Vielleicht ist es nur ein Klischee aus amerikanischen
Krimiserien; verifizieren kann ich es nicht: Pädophile gelten selbst im Knast
als Abschaum, rangieren ganz unten in der Kriminellen-Hierarchie.
Möglicherweise handelt es sich dabei auch nur um einen
Ausweg für minderbegabte Drehbuchschreiber, um halbgare Stories abzurunden.
Kommt ein schmieriger Typ wegen Kindesmissbrauch in Untersuchungshaft, kürzt es
für den Zuschauer das Verfahren elegant ab, wenn der Pädophile dort schnell,
still und leise von anderen Gefangenen getötet wird.
Seit 15, 20 Jahren erwachsen leise Zweifel in mir, ob
pädosexuell übergriffige Männer wirklich allgemein so gehasst werden.
Seit im Jahr 2002 noch unter Papst Johannes-Paul II die
erste große Pädosex-Enthüllungswelle aus den USA über die Katholische Kirche
rollte, konnte man klar beobachten welche Toleranz die Gläubigen gegenüber
ihren kinderfickenden Priestern aufbringen.
Das zeigt schon die Tatsache, daß es überhaupt bis ins 3.
Jahrtausend dauerte, daß diese Fälle Medienaufmerksamkeit bekamen.
Wir wissen inzwischen aus breiten Untersuchungen in vielen
Ländern, daß von katholischen Geistlichen vergewaltigte Kinder natürlich auch
schon in den Jahrzehnten zuvor versuchten sich zu beschweren, aber oft sogar
von ihren eigenen Eltern verstoßen wurden, die lieber zum Priester als zu den
Opfern hielten. Für die 4.000 Bischöfe weltweit galt das ohnehin: Das Ansehen
der Kirche und der sadistischen Vergewaltiger in Soutane war stets höher zu
bewerten als das Leid der missbrauchten Kinder.
Ganz offensichtlich galten pädosexuelle Attacken als
vergleichsweise tolerabel und damit viel weniger schlimm als zum Beispiel
Fremdgehen oder gar homosexuelle Liebe.
In extremer Weise bekam ich diesen Zusammenhang im Fall
Pfarrer Peter H. aus Bad Tölz vorgeführt.
Vor nun genau zehn Jahren im Zuge der Canisius-Enthüllungen
machte der Fall des aus Essen stammenden verurteilen Kindersex-Straftäters
Schlagzeilen, weil er ins Erzbistum München-Freising geschickt wurde und der damalige Chef, ein gewisser Joseph Ratzinger,
nachdem er vom Essener Bistum informiert wurde, Pfarrer H. gleich wieder als
Pfarrer auf Kinder los lies.
Inzwischen wissen wir natürlich auch, wie gut alles
zusammenpasste mit dem späteren Ratzinger, der als Römischer Kardinal sogar
weltweit unter Androhung schwerster Kirchenstrafen allen Bischöfen verbot
kinderfickende Priester an die Staatsanwaltschaften zu melden.
Es war jener Präfekt Ratzinger, dessen eigenen Bruder
ebenfalls seit Jahrzehnten als besonders grausamer und jähzorniger
Sadisten-Priester auf Vorschulkinder in Regensburg einschlug. Georg Ratzinger
geriet beim Verprügeln acht- oder neunjähriger Jungs so sehr in Ekstase und
Rage, daß ihm dabei schon mal das Gebiss aus dem Maul quer durch den
Klassenraum flog. Loving Christians, also.
Ein Spiegel-TV-Bericht aus dem Jahr 2010 zeichnete den Weg
des pädophilen Peter H. in seinen bayerischen Pfarreien nach und dort sah ich
zu meiner (damaligen!) Verblüffung, wie sich wütende Gläubige gegen das
Kamerateam und vor ihren Pfarrer stellten.
Peter H. flößte im
Jahr 1979 einem Elfjährigen und mindestens drei weiteren Kindern Alkohol ein
und zwang sie dann ihn oral zu befriedigen. Die Kinder berichteten ihren
Eltern, die sich beim Gemeindepfarrer beschwerten. Die Angelegenheit landete
beim Generalvikar, der die Eltern so lange unter Druck setzte, bis sie von
einer Anzeige absahen. H. sollte nicht bestraft werden, sondern einfach ins
nächste Bistum geschickt werden – allerdings, so viel brüderliche Solidarität
herrscht unter Bischöfen – nicht ohne daß Essen den Münchnern ausführlich
erklärt hätte was sie da für einen Typen bekommen.
Pfarrer H. kam im Jahr 1980 zu Erzbischof Ratzinger, der den
Fall intern regelte, ohne Polizei, ohne Staatsanwaltschaft, ohne Prozess. An
die vergewaltigten Kinder verschwendete Ratzinger keinen Gedanken.
