Montag, 3. Februar 2020

Im Stolpergang


Als Sozialdemokrat, der Anfang 2017 erleben musste wie der „Schulz-Zug“, der sich anschickte stärkte Partei zu werden durch eigene Blödheit am Ende fast 13 Prozentpunkte hinter der ohnehin historisch schwachen CDU/CSU landete, weiß ich wie schwer es ist der Favoritenrolle gerecht zu werden.

Natürlich ziehen die Partei und der/die Spitzenkandidat/in, die vorn liegen das meiste Feuer auf sich.
Die Frage wer Regierungschef wird, ist interessanter als das Rennen um Platz 5. Auf den mutmaßlichen Gewinner richten sich alle Kameras, an ihn werden die Fragen gestellt.

Den Grünen und ihrer CDU-affinen Spitzenkandidatin Katharina Fegebank war diese Erkenntnis allerdings fremd.
Sie glaubten auf dem Genossen Trend surfend mit vagen, wolkigen Allgemeinplätzchen, Freude und sehr viel Gelächel stärkste Partei werden zu können und so die Hamburger Rathaus-Regierung anführen zu können.
Möglich, daß diese themenlose Happy-Kampagne von Erfolg gekrönt wird. Wahlentscheidungen werden vielfach irrational getroffen.
Es könnte aber auch schief gehen, weil SPD-Amtsinhaber Tschentscher mit einer sensationellen Bilanz dasteht und außerdem der mediale Wind der lustigen Fegebank ins Gesicht weht.
Wenn allzu offensichtlich Konzepte fehlen und Frau Fegebank auf die sach- und faktenorientierte Argumentation Tschentschers immer nur verlegen passen muss, lecken Journalisten natürlich Blut. Bohren nach.
„Von Everbody's Darling zu Everbody's Depp - „Hau den Lukas“ heißt heute „Hau die Grünen““ heuchelt der konservative Matthias Iken im Leitartikel für das „Hamburger Abendblatt“.
Fast könnte man Mitleid mit der grünen Frontfrau bekommen.
Sie tut doch gar nichts, sagt nichts Böses und nun dieser scharfe Sturm von vorn. Die SPD rückt vor.
Aber die Spitzenkandidatur ist nun einmal keine Wohlfühlveranstaltung.
Zumal Fegebank nur öffentlich so nett ist und hinter den Kulissen heftig auf den SPD-Koalitionspartner eintritt, um wieder zu ihrem bevorzugten Partner CDU rüberzumachen.

Es wird zwar sicher für ein rotgrünes oder grünrotes Bündnis reichen, aber Fegebank liebt eben ihre CDU und schielt deutlich nach rechts.

 […..] "Ausschließeritis" sei in diesen Zeiten keine gute Strategie, sagt die 42-Jährige. Die Situation sei "unglaublich spannend": "Hamburg hat eine echte Wahl." […..]

Ironie der Geschichte: Während der frühere CDU-Bürgermeister und Schill-Koalitionär Ole von Beust heftig für die olivgrüne Fegebank wirbt, fallen ihr nun ausgerechnet die CDU-affinen Springer- und Funke-Blätter in den Arm.

[…..] Verspielen die Grünen ihre Chance auf den Machtwechsel? […..]

[…..] Die Grünen stolpern derzeit auch über kleine Steine
Auf ihrem angestrebten Weg an die Macht im Hamburger Rathaus geraten die Grünen durch eigene Fehler zu häufig in die Defensive. […..]  Eine mittlerweile längere Liste an Geschehnissen, die an der Professionalität der Grünen zweifeln lässt. Der erste Umgang mit dem Fall Bernd Lucke, der seiner Tätigkeit als Professor an der Universität zunächst nicht nachkommen konnte, die Spaltung der Fraktion der Grünen im Bezirk Mitte, verbunden mit Schuldzuweisungen und Klageandrohungen, das Scheitern im Bezirk Eimsbüttel, wo die eigene Kandidatin nicht gemeinsam mit der CDU durchs Ziel gebracht werden konnte, die Debatte rund um das Klimapaket, bei dem EU-Fristen das Ziel einer vollständigen Verabschiedung in der Bürgerschaft noch vor der Wahl am 23. Februar unerreichbar machen – alles Einzelfälle auch in ihrer Genese und Bedeutung, aber in der Summe doch ein Bleigewicht im Rucksack der Grünen auf ihrem angepeilten Weg zur Machtübernahme in Hamburg.
Mut gehört dazu, sich als Bürgermeisterkandidatin aufstellen zu lassen, hatte Katharina Fegebank im vergangenen Herbst selbst gesagt. Aber eben dann auch Disziplin auf allen Ebenen und kluge Planung, und hier tun sich doch Lücken auf, die die politischen Gegner weidlich ausnutzen. Im Fall des Vermummungsverbots war ohnehin klar, dass es bei möglichen Koalitionsverhandlungen hierfür keine Gemeinsamkeiten mit SPD, CDU oder FDP geben würde. […..] 

Grüne Ungeschicklichkeiten interessieren mich wenig.
Und wer bin ich, über die sagenhafte Grüne Pannenserie zu lästern? Keiner kann Pannen besser als die Bundes-SPD.
Allerdings gebe ich zu etwas neidisch zu sein, daß der SPD Pannen stets sehr deutlich demoskopisch schaden, während die Grünen immun sind und eine Sauerei nach der nächsten anstellen können und dennoch in den Umfragen steigen.

Die Grünen-Wähler von 2020 haben ganz offensichtlich keine Schnittmenge mehr mit den Grünen-Unterstützern aus den 1980ern und 1990ern.
Die Hamburger Grünen sind stockkonservativ, tendieren klar zur CDU, genehmigen CO2-Dreckschleudern, lassen geradezu lustvoll Bäume abholzen und haben kaum noch Interesse für Inhalte.

Wer sich die Bilanz der Senatorin Fegebank anguckt, muss sich eigentlich gruseln. Es ist mir ein Rätsel wieso ausgerechnet die Grünen so sehr für die Bürgermeisterin schwärmen, die in den fünf Jahren ihrer Amtszeit als Wissenschaftssenatorin die Anzahl der Tierversuche auf ein absolutes Rekordniveau angehoben hat.

 […..]  In Hamburg nahmen Tierversuche laut aktuellster Zahlen sogar um 58 Prozent zu! Damit ist Hamburg neben Berlin trauriger Spitzenreiter.
So stieg die Zahl der bei Versuchen benutzten Tiere im Jahr 2018 auf ein Rekordhoch von 263.256 Exemplaren. Das belegen Erhebungen, die der Deutsche Tierschutzbund auf Anfrage vom Bundes-Landwirtschaftsministerium erhalten hat. Andere Bundesländer haben zwar in absoluten Zahlen noch mehr Tierversuche. Aber pro Kopf berechnet steht die Hansestadt mit Berlin an der Spitze. […..]  [Es]  wurden Versuche an vier Hunden und 49 Schweinen durchgeführt. Die meisten Versuchstiere sind Nager. Allen voran Mäuse (198.791) und Ratten (62.421), gefolgt von Meerschweinchen (398), Kaninchen (23) und weiterer Nager (313). Auch an 810 Fröschen und 220 Fischen wurden Tierversuche unternommen. […..]  Bekannt sind Tierversuche beim UKE, beim Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und beim Leibniz-Institut für Virologie. […..] 

Tierquälerei und Baumhass – sind das die neuen grünen Gewinnerthemen in Hamburg?

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