Das war
heute eine merkwürdige Titelstory in der Hamburger Morgenpost.
„Zeit“-Chef
di Lorenzo: Kann ein kluger Mann so dusselig sein?“ – das sollte offensichtlich
eine rhetorische Frage sein?
Giovanni
die Lorenzo erlebt vielleicht nicht gerade einen Shitstorm, aber natürlich
macht man sich im Internet gehörig über ihn lustig.
Für
diejenigen, die noch nichts vom „Giovanni-Gate“ gehört haben:
Am späten Abend der Europawahl saß der schöne Chefredakteur in einer ARD-Quasselrunde und plapperte aus, er habe sogar zweimal gewählt. Erst als Italiener im Hamburger Konsulat Italiens und später noch einmal als Deutscher in seinem Wahllokal.
Am späten Abend der Europawahl saß der schöne Chefredakteur in einer ARD-Quasselrunde und plapperte aus, er habe sogar zweimal gewählt. Erst als Italiener im Hamburger Konsulat Italiens und später noch einmal als Deutscher in seinem Wahllokal.
Doppelt
hält besser dachte er sich offenbar.
Es
dauerte nur wenige Stunden, bis Strafanzeigen eintrudelten: Am Schnellsten war
die ohnehin Europa- und Ausländer-feindliche AfD.
Nun
ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen den ZEIT-Chef.
In Betracht komme auch
der Tatbestand des Fälschens von Wahlunterlagen, sagte die Sprecherin der
Staatsanwaltschaft Hamburg, Nana Frombach. Die zuständige Anklagebehörde habe
bereits Kontakt mit dem Landeskriminalamt aufgenommen.[…]
Das Europawahlgesetz schreibt vor, dass jeder
Wahlberechtigte nur einmal seine Stimme abgibt. Über die Problematik von
EU-Bürgern, die ihren Wohnsitz in einem anderen Mitgliedsland haben, hatte vor
wenigen Tagen ausgerechnet die Online-Ausgabe der "Zeit" berichtet.
Di Lorenzo könnte nun
unter den Paragrafen 107a des Strafgesetzbuches fallen. Der besagt: "Wer
unbefugt wählt oder sonst ein unrichtiges Ergebnis einer Wahl herbeiführt oder
das Ergebnis verfälscht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit
Geldstrafe bestraft." […]
Der Elitejournalist
beherzigte mehrere eherne demokratische Grundsätze.
Es
handelt sich um freie, geheime und ungleiche Wahlen mit dem bekannten Prinzip
„One Chefredakteur, two votes.“
Und wenn
man schon mal dabei ist sich so richtig zu blamieren, dann muß man immer noch
einen drauflegen. Di Lorenzo, der immerhin Politik studiert hat, ahnte nicht,
daß einige nicht mehr Stimmen als andere haben dürfen und spricht sich nun
selbst mit Dummheit frei.
In seiner
Welt gilt also offenbar auch der bekannte Rechtsgrundsatz „Unwissenheit schützt
vor Strafe.“
"Mir war nicht
bewusst, dass man bei der Europawahl nicht in zwei Ländern abstimmen darf.
Hätte ich es gewusst, hätte ich es nicht getan und natürlich auch nicht in der
Sendung von Günther Jauch erzählt", sagte di Lorenzo. "Mir tut das
aufrichtig leid."
Ein
interessanter chefredakteuresker Kausal-Zirkelschluss.
Das ist
in etwa so, wie zu erzählen, daß man eben einer Oma mit einem Knüppel eins
übergezogen hätte, um ihre Handtasche zu rauben.
Man habe
aber nicht gewußt, daß man das nicht tun dürfe. Das beweise die Tatsache, daß
man überhaupt erzählt habe die Gerontin niedergemacht zu haben! Also könne man
auch nicht bestraft werden. Logisch.
Was will
uns nun aber die MoPo mit ihrer Schlagzeile vom „klugen Mann“ di Lorenzo sagen?
Daß der
Mann mit der bekannten religiotischen Inselverarmung nicht nur im Punkt Metaphysik
partiell debil ist? Daß di Lorenzo lügt? Daß es Italiener nicht so genau mit den
Regeln nehmen?