Der Ordinariatsrat unter Vorsitz von Erzbischof Ratzinger beschloss
Peter H., "für einige Zeit um Wohnung und Unterkunft" in einer
Münchner Pfarrgemeinde zu geben und "Kaplan H. wird sich einer
psychisch-therapeutischen Behandlung unterziehen".
Gerade einmal zwei Wochen nach seiner Ankunft in München
wurde Kinderficker Peter H. in der Gemeinde St. Johannes Evangelist bei
Grafingen als Pfarrer eingesetzt.
Dort missbrauchte H. sofort wieder mehrere Schüler, die er
auch beim Sex fotographierte und die Bilder an andere Pädophile verschickte.
Das Amtsgericht Ebersberg verurteilte ihn 1986 zu einer
geringen Geldstrafe und anderthalb Jahren Bewährungsstrafe.
Für Ratzingers Bistum immer noch kein Grund sich von dem
Pfarrer zu trennen. Es verschob ihn von Grafing nach Garching an der Alz.
Auch dort hagelte es sofort Beschwerden, weil Pfarrer H gar
nicht daran dachte aufzuhören Kinder sexuell zu belästigen. Warum sollte er
auch? Er hatte ja gelernt, daß seine allmächtige Kirche ihn immer beschützt.
Im Jahr 2008 schließlich wandte sich eins von Hs ersten
Opfern von 1979 aus Essen an seine aktuelle Gemeinde und wieder verschob in das
Erzbistum einfach weiter; diesmal nach Bad Tölz.
Ratzinger, seit 1981 Chef der Glaubenkongregation verfügte
weltweit alle Kinderfickerfälle zu vertuschen. Er weigerte sich, sich damit zu
beschäftigen. Schließlich hatte er in dem Vierteljahrhundert bis zu seinem
Aufstieg zum Papst wichtigeres zu tun: Theologen wie Ranke-Heinemann, Küng,
Galliot und Drewermann mussten abgesetzt werden, weil sie es wagten selbst zu
denken und insbesondere kämpfte Ratzinger leidenschaftlich gegen die
südamerikanischen „Befreiungstheologen“, die es wagten sich gegen die
faschistischen Killerregime auf die Seite der Armen zu stellen. Ratzinger
merzte sie alle aus und brachte die südamerikanische Kirche auf stramm
faschistenfreundlichen Kurs.
Die Schäfchen in Bad Tölz gingen mit Ratzinger d’Accord.
Auf die Frage, ob sie denn nicht wüßten, daß es sich um
einen verurteilten Kindersex-Straftäter handelte, ätzten sie empört zurück „Na
und? Wer denn nicht?“
[…..] Reichenwallner, 60, graue Haare, Brille, ist ein gebürtiger Bayer mit
sonorer Stimme. Seit 18 Jahren ist er Bürgermeister von Garching an der Alz im
oberbayerischen Landkreis Altötting. Mehr als 16 Jahre davon war Peter H. der
Pfarrer der Gemeinde mit 8500 Einwohnern. Im Spätsommer 2008 musste er die
Pfarrei verlassen. Der offizielle Grund, erinnert sich Reichenwallner: das
Rotationsprinzip. […..] Andererseits
sagen auch viele, was für ein "guter Pfarrer" Peter H. doch war. […..]
Pfarrer Peter H. ist ein dickleibiger, jovialer Mann, der seine Pfarrei
in Garching 21 Jahre lang straff führte. […..] "Er war ein glänzender Prediger, ein glänzender Rhetoriker, der
die Leute anzog", sagt Bürgermeister Reichenwallner. […..] Den "beliebten Pfarrer" gehen
lassen zu müssen, war ein Schock für die kleine Gemeinde zwischen Chiemsee und
Waginger See. "Das kam für uns aus heiterem Himmel. […..] In einer Mitteilung des Pfarrverbands
Garching-Engelsberg wurde Peter H. als "Pfarrer zum Anfassen" gelobt.
Der Abschied im September 2008 war in der Gemeinde von Wehmut geprägt -
Bürgermeister Reichenwallner erinnert sich an eine "melancholische
Veranstaltung". Eine Garchingerin sagt, sie habe weinen müssen damals. Sie
war nicht die einzige.
"In Bayern sind die Kirche und die Gemeinde noch eng miteinander
verwoben", sagt Reichenwallner. Auch daher rührt das enge
freundschaftliche Verhältnis zwischen Bürgermeister und Pfarrer. […..] Reichenwallner nimmt ihn in Schutz:
"Jeden Tag tauchen neue Verfehlungen auf, warum wird jetzt ausgerechnet
dieser Fall so groß gespielt?", fragt der Bürgermeister. "Er ist
rechtskräftig verurteilt und hat sich seither soweit bekannt und von der
Diözese bestätigt nichts mehr zu Schulden kommen lassen - und eine gute Arbeit
in unserem Pfarrverband geleistet." […..]
