, wurden 175 von 180 Wahllokalen
geschlossen. Wer seine Stimme dennoch abgeben wollte, musste sich in endlose
Schlangen einreihen.
Wisconsin ist Teil einer langen Tradition. "Die Republikaner haben
in Amerika keine Mehrheit. Außer am Wahltag", schrieb die "New York
Times" vor ein paar Wochen. Statt sich um neue Wählergruppen zu bemühen,
wenden die Republikaner eine andere Strategie an: Sie versuchen, die
Minderheiten vom Wählen abzuhalten. [….] Weil es keinen landesweiten Personalausweis gibt, müssen sich Bürger
auf Wahllisten eintragen. Jeder Staat entscheidet selbst, welches Dokument zur
Registrierung erforderlich ist. Der Bundesstaat Alabama verlangt seit 2014
einen Führerschein. Ausweise, die zum Bezug einer Sozialwohnung berechtigen,
reichen nicht mehr aus; für viele Afroamerikaner aber sind diese das einzige
offizielle Dokument, das sie besitzen. [….] "Früher hieß es: Wählst du,
stirbst du", sagt die Historikern Carol Anderson, in Anspielung auf die
Lynchmorde im Süden der Vereinigten Staaten. "Heute funktioniert die
Einschüchterung auf andere Art."
So ging es auch Crystal Mason. Sie wollte bei der Präsidentschaftswahl
im Jahr 2016 für Hillary Clinton stimmen. Da ihr Name nicht mehr im
Wählerverzeichnis stand, gab sie einen sogenannten vorläufigen Wahlzettel ab.
Das ist ein üblicher Vorgang, bei der nach der Wahl überprüft wird, ob die
Stimme gültig ist.
[….] Ihre Stimme zählte nicht, weil sie noch Bewährungsauflagen erfüllen
musste. Sie habe von dieser Vorschrift nichts gewusst, erzählt sie am Telefon.
Die böse Überraschung kam wenige Monate später: Mason wurde wegen Wahlbetrug
angeklagt. Sie musste wegen Verstoß gegen ihre Bewährungsauflagen zehn weitere
Monate in Haft und wurde zusätzlich zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Ein
Gericht lehnte ihren Einspruch ab; die drei Richter, die über den Fall befunden
hatten, waren allesamt von Republikanern ernannt worden. "Haft für eine im
guten Glauben abgegebene Stimme, die nicht gezählt hat – das ist ein Bilderbuchbeispiel
für Wählereinschüchterung", sagt die Historikerin Anderson.
Eine weitere beliebte Methode ist die Säuberung von
Wählerverzeichnissen. Das republikanisch regierte Georgia ließ kurz vor der
Gouverneurswahl im Jahr 2018 die Registrierungen von 53.000 Menschen einfrieren
[….] 70 Prozent der Betroffenen waren Schwarze,
wohl kaum ein Zufall. [….]
Aber selbst wenn Biden einen absoluten Erdrutschsieg
einfahren sollte, spricht immer mehr dafür, daß Trump einfach im Amt bleibt.
Er wird „Wahlbetrug“ schreien und das Ergebnis nicht
akzeptieren.
[….] "Er kann eine Krise vortäuschen, Falschinformationen verbreiten,
zum Beispiel indem er einfach eine Woche vor der Wahl behauptet, er habe eine
Verschwörung aufgedeckt." [….]
(Billy Kristol)
In dem Fall wäre der Supremecourt gefordert ihn abzusetzen.
Schon das ist sehr fraglich, seit Trump dort eine Mehrheit ultrakonservativer
Trumpisten einsetzte.
Wenn sie aber doch von ihm verlangen sollten abzutreten, ist
weiterhin fraglich, ob sich Trump an einen Richtersprich hielte.
Wenn nicht, läge es am Secret Service den Präsidenten aus
dem Oval Office zu werfen. Doch der Secret Service untersteht dem Ministerium für
Innere Sicherheit, dessen Boss glühender Trump-Fan ist und der selbst direkt
Trump untersteht.
