Freitag, 21. August 2020

ALL CAPS MODE


In den letzten vier Jahren bekamen wir viele verschiedene verstörende Aspekte der zutiefst destruktiven kranken Trump-Psyche präsentiert.
Die Weinerlichkeit, der Hass, die Illoyalität, die Skrupellosigkeit, das Fehlen jeglicher Empathie, der Größenwahn, die Bestätigungssucht, die Kritikunfähigkeit, die sagenhafte Borniertheit, die tiefen Menschenverachtung „and many many more“.
Der vielleicht charakteristische Zug seiner paraphilen Persönlichkeit ist sein manischer Drang stets im Mittelpunkt zu stehen, alles persönlich zu nehmen, immer alles nur auf sich zu beziehen.

Das Schlimmste, das so einem persönlichkeitsgestörten Soziopathen passieren kann, brach diese Woche auf ihn ein: Vier Tage Nominierungsparteitag der Demokraten und damit vier Tage Medienaufmerksamkeit für andere. Vier Tage, an denen er öffentlich nicht gelobt und mit Huldigungen umschmeichelt wurde.

Wie eine Gottesanbeterin, die nach dem Sex um ihre Mahlzeit in Form des Begatters betrogen wurde, hockte er zutiefst verstört und hungrig nach Aufmerksamkeit im Bett vor seinen Fernsehern und tat das was er immer macht, wenn seine rudimentären Hirnzellen völlig durschmoren: Er griff zum Smartphone, rastete das Display auf „all caps“ ein und schimpfte wie ein debiles Waschweib in Versalien auf seine 85 Millionen Follower ein.

[…..] Donald Trump within minutes, if not seconds after Barack Obama’s speech starting was completely and instantly triggered, starting to send out outrageous tweets in all caps; more the behavior of a child, really, than an adult, never mind an adult who happens to be the president of the United States of America.[….]


[…..] US-Präsident Donald Trump kann es bekanntlich nicht leiden, wenn andere im Rampenlicht stehen. Der Parteitag der Demokraten in dieser Woche bedeutete aber, dass täglich zur besten Sendezeit nicht er über die Fernsehbildschirme flimmerte, sondern Rednerinnen und Redner, die in erste Linie davon kündeten, dass sie ihn aus dem Weißen Haus wählen wollen. Für einen Mann, dem das Fernsehen das wichtigste Medium ist und der täglich Stunden vor den Bildschirmen verbringt, muss das schmerzhaft gewesen sein.
Trumps Team hatte daher ein aufwendiges Gegenprogramm ausgetüftelt. Unter anderem trat er in Arizona, in Wisconsin und in Minnesota auf. Zudem war er, wenn man so will, ein ebenso erwünschter wie ungebetener Dauergast auf dem demokratischen Parteitag. Erwünscht in dem Sinne, dass es eine wohlüberlegte Strategie war, dass sich so viele Reden darauf konzentrierten, den Präsidenten als inkompetenten Spalter, als selbstverliebten Lügner darzustellen. Ein ungebetener Gast insofern, als er sich fortwährend einmischte, die Reden teils live auf Twitter kommentierte und unentwegt moserte, motzte und schimpfte. […..] Es braucht nicht viel, bis der Präsident zum Telefon greift und twittert. Eine kleine Provokation hier, ein leiser Vorwurf da, schon tippt Trump Tiraden in sein Telefon, in denen er in mindestens doppelter Lautstärke zurückwettert. […..] Trumps Twitter-Konto lief regelrecht heiß, da er, wenn er nicht gerade selber tippte, unentwegt Botschaften seiner Unterstützer verbreitete.
Zwischendurch gelang es ihm noch, Laura Loomer zu loben, die in einem Wahlkreis in Florida als republikanische Kandidatin für das Repräsentantenhaus antreten wird - Loomer ist eine hart rechte Verschwörungstheoretikern, die sagt, sie sei stolz auf ihre Islamophobie. […..]

Zu allem Übel schien den Demokraten nahezu alles zu gelingen. Der virtuelle Parteitag ging ohne echte Pannen über die Bühne und dadurch, daß man hunderte von Clips von Supportern in ihrer natürlichen Umgebung – in ihren Küchen, Kellern, mit Kittelschürzen und Kindern – sah, wirkte die Veranstaltung so viel ehrlicher und authentischer als die bisher übliche Mega-Ballon-Show, bei der alle herausgeputzt in einer Halle einer Regie folgen.

Die emotionssüchtigen Amis kamen voll auf ihre Kosten – so sehr lie0en die vorproduzierten Clips es menscheln.



Zu allem Übel erlebte das demokratische Amerika nicht wie befürchtet einen fahrigen Kandidaten mit Anzeichen von Senilität, sondern einen Joe Biden in Bestform, der alle Erwartungen übertraf. Der DNC endete mit Euphorie der Trumpgegener.


[….] Die Sache ist simpel: Weiß oder Schwarz, Licht oder Dunkelheit, Gut oder Böse. Die "Star-Wars"-Konstellation zeugt auch von der galaktischen Dimension, die Biden dieser Wahlentscheidung beimisst. Immer schon wurde "die Seele Amerikas" beschworen, die Schicksalhaftigkeit, um die Spannung zu erhöhen und die Wähler zur Stimmabgabe zu motivieren. Diese Saat fällt 2020 auf besonders fruchtbaren Boden. Viele Amerikaner berührt der Niedergang ihres Landes, sie spüren ihre Isolation in der Welt und bemerken, wie der Staat und sie selbst als Gesellschaft versagen. Amerika ist schwach geworden. Seine demokratischen Institutionen sind beschädigt, der Glaube an die Strahlkraft der USA schwindet.
Bemerkenswert ist auch der wachsende Überdruss an dem Geschrei und Gezeter der Politik, das die meisten Amerikaner über ihre sozialen Medien erreicht. Das Pew Research Center misst, dass sich 55 Prozent aller Wähler und gar 63 Prozent aller Republikaner ausgelaugt zeigen von den politischen Botschaften und den Diskussionen. Trump regiert nicht nur schlecht, er zehrt auch aus. […..]

Unglücklicherweise gibt es kaum noch unentschiedene Wähler.
Wer auch nur halbwegs bei Verstand ist und das politische Geschehen verfolgt, wählt ohnehin Joe Biden.
Aber die 62 Millionen Trump-Fans, die ihm schon 2016 wählten, gucken ohnehin nicht den DNC-Wahlparteitag.
Sie werden von FOX und den Trump-Tweets infiziert. Daher steigen Trumps Wahlchancen zuletzt wieder an; nach einer CNN-Umfrage hat er beinahe zu Biden aufgeholt.

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