In einer der großartigen, aber apokalyptische Reportagen,
die New Yorker Journalisten über ihre Stadt schreiben, erwähnt SZ-Korrespondent
Christian Zaschke (lebt seit 2016 in NY) auch die große US-Kernfrage.
In diesem Fall stellt sie der mit ihm befreundete Schriftsteller
Gary Shteyngart.
[…..] Er will wissen, wie sie sich jetzt gerade anfühlt. Ich erzähle ihm von
der erdrückenden Leere. "Das ist deprimierend", sagt er. Er überlegt
kurz. "Das Ganze ist aus zwei Gründen so schlimm", sagt er
schließlich: "Zum einen wissen wir nicht, wann wir einen Impfstoff haben.
Zum anderen haben wir ausgerechnet jetzt einen Idioten als Präsidenten. Man
weiß immer nicht, ob er zuerst ein Idiot ist oder zuerst ein Arschloch. Klar,
er ist beides, aber vermutlich doch zuerst ein Arschloch." [….]
Klar, er ist beides,
aber nach den letzten Tagen neige ich anders als Shteyngart dazu die totale
Verblödung als Trumps primäre Eigenschaft anzusehen.
Das sind zwar ideale Voraussetzungen für Satiriker…..
….aber angesichts einer Million Sars-Cov2-Infizierter und
über 50.000 Toter in den USA, wäre es ganz schön, wenn nicht ausgerechnet der
US-Präsident dazu beitrüge mehr Amerikaner zu töten, indem er ihnen empfiehlt
Desinfektionsmittel zu trinken.
Klar, die meisten Menschen lachen über derartige Trump-Idiotien, aber 62
Millionen Amerikaner waren so unendlich doof ihn zu wählen; da verwundert es
wenig, daß einige von ihnen auch beherzt zur Domestos-Flasche greifen, um sich
einen kräftigen Schluck zu gönnen.
[…..] Infolge der Äußerungen von US-Präsident Donald Trump über mögliche
Desinfektionsmittel-Injektionen gegen das Coronavirus hat die Giftzentrale im
US-Bundesstaat Illinois eine Zunahme an Notrufen verzeichnet. In den
vergangenen zwei Tagen habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen
„signifikanten Anstieg“ der Anrufe im Zusammenhang mit Reinigungsmitteln
gegeben, sagte die Direktorin des Gesundheitsamtes, Ngozi Ezike, am Samstag
(Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. Beispielsweise sei mit einer Mischung aus
Bleichmittel und Mundwasser gegurgelt worden, „in einem Versuch, das
Coronavirus zu töten“. Ezike warnte eindringlich vor der Einnahme von
Haushaltsreinigern. [……]
Offenbar versuchen auch die Berater im Weißen Haus –
allesamt glühende Trump-Fans – ihren Chef davon abzubringen bei seinen täglichen
Briefings stundenlang sinnfrei in die TV-Kameras zu plappern, weil sogar sie
sehen welchen Schaden er anrichtet.
Nach dem katastrophalen Feedback zu seiner „Inject
desinfesction“-Pressekonferenz, reagierte Trump wie üblich auf dem Niveau eines
debilen Vierjährigen, der auf eine heiße Herdplatte fasste.
What is the purpose of having White House News
Conferences when the Lamestream Media asks nothing but hostile questions,
& then refuses to report the truth or facts accurately. They get record
ratings, & the American people get nothing but Fake News. Not worth the
time & effort!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump)
April
25, 2020
Jammernd und zeternd schmollte er auf Twitter, er werde nun
gar nicht mehr mit der Presse reden. Natürlich hielt er sein Vorhaben nur einen
Tag durch.