Trump gefährlich werden kann also de facto nur die eigene
Partei, die aber im Gegenzug für ihre erfüllten Kernwünsche
-
massive Unternehmenssteuersenkungen
-
Sicherung evangelikaler Privilegien
-
brutale Rhetorik gegen LGBTI/Schwangerschaftsunterbrechungen
-
Ende aller Umweltschutzregelungen
-
Eintritt für das „Groß-Israel“
-
Schluß mit öffentlicher Gesundheitsvorsorge
-
automatische Waffen für jedermann ohne
Einschränkungen
-
hunderte ultrakonservative
homophobe Richter
auch
den allerletzten Rest Moral und Rückgrat abgab.
Sie
lassen Trump ohne aufzumucken jede Illegalität, jede Vulgarität, jeden
Nepotismus, jede Peinlichkeit durchgehen.
Nur
eine Handvoll GOP-Parlamentarier sind verblieben, die es wagen leise Kritik an
Trump zu äußern und selbst die stimmen am Ende nie gegen ihn.
Ein
winzig kleiner Hoffnungsschimmer kommt aber von den republikanischen
Ex-Politikern.
Einige
wagen sogar den bisher undenkbaren Schritt offen die Wahl Joe Bidens zu
empfehlen.
[….] Neben Ex-Verteidigungsminister James Mattis äußerten inzwischen auch alle vier noch lebenden Ex-Präsidenten mehr oder weniger direkt ihren Unmut. […..] Ex-Präsident Bush hatte am Dienstag gesagt, es sei ein „schockierendes Versagen“, dass viele Afroamerikaner in ihrem Heimatland immer noch Belästigungen und Bedrohungen ausgesetzt seien. Schwarze erlebten die wiederholte Verletzung ihrer Rechte „ohne eine dringliche und adäquate Antwort von Amerikas Institutionen“.Und „diejenigen, die diese Stimmen zum Schweigen bringen wollten, verstehen die Bedeutung Amerikas nicht“, so Bush – ein weiterer Seitenhieb gegen den derzeitigen Amtsinhaber, der seit Tagen für den Einsatz des Militärs wirbt, um Ausschreitungen am Rande der Proteste zu unterbinden. „Es gibt einen besseren Weg – den Weg der Empathie, des gemeinsamen Engagements und des mutigen Handelns“, so Bush. [….]
[….] Dutzende pensionierte
amerikanische Militärführer haben Präsident Donald Trump und dessen jüngste
Drohungen mit einem Armeeeinsatz im Innern massiv kritisiert. Trump missbrauche
die Streitkräfte, um Bürgerrechte gegen Polizeigewalt demonstrierender
Amerikaner zu untergraben, hieß es in einem Meinungsbeitrag in der Washington
Post, den 89 Ex-Vertreter des Pentagons und der
Sicherheitsbehörden unterzeichneten. 55 pensionierte Militärs setzten ihre
Unterschrift zudem unter einen Unterstützerbrief für den voraussichtlichen
demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. […..]
Republikanische
Organisationen gegen Trump waren bisher verschwindend schwach, aber Bill Kristols
Webseite "The Bulwark" und das von George
Conway, dem Ehemann von Trumps Kommunikationsberaterin Kellyanne Conway,
gegründete "Lincoln Project" generieren Aufmerksamkeit.
[….] "Als ich die Äußerungen
von General Mattis gestern sah, dachte ich, vielleicht kommen wir jetzt an den
Punkt, wo wir den Mut aufbringen, die Befürchtungen, die wir bisher für uns
behalten haben, auch öffentlich zu vertreten", sagte die republikanische
Senatorin von Alaska, Lisa Murkowski. Sie kämpfe mit sich, ob sie Trump im
November wählen solle, sagte sie.
Auch andere republikanische
Senatoren, die Trump bislang allenfalls intern kritisierten, stellen sich nun
öffentlich gegen den Präsidenten. "Ich bin dagegen, einen friedlichen
Protest für ein Foto aufzulösen, das das Wort Gottes als politisches Requisit
missbraucht", sagte Ben Sasse aus Nebraska. Tim Scott aus South Carolina,
der einzige schwarze Senator der Republikaner, fragte: "Sollte man sich
mit Tränengas einen Weg bahnen, um eine Fotogelegenheit für den Präsidenten zu
schaffen?", und gab gleich die Antwort: "Nein!" [….]
Bisher
ist Murkowski immer eingeknickt, aber vielleicht wird sie doch von Mattis und
GWB ermuntert.
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