„Kann ein kluger Mann
so dusselig sein? […]
Jeder Wähler trägt
selbst die Verantwortung: Wenn er redlich ist, wird er seine Stimme wie alle
anderen nur ein Mal abgeben“, wird ausgerechnet der Sprecher der italienischen
Botschaft zitiert.
Nein,
ein kluger Mann kann natürlich nicht so dusselig sein.
Statt
über di Lorenzos Dusseligkeit zu sinnieren, sollte man sich lieber fragen mit
welcher Berechtigung der ZEIT-Chef „klug“ genannt wird.
Es gibt
mittlerweile eine ganze Reihe von schweren intellektuellen Fehlleistungen, die
mich sehr daran zweifeln lassen, daß der Edeljournalist wirklich klug ist.
Ist es
etwa „klug“ die ZEIT über Jahre zum intellektuell verflachten
Katholikenblättchen umzuformen, daß selbst Menschen, die wie ich über Dekaden
ein ZEIT-Abo hatten, entnervt hinwerfen und notgedrungen kündigen,
weil sie diesen L'Osservatore Romano light nicht mehr finanzieren wollen?
In der
aktuellsten ZEIT-Ausgabe ist die Rubrik „Glauben und Zweifeln“ übrigens mal
wieder auf den doppelten Umfang ausgedehnt worden. Nur das „Zweifeln“ hat di
Lorenzo - wie üblich – vergessen.
Zunächst
gibt es ein Interview mit Leonardo Kardinal Sandri, der aber nicht etwa
korrekt in der Form „(Vorname) Kardinal (Nachname)“ beschrieben wird, sondern
tumb Kardinal Leonardo Sandri genannt wird.
Aber das
kennen wir ja vom „klugen“ die Lorenzo – seine Kirchenbejublungsseiten strotzen
vor Fehlern.
Außer
dem äußerst untertänig geführten Kardinal-Interview gibt es noch einen Aufsatz
von stramm Papst-treuen Chef der Katholischen Nachrichten Agentur (KNO) Ludwig
Ring-Eifel und schließlich eine ganze weitere Seite voll des Lobes über Papst
Franzens Nahost-reise.
Oder ist
es etwa klug, wenn der ZEIT-Chefredakteur einen peinlichen Versuch unternimmt
als Stichwortgeber in einem Buch den mehrfach der Täuschung und Lüge
überführten Baron von und zu Guttenberg zu einem Comeback auf die politische
Bühne zu verhelfen?
Noch dazu ein völlig erfolgloser Versuch, nach dem der milliardenschwere Freiherr endgültig den Kontinent verlassen mußte und di Lorenzo selbst einen ungeahnten Shitstorm auf die ZEIT lenkte.
Noch dazu ein völlig erfolgloser Versuch, nach dem der milliardenschwere Freiherr endgültig den Kontinent verlassen mußte und di Lorenzo selbst einen ungeahnten Shitstorm auf die ZEIT lenkte.
Es geht nicht darum, wie viel der Baron verkraften
kann. Es geht um seinen Narzissmus. Der Guttenberg, den man hier wiedertrifft,
kreist um sich selbst - und liefert kaum Substanz. Denn wenn es um politische
Inhalte geht, sind die Äußerungen des Mannes, den sein Interviewer "zu den
größten politischen Talenten des Landes" zählt, dürftig, um es freundlich
zu formulieren.
(Jakob Augstein 01.12.11)
(Jakob Augstein 01.12.11)
Wieso läßt ein intelligenter Mann wie di Lorenzo Guttenberg alle seine dummdreisten Lügen und haltlosen Behauptungen durchgehen, ohne kritisch nachzufragen?
Wollte er ihn womöglich nur entlarven, indem er ihn reden ließ?
Dagegen spricht die Tatsache, daß di Lorenzo ihn noch mit als letzter verteidigte, bevor Guttenberg zurücktrat.
Dagegen spricht auch di Lorenzos Rechtfertigungsschrift in der nächsten Ausgabe der ZEIT.
Ist es
klug sich als Chefredakteur von Deutschlands (noch) renommiertester
Wochenzeitung seit Jahrzehnten zusätzlich in der Boulevardsendung „3 nach 9“
zwischen Deppen aller Art als Moderator zu verdingen?
