Dienstag, 18. Mai 2021

Laschet-CDU auf Antisemitismus-Kurs

Die Leute, die angesichts der neuen Eskalation zwischen Israel und der Hamas nun wieder jammern, man dürfe ja nicht Israel kritisieren, ohne gleich als Antisemit dazustehen, sind genauso verblödet wie Jürgen Möllemann und Karsli im Jahr 2002, die unterstützt von Westerwelle beklagten, sie dürften Ariel Sharon nicht kritisieren.

(…..) Das hat mich im Jahr 2002 am meisten erstaunt - WÄHREND die Feuilletons und Meinungsartikel der großen überregionalen Zeitungen VOLL waren von teils bitteren Abrechnungen mit Sharons Politik, stellten sich Westerwelle und Möllemann dummdreist hin und taten so, als ob sie die armen kleinen Tabubrecher wären, die jemand mundtot machen wolle.
Der FDP-Chef spielte auch diese Seite der antisemitischen Klaviatur so perfide aus, daß bekanntlich am Wahlabend FDP-Urgestein Hildegard Hamm-Brücher nach über einem halben Jahrhundert Parteizugehörigkeit schweren Herzens aus dieser gruselig gewordenen Partei austrat.
Die perfiden Lügen des Guido W. waren ihr einfach unerträglich geworden. (…..)

(Gaza, Israel und deutsche Ansichten dazu, 11.01.2009)

Es ist ein weltweites Erfolgsmodell aller rechter Populisten, sich als mutige Brecher vermeidlicher Tabus zu inszenieren.

Donald Trump prahlt bis heute damit, er habe als erster wieder erlaubt „Merry Christmas“ zu sagen, während die Demokraten in ihrem Kampf gegen das Christentum die Formel „Happy Holidays“ eingeführt hätten.

Das ist natürlich kompletter Blödsinn; auch Barack Obama hatte stets „fröhliche Weihnachten“ gewünscht, aber bei den Evangelikalen gilt Trump daher als Held.

Diese Attitüde des Mutigen, der es als einziger wagt ein todgeschwiegenes Thema zu benennen, nehme ich auch Jan Josef Liefers und der #Allesdichtmachen-Aktion so übel.

Besonders ärgerlich an den selbsternannten Fake-Tabubrechern ist, daß sie es erschweren, richtige und notwendige Tabus durchzusetzen.

Natürlich ist es absolut nicht tabuisiert, israelische Politik oder Politiker zu kritisieren.

Antisemitismus sollte aber ein TABU sein. Inmitten all der von Populisten gezündeten Fake-Tabu-Nebelkerzen, fällt es aber zunehmend schwer sauber zu trennen.

Natürlich bedient der CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen immer wieder bewußt antisemitische Klischees.   Das ist in den letzten Wochen so gründlich von seriösen Recherche-Teams und Medien wie dem SPIEGEL nachgewiesen worden, daß ich das Fass nicht erneut aufmache.

Maaßen ist Antisemit.

Von einem antisemitischen Kandidaten sollte sich die CDU als größte Regierungspartei verabschieden.   Aber auch die Laschet-CDU versagt in dieser Hinsicht, genau wie auch schon die AKK-CDU zum Entsetzen des Zentralrates der Juden mit Antisemitismus flirtete, ohne diese zu verdammen.

Armin Laschet persönlich verteidigt sogar den antisemitischen Rechtsaußen Maaßen. Er will keinen Antisemitismus wahrgenommen haben.

Und das in einer Krisensituation, in der antisemitische Übergriffe zunehmen.

