Auf dem Papier sind die USA noch mit einigem Abstand die stärkste Wirtschaftsmacht der Welt vor der Nummer Zwei; China.
Die sind verdammt reich, die Amis und verfügen über diese enorme Softpower, die man nicht in einer Fabrik herstellen kann.
Die Mehrheit der Armen in der Welt träumt vom „american way of life“ und nicht vom „chinese way of life“.
Volkswirtschaften kann man immer nur unzureichend anhand von ein paar Parametern vergleichen.
Die USA leben durch ihre enorm starke Binnenkonjunktur. Das Volk verdient viel, verschuldet sich gern und willig. Und es prasst, wie verrückt. Dadurch gibt es eine enorme Nachfrage, es wird importiert und nur allzu gern bedienen andere Länder den Finanzbedarf der USA, indem sie Anleihen kaufen. Die US-Wirtschaft ist so kräftig, daß sie als „sicherer Hafen“ gilt und sich niemand daran stört, wenn die Schuldenobergrenze jedes Jahr um Trillionen aufgebläht wird.
Die private Sparquote liegt unter Null, man leistet sich was.
In Deutschland liegt die private Sparquote traditionell
bei 10-12%. Deutsche kaufen nicht gern auf Kredit und erachten es als sehr tugendhaft,
nicht so viel Geld auszugeben, vorzusorgen und vor großen Anschaffungen zu
sparen. Mit dieser „schwäbische Hausfrau“-Mentalität gewinnen FDP und CDU seit
Jahrzehnten Wahlen.
Dabei ist das volkswirtschaftlich nicht schlau, so viele Billionen aus dem Wirtschaftskreislauf
zu ziehen und tot zu legen. Man stelle sich vor, die Deutschen gingen wie die
US-Amerikaner mit ihren Sparbüchern um, würden alles in die Läden tragen oder
sich mit Dienstleistungen verwöhnen lassen. Das gäbe einen enormen
Konjunkturboom, der Einzelhandel, Gastronomie und Massagesalons florierten,
würden mehr Personal einstellen und viel mehr Steuern zahlen.
Vermutlich hätten die Deutschen auch viel bessere Laune und wären kulturell gebildeter.
Aber das entspricht nun einmal nicht unserer Mentalität.
Deutsche sind keine Amerikaner. Sie mögen kein Trinkgeld geben und kaufen sich
dafür lieber noch die 12. Versicherung, um im Alter auch wirklich abgesichert
zu sein. Weder die eine, noch die andere Variante ist „richtig“. Beides hat
enorme Kehrseiten.
Ich möchte lieber nicht die US-amerikanische Waffengewalt, Obdachlosigkeit oder
zig Millionen Menschen ohne Krankenversicherung haben.
Aber gute Laune beim Einkaufen, freundlicher Smalltalk im Supermarkt und Serviceorientierung wünsche ich mir schon für Deutschland.
Deutschland findet im spezialisierten Export seine
internationale Nische. Insbesondere Maschinenbau können wir. Früher konnte
Deutschland auch sehr gut Autos, aber das ist vorbei. Mit der teutonischen Sparsamkeit
und Bräsigkeit zog eine Investitions-Zurückhaltung ein. Technologisch sind
deutschen Autos inzwischen abgehängt. Software können wir nicht. Für
Spitzenforschung sind die Unis unterfinanziert und das xenophobe Volk wirkt zu
abstoßend auf internationale Fachkräfte. Die wollen in die USA. (Noch. Trump
ändert das gerade.)
China kann man weder mit den USA, noch mit Deutschland vergleichen. Eine
zentralistische hyperkapitalistische Diktatur, die keine Individualrechte
kennt, mag ein humanistischer Alptraum sein, ist aber ökonomisch in vieler
Hinsicht überlegen.
Großprojekte sind in China längst umgesetzt, wenn Deutsche sich noch über die Planung zanken. Dort ist die Regierung auch nicht dösend mit Däumchendrehen beschäftigt, wenn die Auto-Industrie international nicht mithalten kann, sondern setzt ehrgeizige Zielvorgaben, um die Nummer Eins zu werden. Proteste und Bedenken der Bevölkerung gibt es nicht. Oder falls doch, landen diejenigen schnell im Gulag und verschwinden.
Peking denkt voraus und weiß, wie es anderen Nationen die Daumenschrauben ansetzen kann. Es gibt Rohstoffe, wie Seltene Erden, quasi nur in China. Aber China liefert auch viele elektronische und chemische Industrieprodukte exklusiv.
Ohne Lieferungen auch China, keine Handyproduktion in den USA und kein Hustensaft in Deutschland.
Ob Masken, Ibuprofen oder Paracetamol – wir sind komplett abhängig von China und haben aus der Pandemie nichts gelernt.
Das ist der Unterschied. Bei einem US-chinesischem Handelskrieg kann die Mega-Exportnation China seine Produkte auch im Rest der Welt absetzen. Die Mega-Importnation USA kann aber vielfach nicht woanders einkaufen.
In unserer Hightechwelt und dem tobenden Cyberkrieg funktionieren alle Geschosse – Revolverpatronen, wie Artilleriegranaten, nur mit Schießbaumwolle. Die kommt aus China und wir können sie nicht herstellen.
[……] Die Haare an den Baumwollsamen sind nur wenige Millimeter lang und eigentlich ein Abfallprodukt. Für die Textilindustrie sind die Linters genannten Baumwollfäden zu kurz und damit unbrauchbar. In einem anderen Bereich können die Fäden jedoch im wahrsten Sinne des Wortes kriegsentscheidend sein: Die hochreinen Fasern eignen sich perfekt für die Weiterverarbeitung zu Schießbaumwolle und damit für die Munitionsproduktion von der Pistolenkugel bis zum Artilleriegeschoss.
Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist der Bedarf nach Munition massiv gestiegen. [……] Die Nachfrage nach den kurzen Baumwollfäden ist enorm, aus der Rüstungsindustrie ist von steigenden Preisen auf dem Weltmarkt zu hören. Für Beunruhigung sorgt zudem, dass nach Angaben aus Branchenkreisen derzeit rund 70 Prozent der in Europa verfügbaren Baumwoll-Linters aus China stammen.
Experten stellen die Verlässlichkeit Chinas infrage, schließlich ist die asiatische Großmacht ein enger Verbündeter von Russlands Staatschef Wladimir Putin. Nach dem Angriff auf die Ukraine hat Russland seine Exporte von Schießbaumwolle aus China mehr als verdoppelt, wie die britische „Financial Times“ bereits im vergangenen Jahr berichtete. In der Munitionsindustrie wird befürchtet, dass China seine Lieferungen nach Europa aus strategischen Gründen einschränken oder sogar stoppen könnte.
Ein erstes Warnsignal gab es vor ein paar Wochen: China fordert nach Angaben aus der Rüstungsbranche neuerdings von Abnehmern in Europa, bereits zu Nitrocellulose – so der Fachbegriff für Schießbaumwolle – verarbeitete Baumwoll-Linters nur noch für die Herstellung von Sport- und Jagdmunition zu nutzen, aber nicht mehr für militärische Geschosse. Importeure in Europa sollen demnach entsprechende Verpflichtungen schriftlich abgeben. Die Folgen seien eine Verknappung auf dem Markt und ein regelrechter Verteilungskampf.
„Ja, diese Forderungen sind bekannt“, bestätigt ein Sprecher des Rüstungskonzerns Rheinmetall dieser Redaktion die Auflagen aus China. [……]
(Abendblatt, 26.04.2025)
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