Da glühten die Twitteraccounts und jeder politische Kommentar befasste sich mit dieser Aussage, weil es so ungewöhnlich war, daß der oberste Justiziar des Weißen Hauses so etwas empfiehlt. Einen Twist bekam die Geschichte außerdem, weil jeder sich vorstellen konnte, wie der garantiert zuhörende Donald Trump vor Wut tobend Ketchup-Flaschen an die Wände Mar A Logos feuert. War doch Cipollone von ihm persönlich installiert worden, bis zum Schluß ein treuer Trump-Loyalist und Pence der Typ, den Trump eigentlich hängen lassen wollte, nachdem er ihn schon am Telefon als „Whimp“ und „Pussy“ angrölte.
Ein weiterer Twist entstand, weil vor Mike Pence erst Liz Cheney diesen höchsten US-Orden für ihre Rolle im 10-köpfigen Untersuchungsausschuss zum größten politischen Verbrechen in der Geschichte der USA bekommen müsste.
Sie ist neben Adam Kinzinger eine von zwei Republikanerinnen in dem Ausschuss und überstrahlt als Vice-chair für jedermann offensichtlich den verschnarchten chairmann Bennie Gordon Thompson. Die Ansprachen des charismalosen 74-jährigen Demokraten aus Mississippi's 2nd congressional district hat man eine Minute später schon vergessen, während Cheneys Aussagen brutale Geschosse auf Mar A Lago und DOJ Merrick B. Garland sind.
Diese Orden zu verteilen, wäre natürlich unsinnig, denn Mike Pence konnte gar nichts anderes tun, als er tat. Was Trump von ihm verlangte, war nicht nur rechtlich unmöglich, sondern es war auch unter stramm republikanischen Anwälten vollkommen unumstritten unmöglich. Auch Trump wußte das. Daher griff er zu dem aus seiner Sicht einzig übrigen anderen Mittel: Verrat, Staatsstreich, Mord, Verbrechen, Coup.
Da nicht mitzumachen, sollte eigentlich die Mindestanforderung an jeden Politiker sein und nicht mit höchsten Ehren bedacht werden.
Zudem verwendete Mike Pence nur diesen einen kurzen Tag ein Rückgrat und schnurrte kurz danach wieder zu jeder Trump-lobenden Arsch-Amöbe zurück, die er immer war. Nun küsst er schon wieder den Hintern des Mannes, der ihn eben noch lynchen lassen wollte. Sofern er einen Platz am orangen Schließmuskel ergattern kann; denn da gibt es auch noch Ted Cruz, der gar nicht aufhören kann an Trumps Anus zu lecken, nachdem dieser seine Frau Heidi Cruz als „ugly“ bezeichnete und verbreitete, Teds Vater habe etwas mit dem Kennedy-Mord zu tun.
Cheney ist da etwas aufrechter, weil sie auch heute noch Trump verurteilt und verhindern möchte, daß er erneut als Präsidentschaftskandidat für ihre Partei antritt.
Man darf vermuten, daß sie a) glaubt, im Sinne ihrer eigenen Partei zu handeln, indem sie versucht, die Republikaner vom unberechenbaren Trumpismus zu emanzipieren und daß sie b) eigene Ambitionen hat.
Nur weil Pence und Cheney einmal das Richtige taten, sollten sie aber nicht zu Helden der Demokraten avancieren. Beide sind nach wie vor erzkonservative Lobby-hörige Waffenfanatiker, die selbstverständlich homophob und misogyn handeln, den menschengemachten Klimawandel bestreiten und eisern dafür sorgen, Steuermilliarden zu den Superreichen zu schaufeln, während sie bei den Armen und der öffentlichen Versorgung sparen wollen.
Übersetzt ins deutsche Parteiensystem wären beide in der AfD. Das ist zwar immer noch sympathischer, als der orange Psychopath von äußersten rechten Rand der NPD, aber kein Grund zum Applaudieren.
Ich hatte eine anstrengende Nacht, weil ich auch bei der siebten öffentlichen Anhörung nicht widerstehen konnte und insgesamt zehn Stunden lang CNN-Aufzeichnung sehen mußte. Ich kann dabei immer nur immer wieder einen Festplattenrecorder empfehlen, weil man die lästige Werbung überspielen kann und bei Schlaftabletten wie Bennie Thomson die Geschwindigkeit erhöhen kann. Thomson in 1,75-facher Geschwindigkeit spricht so schnell wie Cheney in 1,25-fach. Das ist effizientes Fernsehen.
Je tiefer man in die Materie eindringt, desto faszinierender wird es. Insbesondere weil Trump und seine Enabler, die ich eigentlich schon maximal verachtet hatte, es immer wieder schaffen, noch verachtenswerter zu erscheinen.
Die Arbeit des „16CMTE“ ist insofern beeindruckend, weil die 10 Abgeordneten nicht nur darlegen, wie geplant und wie durchgehend kriminell Trump agierte, sondern weil sie all das mit ausschließlich republikanischen Quellen belegen.
Trump wußte, daß er die Wahl verloren hat. Nicht weil er das von offiziellen Stellen, von Demokraten, aus den Medien oder von irgendwelchen Republikanern im Kongress hörte. Nein, das Komitee zeigte, wie Trumps engster Zirkel, allesamt Hardcore-Trumpfans, dem Chef genau das sagte. Trumps Rechtsberater, sein Stabschef, seine Pressesprecherin, seine Minister, sein Generalstaatsanwalt, die von ihm ernannten Richter, das Justizministerium, die Dienste und seine Campaign-manager. Sogar seine eigene Brut machte ihm klar, verloren zu haben.