[….] Armin Laschet möchte nicht unterscheiden, das ist nun hinreichend klar geworden in der vergangenen Woche. Er möchte nicht unterscheiden zwischen der Aussage, jemand sei ein Antisemit, und der Aussage, jemand habe etwas Antisemitisches verbreitet.   Jemand ist in diesem Fall Hans-Georg Maaßen, der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdiensts, der für die CDU in den Bundestag will. Aber es geht dabei nicht nur um Maaßen. Es geht um die Möglichkeit an sich, Antisemitismus, Rassismus, jede Form von struktureller Diskriminierung sinnvoll benennen und kritisieren zu können.   Das zu tun, ist ohnehin schon extrem schwierig. Armin Laschet, der CDU-Chef, Unions-Kanzlerkandidat und damit wahrscheinliche nächste Bundeskanzler, sorgt gerade dafür, dass es künftig noch schwieriger wird.   [….] Etliche Expertinnen und Experten kamen zu dem Schluss, Maaßen habe in der Tat wiederholt antisemitische Codes verbreitet. Da hätte man Laschets Verteidigung noch für ein Missverständnis halten können.  Gut eine Woche später saß Armin Laschet aber wieder im Fernsehen, diesmal befragten ihn Linda Zervakis und Louis Klamroth für ProSieben. Die Sprache kam wieder auf Maaßen, Klamroth verwies auf jene Experten, denen zufolge Maaßen antisemitische Codes verbreite.   Laschet reagierte wie in der Woche zuvor: »Jetzt beginnt die theoretische Debatte, ist, wenn jemand Globalist sagt, der damit schon Antisemit. Und ich habe ihn bisher nicht als Antisemiten wahrgenommen«.  Klamroth wies darauf hin, das sei nicht der Vorwurf. Laschet beharrte: »Ja, aber das sind doch sophistische Feinheiten.« Weiter: »Der, der eine rassistische These verbreitet, ist doch ein Rassist. Die Unterstellung ist, das ist das Spiel, sie (Neubauer) will damit sagen, er (Maaßen) ist Antisemit.«    Kurz darauf sagte er über Maaßen noch: »Er ist nicht rechtsradikal und er ist auch kein Antisemit. Wäre er es, würde er die CDU verlassen müssen.«   Laschets Argumentation geht also im Kern so: Würde Maaßen antisemitische Codes verbreiten, wäre er Antisemit, und wäre er Antisemit, müsste er die CDU verlassen, aber er muss die CDU nicht verlassen, also kann er kein Antisemit sein, demnach kann er auch keine antisemitischen Codes verbreiten. So etwas nennt man Zirkelschluss. [….]

 (Jonas Schaible, DER SPIEGEL, 18.05.2021)

Schande über Laschet! Wie viele drastisch amoralische Aussetzer kann sich der Hardcore-Katholiban eigentlich noch erlauben, bis seine Partei in Umfragen endlich weit hinter die SPD zurückfällt?

 Noch schlimmer; Seehofer und die Union versuchen nun den Antisemitismus mit Antiislamismus und Xenophobie zu vermengen.

[….] CDU spricht von »eingewandertem Antisemitismus«  [….] Die CDU-Führung sieht den Judenhass von »muslimischen Extremisten angeheizt«. [….] Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) deutete an, Judenhass sei vor allem ein importiertes Problem: »Zu unseren Werten gehört der Schutz jüdischen Lebens. Wer das nicht beachtet, hat sein Gastrecht hier verwirkt.« Er forderte Konsequenzen für an Ausschreitungen beteiligte Migrantinnen und Migranten: »Wir sehen Antisemitismus bei einem kleinen Teil der muslimischen Menschen in Deutschland. Da müssen wir energisch gegen vorgehen«, sagte Brinkhaus den Sendern RTL und n-tv. »Vielleicht sind wir da auch an der ein oder anderen Stelle zu tolerant gewesen.« […..]

(SPON, 18.05.2021)

Nach dieser Lesart sind also gar nicht die Deutschen antisemitisch, sondern die bösen eingewanderten Flüchtlinge.


Schande über Seehofer. Schande über Brinkhaus. Schande über die CDU!

Den Hass auf eine Minderheit, einer anderen Minderheit anzuheften, um sie zu diskreditieren, ist ein neuer Tiefpunkt der Union.

In Deutschland gibt es täglich im Durchschnitt fünf antisemitische Angriffe – fast alle gehen auf das Konto deutscher Rechtsradikaler.

Das geben sogar die Zahlen von Maaßens Verfassungsschutz wider.

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