Sonntag, 19. April 2020

Relativ gute Politiker in Deutschland.


Klar, in Relation zu solchen hochgefährlichen, mord-debilen Soziopathen wie Trump und Bolsonaro, sind die deutsche Bundesregierung und die Ministerpräsidenten eine echte Wohltat.
Unter ihnen gibt es promovierte Naturwissenschaftler und Mediziner, die genau zuhören und analysieren was Virologen, Gesundheitsämter und Krankenhäuser berichten. Ihre Entscheidungen treffen sie „auf Sicht“; das heißt, sie können keine festen Daten nennen, ab wann was wieder wie laufen soll.
Alles andere wäre auch unseriös.
Glaubt man den Ergebnissen der Analyseagentur Deep Knowledge Group wird die Corona-Krise weltweit am besten in Israel und Deutschland gemanaged.
Flatten the curve ist insofern gelungen, als es nach Wochen der Pandemie in Deutschland immer noch 10.000 bis 13.000 freie Intensivbetten gibt, ähnlich viele Menschen genesen wie neu erkranken und der magische Reproduktionsfaktor R etwa bei 1 liegt.

Aber das ist keine absolut betrachtete gute Regierungsarbeit, sondern eine Relative.
Was bedeutet das schon, wenn man sich mit irren Egomanen wie Trump misst?

Merkel und die Ministerpräsidenten haben selbst in so einer tödlichen Pandemie immer noch weit offene Ohren für die Wirtschaftslobbyisten von der Industrie.
Es ist zwar vollkommen absurd, aber ab morgen dürfen die Autohäuser für Luxusvehikel wieder eröffnen, obwohl sie fast immer über der willkürlichen Ladenquadratmeter-Zahl von 800 liegen.
Ganz sicher sind diese nicht für die Gesundheit relevant und so sollte man unter epidemiologischen Aspekten auf diese Ansteckungsgefahr verzichten.
Aber die oberste Autolobbyisten und Nachfolgerin des Megastrippenziehers Matthias Wissmann heißt Hildegard Müller; ehemalige JU-Chefin, Merkel-Vertraute, Staatsministerin im Bundeskanzleramt und sogar Teil des legendären Girlscamp. Sie sorgt wie auch der Daimler-Cheflobbyist von Klaeden, der ebenfalls Merkels Staatsminister war, dafür daß Großaktionäre und Superreiche wichtiger als Gesundheit sind.

Sinnvoll wäre es das öffentliche Leben nur dann schrittweise wieder zu öffnen, wenn die Menschen Masken und möglicherweise auch Handschuhe tragen, um beim Sprechen und Niesen weniger Viren hinauszuschießen.
Das kann aber nur verordnet werden, wenn es solchen Mundschutzmasken für alle gibt.
Davon kann aber keine Rede sein, weil Merkels Bundesgesundheitsminister Spahn seit Monaten die Warnungen vor einer Verknappung der Schutzkleidung total ignorierte und nun auch in Woche fünf des Lockdowns scheitert auch nur annähernd genügend Material zu besorgen.

[……] Auch bei der Beschaffung von Schutzmasken konnte Spahn kleine Erfolge melden: Sein Ministerium habe bis zum vergangenen Wochenende 80 Millionen Masken beschafft. Sie bleiben Ärzten und Pflegefachkräften vorbehalten – und werden schon dafür nicht ausreichen. Wollte man alle Bürger mit Schutzausrüstung ausstatten, brauchte es Milliarden. [….]
(DER SPIEGEL, 18.04.2020)

Es ist ja auch ganz schön zu hören, daß so langsam mal die Schüler wieder in die Schulen kommen.
Aber leider hat auch in den deutschen Regierungen niemand ein Rezept dafür wie der Unterricht funktionieren soll, wenn man wegen des Abstandsgebot nur noch maximal 15 Schüler in einen Raum stecken darf und dadurch dreimal so viele Lehre und Räume braucht, während schon vor Corona Lehrermangel herrschte und nun auch noch ein Drittel von ihnen als Angehörige einer Risikogruppe (Ü60 oder Vorerkrankungen) das Schulgelände nicht betreten sollen.
Wir brauchen also mindestens 300% der Lehrer, haben aber nur gut 60%. Und nun?


