Es gibt so wenige Gewissheiten. Vieles, das meine Gerontengeneration über Dekaden als in Stein gemeißelt betrachtete, verrutscht nicht nur, sondern verkehrt sich vor unsere Augen in das diametrale Gegenteil.
· Das kommunistische China, dessen kommunistische Partei absolut unangefochten und allmächtig regiert, steht nun für die reinste Form des Turbokapitalismus. Es ist so radikal kapitalistisch, daß das FDP-Parteiprogramm dagegen sozialistisch wirkt.
· In Russland, dem Mutterland des Kommunismus regiert immer noch zentralistisch der Kreml, aber der Kreml-Führer ist nun der Held, Finanzier und beste Freund der deutschen Faschisten von der AfD.
· Der US-Präsident bekämpft die US-Verfassung und agitiert gegen freie Wahlen. Dafür wird er von 74 Millionen Amerikanern frenetisch bejubelt.
· Prominente Politiker der deutschen Partei „Die Linke“ betreiben völkische und nationalistische Politik, agitieren gegen den Internationalismus und loben den weit rechts außen stehenden US-Präsidenten.
· Die CDU-Mitglieder wünschen sich mehrheitlich einen jungen Schwulen als Parteichef, nachdem sie endlos lange von Frauen geführt wurden.
· Die Grünen plädieren nun für mehr Militäreinsätze und bemühen sich als Establishment angesehen zu werden, weil sie nicht nur die wohlhabendsten Wähler aller Parteien haben, sondern auch die weißeste Partei sind. Migranten machen einen Bogen um die Grünen. Die Grünen möchten lieber Schwarz-Grün als Grün-Rot regieren, weil sie in den CSU-Chef verliebt sind, der Jahrzehntelang mit besonders ausländerfeindlichen, nationalistischen Parolen, sowie als größter Verfechter der Atomkraft Karriere machte. Die Grünen lassen als Minister der Landesregierungen höchst selbst die Wälder abholzen, für deren Erhalt sie vor 40 Jahren in die Schlacht zogen.
· Die urbanen und liberaleren Wähler Deutschlands begeistern sich hingegen für die im 16 Jahr regierende CDU-Kanzlerin.
· Deutschlands Ingenieurswesen wird dafür international als rückständig betrachtet. Deutsche können keine Großprojekte mehr durchführen, keine modernen Autos bauen und die Infrastruktur, insbesondere die Digitale, hinkt weit hinter Rumänien oder ehemaliger baltischer Sowjetrepubliken hinterher.
Vor knapp 20 Jahren machte Chris Rock noch Witze über die Wandlungen der Stereotype.
[…..] “You know the world is going crazy when the best rapper is a white guy, the best golfer is a black guy, the tallest guy in the NBA is Chinese, the Swiss hold the America's Cup, France is accusing the U.S. of arrogance, Germany doesn't want to go to war, and the three most powerful men in America are named "Bush", "Dick", and "Colin." Need I say more?” [….]
(Chris Rock)
Heute mäandern die gesellschaftlichen und ökonomischen Kräfte so virtuos durch das politische Koordinatensystem, daß man sich gar nicht mehr wundert, wenn wieder einmal Berichte über das rege Treiben schwuler Callboys im Vatikan berichtet wird, oder der langjährige SPD-Chef für die Deutsche Bank Kapitalismus betreibt.
Als Wolfgang Menges Geschöpf Alfred Tetzlaff in den 1970er Jahren gelegentlich die Nachrichten einschaltete oder in die Zeitungen sah, fand er stets sein Weltbild bestätigt. Die CDU war rechts, die SPD links, die Amerikaner die Guten und der Warschauer Pakt kommunistisch-aggressiv.
Auch wenn man ein Jahr die Zeitungslektüre ausließ, fand man sich anschließend sofort wieder zu Recht. Die Koordinaten der großen Player blieben an ihrem Platz.
Ein halbes Jahrhundert später muss man ununterbrochen am Nachrichtenfluss hängen, um bei den immer irrsinnigeren Wendungen noch mitzukommen.
Nicht jeder mag immer „up to date“ sein, sehnt sich nach den alten Gewissheiten und wendet sich entnervt ab.
Da kommt Friedrich Merz ins Spiel.
Bei ihm gab es seit Jahrzehnten keine politische Weiterentwicklung.
Ihm kann man keine Uneitelkeit wie der Kanzlerin nachsagen.
Der Mann hält immer die Hand offen, wenn es etwas zu holen gibt.
Wirecard-Skandal. Während Ex-Großzampano Jan Marsalek noch international gesucht wird und CEO Markus Braun im Knast sitzt, lernen wir, daß Merz sich mehrfach mit Braun traf.
Merz bemühte sich immer erst einmal um sein eigenes finanzielles Wohl, wurde so zum Multimillionär. Für Geringverdiener und Rentner in Armut kennt Merz nur Spott und Verachtung.
