In Canada wechseln sich die politische Lager beim Regieren immer mal wieder ab.
1957-1963: John Diefenbaker, Konservative
1963-1979: Lester Pearson/Pierre Trudeau, Liberale
1979-1980: Joe Clark, Konservative
1980-1984: Pierre Trudeau/John Turner, Liberale
1984-1993: Brian Mulroney/Kim Campbell, Konservative
1993-2006: Jean Chrétien/Paul Martin, Liberale
2006-2015: Steven Harper, Konservative
2015-2025: Justin Trudeau, Liberale
Das war 2015 ein Honeymoon mit dem weltweiten Liebling der Linksliberalen: Der moderne Justin Trudeau, der fröhlich feiernd zu CSDs ging und auf die Frage, wieso die Hälfte seines Kabinetts weiblich wären, schlicht antwortete „Because it is 2015“.
Aber in der folgenden Dekade ging es kontinuierlich bergab, bis sexy Justin nur noch als das nervende linke Nepo-Baby wahrgenommen wurde, das drastische Preissteigerungen und Inflation verursachte. Die Liberalen waren so tot, daß Trudeau wenigen Wochen vor dem Wahltermin aus dem Amt gedrängt wurde. Die Liberalen waren nicht mehr tragbar, würden absolut sicher eine vernichtende Niederlage einfahren. Nächster Premier würde, der globalen Mode entsprechend, der zackige Rechte Pierre Poilievre, dessen Konservative zum Ende der Trudeau-Zeit fast 25 Prozentpunkte uneinholbar vor den Liberalen lagen. Die einzige Frage war, wieso der Direktor der britischen Zentralbank (Governor der Bank of England), Mark Carney, als weltweit angesehener Ökonom, auf die Idee verfallen konnte, seinen renommierten Posten zu verlassen, um als Trudeaus Nachfolger für die Liberalen das Himmelfahrtskommando „kanadische Unterhauswahlen“ anzutreten.
Aber die Trump-Regierung mit ihrer beispiellosen antikanadischen Aggression, stellte die politischen Verhältnisse im zweitgrößten Flächenland der Erde, auf den Kopf. Trumps Parteifreund Pierre Poilievre wurde in Windeseile zur Pee-pee-Witzfigur degradiert.
Die Kanadier wollen sowas von gar nicht der „51.Bundestaat der USA“ werden und ihren Premierminister nicht als „Governor“ verspotten lassen, daß „Little PP“ nicht mal mehr seinen eigenen Wahlkreis gewann. Carney wird der alte und neue Regierungschef.
Der so gestärkte Liberale schenkte Trump und den Trumpanzees bei seiner Siegesrede ordentlich ein. Sie würden sich mit allen Kräften gegen Washington wehren und neue Alliierte im Rest der Welt suchen.
[….] Besonders bitter: Poilievre verlor seinen eigenen Wahlkreis an den Herausforderer der Liberalen und muss nun hoffen, dass ein anderer Konservativer Abgeordneter seinen Sitz für ihn aufgibt. Man kann den Wahlausgang auf einen kurzen Nenner bringen: Trump hat Poilievre um den Wahlsieg gebracht. Und ohne Trump wäre Carneys Amtszeit eine der kürzesten in der Geschichte Kanadas gewesen. Carney hat seinen Wahlsieg somit ausgerechnet dem Mann zu verdanken, mit dem er jetzt um Kanadas Zukunft ringen muss. [….]
Beeindruckend, Trump wirkt transnational derart destruktiv, daß er es vermag, Wahlen spektakulär zu verlieren, bei denen er gar nicht angetreten war.
Eigenartig, manche Leute finden es scheinbar unsympathisch, krebskranke Kinder mit US-Staatsbürgerschaft ihren Eltern zu entreißen, um sie zu deportieren.
Außer den weißen US-Christen; die ergötzen sich an diesem Sadopopulismus:
[….] 72 Prozent der weißen Evangelikalen und 51 Prozent der nicht-evangelikalen weißen Protestanten seien mit Trumps Amtsführung einverstanden, berichtete das Institut Pew Research Center am Montag in Washington.
Im Gegensatz dazu sagt die Mehrheit der schwarzen Protestanten, hispanischen Katholiken und Konfessionslosen, dass sie mit der Art und Weise, wie Trump seine Präsidentschaft handhabt, nicht einverstanden ist. Bei den schwarzen Protestanten sind es sogar 85 Prozent, die nicht mit dem aktuellen Präsidenten zufrieden sind. Insgesamt sind nur 40 Prozent der US-Amerikaner mit Trump zufrieden.
Weiße Protestanten gehören seit langem zum harten Kern der Trump-Anhänger. Rund 80 Prozent der weißen Evangelikalen haben vergangenes Jahr für Trump gestimmt. [….]
(Jesus.de, 29.04.2025)
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