Missbrauchte Messdiener? Dafür konnte der Vatikan kein
Mitleid aufbringen. Für Papst Ratzinger schon.
"Den Papst und die gesamte Kirche in die Missbrauchsskandale
hineinziehen zu wollen ist ein Zeichen von Gewalt und Barbarei"
(Erzbischof
Rino Fisichella, Chef der päpstlichen Akademie für das Leben, 2010)
In den folgenden zehn Jahren
gab es in Rom nicht nur keinen Lernprozess, sondern Papstnachfolger Bergoglio
ist sogar noch Kinderfickerfreundlicher als Ratzinger. Er reduzierte das
Strafmaß mehrerer Pädo-Geistlicher, beförderte verurteilte Kinderficker wie
Kardinal Pell demonstrativ und sprach gar den größten Kinderfickerförderer
Johannes Paul-II heilig.
Und warum auch nicht. Immer
noch wächst die RKK weltweit, sie wird jedes Jahr reicher und 25 Millionen
deutsche Katholiken halten dieser Kirche ihre Treue.
Es führt kein Weg dran
vorbei: Deutsche, aber auch alle anderen katholischen Gläubigen sind sehr
Pädosex-tolerant. Sie akzeptieren es nicht nur, sondern spenden eifrig
Milliarden Euro, um genau diese Strukturen weiter zu fördern.
Vor wenigen Tagen bekräftigte
Papst Franz ex cathedra, daß an den Kinderficker-anlockenden Strukturen der RKK nichts
geändert werden dürfe und breitete weit seine Arme aus
für all jene Männer, die gern Kleider anziehen und kleine Jungs vergewaltigen.
Natürlich sage ich nicht, daß
jeder Katholik so etwas befürwortet, daß alle Priester pädosexuell sind.
Es mag Dinge geben, die
Menschen zumindest subjektiv betrachtet an der Kirche sehr schätzen.
Aber sie müssen sich alle den
Schuh anziehen pädosexuelle Verbrechen immerhin zu tolerieren.
[…..] Einer der größten Missbrauchsfälle der
katholischen Kirche um den ehemaligen Pfarrer Peter H. könnte strafrechtlich
neu aufgerollt werden. "Wir prüfen, ob es weitere Taten gibt und ob
Ermittlungen aufzunehmen sind“, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft
München II Frontal21 und dem Recherchezentrum CORRECTIV mit. Der Priester soll
in Bottrop, Essen, Grafing und Garching an der Alz insgesamt mindestens 28
minderjährige Jungen sexuell missbraucht haben, teilten das Bistum Essen und
das Erzbistum München-Freising auf Anfrage mit.
[…..] Im Jahr 2000 soll Kardinal Ratzinger in
seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation bei einem Besuch der Gemeinde
auch auf Pfarrer H. getroffen sein. Das berichtete H. damals Mitgliedern des
Pfarrgemeinderates. Das Bistum bestätigte Ratzingers Besuch bei dem inzwischen
verstorbenen Weihbischof Heinrich von Soden-Fraunhofen. […..]
Correctiv rekonstruiert wieso Pfarrer H. sich in Bayern so
sicher fühlte. Weihbischof von Soden-Fraunhofen, ein enger persönlicher Freund
Joseph Ratzingers, also dem ursprünglich Verantwortlichen für Pfarrer Hs
weitere Kinderfickerkarriere, hielt stets seine schützende Hand über ihn.
So muss das pädophile Schlaraffenland sein: Arbeit bei einer
Organisation, die einem kontinuierlich neue kleine Jungs zuführt und der
Stellvertreter Gottes persönlich segnet es ab!
[…..] Die Pfarrnachrichten beschreiben, dass von Soden-Fraunhofen und H.
gemeinsam eine Kindersegnung mit Handauflegung im Dezember 1993 feiern wollen.
Dort stand: „Bischof von Soden und Pfarrer H. werden nach einem kindgemäßen
Wortgottesdienst allen Kindern die Hände auflegen und sie segnen.“ H.
rekrutierte die Messdiener. Nach der Kommunion begann für die Jungen und
Mädchen der Messdienerunterricht, den H. leitete. Er füllte den Altarraum in
Garching und Engelsberg mit über 100 Ministranten. Von einer Abschirmung des
Pfarrers von Kindern und Jugendlichen war in Garching nichts zu merken. H.
schuf sich Gelegenheiten und von Soden-Fraunhofen griff nicht ein. Auch als
beim Pfarrfest die Vorwürfe an der Mauer standen: kein Wort vom Weihbischof.