Eine Frau als CDU-Generalsekretärin will er nicht mehr. Auch in der Schwulenfrage hat er sich in 50 Jahren nicht bewegt; die mag er nicht und hält sie offenbar alle für Pädophile. Auch der gute alte tumbe Sexismus gegen Frauen lebt in Merz munter weiter.
(……) Wie halten sie es eigentlich mit ihrem Chef und Vorsitzenden Roland Tichy, der im Namen der Stiftung gegen Klimaschutz wettert und in seinem Blatt über den „G-Punkt“ von SPD-Politikerinnen mit Migrationshintergrund orakeln lässt.
Selbstverständlich gehört auch Multifunktionär Friedrich Merz, der selbst mit multiplen Shitstorms kämpft zur Ludwig-Erhard-Stiftung.
Es wäre eine Gelegenheit von seinen eigenen schwulenfeindlichen Sprüchen abzulenken. Aber der Mann ist nicht lernfähig.
Einer der Merzschen Helden, Donald Rumsfeld, dem damals die CDU-Größen Merkel, Schäuble, Merz und Pflüger begeistert in den Irak-Krieg folgen wollten, sagte im Jahr 2002 an die Adresse der Kriegsgegner „Wenn du in einem Loch sitzt, solltest du aufhören zu graben“.
Friedrich Merz nimmt sich den Ratschlag allerdings nicht zu Herzen und gräbt sich nach seiner schwulenfeindlichen Attacke tiefer in sein Loch der Uneinsichtigkeit.
Obwohl man ihm bundesweit erklärte, wie diskriminierend, missachtend, falsch und ungehörig seine gedankliche Verknüpfung von Homosexualität und Pädophilie ist, gibt sich der renitente Multimillionär absolut beratungsresistent und unterstreicht tags darauf noch einmal explizit diesen angeblichen Zusammenhang.
[…..] Merz sagte der “Welt” weiter: “Die Toleranzgrenze ist immer überschritten, wenn Kinder betroffen sind, und da haben wir nun genug abscheuliche Dinge gesehen in letzter Zeit.” Das werde er auch in Zukunft so sagen, “selbst wenn es offenbar dem einen oder anderen nicht gefällt”. [….]
Das ist schon interessant; der Mann, der so gern Kanzler werden will ist nicht nur ganz offensichtlich intellektuell nicht in der Lage seinen Irrtum zu bemerken, sondern ihn verlassen auch alle politischen Instinkte. Selbst wenn er anderer Meinung ist, sollte er doch erkennen sich total verrannt zu haben, weil ihm niemand, auch nicht aus seinem engsten Umkreis beispringt. Kein CDUler will ihn noch verteidigen.
[…..] Friedrich Merz hat sich „verplappert“. Okay, das kann passieren. Zumal, wenn man zu verbaler Inkontinenz neigt, die Worte einem mitunter unkontrolliert entgleiten. Doch statt sich zu entschuldigen, behauptet er jetzt in der „Welt“, da sei etwas „bösartig konstruiert“worden. Um dann nochmals sein eigentliches Motiv zu unterstreichen: „Die Toleranzgrenze ist immer überschritten, wenn Kinder betroffen sind, und da haben wir nun genug abscheuliche Dinge gesehen in letzter Zeit.“ Was es fast noch schlimmer macht. Denn wieder konstruiert er diese merkwürdige Assoziation zwischen Homosexualität und Pädophilie. Und profiliert sich darüber hinaus als selbstloser Tugendwächter, dem es doch nur um das Wohl der Kinder geht. Damit begibt sich Merz in schlechteste Gesellschaft: Donald Trump hatte Hillary Clinton unterstellt, als Mitglied einer „Pizza-Connection“einem Pädophilenring anzugehören. […..][…..]
(H. Stutte, Mopo.de, 23.09.2020)
Von diesem Merz kann man nicht erwarten, daß er den Tichy-Affront begreift und sich aus Solidarität mit Chebli ebenfalls aus der LES zurückzieht.
Gut so; dann erkennt auch der Begriffsstutzige woran er bei Merz ist. (…..)
(Und noch einmal CDU-Sexismus in Reinkultur, 23.09.2020)
Bei Merz muss man nie befürchten, er könne auf einmal wie Markus Söder einen Baum umarmen oder sich mit Hundewelpen abbilden lassen.
Merz bleibt immer der weit rechts stehende Kapitalist, der seinem multiplen Vorurteilen; seinem Hass auf Minderheiten und Schwache freien Lauf lässt.
Für von der Gegenwart überforderte Konservative ist Friedrich Merz in die Inkarnation alter Gewissheiten.
Während uns grausige Bilder des EU-Versagens im bosnischen Elendslager Lipa erreichen, wir Kinder barfuß im Schnee kauern sehen, 900 Menschen im tiefsten Winter mitten in Europa erfrieren und hungern, ist auf Merz Verlass. Er kennt kein Mitleid. Wer arm und womöglich noch nicht mal weiß ist, soll ruhig krepieren.