Die totale Mangelausstattung von Schulen und Universitäten, der eklatante Lehrkräftemangel sind keineswegs als Plagen vom Himmel gefallen, sondern seit 15 Jahren durch systematisches Politikversagen und Aussitzen insbesondere der C-Politiker entstanden. Trotz kontinuierlicher eindringlichster Warnungen aller Fachleute und des Philologenverbandes.

Kaum zu glauben, aber wahr: In seinem neu entfachten Ehrgeiz im Kampf um den CDU-Vorsitz stellt Armin Laschet nicht nur wirtschaftliche Interessen von die Gesundheit der Menschen, sondern er stellt sich auch noch gemeinsam mit Hardcore-Religiot Ramelow auf die Seite einer Minderheit von unbelehrbaren Katholiban, die Gottesdienste als Hauptbrutstätten der Pandemie wieder einführen wollen. In der MP-Konferenz mit Kanzlerin musste Laschet ausgerechnet von Jesus-Freak Markus S. gebremst werden.

[….] Zu einer Kontroverse zwischen ihm und anderen Teilnehmern kam es beim Thema Religion. Laschet ist Katholik, gemeinsam mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) plädierte er für eine Öffnung: Unter Beachtung aller Vorschriften solle es doch möglich sein, Gottesdienste zu feiern.
Andere wiesen darauf hin, dass es vor allem die Älteren, also die Gefährdeten seien, die in die Kirche gingen. Im Gottesdienst werde gesungen, was die Gefahr für eine Übertragung per Tröpfchen erhöhe. Laschet war in der Defensive.
Doch den entscheidenden Schlag führte Söder – ausgerechnet Söder, der zwar protestantischer Franke ist, aber dem katholischen Bayern vorsteht: Man habe schließlich selbst dem Papst zugemutet, an Ostern allein die Messe zu feiern, sagte er. Was soll man dagegen noch vorbringen? […..]
(SPIEGEL, 18.04.2020)

Es ist ja schön, daß Ministerpräsident Laschet verantwortungsvoller als Donald Nero ist, der seine fanatisierten Anhänger dazu antreibt gegen die Kontaktverbote zu demonstrieren.
Aber dennoch ist der dringende Ruf nach dem Hochfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland, um der Wirtschaft zu helfen, ein lebensgefährlich bis tödliches Spiel.

[…..] So­lan­ge wir ein In­fer­no wie in Ita­li­en oder Spa­ni­en ver­hin­dern wol­len, müs­sen wir eine Iso­lie­rung, wie wir sie bis­her hat­ten, auf­recht­er­hal­ten. Dass wir bis 2022 da­mit le­ben müs­sen, ist kei­ne Pa­nik­ma­che, son­dern ein rea­lis­ti­sches Sze­na­rio. For­scher um den Har­vard-Pro­fes­sor Ste­phen Kiss­ler ha­ben das jetzt für die USA be­rech­net. […..] Kiss­lers Kur­ven zeich­nen das Ka­ta­stro­phen­sze­na­rio ei­nes All­tags im Shut­down, der im­mer wie­der neu ver­hängt wer­den muss, soll­ten die Re­gie­run­gen zwi­schen­zeit­lich Lo­cke­run­gen wa­gen. Je nach Ver­lauf müss­ten die Bür­ger bis zu ei­nem Drei­vier­tel­jahr in Iso­la­ti­on ver­brin­gen, um das Ge­sund­heits­sys­tem nicht zu über­for­dern. Noch im Jahr 2024 könn­te die Seu­che er­neut auf­flam­men.
Wir ste­hen erst am An­fang der Pan­de­mie. Und jetzt schon hat das Vi­rus die Welt vor die­ses un­er­träg­li­che Di­lem­ma ge­stellt: Ein Le­ben im Lock­down mit al­len so­zia­len, wirt­schaft­li­chen, psy­cho­lo­gi­schen Fol­gen steht ge­gen das Ri­si­ko, der Seu­che frei­en Lauf zu las­sen. Sie wür­de Mil­lio­nen Men­schen tö­ten. Nicht nur Ge­brech­li­che, auch Ärzte, Kran­ken­pfle­ger, jun­ge Men­schen. […..]

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