Donnerstag, 26. Juli 2012

Der Christ des Tages - Teil LXIV




Man soll sich ja nicht über Behinderte lustig machen. 
Also auch nicht über Geronten, bei denen die Altersdemenz schon voll zugeschlagen hat. 

Der Christ des Tages Nr. 64, wurde im Jahr 1927 geboren, genießt also eigentlich schon Opi-Schutz. Allerdings hat er auch bereits in jungen Jahren mit Doofheit brilliert und somit kann ich Robert Spaemann tatsächlich heute „würdigen“.

Er ist Philosoph und hatte Lehrstühle in Stuttgart (bis 1968), Heidelberg (bis 1972) und München inne.
Spaemann ist katholisch. Und zwar nicht zu knapp.

Hans Küngs planetaren Erfolg mit dem „Projekt Weltethos“ bei dem oberhalb der religiösen Strömungen weltweit verbindliche Ethik-Standards formuliert werden, treibt Spaemann zur Weißglut. Alles außer Katholizismus darf nicht sein.

Als Philosoph agitiert er auch gegen humanistischen Anliegen wie Sterbehilfe oder straffreien Schwangerschaftsabbruch.
Ähnlich wie beim Maischberger-Will-Möbelstück Arnulf Baring gilt auch bei Robert Spaemann „Je älter, desto weiter rechts“. 

Er kämpft beispielsweise für das Kreuz.net-Partnerblatt „Junge Freiheit“.

So viel erzkonservativer Irrsinn hat Spaemann einen neuen Freund beschert. Der Papst schätzt seinen Rat so sehr, daß er ihn im September 2006 privat nach Castel Gandolfo einlud.

Gerne beschäftigt sich Spaemann mit Gottesbeweisen. 
An Gott zu glauben ist für ihn ein Resultat der Vernunft. Agnostizismus hingegen lehnt er radikal ab.
 Kein Wunder, daß er sich mit Ratzi so gut versteht und die Ehrendoktorwürde der Opus-Dei-Universität Navarra in Pamplona erhielt.

Anlässlich des inzwischen legendären „Beschneidungsurteils“ des LG Köln lief Religiot Spaemann zur Hochform auf und verfasste für die ZEIT (Nr. 28/12) einen Aufsatz, der jeden denkenden Menschen mit den Ohren schlackern läßt.

Da dieses Thema inhaltlich schon mehrfach ausführlich getammoxt wurde, belasse ich es dabei ein paar Spaemann-Sätze unkommentiert zu zitieren.

Das ist ein beispielloser Angriff auf die Identität religiöser Familien.
Das Kölner Landgericht hat die Beschneidung eines kleinen Kindes für strafbar erklärt. Dieses Urteil ist entweder ein Fanal für die Befreiung von Millionen von Kindern der ganzen Welt, oder es ist eines der Ungeheuer auf Goyas enigmatischem Stich »Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer«. In diesem Fall sollte es allerdings wiederum ein Fanal sein, nämlich für den Widerstand gegen einen mächtigen Trend innerhalb der westlichen Welt.
[…] Die Verletzung [durch die Genitalverstümmelung- T.] ist aber geringfügig. Sie entspricht in ihrer Schwere zum Beispiel einer Masernimpfung, die bekanntlich von manchen Ärzten abgelehnt wird und bei der es Recht der Eltern ist, zu entscheiden, welcher Schulmeinung sie sich im Interesse des Kindes anschließen. […] Die Beschneidung von Knaben [….]  fügt keine großen Schmerzen zu, sie hinterlässt keine körperliche Verunstaltung und keine seelische Traumatisierung. […]  Das Gericht hat den soziologischen, ethnokulturellen Aspekt gänzlich ignoriert und einen beispiellosen Angriff auf die Identität jüdischer Familien geführt. […] Das eigentliche, das Hintergrundargument scheint mir zu sein, dass religiöse Erziehung von Kindern überhaupt verschwinden müsse, weil sie die spätere religiöse Selbstbestimmung präjudiziere und beeinträchtige.

Selbst der immer religiöser werdenden ZEIT war diese Einschätzung nun doch zu vernagelt und so erschien in der Woche drauf eine Replik des emeritierten Jura-Professors Rolf Dietrich Herzberg, welcher das LGKöln-Urteil ausdrücklich verteidigte.

Spaemanns erzkatholische Ausbrüche erfolgen inzwischen in immer kürzeren Abständen. 

