Montag, 23. Juli 2018

Heißwachs-Arschritzenenthaarungsparty


Dieser Özil, von dem sie jetzt alle sprechen, hat offenbar die deutsche Staatsbürgerschaft, anderenfalls könnte er nicht für die Fußballnationalmannschaft spielen.
Damit ist er deutlich deutscher als ich; denn von einem deutschen Pass bin ich weit entfernt.
Daher muss ich mir auch nicht vorwerfen lassen noch nie im meinem Leben die deutsche Nationalhymne mitgesungen zu haben. Ich bin ja kein Deutscher.
Und genau wie Özil respektiere ich andere Regierungschefs.
Es gibt sogar welche, die ich dezidiert lieber mag als Angela Merkel, der ich auch noch nie mit nacktem Oberkörper die Hand gegeben habe:  Justin Trudeau, Emmanuel Macron, Pedro Sánchez.
Noch eine Parallele zwischen Özil und mir: Gelegentlich spreche und/oder schreibe ich englisch, wenn ich politische Aussagen treffen möchte.
Manche deutsche Errungenschaften gefallen mir allerdings ausnehmend gut. Die habe ich voll in meinen Lifestyle integriert: Linsensuppe, die Süddeutsche Zeitung und Vollkornbrot beispielsweise.
Andere urdeutsche Bräuche der Eingeborenen werden mir aber nicht nur ewig fremd bleiben, sondern ich weigere mich ausdrücklich mich dahingehend zu integrieren.
Das mache ich nicht mit und verachte es sogar:
Deutsche Volksmusik, Krachlederne, Eisbein, Saumagen, Weihnachtsmärkte, AfD, Schuhplattlern, Kölner Karneval, Weiberfastnacht, Glühwein, Tatort, Pantoffeln, beige Funktionskleidung.

Je deutscher, patriotischer und nationalistischer die Bräuche, desto widerlicher erscheinen sie mir.

Was tun so richtig deutsche aktive Patrioten eigentlich typischerweise?
Die Apotheose des wehrhaften Deutschtums ist eindeutig Lutz Bachmann.

Siegfried Däbritz, einer seiner besten Freunde, richtete 2014 den Polterabend für Bachmanns Hochzeit mit seiner „Vicky“ aus.

[….] Däbritz, Security-Unternehmer und Pensionsbetreiber aus Meißen, präsentiert sich bei Schießübungen und spielt in der Footballmannschaft "Suburbian Foxes". Däbritz war Gast bei der Hochzeit der Bachmanns, er ist auch auf unzähligen Fotos in den Facebook-Alben des Paares zu sehen. Ein stämmiger Mann mit Kinnbart und Glatze, der gern ein T-Shirt trägt, auf dem das Wort "Gutmensch" rot durchgestrichen ist. Anlässlich der Hochzeit der Bachmanns regte er eine "Heißwachs-Arschritzen-Enthaarung für Lutz" an und kümmerte sich offenbar um kreative Ideen für den Polterabend. [….]

Noch so etwas Deutsches, das in meinem Erfahrungsschatz fehlt:
"Heißwachs-Arschritzen-Enthaarung für Lutz"

Bachmann saß auch jahrelang im Knast, ist vielfach vorgestraft und mehrfacher Justizflüchtling.
Auch da kann und will ich nicht mithalten.
Dräbitz ist immer noch in Sachsen aktiv und war der Einpeitscher der Menge, die angesichts der Seenotrettungsaktionen im Mittelmeer „ABSAUFEN! ABSAUFEN! ABSAUFEN!“ skandierte.


Ich bin wohl schrecklich undeutsch, wenn ich mich immer noch dafür einsetze ertrinkende Menschen zu retten und sich als guter Gastgeber zu zeigen.

[……]"Dass Menschen im 21. Jahrhundert völlig schamlos, bei hellem Tageslicht, auf einem der berühmtesten Plätze Dresdens rufen, dass Menschen absaufen, also sterben sollen, offenbart ein wirklich unvorstellbares Ausmaß an Werteverlust.
Werte übrigens, auf denen dieses Land fußt, die im Grundgesetz verankert sind.  [….]

Nein, ich bin so gar nicht auf der Seite des patriotisch-deutschen Heimatministers Seehofer, der alles dafür tut, Menschen in Not nicht zu retten, sogar aktiv dazu beiträgt sie außerhalb Deutschlands zu Tode kommen zu lassen.

[…..]    Ende einer dramatischen Rettung, die große Wellen schlägt: Josefa aus Kamerun, die am Dienstag von spanischen Helfern aus dem Meer gezogen worden war, kam am Sonnabend mit dem Rettungsschiff „Open Arms“ auf Mallorca an. Die 40-Jährige war nach ihrem stundenlangen Überlebenskampf im Wasser immer noch schwach und musste zu einem Krankenwagen getragen werden. […..] Während Josefa in einem Krankenhaus versorgt wurde, erhoben ihre Retter von der Hilfsorganisation „Proactiva Open Arms“ schwere Vorwürfe. Die libysche Küstenwache habe die Frau und mindestens zwei weitere Flüchtlinge im Meer zurückgelassen, weil sie sich geweigert hätten, nach Libyen zurückgebracht zu werden. Ihr Boot sei versenkt worden. Josefa überlebte, weil sie sich an ein Stück Holz klammern konnte, eine Frau und ein kleiner Junge ertranken. […..] Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die dramatische Lage im Mittelmeer, die sich durch den rigiden Kurs der italienischen Regierung zuspitzt. Rom erschwert dabei nun auch die Rettung von Flüchtlingen durch die sechs Schiffe der EU-Mission „Sophia“, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist. […..]  Die EU-Schiffe unter italienischem Kommando sind eigentlich zum Kampf gegen die Schleuserkriminalität vor der libyschen Küste unterwegs, sie nahmen aber seit 2015 auch rund 49.000 in Seenot geratene Flüchtlinge auf und brachten sie in italienische Häfen.
Doch Italien will diese Menschen nicht mehr aufnehmen, Anfang der Woche drohte die Regierung der EU-Kommission schriftlich, italienische Häfen für „Sophia“-Schiffe zu sperren. Das Entsetzen ist groß: „Dass Italien nicht einmal Schiffe einer gemeinsamen offiziellen, auf Bitten Italiens eingerichteten und verstärkten Mission einlaufen lassen will, wenn sie Flüchtlinge an Bord haben, ist der Tiefpunkt der Menschlichkeit“, sagte der EU-Außenpolitiker Elmar Brok. [….]


3 Kommentare:

  1. 'Ich bin wohl schrecklich undeutsch, wenn ich mich immer noch dafür einsetze ertrinkende Menschen zu retten und sich als guter Gastgeber zu zeigen.'

    Als Nicht-Deutscher darfst du dich nur nicht selbst als Gastgeber bezeichnen, sondern als Gast.

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  2. Ich habe geschrieben:
    Ich setze mich dafür ein, daß Deutschland sich als guter Gastgeber erweisen sollte.
    Wiewohl es natürlich kein GASTRECHT gibt. Das ist eine Erfndung von blöden Rechten und latent Xenophoben wie Wagenknecht.
    Es gibt aber Menschenrechte und Asylrecht.

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  3. Es ist wohl so, dass die Gastfreundschaft in Deutschland nicht mehr besonders ausgeprägt ist. Wir leben schon lange im Kapitalismus, was unser Wertesystem verändert hat. Es geht nur noch um Ellenbogen zeigen, sich verkaufen und besser als andere zu sein.

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