Donnerstag, 23. Februar 2017

Dumpf und dunkel.



Die PEGIDA-Stadt Dresden, Hochburg des Rechtsextremismus und der AfD, vormals „Tal der Ahnungslosen“ sorgt beinahe täglich für negative Schlagzeilen.
Die bizarre Beziehung der Dresdner zu den britischen Bombenangriffen vor 72 Jahren ist legendär.

[….] Antonie Rietzschel: Ein zentraler Punkt des Mythos Dresden sind die Opferzahlen - als 2008 eine Historikerkommission zu dem Ergebnis kommt, dass durch die Bombardierung 25 000 Menschen getötet wurden, gibt es unter den Dresdnern einen Aufschrei. Warum?

Prof Malte Thießen: Die hohe Opferzahl war lange der Beweis der Einzigartigkeit dieses Angriffs und somit der Beweis für die Einzigartigkeit dieses Orts. In keiner anderen Stadt gab und gibt es einen solchen Wettlauf um die höchsten Opferzahlen. 25 000 Tote sind viel. Aber bei der Bombardierung von Hamburg starben 34 000 Menschen, das spielt dort nicht so eine starke Rolle. In Dresden dagegen läuft man durch die Stadt und plötzlich ist die Zahl an die Wand gesprüht und jeder Dresdner weiß, was damit gemeint ist. [….]

Obwohl Berlin und Hamburg viel mehr zerstört wurden, halten die Dresdner eisern nicht nur an der Vorstellung fest, daß sie am meisten abbekommen hätten, sondern daß sie auch noch völlig unschuldig gewesen wären.

Eine durch und durch absurde Idee.
Der tiefsitzende Judenhass der Dresdner ist durch Victor Klemperers „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ dokumentiert. Alle 5.000 Dresdner Juden wurden in der Nazizeit umgebracht.

Bei der Reichstagswahl von 1933 errang die NSdAP in Dresden-Bautzen 43,6 %.
(Zum Vergleich: Berlin 31%, Hamburg 38%, Köln 30%)

Während der Kriegsjahre gab es tausende KZ-Häftlinge in Dresdner Außenlagern, zB in der Schandauer Straße 68 in Dresden-Striesen. Darunter hunderte Kinder, die vor den Augen der Dresdner Zwangsarbeit leisten mußten.

[….] Im Oktober 1944 werden in Dresden insgesamt drei Außenlager für weibliche Häftlinge errichtet: zwei für die Zeiss Ikon AG (im Goehle-Werk und in Dresden-Reick), eines in der Universelle Maschinenfabrik.
Alle Häftlinge kommen aus dem KZ Ravensbrück. Ein erster Transport mit 500 Frauen im Oktober 1944, weitere 200 im Februar 1945. Deutsche politische Häftlinge, »Asoziale« und »Zigeunerinnen« sind in der Mehrheit, daneben lettische, russische, serbische und tschechische Frauen. 685 Häftlinge werden in den Firmenunterlagen am 26. März 1945 als »entlassen« verzeichnet. […..]

Ein anderes direkt in Dresden gelegenes KZ war die sogenannte „SS Pionierkaserne“

Außenlager Dresden (SS-Pionier-Kaserne)
Juni 1942 bis 15. April 1945. Das am längsten bestehende Flossenbürger Außenlager und das erste in Dresden.
Die ersten Gefangenen sind Bauhandwerker – vor allem Deutsche, daneben wenige polnische, russische und tschechische Häftlinge. Später kommen Slowenen, Italiener, Franzosen sowie Häftlinge aus vier weiteren Ländern hinzu. Häufig werden Gefangene nach Flossenbürg rücküberstellt. Im Dezember 1943 sind 198 Männer in der SS-Pionierkaserne, Ende Februar 1945 noch 120.

Schon 1933 wurden in Sachsen insgesamt 20 frühe KZs errichtet. In der Jugendburg Hohnstein bei Dresden wurden schon März 1933 etwa 400 Kinder inhaftiert.
Selbstverständlich gab es solche Verbrechen auch in vielen anderen deutschen Städten, aber keine andere deutsche Großstadt betrachtet sich im Jahr 2017 immer noch so hartnäckig als unschuldiges Opfer.

