Freitag, 10. Juni 2016

Hitlers Inspiration.


«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).
(Baseler Zeitung, 13.03.2015)


Daß der Katholik Adolf Hitler den Ur-Protestanten Martin Luther so grenzenlos bewunderte liegt nicht nur an der offensichtlichen Ursache, Luthers fanatischem und eliminatorischem Antisemitismus.

Darüber hinaus zeigte Luther „dem Führer“ beispielhaft, wie man Rücksichtslosigkeit und Destruktion mit nie dagewesener Radikalität praktizierte.

Luther. Ein widerlicher Geselle, ein Verbrecher an der Menschheit. Den haben wir noch nicht richtig aufgearbeitet. Wir gehen mit Luther um, als sei er ein „Heiliger“ der evangelischen Kirche. Er war aber ein für die damalige Zeit untypisch aggressiver Antisemit, Frauen verachtend bis ins Mark und vom Denken her völlig mittelalterlich. Teufel war sein Lieblingswort. Die Gesellschaft war sehr viel weiter.

Hitler lernte von Luther wie man jedes Maß-Halten hinter sich läßt und Bösartigkeit in einer ganz neuen Größenordnung praktiziert.

Martin Luther verfasste schon im frühen 16. Jahrhundert detaillierte Pläne zur „Endlösung der Judenfrage“.

Hitler besaß endlich die technischen und politischen Mittel Luthers genozidale Vision umzusetzen.

Betrachtet man Hitler als Maximalpunkt der menschlichen Widerlichkeit, disqualifizieren sich auch seine Unterstützer und Mitstreiter auf ganzer Linie.

Bedauerlicherweise gab es aber viele Millionen Hitler-Unterstützer in Deutschland. Eine zu große Menge, um nach 1945 alle zu ächten und so wurden Nazi-Ärzte, Nazi-Juristen, Nazi-Beamte und Nazi-Lehrer einfach in das folgende demokratische System übernommen.
Damit verglichen wurden einige Nazi-Künstler unverhältnismäßig hart bestraft.
Leni Riefenstahl, die unzweifelhaft ein Jahrhunderttalent war und bis heute Photographen und Filmemacher in aller Welt inspiriert wurde auch mit über 100 Jahren noch verachtet.
Verständlich, daß sie es ihre Jahrzehntelanges de facto-Berufsverbot als ungerecht empfand, wenn andererseits Menschen, die direkt im KZ-System engagiert waren nahtlos nach 1945 CDU-Karriere in der Bundesregierung machen konnten – man denke nur an Theodor Oberländer und Hans Globke.

Ich bin sehr für Verzeihen und Vergeben.
Es sollte aber Konsens sein, daß die geistigen Väter von Genoziden davon ausgenommen sind.
Ein Ausmaß an Hass und krimineller Energie, das schließlich in Völkermord mündete, kann man nicht vergessen und ungeschehen machen.

Für alle Zeiten wird es unmöglich sein die Person Adolf Hitler von seinen Taten zu trennen.
So einer ist endgültig disqualifiziert, weil sein Verbrechen so gewaltig ist, daß es nicht ausklammerbar ist.

Ich behaupte, das sollte auch für den geistigen Vater des Gigaverbrechers, nämlich Martin Luther gelten.

Mit Margot Käßmann gibt es nun aber eine ausgesprochene Luther-Freundin, die als seine Botschafterin durch die Welt zieht und den maximalen Judenhasser des 16. Jahrhunderts preist und feiert.

Immerhin streitet Käßmann Luthers hassenswerte Eigenschaften nicht ab und gibt öffentlich auch die Versäumnisse ihrer Kirche zu. Über Jahrhunderte akzeptierte und unterstützte man Luthers Antisemitismus. Käßmann kritisiert das in der Tat.

Schon der Titel „Von den Juden und ihren Lügen“ verrät, dass es sich um eine Schmähschrift handelt. Luther schlägt darin der Obrigkeit vor, dass sie jüdische Synagogen und Schulen „mit Feuer anstecken“, ihre Häuser „zerbrechen“ und die Juden „wie die Zigeuner in einen Stall tun“ soll. Diese so unfassbaren Äußerungen können auch nicht mit seiner Verbitterung darüber erklärt werden, dass Juden - anders als von ihm erwartet - nicht zur Kirche der Reformation konvertierten. Auch der „Zeitgeist“ kann nicht als Rechtfertigung dienen. Diese Sätze werfen auf Luther und seine Reformation einen Schatten und sollten die Kirche, die sich nach ihm benannte, auf einen entsetzlichen Irrweg führen.
Luther vertrat - wie fast alle anderen Reformatoren auch - einen klaren Antijudaismus. Das erscheint aus heutiger Perspektive unverantwortlich, ist doch ein respektvoller Dialog der Religionen offensichtlich die notwendige Basis für ein friedliches Zusammenleben. Luthers antijudaistische Schmähschrift von 1543 wurde immer auch vom späteren rassistischen, also biologistisch begründeten Antisemitismus missbraucht. Sie diente als Rechtfertigung für Diskriminierung, Ausgrenzung und Mord an europäischen Juden. Luthers Text wurde in der NS-Zeit häufig nachgedruckt, zum Beispiel unter dem Titel: „Martin Luther und die Juden - weg mit ihnen!“
Bis auf wenige Einzelne versagte die evangelische Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, weil sie Menschen jüdischen Glaubens nicht schützte und sich dem Holocaust nicht vehement entgegenstellte.
(M. Käßmann 01.04.2013)

