Was mich wirklich an vielen Haustierhaltern stört, ist ihre Haltung gegenüber der ultrakomplexen Fauna. Hunde und Katzen sind aber keine Funktions-Accessoires, die man wie einen Staubsauger gebrauchen, oder in die Abstellkammer schieben kann.
Wie ich schon mehrfach betonte, bedeutet ein Tierfreund zu sein, für jemanden wie mich, der in einer kleinen Innenstadt-Wohnung lebt, daß man sich natürlich keinen Hund anschafft, der dann 23 ½ Stunden pro Tag ohne tierische Gesellschaft still im Flur sitzen soll. Tiere sind kein Lifestyle-gadget.
Ich argwöhne generell um die Motive, sich ein Haustier anzuschaffen; insbesondere, wenn es sich um einen Carnivoren handelt. Ein mittelgroßer Hund hat eine CO2-Bilanz wie ein VW-Golf. Damit ist er noch lange keine so klimaschädigende Nachhaltigkeits-Pest wie ein Kind, aber man sollte sich wirklich genau überlegen, ob man dem Planeten das zumuten will.
Es gibt selbstverständlich übergeordnete Gründe, die den Nachhaltigkeitsgedanken übertrumpfen und bei artgerechten Lebensumständen Tierhaltung rechtfertigen: Blindenhunde, Spürhunde, Lawinenhunde, Therapie-Hunde. Bei einer Tante, die ein Einzelhaus mit großem Garten außerhalb Hamburgs hatte, habe ich als Student gelegentlich eingehütet. Da gab es drei große Hunde, die sich mittels einer Klappe frei bewegen konnten. Einer war extrem anhänglich und klebte fast immer am Haus-Menschen, während die anderen beiden viel durch den Garten liefen und patrouillierten. Die Drei waren ein extrem effektiver Schutz, da ihren überlegenen Sinnen absolut nichts entging, das sich dem Grundstück näherte. Als Nicht-Tierhalter fasziniertes es mich, wie sie beispielsweise den Briefträger schon erkannten, bevor der in Sichtweite war. Einer ging ihm dann schwanzwedelnd zur Gartenpforte entgegen, die anderen ignorierten ihn, so daß ich erst annahm, sie hätten ihn vielleicht gar nicht wahrgenommen. Hatten sie aber schon; nur kannten sie dessen Schritte und er wurde nicht als Bedrohung detektiert. Ich war auch damals schon Vegetarier und gar kein Freund von den Unmengen Fleischpampe, die ich an die Vierbeiner verfüttern musste, aber insbesondere in diesem fremden Haus und der fremden Umgebung spürte ich dieses enorme Sicherheitsgefühl durch die Hunde. Bei merkwürdigen Geräuschen musste ich nur einen Blick auf die Ohren der Tiere werfen. Solange die entspannt rumlagen, war alles sicher und harmlos. Wenn sich aber irgendetwas Ungewöhnliches von außen dem Garten näherte, hatten sie es natürlich vor mir gemerkt und reagiert. Meistens schossen sie dann hinaus, um die Geräuschquelle zu untersuchen, kehrten schnell zurück, wenn es sich als nicht bedrohlich herausstellte. Offensichtlich gab es da Abstufungen. Wenn ein Laubfrosch am Zaun umherhüpfte, konnte man schon mal die Ohren spitzen und besser mal nachsehen, ob das ein freundlicher Frosch ist. Für den Briefträger lohnte es sich nicht aufstehen. Und dann gab es natürlich auch die echten Alarme mit ordentlich Gebell, wenn ein fremder Menschen das Grundstück betrat. Mir erschienen alle drei als sehr kuschelbedürftige, viel zu groß geratene Welpen, die ich mir gar nicht tatsächlich wehrhaft vorstellen konnte. Aber meine Tante erzählte von Spaziergängen im Dunkeln, bei denen alle Hunde frei mitliefen, aber schlagartig zu knurrenden Wachhunden wurden, die eng bei Fuß gingen, wenn sich ihr ein unheimlicher Mann näherte. Bis auf den Nachhaltigkeitsaspekt, geht das sicher OK, so mit Hunden zu leben.
Die in allen deutschen Städten hoffnungslos überfüllten Tierheime zeigen aber, wie lauter gelangweilte verantwortungslose Deppen sich aus purem Egoismus in der Pandemie Hunde und Katzen anschafften, die sie nicht mehr gebrauchen konnten, als der Lockdown vorbei war oder die Tiere zu groß wurden und schließlich an der Raststätte aussetzten, bzw zum Tierheim fuhren. Kristie Noem prahlte sogar damit, ihren ungehorsamen Hund persönlich erschossen zu haben und wurde zur Belohnung für ihre Durchsetzungskraft dafür zur US-Ministerin befördert.
Jeder Hundehalter, mit dem ich in meinem Leben gesprochen habe, schwört selbstverständlich, er würde seinen Liebling niemals aussetzen und außerdem beiße der niemals. Vielleicht glauben sie das auch, während sie das sagen. Aber es stimmt natürlich nicht. Denn 50.000 Hundebisse werden jedes Jahr in Deutschland den Versicherungen gemeldet, mehrere Menschen durch Hunde getötet und alle Tierheime sind überfüllt mit herrenlosen Hunden. Bevor es da Missverständnisse gibt: Ich finde es durchaus gerechtfertigt, sich vor fremden Hunden zu fürchten und sehe es sehr kritisch, daß beispielsweise in Hamburg der Leinenzwang weitgehend ignoriert wird. Aber selbstverständlich sind in allen Fällen nur die idiotischen Halter Schuld, die niemals ein Tier haben dürften.
