Wie doof; das Hamburger Abendblatt hat meinen kostenlosen Zugang zum E-Paper gesperrt.
Nicht nur meinen, wie ich auf Nachfrage erfuhr.
Zunächst möchten wir
uns bei Ihnen für die verspätete Bearbeitung Ihres Anliegens entschuldigen.
Trotz aller
Bemühungen, unseren Abonnenten jederzeit einen exzellenten und schnellen
Service zu bieten, kann es in Einzelfällen, so wie leider auch in Ihrem Fall,
zu Verzögerungen kommen.
Leider können wir nicht
mehr den kostenlosen Zugang aus juristischen Gründen für die digitalen Medien
für das Hamburger Abendblatt gewähren.
Die Trennung der
Steuersätze (7 und 19 Prozent) für gedruckte und digitale Inhalte betrifft auch
das Hamburger Abendblatt – und unsere Leserinnen und Leser. Alle Abonnenten der
gedruckten Ausgabe konnten sich bislang mit Kundennummer und PLZ für unsere
Digitalangebote kostenlos freischalten lassen. Das ist aufgrund der neuen
Rechtslage leider nicht mehr möglich.
Wie alle Zeitungsverlage in Deutschland dürfen
wir das Komplettpaket „Zeitung plus kostenlose digitale Inhalte" nicht
mehr anbieten und innerhalb eines Abonnementpreises darf man die Angebote
steuerlich nicht splitten. Beide Teile, so das Bundesfinanzministerium, müssen
als eigenständige Leistung an die Abonnenten betrachtet werden.
Unsere
Geschäftsbedingungen sind immer an die gesetzlichen Vorgaben angepasst und
ändern sich dementsprechend. So ist es in den AGBs verankert. […]
(Hamburger
Abendblatt Leserservice, 21.08.14)
Aha,
alle Verlage also.
Bei der SZ
und dem SPIEGEL habe ich aber noch vollen Zugang zum E-paper.
Genauso
war es bei der ZEIT, bis ich sie vor einigen Wochen kündigte.
Als
Blogger ist es durchaus lästig nicht voll auf die Online-Inhalte zugreifen zu
können, weil man gerne etwas zitiert, das man vorher in der Zeitung gelesen
hat.
Eine
ärgerliche Angelegenheit. Denn die alten Printabonnenten bringen den Zeitungen
das Geld ins Haus. Sie sind die feste Größe, nach der sich die Werbepreise und
die Reichweite berechnet. Daher bekommt man üblicherweise auch eine erhebliche
Prämie, wenn man eine Zeitung abonniert.
Die
Kioskverkäufe hingegen schwanken sehr stark. Wenn die Titelgeschichte mal gar nicht
interessiert, man krank ist oder im Urlaub weilt, kauft man die Zeitung nicht.
Es
stünde den Verlagen also gut an ihren Abonnenten entgegen zu kommen.
Üblicherweise
passiert das auch; weil man gegenüber dem Einzelverkauf etwas Geld spart und in den Genuss eines Bonusprogrammes kommt.
Beim „Hamburger
Abendblatt“ staffelt sich das je nachdem wie lange man schon Abonnent ist („Abo-Exklusiv
Treue-Angebote“).
Allerdings
habe ich dort noch nie etwas gefunden, das mich interessiert. Üblicherweise ist
das irgendein Quatsch wie verbilligte Kinokarten oder günstige Werbe-Armbanduhren.
Bei der
Süddeutschen Zeitung ist das ähnlich mau – gerade winkt beispielsweise bei
einem Abo-exklusiven Gewinnspiel die Teilnahme an der „SZ-Ballonfahrt im
Fünfseenland.“
Aber das
interessiert mich ohnehin nicht. Bei der SZ kommt es auf die Inhalte an und auf
die kann ich auch online zugreifen.
Das
SZ-ePaper ist außerdem kundenfreundlich. Man kann zwischen Print- und
Druckansicht wählen und auf jeden Artikel der letzten acht Tage zugreifen.
Der
SPIEGEL hat vor einigen Monaten sein E-Paper erheblich verschlimmbessert.
Offensichtlich
hatte man wieder mal nur die Touchscreen-Nutzer im Kopf.
Man
findet sich nun sehr schwer zurecht und kann die einzelnen Artikel nicht mehr
direkt anklicken. Eine Printversion gibt es gar nicht mehr. Stattdessen muß man
immer erst die pdf-Version herunterladen.
Ganz
großer Mist ist das, wenn man einen bestimmten Absatz ausdrucken will.
Bei der
ZEIT ist es sogar noch blöder, weil man nur die einzelnen ZEIT-Seiten als pdf
runterladen kann und einzelne Artikel kaum findet, weil es dazu keine
vernünftige Übersicht gibt. Nur eine Miniaturansicht der ganzen Seite.
Es ist
mir immer wieder ein Rätsel, wieso solche Relaunches so oft zu erheblichen
Verschlechterungen und Benutzerunfreundlichkeit führen.
Ein
extrem schlimmes Beispiel ist ZDF.de, das nach einem totalen Relaunch
nur noch mit Flash-Filmchen funktioniert.
Wer dann
mal ein paar Zahlen beispielswiese aus dem Politbarometer benutzen will, kann
lange suchen. Beinahe unmöglich ist es inzwischen bei den ZDF-Talksendungen
eine Gästeübersicht in druckbarer Form zu bekommen.
Online
funktioniert einfach nicht bei vielen Medien.