[…..] Verwirrung um die regelmäßigen Pressekonferenzen von US-Präsident
Donald Trump in der Coronakrise: Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh
McEnany, teilte mit, Trump werde am Montag um 17.00 Uhr (Ortszeit/23.00 MESZ)
nun doch vor die Medien treten. Das Weiße Haus hatte zunächst eine
Pressekonferenz für diese Zeit am Montag angekündigt, sie dann aber wieder
abgesagt. McEnany schrieb nun, bei Trumps Auftritt im Rosengarten des Weißen
Hauses werde es um zusätzliche Richtlinien für Coronavirus-Tests und um "andere
Ankündigungen" zur Wiedereröffnung der Wirtschaft gehen. [….]
Ohne seine Rallys und Golftouren ist Trump aber einfach
frustriert. Der Mann liest nicht, informiert sich nicht, will nichts wissen.
Stattdessen sitzt er den ganzen Tag vor den FOX-News und stopft sich Pommes und
Diät-Cola rein.
[…..] Donald
Trump is spending lockdown obsessively watching TV, worrying about his
faltering re-election prospects, and eating junk food, according to a new report
in The New York Times. Trump has reportedly maintained a routine of rising as
early as 5 a.m., watching news channels for several hours, and often becoming
enraged by the coverage even on friendlier networks. He also reportedly keeps a
keen eye on Gov. Andrew Cuomo’s briefings from New York, from which he takes
note of any compliments of criticisms. The report states that Trump is “more
sensitive to criticism than at nearly any other point in his presidency.” His
one bright spot is his daily press conference, for which he reportedly doesn’t
prepare. He regards the press conferences as “the best substitute for the
rallies he can no longer attend but craves.” Trump ends the day with more TV
and in his private dining room off the Oval Office, where he is joined by
aides, and junk food including French fries and Diet Coke is “readily
available.” […..]
Nach dem NYT-Bericht flippte Trump mal wieder vollkommen
aus.
Die Zeitung hasst er ohnehin wie die Pest, da er als New
Yorker Geschäftsmann so lange vergeblich um die Gunst dieser weltweit
renommierten Zeitung warb.
Für ein Lob in der NYT hätte er alles getan. Aber es kam
nie.
Rasend vor Wut versucht er nun wieder alles der Zeitung zu
schaden, indem er diesmal verlangt die journalistischen Preise müsste ihr
aberkannt werden.
Er meinte offenbar die Pulitzer-Preise der NYT, verwechselte
das aber mit dem Nobel-Preis.
Sein entsprechender Tweet wurde doppelt peinlich, da es nicht nur bei diesem einen fundamentalen Irrtum blieb, sondern er auch noch vom NOBLE-prize schrieb. Offenbar hält er den wichtigsten Preis der Erde für etwas, das dem amerikanischen Adjektiv „noble“ (reich, vornehm, edelmütig) angepasst ist und hat keine Ahnung davon, daß der Name des Preises von Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits stammt.
Not only did Obama win a Nobel Peace
Prize, he could even spell it.
— Brian Tyler Cohen
(@briantylercohen) April
26, 2020
[…..]
Nach seiner
wiederholten Schelte gegen die "New York Times" legte Trump noch
nach. Er forderte Journalisten, die für ihre "Arbeit über Russland"
Nobelpreise erhalten hätten, auf, diese zurückzugeben. "Wann wird das
Nobel-Komitee reagieren?", fragte Trump. Kommentatoren auf Twitter
mutmaßten daraufhin, Trump meine wohl den Pulitzerpreis, da es keinen
Nobelpreis für Journalismus gebe.
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken waren eindeutig. Neben
der scheinbaren Verwechslung Pulitzer/Nobel hatte Trump den Nobelpreis
konsequent falsch geschrieben ("Noble" statt "Nobel").
[….]
Joe Biden didn't even have to pay for this.
https://t.co/UGplpuOxCC
—
Brian Tyler Cohen (@briantylercohen) April
27, 2020
Dummheit an sich ist kein Problem für den Betroffenen.
Handelt es sich dabei aber zufällig um den US-Präsidenten,
dem jeder zuhört und dem (bedauerlicherweise) Millionen Menschen glauben, wird
es gemeingefährlich.
Der Irre muss dringend in eine Gummizelle weggesperrt
werden.
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