Sonntag, 24. September 2023

Migrationsjournalismus

Deutschland leidet unter massivem Fachkräftemangel. Es fehlen jährlich zwischen 400.000 und 500.000 Zuwanderer.

Die fehlenden Menschen schaden massiv der Wirtschaft, weil Betriebe Aufträge ablehnen, Geschäfte schließen und Servicezeiten reduzieren müssen.

Besonders schlimm trifft es die Gastronomie, Pflege und Hotellerie. Ohne Ausländer, können wir Deutschland gleich stilllegen.

[….] In der Heimat umworben, in Deutschland beschimpft

In der Pflege herrscht Notstand. Millionenbeträge werden aufgewendet, um auf den Philippinen Pflegerinnen und Pfleger zu rekrutieren. Doch in Deutschland angekommen, wollen viele nur eines: schnell wieder weg. [….]

(Verena Töpper, 21.09.2023)

Arbeitgeber zahlen inzwischen enorme Prämien, damit überhaupt jemand bei ihnen anfängt.

[….] Im Norden Niedersachsens, mitten in der Lüneburger Heide, zwischen Äckern und Einfamilienhäusern, hängt an einem Verkehrskreisel ein Plakat, das Reichtum verspricht. »EUR 11.000,00« steht darauf, »ab sofort!« und dazu ein Dank im Voraus: »Eure Arbeit ist uns diesen Bonus wert!« Gesucht werden Köche sowie Servicekräfte für Spätschichten, und bei der Summe handelt es sich nicht etwa um den Saisonverdienst – sondern um eine satte Prämie für neue Mitarbeiter. Wer bei uns anfängt, so die Botschaft, verdient sehr schnell sehr viel!  [….]

(Anton Rainer, 24.09.2023, DER SPIEGEL 39/2023)

Die fehlende Willkommenskultur, die generelle Xenophobie und insbesondere die intolerante Garstigkeit in Ostdeutschland, führen inzwischen zu einem ökonomischen Schaden von rund 100 Milliarden Euro im Jahr.

[….] Studie zu Diversität

Deutschland entgehen 100 Milliarden Euro – wegen mangelnder kultureller Vielfalt. Menschen aus Einwandererfamilien müssen mehr Bewerbungen schreiben, bekommen weniger Gehalt und werden seltener befördert. Das bremst nicht nur sie aus, sondern auch die Wirtschaft. Der Schaden ist enorm. [….]

(SPON, 19.09.2023)

Der SPIEGEL titelt aktuell mit einem endlosen Flüchtlingsstrom, der auf Deutschland zustrebt.

Die Aufnahmekapazität sei am Ende, die Stimmung kippe.

[….] Es ist für mich schwer nachvollziehbar, wie ein renommiertes Leitmedium wie der Spiegel, das für Qualitätsjournalismus stehen will, ein Titelbild veröffentlichen kann, das in Aufmachung und Bildsprache an die Angstmache und Hetze rechter Parteien und Verschwörungsblätter erinnert. [….]

(Lorenz Meyer, 23.09.2023)

Das Hauptargument der SPIEGEL-Autoren wider die Migration nach Deutschland, lautet in der Tat „die Stimmung“. 84% der Wähler geben bei  Civey an, es kämen zu viele Menschen, die einen Asylantrag stellten. Die AfD sei im Osten stabil über 30%.

FDP, CDU, FW und CSU tuten in das gleiche Horn, machen kräftig Stimmung gegen Flüchtlinge. Rechtspopulismus in populär und hilft im Wahlkampf.

Christen-Politiker überbieten sich gegenseitig mit Widerlichkeiten, von denen sie wissen, daß sie ohnehin nicht machbar sind, aber sie heizen gern die menschenfeindliche Stimmung an; in der Hoffnung, parteipolitisch davon zu profitieren.

[…..]  Die Opposition hat es da leichter, sie kann sich empören und Forderungen aufstellen. Die Bundesregierung habe »die Kontrolle über das Migrationsgeschehen in Deutschland vollkommen verloren«, sagt der CDU-Politiker Thorsten Frei, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag. In einem Antrag fordern CDU und CSU den Stopp aller Bundesaufnahmeprogramme für Flüchtlinge und mehr Grenzkontrollen.

