Das blöde Internet bringt
alles durcheinander.
Alles passiert jetzt
gleichzeitig und kontinuierlich, so daß man gar keine Wochenstruktur mehr hat.
Sonntags war der
Politiktag; eingeläutet mit dem Internationalen Frühschoppen um 12.00 Uhr. Dann
kam Montag, SPIEGEL-Tag und in dem dicken Heft las man begierig alles, bis am
Donnerstag ZEIT und STERN im Briefkasten lagen.
Jetzt gibt es irgendwie
immer alles und nichts.
Jeden Tag ein Dutzend
Talkshows und die Tageszeitungen und ARD-Magazine machen investigative
Recherche inzwischen besser als der SPIEGEL.
Trotzdem, aus alter
Gewohnheit, freue ich mich immer noch auf den SPIEGEL am Montag – auch wenn ich
seit vielen Jahren das ePaper habe und schon einen Tag vorher lesen kann, was
die neue Ausgabe bieten wird.
Heute ist Montag und daher
ist auch wieder SPIEGEL,… äh, nein, offensichtlich BUNTE-Tag.
Die Titelgeschichte handelt
von Michael Schumachers Ski-Unfall.
TITELGESCHICHTE!
Ein Sporthansel, der 700 oder 800 Millionen Euro damit gemacht hat sinnlos im Kreis fahrend die Ozonschicht zu ruinieren und seit 1996 als Steuerflüchtling in der Schweiz lebt, nimmt eine nicht freigegebene Piste, fällt auf den Kopf und die deutsche Presse lungert kollektiv vor dem Krankenhaus rum.
Ein Sporthansel, der 700 oder 800 Millionen Euro damit gemacht hat sinnlos im Kreis fahrend die Ozonschicht zu ruinieren und seit 1996 als Steuerflüchtling in der Schweiz lebt, nimmt eine nicht freigegebene Piste, fällt auf den Kopf und die deutsche Presse lungert kollektiv vor dem Krankenhaus rum.
Als ob es sonst nichts zu
berichten gäbe in der Welt.
Bin gespannt, ob die
Kanzlerin, die heute ebenfalls beim Skifahren eine kolossale
Bruchlandung hinlegte, nächste Woche ebenfalls eine Genesungs-Homestory im SPIEGEL bekommt.
Es gibt in der SPIEGEL-Ausgabe
vom 06.01.14 weitere ähnlich bedeutende Artikel.
So berichtet Markus Feldenkirchen volle vier Seiten über „die Traurigkeit des Trivialen“, nämlich die Affärchen der Sylvie „van der Vaart“ Meis.
So berichtet Markus Feldenkirchen volle vier Seiten über „die Traurigkeit des Trivialen“, nämlich die Affärchen der Sylvie „van der Vaart“ Meis.
Endlich erfahre ich die
Penisgröße von Sylvie van der Vaarts letztem Lover.
„14-16 cm“ (SPIEGEL 2/2014
s.109).
Bestürzt lese ich von
Sylvies „Schock“ am vorweihnachtlichen Düsseldorfer Flughafen. Sie war dort
aus Hamburg zur Aufzeichnung einer RTL-Show eingetroffen und „Gogo“ war nicht
da.
Ohne „GoGo“ geht aber gar
nichts. Er ist so wichtig für sie. „Mit ihm an der Seite habe sie das Gefühl
Kontrolle zu haben. Über ihr Äußeres, ihre Erscheinung“ (SPIEGEL 2/2014 s.110)
Aha Gogo macht ihr offenbar die Haare. Daß er nicht rechtzeitig da ist, ist
wahrlich ein Skandal, dem sich Europas größtes Nachrichtenmagazin annehmen
mußte!