Vermutlich ist das mein erster positiver Gedanke zu Frau Käßmann:
Richtigerweise verschweigt sie Luthers Abartigkeit nicht, nennt sie „entsetzlichen Irrweg“.

Freilich setzt sich Käßmann über Luthers aus heutiger Perspektive unverantwortliche Seiten hinweg und feiert ihn dennoch.
Dabei ist der Mann nicht zu retten.

Es gibt aber eine deutsche Bischöfin, die mit ihrer Doofheit sogar noch Margot Käßmann in den Schatten stellt.

Regionalbischöfin und Oberkirchenrätin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Breit-Keßler, (* 11. März 1954 in Heidenheim an der Brenz) gilt als SPD-affin, arbeitete als Autorin bei den durchaus honorigen Institutionen SZ und BR.

Breit-Keßler kennt ihr nicht?
Das war die hier:

Gerade konnte ich im GONG vom 21.08.2015 ein Statement von Susanne Breit-Keßler, der Regionalbischöfin für München und Oberbayern, lesen.
Uiuiui.
Den Menschen, die sich keinen Urlaub leisten können, ruft sie zu:

Arbeit und Alltag sind eine Form der Selbstbestätigung, die einem zeigt: Hier hast du deine Fähigkeiten und Gaben- es ist schön, was du alles kannst! Die gleichen Handgriffe, die gleichen Gesichter. Tägliche Routine hat ihre guten Seiten. Es liegt an einem selber, ob man den Werktagen zusätzliche funkelnde Glanzlichter aufsteckt. „Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein“ heißt ein biblisches Wort (Jesaja 30,15). Gebete am Morgen und Abend setzten Akzente, die die Tage voneinander unterscheiden.
(Bischöfin Susanne Breit-Keßler)

Na, das hört eine alleinerziehende Mutter mit drei Putzjobs sicher gerne von einer Bischöfin, die aus Steuermitteln ein fünfstelliges Monatsgehalt bezieht.

Frappierend ist insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Genau wie Kollegin Käßmann, nimmt auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab.
In ihren Texten erzählt sie aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr gefällt und überträgt das dann flugs auf alle anderen.

Breit-Keßler beginnt auch ihre Analyse Martin Luthers wieder bei dem einen Fixpunkt, der für sie entscheidend ist: Sie selbst.

Als kleine Lutheranerin in oberbayerischer Diaspora, als einziges evangelisches Mädchen in der Klasse, definierte ich meine geistliche Existenz vor allem via negationis. Wir hatten keine Maria (falsch!), keinen Weihrauch, kein Fronleichnam, keine Reliquien. Hochgefühle stellten sich nur bei der triumphal den römischen Glaubensgeschwistern entgegengeschleuderten Bemerkung ein, "wir" müssten im Diesseits nicht zur Beichte und bräuchten im Jenseits nicht mit Fegefeuer zu rechnen.

Soweit, so typisch Bischöfin.
Ich will sie für diesen egotrippige Herangehensweise nicht schelten; schließlich hilft sie damit der atheistischen Bewegung enorm.

Unfassbar aber wie sie in einem läppischen Satz die Hitler-Luther-Dualität wegwischt.

Martin Luthers Unfreundlichkeit gegenüber Frauen, seine Tiraden gegen Juden und Türken sind sattsam bekannt und ausreichend konterkariert. Kein Protestant von klarem Verstand wird an diesen Unsäglichkeiten festhalten. Die Evangelische Kirche in Deutschland rückt aber neu die theologischen Einsichten in den Mittelpunkt, die er und seine Mitstreitenden - unter ihnen auch Frauen - gewonnen haben.
Bleibenden Einfluss hat sein theologischer Ernst, gepaart mit bodenständigem Witz. […]

So einfach geht Moral den Augen einer Theologin; wir sprechen immerhin von einem Jahrtausendverbrechen (Unfreundlichkeiten), einem Genozid an sechs Millionen Menschen und Frau Regionalbischöfin wischt das damit weg, es sei sattsam bekannt und ausreichend konterkariert, also kein Thema mehr.

Hitlers Kriegsverbrechen und der Holocaust, bzw Unfreundlichkeiten sind auch sattsam bekannt und ausreichend konterkariert, daher können wir uns nun getrost Hitlers Frisur, sowie seinen Gemälden und Postkarten zuwenden.