Während die Feuilletons noch zirkumzisionistisch glühen und die Bundestagsentschließung zur Straffreiheit der Genitalverkrüppelung mittlerweile schon als ähnlich großer Polit-Murx wie das Meldegesetz oder das Bundestagswahlrecht von 2011 gewertet wird, wirft sich der Christ des Tages schon in die nächste Schlacht.

Er springt auf den Martin-Mosebach-Zug auf. 
Hardcore-Religiot Mosebach hatte sich leidenschaftlich für eine Verschärfung des Gotteslästerungsparagraphen eingesetzt.
Ein Spaemann mag da nicht schweigen. 
Harte Strafen für Blasphemisten befürwortet der Philosoph.

 Eine Plattform bietet ihm diesmal die FAZ, die Spaemanns Aufsatz leider nicht online gestellt hat. Die Zitate anderer Medien sind aber ausreichend, um sich ein Bild zu machen.

 Die Beleidigung von Religion sollte nach Ansicht des Philosophen Robert Spaemann (85) unter Strafe gestellt werden. Der Staat dürfe nicht zulassen, dass das, was religiösen Bürgern das Heiligste sei, «ungestraft öffentlich verhöhnt, lächerlich gemacht und mit Schmutzkübeln übergossen werden darf», schreibt Spaemann in einem Beitrag für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Donnerstag). […]  
Nach Spaemanns Worten sollte Beleidigung von Religion etwa doppelt so schwer bestraft werden wie die Beleidigung von Menschen, weil sie die Gläubigen stärker verletze als die Beleidigung der eigenen Person. Der Ermessensspielraum der Richter müsse dabei weit genug sein, um echte von vermeintlicher Blasphemie zu unterscheiden. Schon aus Eigeninteresse sollte der Staat den Respekt vor der christlichen Religion pflegen, die «zu den wichtigsten Wurzeln unserer Zivilisation» gehöre.   […] Die Leugnung des Holocaust sollte nach Meinung von Robert Spaemann nicht strafbar sein. […]
«Der Völkermord an den Juden in Europa ist seit den 70er Jahren in eine quasi sakrale Ebene erhoben worden», kritisiert der Philosoph. Einige, wie der frühere Außenminister Joschka Fischer, wollten im Holocaust sogar den «Gründungsmythos» der Bundesrepublik sehen.

Und wieder hat Prof Spaemann neue Freunde gefunden. 

Die Kreuznet-Redaktion ist begeistert von ihm:

Der Philosoph erklärt, daß der säkulare deutsche Staat trotz seiner Religionsneutralität dem deutschen „Völkermord an den Juden“ eine Quasi-Sakralität zuerkennt „wie dem Kreuzestod Jesu“.
Die „Leugnung des Mordes an sechs Millionen Juden“ sollte nach Spaemann nicht strafbar sein – ebenso wenig „wie die Leugnung des Kreuzestodes Jesu zum Beispiel im Koran.“
 (Hakenkreuznet 26.07.12)

6 Kommentare:

  1. Dein anfaengliches "Altersdemenz" trifft wohl voll ins ... Schwarze!

    Was er da ueber die Beschneidung sagt gehoert ja seit Koeln zum allgemein abgedroschenen Geblubber.
    Darueber koennt man schon ein ausgesprochen widerliches Pro-Verstuemmelungs Buechlein schreiben.
    (Hierzu auch noch ein 'Guter: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/juden_raus/
    "Die “Beschneidungsdebatte” in dieser Form und Heftigkeit ist eine deutsche Angelegenheit. Sie kommt zum Beispiel nicht aus Dänemark oder Bulgarien – zwei Ländern, in denen viele Leute das Leben jüdischer Kinder gerettet haben. Deutschland dagegen ist und bleibt das Land, das Janusz Korczak und seine Kinder ins Gas geschickt hat." ..... bla bla ...

    Zurueck zum Spaemann, ist das mit der Haerte gegen Blasphemie schon so richtig schoen fortschrittlich inquisatorisch. (by the Way, was darf ich denn unter dem jetzigen, deutschen Gotteslästerungsparagraphen nicht.??)

    und warum sollte ..

    "Die „Leugnung des Mordes an sechs Millionen Juden“ sollte nach Spaemann nicht strafbar sein – ebenso wenig „wie die Leugnung des Kreuzestodes Jesu zum Beispiel im Koran.“"

    Na also, Pro-Beschneidung fuer Juden/Muslims, Pro-Holocaust Leugnung, Pro-Kreuzestodes Jesu Leugnung.

    Das ist doch Alles schon mal recht Pro-Darkageish.
    Da wird ja bei allem wohlgewollt gegenseitigem Austausch an Uebelkeiten der Blasphemist noch Arbeitslos!