Der Erfolg der AfD hat die Union ein Stück nach rechts rücken lassen – und auch die FDP spürt die Konkurrenz von rechts außen. In der Ampelkoalition treten die Liberalen für ein restriktives Vorgehen an den EU-Außengrenzen ein. Besonders FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, in Iran geboren und einst als Kind von seinen Eltern nach Deutschland zu Verwandten geschickt, macht sich für eine harte Migrationspolitik stark. […..] Die Vorschläge aus der Opposition hält man in der Regierung für nicht umsetzbare Luftblasen.

Eine Veränderung oder gar Abschaffung des individuellen Asylrechts, wie es mancher aus der CDU gefordert hat, widerspreche der Verfassung und dem europäischen Recht. Tunesien, Marokko und Algerien zu sicheren Herkunftsstaaten erklären, wie es CDU-Chef Friedrich Merz vorgeschlagen hat? Das würden, heißt es in Regierungskreisen, selbst CDU-geführte Regierungen im Bundesrat ablehnen, wenn sie grüne Koalitionspartner haben.

Flächendeckende Kontrollen an den Binnengrenzen? Praktisch kaum machbar, wenn sie effektiv sein sollen. […..]

(SPIEGEL Titelstory, 23.09.2023)

Ich möchte den Gedanken weiterspinnen: Selbst wenn man die populistischen Merz/Söder/Aiwanger/Höcke-Forderungen rechtlich umsetzen könnte, würde das keinen einzigen Menschen in Nordafrika, dem Nahen Osten oder Afghanistan, der durch Klima, Krieg, Hunger, politische Verfolgung gezwungen ist zu flüchten, von seiner Not befreien. Alle Fluchtgründe blieben erhalten, die Schlepper würden noch besser verdienen und es würden noch mehr Unschuldige im Mittelmeer ertrinken, in der Libyschen Wüste verdursten oder von Tunesischen Schergen totgeschlagen werden. Das ist also das Ziel der Parteien, die sich „vom christlichen Menschenbild leiten lassen“.

[…..] Und während die deutsche Politik etwas hilflos vor sich hin debattiert, dreht sich die Welt da draußen weiter. Sie interessiert sich nicht für deutsche Obergrenzen, Integrationsgrenzen oder die Umfragewerte der AfD.

Weltweit sind laut UNHCR mehr als 108 Millionen Menschen auf der Flucht. Und es werden eher noch mehr werden, wenn durch die Klimakrise, durch Hitze, Brände, Dürren oder Überflutungen ganze Regionen zerstört werden. Spätestens dann, wenn es um Klimaflüchtlinge geht, wird sich der Kreis schließen, wird sich diese Frage stellen: Kann der Westen, kann ein Staat wie Deutschland Menschen die Aufnahme verweigern, für deren unerträgliche Lebensbedingungen er mitverantwortlich ist? Deren Heimat er mindestens indirekt mit zerstört hat, durch die eigene Lebensweise, die Art des Wirtschaftens? Die Flüchtlingsfrage wird nicht mehr verschwinden, sie wird Deutschland und Europa dauerhaft beschäftigen, auf Jahre, Jahrzehnte. [….]

(SPIEGEL Titelstory, 23.09.2023)

Ganz recht, Spiegel. Aber wozu dann das rechts-reißerische Titelbild?

Aber wozu das rechts-reißerische Titelbild, wenn doch die Antragstellerzahlen immer noch moderat sind und wir so dringend Arbeitskräfte brauchen?

Statt AfD-Umfragen, rechtsdrehende CDUCSU-Altherren und xenophobe Civey-Zahlen als Totschlagargument gegen Migration zu benutzen, sollte man lieber aufklären, den AfD-Ossis klar machen, wie sehr sie sich irren, überlegen, wieso Asylsuchende immer noch keine Arbeitserlaubnis bekommen und ausländischen Berufs/Schulabschlüsse nicht anerkannt werden.

80% bei Civey gegen Asylanten muss noch lange nicht heißen, daß die 80% Recht haben.