Aber zum Glück findet Silvie
wieder die Muße über ein Thema für ihre neue Unterwäsche-Kollektion nachzudenken:
„Das muss aus meinem Herzen kommen!“ (SPIEGEL 2/2014 s.111)
Bizarrerweise ist es
ausgerechnet der neue stellvertretende Chefredakteur Nikolaus Blome, der von
der BILD-Zeitung eingekauft wurde, der erneut den sinnvollsten Artikel des
Heftes beiträgt.
Schon Gabriels Handhabung
der SPD-Mitgliederbefragung hatte Blome treffend analysiert.
Diesmal ist es wieder nur
ein Zweispalter über unsere famose große Koalition, aber immerhin mit einem Inhalt,
der das Lesen lohnt.
..eine frivole Selbstgefälligkeit des „Weiter
so“: Als übellaunig und notorisch naseweis wird immer öfter abgekanzelt, wer
bereits jetzt zweifelt, ob der schwarz-rote Koalitionsvertrag dem Land die
richtige Richtung weist….Und was macht eine Kanzlerin, die Krise kann – wenn die
Krise vorbei ist?.....Erst wenn die Zahlen wieder schlechter würden, so heißt
es, käme der Moment, die im Koalitionsvertrag beschlossenen Geschenke wieder
einzusammeln. Das ist zynisch. Ging weitblickende Politik nicht irgendwie
anders?..
(Der
Spiegel, 2/2014 s.28)
Das katastrophale und
extrem peinliche Versagen der SPD angesichts des Merkel-Pofalla-Desasters traut
sich allerdings nur die Online-Schwester SPON anzuticken.
Das dröhnende Schweigen der Genossen[….] Noch vor kurzem nutzten SPD-Politiker jede Gelegenheit, um die Union zu kritisieren. Im Fall Pofalla verhalten sich die Genossen auffallend ruhig, manche unterstützen den möglichen Wechsel des Ex-Kanzleramtschefs zur Bahn sogar. Warum eigentlich?Opposition ist nicht schön, das ist wohl wahr. Hin und wieder hatten die Sozialdemokraten in den vergangenen vier Jahren aber doch ihre helle Freude - dann nämlich, wenn es galt, der Bundesregierung einen einzuschenken. Der Wechsel von Eckart von Klaeden zu Daimler? Ein Skandal! Die Drohnenaffäre des Verteidigungsministers? Ein Desaster! Nicht selten ließen es die Genossen verbal mächtig krachen.
Wie sich die Zeiten doch ändern. Kaum
ist man selbst in Amt und Würden, ist es vorbei mit der Angriffslust. Zu
besichtigen ist das dieser Tage im Fall von Ronald Pofalla. Der Vertraute der
Kanzlerin steht angeblich vor einem Wechsel in den Vorstand der Deutschen Bahn.
Und die mitregierende SPD? Schweigt. Parteichef Sigmar Gabriel - immerhin seit
Dezember über Pofallas Vorhaben informiert - ist ebenso wenig ein kritisches
Wort zu entlocken wie Fraktionschef Thomas Oppermann oder Arbeitsministerin
Andrea Nahles. Und wenn sich ein Roter äußert, dann klingt das sehr
wohlwollend.
"Ich kann darin keinen Skandal
erkennen", sagt zum Beispiel der künftige Parteivize Ralf Stegner. [….] Je länger
die Sozialdemokraten sich aus der Debatte heraushalten, desto stärker gewinnt
man den Eindruck, die SPD schaue bei sensiblen Sachverhalten nicht mehr so
genau hin, um es sich mit der Union nur nicht zu verscherzen. Das ist einer
Partei, die sich moralisch - durchaus zu Recht - in einer Vorreiterrolle wähnt,
unwürdig.
[….]
Die SPD sollte die Debatte darüber nicht
der Opposition überlassen. Mit Anstand regieren, heißt auch, hin und wieder mal
den Finger zu heben. Auch in Richtung des eigenen Koalitionspartners.
Ob Herr Medick meinen Wutanfall zum Thema vom 04.01.14
gelesen hat?
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