    Und faellt Spaemann mit der Anregung der Holocaust-Leugnung nicht unter Deutsch-Europaeisches Strafrecht? ... Hmmmhhh ..

    Gruss
    Jake

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  2. Spaemannn hat die atheistische Kritik längst entlarvt:


    Warum aber diese Aggressivität, mit der gewisse neue Atheisten auftreten?

    Diesbezüglich gibt es etwas, das ich böse nennen möchte. Denn wenn jemand eine Botschaft hat, die dem Menschen eine grosse Freude verkündet, wie es an Weihnachten heisst, die eine unerhörte Hoffnung weckt und damit das ganze Leben in ein Licht stellt, das es sonst gar nicht geben würde, dann kann man leicht verstehen, warum jemand missionarisch tätig ist: Weil er anderen etwas von dieser Freude mitteilen möchte. Warum aber jemand missionarischen Eifer entfaltet, um diese Freude zu töten, um den Menschen die Hoffnung aus dem Herzen zu reissen, das ist schwer zu verstehen. Wenn ich das Unglück hätte, ein Atheist zu sein, dann würde ich das ganz still für mich behalten. Ich würde doch nicht anderen Menschen eine traurige Überzeugung aufschwätzen ohne Not.

    Nachzulesen auf http://www.forum-pfarrblatt.ch/archiv/2008/forum-nr-3-2008/abwenn-es-gott-nicht-gibt-gibt-es-keine-wahrheitbb, wo auch philosophische Aussagen ihren Platz finden wie:

    In Zeiten, in denen den Menschen die Religion das Wichtigste ist, töten sie sich für die Religion. Da, wo das Öl für sie am wichtigsten ist, töten sie sich für Öl. Dagegen gibt es nur ein schlüssiges Argument, und das ist wiederum die Religion. Die Botschaft Jesu gibt eine religiöse Motivation für den Verzicht auf Gewalt. Hingegen enne ich keine atheistische Argumentation für den Verzicht auf Gewalt.

    Und mein Liebling:

    Wenn es so wäre, dass in Wirklichkeit mit dem Tod alles aus ist, dann müsste doch ein Wesen, das durch die Evolution in die Wirklichkeit eingepasst ist, mit diesem Gedanken von vornherein versöhnt sein und damit kein Problem haben. Die Tatsache, dass die Menschen von Anfang an und seit es sie gibt, über den Tod hinaus denken, legt doch eher die Vermutung nahe, dass dem irgendetwas entspricht. Das Vorkommen von Durst, um eine Analogie zu verwenden, ist ein Argument dafür, dass es Wasser geben muss, denn sonst gäbe es kein Wesen, das Durst hat.

    Während die Existenz von Selbstmordattentätern ein Argument dafür ist, dass im Himmel 72 Jungfrauen auf sie warten. Dass Spaemann für einen Philosophen gehalten wird, spricht allerdings gegen die Evolution.

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  3. Ui Jake, da hast Du mir mit dem Hannes Stein ja wieder ein übel faules Ei ins Nest gelegt.
    Und ich hatte ja schon einige echt schräge Dinge zum Penisschnibbeln gelesen.

    Aber der toppt alles noch mal.

    Arme PI'ler.... wie positioniert man sich, wenn man gegen LINKE, für Broder (wenn der gegen den Islam hetzt) und für CHRISTEN ist, aber die Bischöfe nun gerade intensiv mit den "Musels" kungeln????????????
    Das muß deren Erbsenhirne ja furchtbar verwirren!
    Da fahren sie stets eine harte Pro-Israel-Linie und die verbrüdern sich nun mit „dem Feind“!
    In der PI-Redaktion rauchen die Schrumpfköpfe vermutlich schon.


    @Recotard

    Auch an Dich DANKE für die tollen Zitate!
    Mannomann, ich bin ja schon länger Atheist und traue den Religioten allerlei Blödsinn zu!
    Aber sie schaffen es doch immer wieder mich zu erstaunen mit ihrem Wahnsinn.
    Was ich hingegen wirklich bedenklich finde, ist daß solche Typen wie Spaemann nicht für PI, Kreuznet und Junge Freiheit schreiben (wo sich eben geistige Müll absetzt), sondern nach wie vor von angeblich ungeheuer seriösen Periodika wie FAZ und ZEIT eine Plattform geboten bekommen.
    Wird in den Redaktionen gar nicht mehr selbstständig gedacht?

    Man versteht es nicht….

    Schönes WE

    LGT

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    1. Die Konfusion bei den PI'lern hast du schon richtig erfasst, bis auf, dass selbst Rauch, selbst in Schrumpfköpfen, in einem Vakuum nur wenig Chancen zur Entfaltung hat.