Multikulti mag in Süd- und Ostdeutschland noch so unbeliebt sein. Ökonomisch ist es aber sinnvoll. Auch wenn ich mich wiederhole: Hamburg hat einen zehnmal so hohen Migrantenanteil in der Bevölkerung wie Sachsen und gegen den Bundestrend ein deutliches Wirtschaftswachstum. Bundesweit schrumpft 2023 die Wirtschaft um 0,5%. In Hamburg wächst sie um 2,3%. Es könnte noch viel besser aussehen, wenn nicht so viele Mitarbeiter fehlten.

[….] Gegen den Trend: Hamburgs Wirtschaft trotzt der Rezession. [….] Während andernorts der Abschwung zu spüren ist, zeigen sich wichtige Branchen in der Hansestadt in besonders guter Verfassung. Schon seit einigen Monaten ist es in Deutschland mit dem Konjunkturoptimismus vorbei. Immer häufiger taucht das Wort „Krise“ im Zusammenhang mit den weiteren Aussichten für die Unternehmen auf. Dabei verweisen Volkswirte und Börsianer auf die Gefahren eines Brexits sowie auf die Handelskonflikte, vor allem den zwischen China und den USA. Doch blickt man auf wichtige Sektoren der Hamburger Wirtschaft, etwa die Luftfahrt, die Gesundheitsbranche oder das Handwerk, so ist von einer Krise nichts zu sehen: Die jeweiligen Kennzahlen steigen weiter, auch die Beschäftigung nimmt zumindest in diesem Jahr abermals zu. [….]

„Ich rechne nicht mit einer generellen Verschlechterung am Hamburger Arbeitsmarkt“, sagt Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Hamburg. [….] [….] Gesundheitswirtschaft: „In der öffentlichen Wahrnehmung ist gar nicht so klar, wie wichtig dieser Sektor für die Hamburger Wirtschaft ist“, findet Birgit Schweeberg, als stellvertretende Geschäftsführerin der Handelskammer zuständig für die Gesundheitsbranche. Fast 200.000 Menschen sind dort tätig. Allein die beiden größten Einzelarbeitgeber, die Krankenhausgruppe Asklepios und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), hatten Ende 2018 zusammen mehr als 25.000 Mitarbeiter. Das waren 1500 mehr als ein Jahr zuvor, was die Dynamik in diesem Wirtschaftszweig andeutet.

In der Branche suche man „händeringend“ weiteres Personal, so Schweeberg. „Es ist zu erwarten, dass die Mitarbeiterzahl in Hamburg in diesem Jahr weiter nach oben geht“ – wobei der Fachkräftemangel die Aufwärtsentwicklung begrenze. „Wenn sie denn könnten, würden die Unternehmen noch mehr Menschen einstellen.“ Das Geschäft der Gesundheitswirtschaft sei nicht von der Konjunktur abhängig, sondern werde von der Demografie bestimmt, sagt Schweeberg: „Wir haben eine alternde Gesellschaft, damit steigt die Nachfrage nach der medizinischen Versorgung.“ [….] [….]

(Hamburger Abendblatt, 16.08.2023)

Nicht nur, ist es moralisch und durch internationales Recht verpflichtend, Migranten in Deutschland auf zunehmen. Es ist auch ökonomisch dringend notwendig.

Zudem sind wir als europäische Industrienation einer der Hauptmitverursacher der Migrationsgründe. WIR fischen die Meere vor Afrikas Küsten leer, WIR ruinieren durch unsere protektionistischen Landwirtschaftssubventionen die Geschäfte afrikanischer Farmer, WIR beliefern die Krisenherde dieser Welt mit Waffen. WIR sind die Verursacher der Erderhitzung. WIR leisten nicht genug Wirtschaftshilfe. WIR lassen die Welthungerhilfe sträflich unterfinanziert. WIR verschließend die Augen vor den Kriegen, die wir mitverursacht haben.

[…..] In Syrien tobt seit zwölf Jahren der Krieg, in Afghanistan haben die Taliban wieder die Macht übernommen, Iran schlägt seit einem Jahr den Aufstand seiner jungen Frauen brutal nieder. Und Russland hat ein Nachbarland überfallen, mitten in Europa. Es gibt auf dieser Welt viele Gründe, um zu fliehen. Es werden in nächster Zeit nicht weniger werden. [….]

(SPIEGEL Titelstory, 23.09.2023)

Wir können doch nicht so amoralisch wie Söder und Merz sein und unsere Politik von Faschisten und Idioten diktieren lassen!

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