Daß ich
Kinder und Viecher nicht ausstehen kann, hatte ich vermutlich schon
gelegentlich an dieser Stelle erwähnt. Aber vielleicht habe ich mich noch nicht
ganz deutlich als Gerontophiler geoutet.
Ich bin
insbesondere von den sogenannten „Hochbetagten“ fasziniert und lese immer
wieder Bücher zu dem Thema.
Zuletzt
staunte ich über die 107-Jährige Syrerin Sabria Khalaf, die
letzten Monat ob einer Initiative der LINKEn Bundestagsabgeordneten Anette
Groth nach Deutschland vor dem Bürgerkrieg fliehen konnte und in Düsseldorf von
ihrer Familie in Empfang genommen wurde.
Da sage
noch mal einer, LINKE hätten keinen Sinn in der Politik! Ginge es nach der CDU
würde man solche Menschen an den Grenzen abweisen.
Nun sind
nicht alle 107-Jährigen weise – mit Grausen denke ich an die Freakshows, die
mit Johannes Heesters veranstaltet wurden – aber bei Menschen, die mehr als ein
Jahrhundert auf dem Buckel haben, entsteht fast zwangsläufig eine gewisse
Lebensintelligenz.
Ich
neige sogar dazu zu glauben, daß sehr dumme Menschen gar nicht so alt werden,
weil die sich langweilen und die Lebensgeister nicht so lange wach halten
können.
Gestern
Abend hatte Sandra Maischberger eine Greisenrunde zum Thema „Unser Rat der Weisen: Was zählt im Leben?“
zusammengestellt. Eigentlich boykottiere ich diese Art Quasselrunden auf ARD
und ZDF, aber angesichts des Durchschnittsalters konnte ich es mir nicht
verkneifen, zumindest in der nächtlichen Wiederholung ein bißchen hinein zu
zappen.
Joachim
Fuchsberger, 87, („Altwerden ist scheiße."), Hildegard Hamm-Brücher (93), Hans-Jochen
Vogel (88) und Barbara Rütting (86).
Eine
durchaus heterogene Gruppe. Rütting, geradezu unheimlich fit für ihr Alter, ist
für meinen Geschmack etwas zu sehr angeökt und Fuchsberger war schon immer ein
intellektuelles Leichtgewicht. Im Alter wird so etwas auch selten besser.
Ganz
anders aber die Parteipolitiker, die beide zu meinen ganz großen Lieblingen
zählen.
Hamm-Brücher
ist ohnehin schon lange eine politische Ikone, aber die verdient den Titel
auch. Obwohl und gerade weil sie so lange (54 Jahre) in einer FDP durchgehalten
hat, die zuletzt jahrelang von Möllemännern und Westerwelles dominiert wurde.
Vogel
hatte hingegen immer das Image als langweiliger Aktenfresser, der durch ungeheuren
Fleiß Respekt verdient, aber nie wirklich geliebt wurde. Das ist falsch, denn
Vogel ist ganz im Gegensatz zu seinem jovialen CDU-Bruder Bernhard ein wahrhaft
integerer Intellektueller, der zwar Bundesminister, SPD-Parteichef und
Fraktionsvorsitzender, sowie Regierungschef von München und Berlin war, dem
aber ungerechterweise der Durchbruch zum Bundeskanzleramt verwehrt blieb. Darin
saß dann sein Konkurrent Helmut Kohl, der mit Sicherheit weniger geeignet war.
Wie
immer, wenn in solchen Talkrunden interessante und weniger interessante Gäste
sind, bemühen sich die Moderatoren ausschließlich die Doofen zu Wort kommen zu
lassen, während sie sofort das Wort abschneiden, wenn ein Kluger einen
spannenden Gedanken entwickelt.
So auch
hier. Jedes Mal, wenn ich hinein zappte, sagte Maischberger gerade „aber dazu
will ich lieber mal Blacky befragen“ oder bemühte sich die Rüttingsche ins Gespräch
einzubinden. Die sagte dann Dinge wie „im Bayerischen Parlament habe ich oft
geweint, wenn ich mit meinen wunderbaren Tierschutzinitiativen in die
Ausschusssitzungen ging und doch wieder alles abgeschmettert wurde“.
Ja,
Rütting, Du bist zweifellos ein guter Mensch. Aber daß im Bayerischen Landtag
mit einer 2/3-Mehrheit der CSU nicht die Vorschläge einer Grünen eins zu eins
umgesetzt werden, ist nicht die größte Überraschung der Welt.
Da muß
man schon etwass klüger und geschickter agieren, wenn man etwas bewirken will. Hamm-Brücher hat dass in ungleich schwierigeren Zeiten als
linke Querulantin im schwarzen Bayern vorgemacht.
Einfach
nach einem ganz anderen Beruf mit über 70 in die CSU-geprägte Bayern-Politik zu
gehen und dann zu hoffen sich mit bestimmten Anliegen durchsetzen zu können,
weil dies nun einmal richtige Anliegen wären, ist nicht eben schlau.
Als es
zum Schluß über das nahende Lebensende und den Tod ging, blieb ich doch
konzentriert auf dem Sender, weil mich die zu erwartenden Weisheiten
interessierten.
Und dann
das:
Die beiden WIRKLICH Klugen, Hans-Jochen Vogel (überzeugter Katholik) und Hildegard Hamm-Brücher (1974–1988 war sie Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages) betonten, der Glaube wäre ihnen immer wichtig gewesen und werde zunehmende wichtiger.