      In allererster Instanz ist aufschlussreich, dass PI so gut wie keine Minoritaeten (als auch Majoritaeten) auf diesem Planeten inklusive Juden, noch nicht ausdruecklich haesslichst primitiv diffamierte.

      Momentan muessen, skuril'opportunistisch die Juden dran glauben, da in der deutschen Pro/Contra-Beschneidungskampagne der Jude einen eher vermarktbaren Bonus innehat. Natuerlich den(diesbezueglich grob vernachlaessigten) Muslim im braunschaedeligen Hintergrund springt PI auf diesen Zug, um diese seltene Gelegenheit nicht zu verpassen dem Juden so richtig eine mitgeben zu 'duerfen. Pro-Israel (& sonstiges Pro) setzt ja in keinster Weise voraus, dass ich damit auch noch Juden moegen muss.

      Auf was sich dann das 'anders bekloppte' Stein bezieht, ist(und ich setze jetzt mal keinen direkten Link, um deinen Bildschirm nicht unnoetig einzubrauenen: http://www.politblogger.eu/pi-sturzenberger-juden-raus/
      "Wenn sich aber jüdische Verbände und Organisationen beispielsweise so an die uralte Vorschrift der Beschneidung klammern, zeigen sie damit, dass sie sich in diesem Punkt nicht vom Islam unterscheiden. So etwas hat nach meiner festen Überzeugung in unserem Land nichts zu suchen." ...

      Worauf Stuerzenberger ueber die diesbezuegliche Empoerung Steins folgendermassen konterte: "Erstaunlich, wie hochemotional, unsachlich und beleidigend dieser jüdische Journalist schreiben kann, wenn eine seiner 614 Regeln aus tausende Jahre alten Schriften in Frage gestellt wird. [...] In welcher Welt lebt dieser jüdische Journalist?"

      "Aber ich fühle absolut keine Solidarität mit Juden, die in schwarzen Klamotten mit Hüten und langen Schläfenlocken herumlaufen, nicht arbeiten, sondern nur religiöse Schriften studieren, stundenlang vor der Klagemauer uralte Verse rezitieren und dabei hin- und herwippen, mit Steinen auf Autos werfen, die am Samstag durch ihre Viertel fahren, Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln in getrennte Bereiche verbannen wollen, das Existenzrecht Israels ablehnen und sich aus diesem Motiv heraus sogar mit Hamas-Terroristen treffen."
      http://www.politblogger.eu/pi-sturzenberger-judenhass-pur/

      Sowas ist die Folge einer Abstinenz an Logik/Vernunft/Normalitaet/ etc., selbst die Unmoeglichkeit der Rauchentwicklung im eigenen, erbsenhirnigen Schrumpfkopf zu erfassen.

      Von diversen Tiraden an Ohrfeigen als Pazifist absehend, ueberlasse ich diese dringlichste Notwendigkeit Goettern und Teufeln. Und fuer Die brauch ich noch ein paar Dutzend extra Haende!

      Gruss
      Jake

      PS. Noch ein Heil auf Breivik: http://www.politblogger.eu/breivik-pi-redaktion-legt-vor-pi-anhanger-legen-nach/

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  4. Interessant ist ja auch die völlige Pauschalisierung. Nun sind auf einmal irgendwelche geistlichen Zottels im Kaftan mit langen Haaren „die Juden“!
    Wobei nicht nur Antisemiten das dermaßen über einen Kamm scheren, sondern auch die ach so juden- und israelfreundliche Bundestagsbesatzung sieht es offenbar so.
    Die Millionen Israelis, die am meisten von den Ultraultraorthodoxen genervt sind, die es auch ein bißchen dämlich finden, daß man am Sabbat keinen Lichtschalter drücken darf, werden gleich mit in den Topf geworfen.
    Will irgendeine Talkshow-Redaktion wissen was „die Juden“ zu sagen haben, karren sie einen Rabbiner ran.
    Das ist genauso sinnvoll, als wenn man Bischof Mixa als typischen Durchschnittsdeutschen befragen würde. Dann käme man auch zu dem Schluß, daß „die Deutschen“ alle in rosa Kleidchen und albernen Pink-Bommeln auf dem Hut rumschlurfen und mit dem Teppichklopfer um sich schlagen.
    Jedenfalls kommen gerade so viele Klischees und Vorurteile zusammen, daß die PI-Erbsenhirne gar nicht mehr so genau wissen gegen wen oder was man zuerst hetzen soll.

    LGT

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