Ist es
klug von Giovanni di Lorenzo als ZEIT-Chefredakteur und Tagesspiegel-Herausgeber
bräunliche Sozialneiddebatten anzustoßen, indem er vor „massenhafter
Einwanderung in die sozialen Netze“ Deutschlands warnt, wie
es 2010 geschehen ist?
Nein, di
Lorenzos Wahl-Aussetzer ist kein völliges Rätsel, sondern passt ganz gut zu
einem Mann, der ursprünglich mal ein sehr vielversprechender integrer
Journalist war und den seine ungeheure Eitelkeit im Laufe der Jahre dazu
verführte das kritische Denken aufzugeben und stattdessen bloß „di Lorenzo“ zu
sein, der immer mal wieder ungeniert Urteile über Dinge abgibt, die er
überhaupt nicht beurteilen kann.
Aber in
der causa „Wahlbetrug durch di Lorenzo“ ist der Delinquent immerhin nicht
selbst der Dümmste.
Nein,
die Empörung spült noch wesentlich idiotischere und rechtere Edelschreiberlinge
an die mediale Oberfläche.
Den
Vogel abgeschossen hat Jan Fleischauer, der Sozifresser vom SPIEGEL, der anhand
der illegalen Doppelwahl gleich die Doppelstaatsbürgerschaft insgesamt verdammt
und die GroKo dafür geißelt noch mehr Menschen zwei Pässe zugestehen zu wollen.
(Wohlgemerkt NICHT MIR – ich bin nach wie vor zu undeutsch, als daß ich von der
GroKo einen Deutschen Pass zugebilligt bekäme.)
Das Bekenntnis von "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, bei der Europawahl zweimal gewählt zu haben, zeigt die Probleme des Doppelpasses. Statt die Sache aus der Welt zu schaffen, will die Große Koalition die Mehrstaatlichkeit jetzt auch noch ausweiten. Der arme Giovanni di Lorenzo. Eben noch Darling des Hamburger Medienbetriebs, Träger des Theodor-Wolff-Preises, des Bambi und der Goldenen Feder, bewundert und beneidet für seine sensiblen Interviews mit Menschen, die es auch nicht leicht im Leben haben. Und nun: ein Wahlfälscher, überführt vor einem Millionenpublikum. […]
So ist das mit dem
Doppelpass. Was in den besseren Kreisen als Ausweis besonderer Weltläufigkeit
gilt, hat im praktischen Vollzug leider seine Tücken. […] Die Vorstellung, dass jede
Stimme in einer Demokratie elementar ist, kommt einem schnell abhanden, wenn
man Staatsangehörigkeit für eine Sache hält, die sich vervielfachen lässt.
Der Fall wäre kurios,
wenn wir nicht gerade dabei wären, die Doppelstaatlichkeit auf die größte
Migrantengruppe im Land auszuweiten. Es ist im Getöse über Mindestlohn und
Mütterrente etwas aus dem Blick geraten, aber mit der Überarbeitung des
Staatsangehörigkeitsrechts steht eines der größten Reformprojekte der Großen
Koalition noch aus. Wer in Deutschland aufgewachsen ist, soll künftig auch als
Nicht-EU-Bürger zwei Pässe besitzen dürfen. […] Am Ende könnte der Doppelpass eine ganze
Generation in einen Loyalitätskonflikt treiben, den man durch die Einrichtung
desselben gerade vermeiden wollte. […]
Noch so
eine angebräunte Flitzpiepe, die ich durch mein Abo mitfinanziere…..
Wenigstens
wurde Fleischhauer noch nicht öffentlich als „klug“ bezeichnet.
Klug oder nicht klug, darüber lässt sich nicht streiten. In jedem Fall ist es klug für die CDU/CSU, nicht allzusehr auf eine bessere Kontrolle zu drängen. Größte Volksgruppen mit Doppelpass sind die 460.000 Polen und 130.000 Italiener. Und da weiß jeder, wen die wählen. Das steht im Übrigen genau so in dem Artikel der Zeit (online), der hier leider nicht verlinkt war.
AntwortenLöschenhttp://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/europawahl-doppelte-staatsbuergerschaft-doppelte-wahlbenachrichtigung