Trump entschied sich aber dennoch dagegen vorzugehen, indem er zur massenhaften Gewalt greift und „the big lie“ verbreitet. Stabschef Mark Meadows fiel daraufhin um, entschloss sich bewußt zusammen mit dem „Team Crazy“ (Sidney Powell, Michael Flynn, Mark Lindell, Roger Stone, Rudy Giuliani) seinem Mafiapaten Trump in die tiefste Kriminalität zu folgen. Trump glaubt ohnehin über dem Gesetz zu stehen und begnadigte immerhin Stone und Flynn, die nur deswegen an dem Blutbad im US-Kapitol mitwüten konnten. Anderenfalls hätten sich noch im Knast geschmort.
[….] Ayres wurde als einer von fast 900 Kapitolstürmern angeklagt , er hat sich schuldig bekannt, das Strafmaß erfährt er im September, ihm droht bis zu einem Jahr Gefängnis[….] Sein dramatischer Auftritt vor dem Ausschuss illustriert, wie naiv sich selbst einfache Trump-Anhänger ins Netz der Brutalität ziehen ließen. Die Aussage war zudem Teil eines viel größeren Puzzles der Ermittler, die dem Ex-Präsidenten nachweisen wollen, dass er die Meute vorsätzlich aufhetzte, als Fußtruppe seines versuchten Putsches.
Und dieser Nachweis wurde selten so klar geführt wie bei dieser siebten öffentlichen Sitzung des Ausschusses. Der hat in den letzten Wochen zwar schon viele Hintergründe und Details enthüllt – doch das, was am Dienstag zutage trat, verschlug selbst Zynikern den Atem. [….] »Ein amtierender Präsident ruft zum Bürgerkrieg auf«, entsetzte sich sogar Trumps früherer Wahlkampfchef Brad Parscale in einer internen SMS an Trump-Beraterin Katrina Pierson, die das Gremium veröffentlichte. »Ich fühle mich schuldig, dass ich ihm geholfen habe.« [….] Der Ausschuss untermauert das mit einer schwindelerregenden Montage von Videoclips eidesstattlicher Aussagen seiner damaligen Topberater. Darunter Justizminister William Barr, Arbeitsminister Eugene Scalia, Trump-Tochter Ivanka, Trump-Sprecherin Kayleigh McEnany – und erstmals Pat Cipollone, der Ex-Chefjustiziar des Weißen Hauses, der erst am Freitag acht Stunden lang ausgesagt hatte. Alle wollen sie Trump mit der harschen Realität konfrontiert haben.
Schließlich kam es im Weißen Haus zu einem sechsstündigen, konspirativen Treffen, das selbst Trumps engste Vasallen anschließend als »derangiert« beschrieben [….] An der Runde nahmen den Aussagen zufolge mehrere suspekte Verschwörungsideologen teil – die letzten in Trumps Dunstkreis, die seine Wahnvorstellungen gestützt hätten: Adlatus Rudy Giuliani, Anwältin Sydney Powell, Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn, der Unternehmer Patrick Byrne. [….] Diese obskure Fraktion habe von ferngesteuertem Wahlbetrug durch Venezuela und China gefaselt, von Internet-Stimmenmanipulation durch »Nest-Thermostate«, sie habe vorgeschlagen, dass Trump das Kriegsrecht ausrufe und Wahlmaschinen einkassieren lasse. Es sei zu einem »erhitzten und profanen« Streit gekommen. Giuliani gab vor den Kameras des Ausschusses zu, die anderen angeschrien zu haben: »Ihr seid alle Pussys!« Brüllend sei man vom Oval Office durch den West Wing bis hinauf in die Präsidentenresidenz im Obergeschoss des Weißen Hauses gewandert und habe sich erst nach Mitternacht aufgelöst. Trumps Stabschef Mark Meadows habe Giuliani persönlich aus dem Gebäude eskortiert, damit er nicht weiter dort herumlungere, berichtete Cassidy Hutchinson, Meadows Ex-Assistentin, die im Juni mit anderen Skandalaussagen für Aufsehen gesorgt hatte .
Fast zwei Stunden später, um 1.42 Uhr nachts, blies Trump via Twitter zum Marsch am 6. Januar – verbunden mit der erneuten Lüge an seine Leute: »Statistisch unmöglich, die Wahl 2020 verloren zu haben.« [….]
Am schlimmsten ist aber etwas anderes: 95% der Republikaner, darunter auch diejenigen, die sich am 06.01.2021 in Todesangst vor dem bewaffneten Trump-Mob in Besenkammern verammelten und wie Lindsey Graham, Fraktionschef McCarty oder Senatschef McConnell mit Trump brachen, ihn aufforderten, seine Mörderbande abzuberufen, sind alle wieder auf QTrumpliKKKan-Linie! Sie pilgern devot und servil nach Mar A Lago, um dem kriminellen Clown die orangen Füße zu küssen. Sie verbreiten „the big lie“ weiterhin und haben damit die USA inzwischen unwiederbringlich beschädigt.
Ihre brutalen menschenfeindlichen extremistischen Supremecourt-Richter konvertieren die USA kontinuierlich zu einem Talibanstaat.
Die Einheit der amerikanischen Nation ist endgültig dahin. Ein Bürgerkrieg ist durchaus wahrscheinlich und es würde mich nicht wundern, wenn ich noch zu meinen Lebzeiten eine Aufspaltung der USA in zwei Nationen erlebe. Die Mitte und der Süden werden ein fanatisch religiöser Apartheitsstaat, der sich wie Nordkorea von der UN abwendet und als absolute Trump-Monarchie organsiert ist. Die Küsten und der Norden werden sich zu einem Rechtsstaat mit modernerer Verfassung zusammenschließen.
Es wird eine richtig hohe Mauer gebaut und wird viele Millionen Umsiedlungen geben.
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