[….]  Dresden ist eine traumzauberhaft schöne Stadt und ein Sehnsuchtsort selbst für jene, die hier schon immer lebten. Dresden hat aber auch, das muss man so sagen: heftig einen an der Waffel; eine manifeste narzisstische Störung. Dazu gehört der Wahn, in der zweifellos schönsten aller Städte zu leben, jener mit der höchsten Hochkultur und dem meisten Prunk der Geschichte. Diese Sehnsucht nach Superlativen hört leider nicht auf beim Gedenken an die Zerstörung durch Briten und Amerikaner am 13. Februar 1945. Die Erinnerung in der maßgeschneiderten und bei Weitem nicht geschichtsklitterfreien Dresdner Spezialversion ist längst als Opfermythos bekannt: Kein zweiter Ort sei so sinnlos zerbombt worden wie das angeblich unschuldige Dresden, nirgendwo sei das Leid so groß gewesen.
Diese verdrehte und verkürzte Sicht ist das Ergebnis von Missbrauch, der teilweise Jahrzehnte überdauerte. Noch die Nazis gingen mit der Zerstörung Dresdens lieber Mitleid heischen, als den von deutschem Boden ausgehenden Krieg endlich zu beenden, zum kleinen Restwohl des eigenen Volkes. Der sonst bis zur Lächerlichkeit bemüht antifaschistischen DDR schien der Untergang Dresdens als Narrativ gegen die Anglo-Amerikaner brauchbar zu sein, deutsche Schuld hin oder her. Und nach der Wiedervereinigung witterten Rechtsextreme neue Zugriffsmöglichkeiten auf den Jahrestag. Es begannen zersetzende Jahre mit Aufmärschen, zankenden Politikern, kopfloser Bürgerschaft. [….]

Anlässlich der grandiosen und beeindruckenden Bus-Installation des Dresdner Syrers Manaf Halbouni zeigen Dresdner wieder wie verkommen und verstockt sie sind.
Nein, nicht alle Dresdner sind so, aber die PEGIDA nicht zustimmenden Bürger lassen es desinteressiert geschehen, wehren sich nicht gegen Neonazis, wie es in anderen Städten der Fall ist.

Die Skulptur stößt in gewissen Teilen der Dresdner Bevölkerung auf Kritik. Mit "Schande, Schande" und "Der Schrott muss weg"- Rufen störten rechte Demonstranten am Dienstag die Einweihung des Kunstwerks. Die AfD und die Pegida-Bewegung, die seit Oktober 2014 in Dresden fast wöchentlich auf die Straße geht und Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge, Politiker und Medien macht, hatten die Kunstaktion bereits im Vorfeld kritisiert und unter anderem als "Missbrauch der Kunstfreiheit", "Schrottplatz" und "Schande" bezeichnet.
(dpa 07. Februar 2017)

Wie so oft zeigt sich Dresden noch fieser und noch rechter als andere ostdeutsche Städte.

[…..] Ebenfalls am Montag bestätigte die Staatsanwaltschaft Dresden einen Bericht der „Sächsischen Zeitung“, dass die Ermittlungen gegen den umstrittenen Richter Jens Maier wegen Volksverhetzung eingestellt seien. Maiers Auftritt im Umfeld der skandalösen Dresdner Rede des AfD-Politikers Björn Höcke sei zwar „grenzwertig“, erfülle aber keinen Straftatbestand, hieß es. Maier hatte dort von deutschem „Schuldkult“ sowie „Mischvölkern gesprochen. Der Richter war erst jüngst auf Platz zwei der sächsischen AfD-Landesliste zur Bundestagswahl gewählt worden – hinter Spitzenkandidatin Frauke Petry.
Auch Bernd Höcke selbst war an einem 13 Februar schon einmal in Dresden: Eine Szene des Films „Come Together“ von Barbara Lubich (2012) zeigt ihn inmitten Hunderter Neonazis am 13. Februar 2010 vor dem Bahnhof in Dresden. Er trägt einen schwarzen Mantel, einen grauen Schal und eine schwarze Pudelmütze. Im Hintergrund ist eine thüringische Flagge zu sehen. Die AfD Thüringen bestätigte die Teilnahme. Höcke habe dort „mit zwei Freunden an einer friedlichen Gedenkveranstaltung für die Opfer der Bombardierung Dresdens teilgenommen“. […..]