[….] Nach dem Brand in einem Flüchtlingslager in Bosnien harren Migranten in Eis und Kälte aus, während Soldaten provisorische Zelte aufstellen. Aus der CDU kommen warnende Stimmen: Auf keinen Fall dürften die Menschen dort nach Deutschland geholt werden, meint der Kandidat für den Unionsvorsitz Merz. CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz hat sich prinzipiell gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Lagern in Griechenland oder Bosnien ausgesprochen. [….] "Diese humanitäre Katastrophe lässt sich allerdings nicht dadurch lösen, dass wir sagen: Kommt alle nach Deutschland. Dieser Weg ist nicht mehr geöffnet." [….] Europa müsse Verabredungen mit den Herkunfts- beziehungsweise Transitländern treffen, um die illegale und lebensbedrohliche Migration über das Mittelmeer noch in den Ausgangsländern zu unterbinden. "Die klare Botschaft an die Flüchtlinge wie an die Schlepperorganisationen muss sein: Es ist lebensgefährlich, und es wird keinen Erfolg haben", erklärte Merz. [….]
Die völlig herzlose, eiskalte kapitalistische Sicht, kennen wir nur noch von AfD, Werteunion und Seehofer so deutlich.
Natürlich unterstützen die meisten politischen Kräfte Europas diesen zutiefst amoralischen Kurs, der Tausende Flüchtlinge ersaufen oder in der Kälte krepieren lässt. Aber die meisten schweigen, weil sie noch einen Rest von Schamgefühl haben.
(…..) In den europäischen Elendslagern herrschen nun teilweise Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Kinder, Frauen, Alte erfrieren und verhungern unter freiem Himmel.
[…..] Die Menschen sitzen im Dreck, es gibt kein warmes Wasser und keine Heizung. Im Lager Kara Tepe auf Lesbos werde die Situation immer schlimmer, sagt Katrin Glatz-Brubakk von Ärzte ohne Grenzen. Es gebe Kinder, die an Selbstmord denken. In dieser Woche haben 7.000 Flüchtlinge auf die Not in ihrem Zeltlager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos aufmerksam gemacht – mit einem Brief an die EU-Kommission und an alle Europäer. Sie haben dabei nicht um Spenden gebeten, sondern um professionelle Hilfe von Experten, damit sie unter deren Anleitung das Lager selbst instand setzen könnten. Sie sagen, die Zustände seien dort zum Teil schlimmer als im alten Lager Moria, und selbst Tiere hätten mehr Rechte als sie. […..]
Der überzeugte Christ, Papst-Freund und regelmäßige Petersdom-Besucher Seehofer lehnt Nächstenliebe prinzipiell ab.
[….] Seehofers Abschiebe-Populismus
Obwohl die Situation in Syrien die Hölle ist, will Innenminister Seehofer Geflüchtete dorthin abschieben. Es ist ein aussichtsloses Vorhaben – zulasten des Rechtsstaats. [….] Syrien ist kein Staat, sondern die Hölle. Diktator Baschar al-Assad ringt zehn Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs mit Rebell*innen, Milizen, Söldner*innen um die Macht. Nach wie vor lässt sein Regime Kritiker*innen verhaften, foltern, ermorden. Die Wirtschaft ist vollkommen kollabiert. Selbst in Städten wie Damaskus haben Bürger*innen Schwierigkeiten an Brot zu kommen. Trotzdem will Bundesinnenminister Horst Seehofer Menschen in diese Hölle zurückschicken. Der Abschiebestopp für Syrien läuft zum Jahresende aus. Seehofer hat am Wochenende angekündigt, unmittelbar im neuen Jahr Gefährder*innen und Straftäter*innen nach Syrien überstellen zu wollen. Die Rechtslage ist eindeutig: Wenn Menschen in ihrer Heimat Unheil droht, Verfolgung, Folter, Hinrichtung, dann dürfen sie nicht dorthin zurückgebracht werden. Genau das aber ist in Syrien der Fall. Das Vorhaben der Bundesregierung ist deshalb eine Farce. [….]
Menschenleben retten?
Pfui Teufel, da stemmt sich die fromme christliche CSU mit aller Macht dagegen!
[….] 2021 in Europa: Schutzsuchende leben im Schlamm, Kinder werden von Ratten gebissen, weil EU-Regierungen das für richtig halten. Deutschland könnte dieses Lager 10x evakuieren und wäre immer noch unter Seehofers Obergrenze. [….]
(Erik Marquardt, MEP, Die Grünen, 23.12.2020)
Die Bundesregierung sollte sich für den Bayern und die Bayern in ihren Reihen schämen. (….)
(Die Schande Bayerns und Deutschlands, 29.12.2020)
Friedrich Merz kennt keinerlei Scham; er sagt offen, daß er all diese Menschen in ihrer ausweglos scheinenden Situation zur Abschreckung sterben lassen will.
Das ist eben ein wahrer Christ, der sich dafür prädestiniert fühlt die C-Partei anzuführen und auch als der Kandidat mit den besten Chancen auf CDU-Parteivorsitz und Kanzlerschaft gehandelt wird.
Bei Friedrich Merz weiß man immer woran man ist.
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