Eine besondere Abneigung hege ich gegenüber Tierhaltern, die ihren Bello und ihre Mietze penetrant vermenschlichen, damit prahlen, sie als normales Familienmitglied zu behandeln und stolz vorführen, wie die Vierbeiner menschliche Verhaltensweise adaptieren. Das Internet ist voll mit solchen Clips. Ich liebe Bill Maher dafür, daß er als passionierter Single, der mehrere große Hunde auf seinem parkähnlichen Anwesen hält, auf die Frage, welche Kunststücke die könnten, lakonisch antwortete „KEINE! Das sind Hunde und keine Menschen. Die leben hier so wie sie wollen und werden nicht von mir dressiert!“ Die machen Dinge, die Mensch nicht gern sieht, insbesondere nicht im prüden Amerika. Breitbeinig daliegen und sich die eigenen Testikel lecken, ungeniert mit dem Nachbars-Rüden vor aller Augen kopulieren, sich gegenseitig am Anus beschnuppern. Sie verhalten sich „natürlich“. Die Natur fasziniert, ist aber eben gerade nicht zivilisiert und kompatibel zu den menschlichen Vorstellungen von Anstand und Moral.
Homosexualität in der Fauna war die allerlängste Zeit nicht bekannt, weil verschämte Biologen durch ihre menschliche Moralbrille guckten und nicht davon berichteten, wenn sie es in der freien Natur studierten.
Natürliches Familienverhalten ist nicht das, was Theologen, wie Ratzi als „Naturrecht“ verstehen. Natur ist, wenn Raubkater die Babys eines anderen Löwenmännchen totbeißen, weil daraufhin deren Mütter schneller wieder empfängnisbereit sind. Löwen töten die Jungen anderer großer Carnivoren, weil Baby-Leoparden oder Baby-Hyänen Nahrungskonkurrenten werden und sie die knappe Beute lieber für ihren eigenen Nachwuchs aufsparen wollen.
Eine Mäusemutter, die mit ihrem Wurf ausharrt, während eine Schlange in ihren Bau kriecht und merkt, daß sie keinesfalls die Zeit hat, alle Babys rechtzeitig in Sicherheit zu tragen, frisst ihre Jungen kurzerhand selbst auf, weil es unter den Umständen schlicht ökonomischer ist, sich die kostbaren Proteine selbst zuzuführen.
Natur entzieht sich den zivilisierten Moralbetrachtungen.
Unser Kanzler und unsere Wirtschaftsministerin meinen, der Klimaschutz wäre in den letzten Jahren extrem überbetont gewesen und sollte nun zurückgefahren werden.
Deutschland droht die große Hitze. Dürre haben wir bereits. Aber der Urnenpöbel wollte bekanntlich keine Grünen mehr in der Regierung und votierte mit absoluter Mehrheit für AFDPCDUCSU, die allesamt weniger Klimapolitik wollen. Das hat Folgen für die Natur.
[….] Drama in Oering: Storch frisst drei frisch geschlüpfte Küken [….] Der Storchenvater im Kreis Segeberg schlägt Alarm: Die Brutbedingungen für die Storchenpaare im Kreis Segeberg und im ganzen Norden haben sich dramatisch verschlechtert. „Seit etlichen Wochen hat es keinen bedeutenden Niederschlag gegeben. Es muss dringend regnen, damit Regenwürmer als lebensnotwendige Eiweißquelle für die Fütterung der Jungstörche zur Verfügung stehen. Andernfalls drohen die Jungstörche zu verhungern“, sagt Holger Möckelmann, Gebietsbetreuer im Kreis Segeberg des Storchenschutzes Schleswig-Holstein vom Naturschutzbund (NABU).
In einem Horst in Oering habe der Altstorch wohl wegen der Trockenheit und des Nahrungsmangels keine Chance mehr für seinen Nachwuchs gesehen und die drei geschlüpften Jungstörche aufgefressen. Kronismus nenne sich dieses Verhalten, sagt Möckelmann.
Dass die komplette Brut aufgefressen werde, ist eher selten. Einzelne Storchenküken jedoch werden regelmäßig von den Alttieren getötet. „Durch den Schlupf der Jungstörche im Abstand von jeweils zwei Tagen kommt es unweigerlich vor, dass die ältesten Jungen, bedingt durch die Nahrungsverfügbarkeit, den jüngeren Störchen das Futter wegfressen.“ Diese dann immer schwächer werdenden Küken würden von den Altvögeln dann „aussortiert“, damit die kräftigeren Jungen überleben. „Sie werden entweder getötet und aus dem Nest geworfen oder auch aufgefressen“, sagt Möckelmann. [….]
(Andreas Burgmayer, 15.05.2025)
Die Piepsis machen das ganz richtig. Kronismus ist der natürliche Weg, mit so einer klimatischen Situation umzugehen. Es wäre insofern natürlich und sinnvoll, wenn hungernde Menschen ebenfalls ihre Babys fressen. Aber wir sind eben nicht natürlich, sondern zivilisiert, so daß sich die Methode verbietet.
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