[…..] Ein Festbuch des Priesterseminars zur Priesterweihe zeugt bis heute von
der gemeinsamen Weihe. Als Ratzinger die Erzdiözese in München leitete, war von
Soden-Fraunhofen unter ihm Weihbischof. Der Kontakt reißt auch nicht ab, als
Ratzinger 1982 nach Rom geht und zum Leiter der Glaubenskongregation aufsteigt.
Die beiden Kirchenmänner schreiben sich Briefe, teils mit derben Ausdrücken.
Bei einem Disput über eine christliche Sekte, die Ratzinger, kaum in Rom
angekommen, rehabilitiert, nennt von Soden-Fraunhofen den Kardinal in einem
Brief sogar kumpelhaft „Rindviech“. Über
H. weiß Ratzinger schon lange Bescheid. […..] Kardinal Ratzinger kannte den Fall H. aus seiner Zeit als Erzbischof.
Auch später, als Chef der Glaubenskongregation, unternahm Ratzinger nichts, um
die Gemeinde in Bayern vor dem Priester zu schützen.
[…..] Und so kommt es im Jahr 2000 zu einer denkwürdigen Begegnung. Nach
Informationen von CORRECTIV trifft der spätere Papst mindestens einmal H., als
er seinen alten Freund von Soden-Fraunhofen in Engelsberg besuchen will.
Ratzinger ist zu der Zeit Chef der Glaubenskongregation in Rom, der zweite Mann
hinter dem Papst. […..] Pfarrgemeinderat
Mittermeier […..] hat das Gespräch
noch plastisch in Erinnerung. Demnach hat Ratzinger vor der Tür des Pfarrhauses
in Garching gestanden und bei H. geklingelt. H. habe ihn gefragt, sagt
Mittermeier, „stell Dir vor, wer gestern Abend bei mir vor der Tür stand? Ich
hatte natürlich keine Ahnung. Er sagte, es war der Ratzinger selbst.“ Ratzinger
habe ihm gesagt, „er wolle zu seinem Studienkollegen von Soden-Fraunhofen“,
sagt Mittermeier. […..] Ratzinger
unternahm nach dem Besuch bei von Soden-Fraunhofen nichts, um H. aus dem Amt zu
entfernen. Es gab keine Verwunderung, keine Besorgnis, keine Untersuchung,
keine Konsequenz. Im Gegenteil: Acht Jahre arbeitet H. weiter in Garching. Er
leitet die Messdienerausbildung, unterrichtet Schulkinder. […..] Auch Dirk Bongartz spricht über die Zeit mit
dem Kaplan. Es sei vor der Kommunion passiert. H. habe ihn eingeladen, bei ihm
zu übernachten. Doch die Mutter schickt auch den fünf Jahre älteren Bruder und
dessen Freund mit. Während die beiden älteren Jungs in einem Zimmer schlafen,
will H. mit Bongartz alleine in einem Zimmer die Nacht verbringen. Er zieht
sich einen Bademantel an. Schließlich entkleidet er sich ganz und legt sich
nackt zu dem Jungen.
„Das war mir unangenehm, das wollte ich nicht“, sagt Bongartz und das
habe er auch gesagt. Nur der Bruder und dessen Freund im Nebenzimmer hätten ihn
gerettet, sagt Bongartz heute, deshalb habe H. schließlich abgelassen. „Es war
eine schreckliche Nacht.“ Er selbst habe mit keinem darüber gesprochen, so
Bongartz, aber die Blicke seines Bruders hätten ihm gesagt: „Na siehste, jetzt
weißt du, was das für einer ist.“
Dieses Muster zieht sich durch die vielen Jahre, in denen Peter H.
straflos und unter dem Schutz der Kirche kleine Jungen missbrauchte. Mit
Messwein und kleinen Geschenken machte er sich seine schutzbefohlenen Opfer
gefügig. Drohte der Skandal aufzufliegen, versetzte die Kirche H. an einen
neuen Ort.
Strafen musste er keine fürchten. Stattdessen deckten ihn Bischöfe und
Kardinäle. Und immer wieder bekam er Gelegenheit, sich neue Opfer zu suchen. […..]
Immerhin rumort es an der Basis. Die nämlich hinterfragt das System. Da ist plötzlich von Austausch, Mitsprache und Reformen die Rede. Die Dogmatiker müssen Stellung beziehen und tun das: Austausch ist überflüssig, Mitsprache unerwünscht und Reformen wird es nicht geben.
AntwortenLöschenBleibt nur ein Weg, um die Zustände zu ändern: Austreten!