Der Terroranschlag von Christchurch bringt bei der äußeren
Betrachtung einige besonders perfide und tragische Umstände mit sich.
Genau genommen kann man so einen Satz nicht schreiben, weil
es den Angehörigen anderen Opfern gegenüber immer unfair und überheblich wirkt,
wenn man spezielle Opfer als besonders „tragisch“ ansieht.
In diesem Zusammenhang ist „tragisch“ eins dieser typischen Dekoration-Adjektive ohne
Sinn.
[….] So wie Anschläge immer
feige sind, werden Unfälle grundsätzlich als tragisch bezeichnet, obwohl es mit
Tragik, also einer Verwicklung ins Schicksal oder in gegensätzliche
Wertesysteme, überhaupt nichts zu tun hat, wenn jemand gegen einen Baum fährt.
Ein solcher Vorgang ist banal – mithin ganz und gar untragisch. Vielleicht
werden die Unfälle deshalb als tragisch bezeichnet, weil das Wort so ähnlich
wie traurig klingt, und traurig ist ein Unfall immerhin für die Freunde und
Angehörigen des zu Schaden Gekommenen. „Traurig“ ist den Medienleuten aber zu
lasch, für sie ist Tragik wohl eine zackigere und grellere Form von
Traurigkeit. [….]
That said und
wohlwissend, daß es keine Opfer erster und zweiter Klasse gibt, fällt uns
Christchurch aus mehreren Gründen besonders auf:
1.
Die extreme Perfidie, mit der Rechtsextreme a posteriori auf den Opfern und Greta Thunberg
herumtrampeln.
2.
Die Tatsache, daß Neuseeland bisher so ziemlich
die letzte von Terror verschonte liberale und multikulturelle Welt war.
3.
Die exponentielle Vervielfältigung des
Geschehens im Netz, weil der Täter beim Niedermetzeln von Kleinkindern eine
Helmkamera trug und das Millionenmal angeklickt wurde.
4.
Neuseelands Premier Jacinda Ardern macht wie
damals der Norwegische Premier Stoltenberg nach dem Massaker von Utøya durch
Anders Behring Breivik am 22. Juli 2011 alles richtig.
Damit lenkt sie den Blick auf groteske Gestalten wie Trump,
der durch das völlige Fehlen von Empathie und seine zutiefst sadistische und
egomane Persönlichkeit alles nur verschlimmert.
Ardern verteidigt die liberalen Werte, geht auf ethnische
und religiöse Minderheiten zu, lässt die offenbar zu laxen Waffengesetze
verschärfen, sie tröstet, hält das Land zusammen.
Sie tut alles dafür, daß der Abschaum, der diese 50 Toten
auf dem Gewissen hat nicht a posteriori gewinnt, indem er bekommt was er will:
Hass zwischen den Religionen, Spaltung der Gesellschaft, Zerstörung der
liberalen Werte.
Oft genug haben Attentäter mit der Ermordung eines liberalen
Hoffnungsträger anschließend genau das bekommen was sie wollten: Eine
radikalisierte, antagonistische Politik, bei der humanitäre Werte abgeschafft
werden und kriegerische/Bürgerkriegerische Zustände.
·
Das erreichte Leutnant Chalid Islambuli 1981 mit
dem Attentat auf Anwar as-Sadat mit Ägypten.
·
Das erreichte Jigal Amir 1995 durch den Mord an Jitzchak
Rabin mit Israel.
·
Das erreichte Osama bin Laden 2001 durch den
WTC-Anschlag mit Amerika.
·
Das erreichte Zvezdan Jovanović 2003 durch den Mord an Zoran
Đinđić mit dem Balkan.
Jacinda Ardern will den
Massenmörder von Christchurch nicht in dieser Weise belohnen.
März 2019Among the many faces & stories I’ll remember from the #ChristChurchMosque tragedy, I will never forget Prime Minister Jacinda Ardern. What a remarkable leader. Not only did she ban assault weapons following the incident, she’s offered financial assistance to the victims familes. pic.twitter.com/LT7cCqjPhK— Faiza N. Ali (@faiza_n_ali) 17.
Während Trump mit sicherem Gespür und tiefer Bösartigkeit
die Opfer und ihren Angehörigen auch noch beleidigt und nur an sich selbst
denkt:
Nach dem Anschlag auf die Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh im Oktober 2018 ätzte Trump so sehr, daß die Pittsburgher ihn demonstrativ nicht willkommen hießen. Brutal streute #45 Salz in die Wunden, indem er den Opfern nachsagte selbst Schuld zu haben – sie hätten sich eben bewaffnen sollen.
Nach dem Anschlag auf die Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh im Oktober 2018 ätzte Trump so sehr, daß die Pittsburgher ihn demonstrativ nicht willkommen hießen. Brutal streute #45 Salz in die Wunden, indem er den Opfern nachsagte selbst Schuld zu haben – sie hätten sich eben bewaffnen sollen.
Nach dem
Mord an Heather Heyer im August 2017 verteidigte President Trump the white nationalists who
protested in Charlottesville on Tuesday, saying they included “some very fine people,” while expressing
sympathy for their demonstration against the removal of a statue of Confederate
General Robert E. Lee.
Heyers Mutter Susan Bro war so entsetzt, daß sie sich
ausdrücklich gegen Trump verwahrte.
Nach dem Massaker von Las Vegas am 1. Oktober 2017 als 58
Menschen getötet und 851 weitere verletzt wurden lockerte Trump sogar die
Waffengesetze und lobte die Klugheit des Massenmörders.