Dabei
liegt das sicher nicht an der Tücke der Technik, sondern an der dümmlichen
Umsetzung.
Schade.
Oder
vielleicht auch nicht.
Denn
online-Inhalte sind flüchtig.
Man kann
sich das ohnehin nicht merken.
Vor zehn
Jahren gab es einige Witze über „Internetausdrucker“.
Das
waren die Deppen, die das interaktive Wesen des www nicht begriffen und verzweifelt
versuchten ihre alten Lesegewohnheiten aufrecht zu erhalten.
Der
damals häufiger in Foren und Kommentarspalten vorkommende Nickname „Internetausdrucker“
scheint inzwischen weitgehend verschwunden zu sein.
Vermutlich
hat das damit zu tun, daß so viele Endgeräte wie tablets und smartphones verwendet
werden, die gar nicht ausdrucken können.
Alles
online zu belassen hat aber auch Nachteile.
Das „Internet
vergisst zwar nicht“, aber das bedeutet noch lange nicht, daß man Dinge auch
wiederfindet.
Facebook
beispielsweise hat gar keine Suchfunktion.
Wer sich
nach ein paar Monaten an bestimmte Diskussionen oder Stellungnahmen aus den sozialen
Netzwerken erinnert, hat keine Chance das jemals wieder zu finden.
Wer
ausdruckt, kann ein Archiv anlegen, daß nicht aus Versehen gelöscht werden
kann.
Zudem
spielt der haptische Umgang mit Papier eine große Rolle beim Verarbeiten der
Informationen.
Was ich
zunächst für eine persönliche Marotte hielt – ich kommentiere, unterstreiche und
markiere kontinuierlich, wenn ich Zeitungen, Bücher und Zeitschriften lese –
scheint auch in weniger ausgeprägten Form zu wirken.
Wer
etwas Ausgedrucktes liest, behält das besser im Gedächtnis, als derjenige, der
die Informationen nur von Bildschirm „abliest“, ohne aber dabei den Tastsinn zu
stimulieren. Diesen Befund untermauern inzwischen diverse Studien. Eine
aktuelle Forschungsarbeit aus Norwegen zeigt:
Wer auf einem Kindle
liest, dem elektrischen Lesegerät des Internet-Händlers Amazon, erinnert sich
deutlich schlechter an die Geschichte als Leser, die den gleichen Text in einem
herkömmlichen Buch lasen. Die Forscher testeten das an zwei Gruppen mit je 25
Teilnehmern. Alle sollten nach der Lektüre 14 Ereignisse der Handlung nach
ihrer zeitlichen Reihenfolge ordnen.
Den Lesern der
gedruckten Ausgabe gelang das deutlich besser. Anne Mangen von der norwegischen
Stavanger Universität, die die Studie leitete, glaubt, dass der Aufbau von
Erinnerungen beim Lesen auf dem Kindle deswegen schlechter sei, weil die
einzelnen Seiten so wenig tastbar seien. Im Gegensatz dazu fühlten die Hände
des Lesers beim Blättern in einem Buch, an welcher Stelle er gerade sei.
Andere Studien
scheinen diese Annahme zu bestätigen. Mangen und ihre Kollegen hatten zuvor
bereits 72 Zehntklässler einen Text entweder gedruckt oder digital lesen
lassen. Auch dabei schnitten die Leser, die Papier unter den Händen hielten, im
Nachhinein besser ab. Das Fazit könnte an dieser Stelle lauten: Gedruckte
Lektüre ist also gut fürs Hirn des Lesers, elektronische weniger. Sollte das
stimmen, wäre das Resultat mit „tragisch“ noch zurückhaltend umschrieben. […]
(SZ
vom 22.08.2014)
Hurra.
Und wieder einmal verblödet die Menschheit noch schneller.
Es wird
ohnehin weniger gelesen und nun stellt sich heraus, daß das Gelesene noch nicht
mal mehr im Hirn bleibt, wenn man nur Kindles vor sich flackern hat.
Während
man also durch die elektronische Informationsaufnahme verflacht und verblödet,
zeigt der Sexualforscher Professor Voß wozu Jugendliche ihre schöne
Medientechnik nutzen.
Das ist sehr
vielschichtig. In den neuen Medien wie dem Internet geht es vor allem um
sexuelles Mobbing. Fotos werden mit Beleidigungen ins Internet gestellt. Das
müssen gar keine Nacktaufnahmen sein. Aber wenn so etwas in Foren passiert, wo
sexuelle Kontakte angebahnt werden, kann dies gravierend sein. Die Jugendlichen
müssen sich ja erst selbst finden.
[….] Was ich für die neuen Medien gesagt habe,
zeigt sich auch für die Schule. Wenn Jugendliche in einer Beziehung waren, sich
trennen und dann einer der Expartner erotische Fotos weitergibt. Das ist typisch.
[….] Internet und Smartphones, sogar
Cybersex sind heute normal. Es muss darum gehen, die Medienkompetenz zu
stärken, also den bewussten Umgang mit den Medien zu schulen. Zum Beispiel, beim
Austausch erotischer Aufnahmen vorsichtig zu sein. Da können sogar
strafrechtliche Konsequenzen drohen. Bei sexueller Gewalt haben wir im Kopf das
Bild vom bösen Mann, der draußen die Kinder wegfängt. Die meisten
Strafverfahren wegen Jugendpornografie aber gibt es gegen Jugendliche.
(SZ
vom 18.08.2014)
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