Ganz folgenlos bleibt das bemerkenswert schäbige Verhalten der Dresdner allerdings nicht.
Daß man anderenorts empört die Nase über die Bewohner der Landeshauptstadt rümpft, mag ihnen herzlich egal sein.
Es beginnt aber auch finanzielle Folgen zu haben.

(……) Tja, ihr braunen Ossis; was erwartet Ihr auch anderes, wenn Ihr so unfassbar dämlich seid und solche Typen wie Kay Nerstheimer, die die Nazizeit verherrlichen und Ausländer als "Bimbos", "Parasiten", "widerliches Gewürm" bezeichnen, mit Mehrheit wählt und als Direktkandidat ins Parlament schickt?

Glaubt Ihr Ostzonalen Berlin-Lichtenberger-Blitzbirnen, daß sich Investoren aus China, USA oder der Türkei nach dem Direktmandat für Nerstheimer denken „ach, so ein sympathisches Kerlchen! In dem Ort sind Unternehmer aus dem Ausland offenbar willkommen, da müssen wir jetzt eine Niederlassung gründen“?

Nein, so läuft das nicht in einer globalisierten Welt, Ihr braun-unterbelichteten Ossis. Bei Euch im Osten ist es so unattraktiv und tot, daß zwei Millionen von Euren besten Leuten sich schon vom Acker gemacht haben und gen Westen zogen.
Ihr braucht dringend Impulse von außen. Ideen, Geld, Elan, Kompetenz und frisches Blut. Aber Ihr wählt, um genau diese fehlenden Ingredienzien abzuschrecken.

[….] Fremdenhass schadet der Wirtschaft im Osten.
Deutschlands Osten ist besonders auf Zuzug angewiesen. Doch durch Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus werden Chancen vergeben, stellt die Bundesregierung fest.
[….]  Die neuen Bundesländer hätten nur als eine weltoffene Region gute Entwicklungschancen, in der sich alle dort lebenden Menschen zu Hause fühlen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben, heißt es im Jahresbericht zur Deutschen Einheit, den das Bundeskabinett am Mittwoch beschloss. Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Intoleranz stellten dagegen eine große Gefahr für die gesellschaftliche, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung der neuen Länder dar, heißt es in dem von der Ostbeauftragten Iris Gleicke (SPD) in Berlin vorgestellten Jahresbericht.
Es bestehe die Gefahr, dass durch Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus „die Chancen der Zuwanderung gerade dort verspielt werden, wo man aufgrund der demografischen Entwicklung in ganz besonderer Weise auf Zuzug angewiesen ist“, heißt es in dem Bericht weiter. [….]

Die Anzeichen für ernsthafte ökonomische Schäden durch Fremdenhass mehren sich. Längst ist nicht nur der Tourismus betroffen.

[….]  Wirkt sich der zunehmende Fremdenhass im Osten negativ auf die Wirtschaft aus? Einige Anzeichen gibt es dafür offenbar. "Aktuell sind uns einige Einzelbeispiele bekannt, bei denen Arbeitsplatzangebote in Sachsen mit Verweis auf das politische Umfeld ausgeschlagen wurden", sagte der Vorstandssprecher des Vereins Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen, Andreas von Bismarck, dem "Handelsblatt".
Da viele potenzielle Interessenten bei einer Absage nicht offen sagten, dass diese auch maßgeblich durch das fremdenfeindliche Image begründet ist, sei die Dunkelziffer noch "deutlich größer", sagte von Bismarck.
Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnte vor der Fremdenfeindlichkeit im Osten. Dort mangele es an Vielfalt und an Toleranz, um gut qualifizierte, motivierte und junge Menschen anzuziehen und ihnen eine gute Zukunft zu bieten. [….] [….] Die Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), lässt das Ausmaß von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland wissenschaftlich untersuchen. Bedroht sei nicht nur der soziale Frieden, sondern auch der Wirtschaftsstandort: "Es ist ein Irrsinn, dass Positionen in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und im kulturellen Bereich nicht besetzt werden können, weil die Wunschkandidaten nicht nach Ostdeutschland ziehen wollen", sagte Gleicke dem "Handelsblatt".[….]