Dienstag, 28. Januar 2025

Welche Typen spenden bitte sehr für die AfD?

Als ich vor zehn Tagen erstmals dieses Jahr zum Online-Banking aufraffte, um all die Rechnungen zu bezahlen, die sich hier aus unerfindlichen Gründen immer ansammeln, stellte ich fest, daß mein Datumsstempel; genauer gesagt, der „Trodat Printy-Dater, 4817, Datumstempel, mit 12 Lagertexten“ alle war. Der ging nur bis 2024 und als potentiell vergesslicher Geront, stempele ich ganz altmodisch ab, wann ich irgendwas erledigt/überwiesen/erhalten habe.

Nun ist das kein teures Produkt und Stempelkissenfarbe habe ich auch noch reichlich. Blöderweise ging aber nicht nur STAPLES/OfficeCentre GmbH pleite, sondern auch alle anderen Schreibwarengeschäfte in meiner Nähe. Unverständlicherweise. Müssten die Kleinen vor Ort nicht profitieren, nachdem im Mai 2022 rund 50 riesige Staples-Büromärkte aus Deutschland verschwanden?

Normalerweise versuche ich Online-Handel zu vermeiden und stattdessen inhabergeführte Geschäfte vor Ort zu unterstützen. Da aber keins da ist und ich auch keine Weltreisen mit dem Auto unternehmen wollte, habe ich doch eine Internetbestellung aufgegeben. Natürlich bestelle ich niemals beim Trump-Arschkriecher Jeff Bezos, oder gar den GOP-Spendern von EBay und versuche überhaupt die Riesenkonzerne zu vermeiden.

Also googelte ich nach kleineren Versendern in Deutschland. Aber nicht so klein, daß es womöglich nur ein Fakeshop ist, bei dem man im Voraus bezahlt und nie die Ware bekommt. Ich fand einen Büroartikelversand und wie das so ist, bestellt man dann auch noch etwas Tand, den man nicht wirklich dringend braucht, aber doch gern seine Vorräte aufstockt. Der IKEA-Krimskrams-Effekt.

Es kam natürlich die übliche Email-Flut mit Ankündigungen, Status-Updates und kleinen Problemen – DHL wollte nicht an die Packstation liefern.


Aber statt des avisierten Liefertermins am 31.01., bekam ich die Ware schon eine Woche vorher und zwar nach Hause; in meinem Briefkasten.

Sehr schön, dachte ich. Dann habe ich ja eine Alternative zu meinen geliebten Schreibwarenläden und kann derlei Krimskrams zukünftig bei Böttcher bestellen.

Genau einen Tag nachdem ich den Stempel und die Pentel-Filzstifte in Betrieb genommen hatte, las ich von der ominösen 990.000-Euro Spende an die AfD. Die braune Pest wird nun mit Millionen überschüttet.

[….] Extreme Rechte[….] Drei Tage nach dem Erhalt von 1,5 Millionen Euro meldet die AfD eine weitere Großspende: Als Absender der 999.900 Euro gibt die Partei einen Mann aus Thüringen an, den nicht einmal der Schatzmeister kennt. [….] Als Spender gab die AfD einen Mann namens Horst Jan Winter an, dazu dessen angebliche Adresse im thüringischen Blankenhain, einer 6600-Einwohner-Stadt im Landkreis Weimarer Land.  Der vermögende Spender trat offenbar bislang kaum öffentlich in Erscheinung. An der Adresse in Blankenhain befindet sich ein unscheinbares, zweigeschossiges Mehrfamilienhaus [….]

(SPON, 25.01.2025)

Es brauchte nur 48 Stunden, bis der SPIEGEL herausfand von wem die knappe Million stammt.

[….] 999.990 Euro sind es, die am 23. Januar auf einem Konto der »Alternative für Deutschland« eingingen. SPIEGEL-Recherchen zeigten am Wochenende , dass es sich bei dem großzügigen Spender um einen Geschäftsmann aus Jena handelt. Laut einem Handelsregisterauszug aus dem Jahr 2023 sitzt er im Aufsichtsrat der Böttcher AG – einem mittelständischen Versandhändler, der bundesweit bekannt ist. [….]  

Nach SPIEGEL-Recherchen ist der Großspender offenbar nicht allein mit seinen Ansichten. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Udo Böttcher, zeigt zumindest in sozialen Netzwerken eine inhaltliche Nähe zur AfD. Neben Bildern von luxuriösen Reisen, Freizeitaktivitäten und Luxusjets postete er im November 2024 unter anderem das Video eines rechtsextremen Liedermachers. An anderer Stelle nannte er AfD-Chefin Alice Weidel »meine Kanzlerin« oder riet, am besten keine etablierten deutschen Medien zu lesen. Den rechtsextremen FPÖ-Chef Herbert Kickl lobte er. [….]

(SPON, 27.01.2025)

Offensichtlich habe ich gerade – indirekt – an die AfD gespendet.

Aber wenigstens weiß ich, wo ich nie wieder einen Datumsstempel bestellte.

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