Nachdem im September 2017 Hurrikan Maria über Puerto Rico
und zog und 3.000 Tote hinterließ, beleidigte Trump die Insulaner erst
durch seine Borniertheit, wußte nicht mal, daß sie Insel zu den USA gehört,
bestritt die Opferzahl.
[….] Bei einem Besuch auf Puerto Rico zwei Wochen nach der Naturkatastrophe meinte
Trump, die Bewohner können „stolz“ über die wenigen Todesopfer sein und warf
wie ein Basketballspieler Küchenpapier in die Menge. [….]
Anschließend lobte Trump sich selbst für den großen Erfolg.
[…..] Donald
Trump on Tuesday touted the “incredible, unsung success” of the federal response
last year in Puerto Rico, where the government estimates nearly 3,000 died as a
result of Hurricane Maria.
[…..] “This
is an offensive, hurtful and blatantly false comment from the president,”
Senate minority leader Charles Schumer tweeted on Tuesday. “Nearly 3,000 of our
fellow citizens died in Puerto Rico following Hurricane Maria. That is the complete
opposite of ‘success’.”
Carmen Yulín Cruz, the
mayor of San Juan and a fierce critic of Trump, said his comments added “insult
to injury”.
She told CNN: “This is
a stain on his presidency. He says he’s done a good job when 3,000 people have
died? God bless us all if this man continues on this path.”
Bernie Sanders
added:“Nearly 3,000 people died. That is not a success. That is a
tragedy and a disgrace.” [….]
Kann man sich nicht ausdenken.
Das diametrale Gegenteil erleben wir in Christchurch.
[….] Ein Bild um den Terroranschlag
von Christchurch ist inzwischen ikonisch: Es zeigt Neuseelands
Premierministerin Jacinda Ardern wie sie eine muslimische Gemeinde besucht.
Ardern trägt drauf ein schwarzes Kopftuch. Sie sieht bewegt aus. Und: Sie hört
einfach nur zu.
Rund 24 Stunden ist es zu dem Zeitpunkt her, dass Dutzende Menschen bei
einem Doppelanschlag in zwei Moscheen in der Stadt im Süden des Landes getötet
wurden. Der rechtsextreme Terrorist wollte eine angebliche Invasion durch
Muslime verhindern. In Neuseeland, das eigentlich als so tolerant und weltoffen
gilt. Nach den Anschlägen hat Ardern den Muslimen in ihrem Land versichert:
"Neuseeland ist ihr Zuhause. 'Sie' sind 'wir'".
Dann ist sie nach Christchurch aufgebrochen. Sie hat ihre Reisepläne
nicht an die Presse gegeben. Sie hat ihre Koalitionspartner und auch Mitglieder
der Opposition mitgebracht. Die Botschaft: Ardern ist nicht für die Medien
hier. Sie will zuhören. Umarmen. Trösten.
[….] Ardern versucht mit ihren Handlungen das Land zusammenzubringen,
anstatt es zu spalten. Ihr Land sei kein sicherer Hafen für Hass, Rassismus
oder Extremismus, sagt sie, "wir wurden ausgewählt, weil wir nichts davon
sind".
Ardern will, was sie auch mit ihrem politischen Programm seit zwei
Jahren versucht: ihr Land einen. Dafür wird sie von den Muslimen in
Christchurch geschätzt und von Menschen auf der ganzen Welt gefeiert. [….] Doch Ardern kann nicht nur weibliches
Vorbild sein. Nicht nur Frau, Mutter, Trösterin. Sie hört nicht nur zu. Sie
setzt auch um. Sie kontert. Sie einigt sich. Kurz: Sie führt ihr Land. [….]
Ardern ist aber eben auch eine mutige tatkräftige
Regierungschefin, die nur wenige Stunden nach der Tat eine Verschärfung des
Waffengesetzes ankündigte und diese heute in einer Krisensitzung auch gegen
alle Widerstände durchsetzte.
Das was in Trumpmerika seit Jahrzehnten nicht funktioniert,
erledigt Ardern im Handstreich.
Nachdem Trump ohne Not und ohne Grund noch einmal tiefer
sank, indem er die die extremistischen Mördernazis verniedlichte, schaffte es
seine wichtigste Beraterin noch unter dieses Niveau zu sinken.
Sie half dem Attentäter nicht nur indirekt, sondern
propagierte direkt dessen rechts-autoritäre Agenda, indem sie die Meinungs- und
Pressefreiheit attackierte.
Journalisten sollten keine Fragen stellen, sondern die
Klappe halten und beten!
[…..] White House counselor Kellyanne Conway is not
pleased with the news coverage of last week’s mass shooting in New Zealand,
saying on Saturday that reporters should “shut up and pray for people” rather
than offer their thoughts on the incident.
According to HuffPost,
Conway made the comments on Fox News, where she said of journalists: “They
insert themselves ― ‘I must speak! I must say something!’” she said of
journalists. “No, you don’t. You can actually shut up and pray for people and
wait for the authorities to make their judgments.”
Following the
shootings on Friday, news media coverage included reports of the alleged
gunman’s 74-page manifesto, in which he referenced President Donald Trump as a
“symbol of renewed white identity and common.”
Also following the
incident, debate arose once again over how much the president’s divisive and
alt-right-flavored rhetoric can or should be blamed for increases in white
nationalist violence.
[….]
Die Frage, ob man moralisch noch tiefer sinken kann erübrigt
sich bei Trump.
Aber im direkten Vergleich mit der Neuseeländischen
Regierungschefin rangiert er viele Lichtjahre unter ihr.
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