Die beiden WIRKLICH Klugen, Hans-Jochen Vogel (überzeugter Katholik) und Hildegard Hamm-Brücher (1974–1988 war sie Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages) betonten, der Glaube wäre ihnen immer wichtig gewesen und werde zunehmende wichtiger.
Die
beiden deutlich weniger Belichteten outeten sich als Ungläubige.
Rütting
sagte, sie habe sich Jahrzehnte bemüht zu glauben und beneide Religiöse; aber
sie könne einfach nicht.
Noch
besser Wackelkopp Fuchsberger, der trocken feststellte schon als ganz junger
Mann, im Krieg, habe er beim Feldgottesdienst, wenn die Geistlichen dringend
zur Ermordung des Kriegsgegners aufriefen festgestellt, daß ein Gott, dessen
Vertreter auf beiden Seiten der Front dazu aufforderten den jeweils anderen zu
töten, nichts für ihn sei.
Später
habe er erfahren, daß es immer wenn der Spruch „nun liegt alles in Gottes Hand“
fiel, besonders übel ausgegangen wäre.
Wie kann
das sein, daß so kluge Menschen religiös sind und die Deppen den Durchblick
haben?
Vogel,
der Humanist, sprach sich sogar ganz im Sinne der Katholischen Kirche gegen
Sterbehilfe aus. Ja, man dürfe das STERBEN verkürzen und müsse nicht alles
unternehmen, um den Sterbeprozess künstlich zu verlängern, aber mit dem
Gedanken das Leben zu verkürzen habe
er Probleme.
Tod und Verlust: „Der
Tod ist ein selbstverständlicher Bestandteil des Lebens“ – diese Erkenntnis
gewinnt mit zunehmendem Alter an Bedeutung, genauso wie der religiöse Aspekt,
sagt Katholik Hans-Jochen Vogel. Das sehen die anderen Diskutanten ähnlich –
bis auf die Gretchenfrage: Barbara Rütting, sonst eher spirituell, hat mit
Religion nichts am Hut. Und Joachim Fuchsberger nach den Feldgottesdiensten an
der Ostfront auch nicht.
Beide plädieren für
Sterbehilfe: „Wenn ich dement werde, würde ich mir helfen lassen. Das halte ich
nicht aus, dann mache ich Schluss“, sagt die Schauspielerin. „Wenn ich nicht
sanfter in die andere Dimension komme, würde ich Sterbehilfe in Anspruch
nehmen“, sagt die 86-Jährige.
„Ich bin auf der Seite
von Barbara“, pflichtet Blacky ihr bei. „Ich blicke dem Tod außerordentlich
gelassen entgegen.“ Ohne seine Frau zu leben, allein zu sein, das sei für ihn
unvorstellbar. Dann würde er „versuchen, diesem Zustand möglichst schnell ein
Ende zu bereiten. Ich bin sicher: Da fällt mir was ein.“
Das Leben zu
verkürzen, das kommt für Vogel nicht in Frage. Und Hildegard Hamm-Brücher
schweigt zur Sterbehilfe. Sie sagt nur: „Ich will nicht ins Heim. Die Idee: ,Wo
kann ich mich nützlich machen?’ stirbt ja, wenn einem alles abgenommen wird.“
Es gibt
eindeutig Korrelationen zwischen Bildung und IQ einerseits und Spiritualität
und Religiotie andererseits.
Unzählige
Umfragen zeigen, daß die Religiosität mit höherer Bildung abnimmt.
Typischerweise
sind die amerikanischen Eliteunis Hochburgen des Atheismus, während die
Highschool-Dropouts im Biblebelt, die auch glauben in Brasilien spreche man
brasilianisch und der Kanzler von Deutschland hieße Hitler, jedes Wort der
Bibel ernst nehmen.
Unter Intellektuellen
gibt es die höchste Atheistenquote.
Aber
genauso wie einige Atheisten dennoch Idioten sein können, gibt es auch Hochgebildete,
die trotzdem sehr überzeugte Christen/Juden/Moslems sind.
Warum
bloß?
Die
einzige Erklärung, die ich bisher für dieses scheinbare Paradox habe ist die
gewissermaßen neurologische Argumentation Michael Schmidt-Salomons.
Stichwort „Inselverarmung“
Solange nämlich Religioten das Sagen auf unserem
Planeten haben - und das haben sie leider, Mensch sei’s geklagt, in vielen
Teilen der Welt -, sind alle Versuche, das Zusammenleben der Menschen
vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum Scheitern
verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in Somalia, die 2011
dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde Bevölkerung nicht
zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses Phänomens eine
kurze Definition des religiotischen Syndroms:
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht.
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht.
Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie
nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt:
Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die
offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder
strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent
sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische
Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten),
so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar
hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil
sind).
Religiotie sollte daher als „partielle
Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der
Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die
spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.
Es
widerstrebt mir und erschüttert mich regelrecht einen Mann, den ich wie Vogel
fast adoriere als partiell debil zu
bezeichnen.
Aber wie
soll man es besser ausdrücken?
Daß er
überzeugter Katholik ist und demnach an all die sadistisch-paradoxen Sätze der
Bibel, die grundgesetzwidrigen Regeln, die antihumanistischen Traditionen und
die kriminelle Mutter Kirche glaubt, IST debil.
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