Samstag, 31. Dezember 2016

Deutsche Unbefindlichkeit.



Alle Appelle auf Böller zu verzichten, Brot statt Böller, Rücksicht auf die Haustiere zu nehmen oder gar an die vielen Flüchtlinge zu denken, die aus dem realen Geböllere kommen, haben offenbar wieder kein bißchen die feuerfreudigen Hamburger erreicht.
Draußen ballert es mehr denn je.
Homo homini lupus; so sind sie, die Deutschen. Man gibt sich tierlieb und flüchtlingsfreundlich, so lange es einen nichts kostet und man nicht wirklich etwas abgeben muß.


Der deutsche Michel läßt sich nicht den Spaß verderben.
150 Millionen Euro, um dafür mit Sprengstoff um sich zu werfen, müssen auch dieses Jahr wieder sein.

Die Sache mit dem Klimawandel ist auch irgendwie schlimm und wir bedauern die Menschen in Zentral- und Ostafrika, die zu Zehntausenden jeden Tag an Hunger sterben, weil es keinen Regen mehr gibt und die Böden immer heißer und trockener werden.

Aber unser Bedauern geht nicht so weit, daß wir bereit wären Autos mit weniger PS zu fahren, Tempolimits auf der Autobahn akzeptierten, auf aus Südamerika eingeflogene Billig-Rosen und Himbeeren aus Südafrika zu verzichten, nur weil die ihr eigenes Gewicht an Kerosin in die Atmosphäre blasen. Und schon gar nicht verzichten wir auf unseren extrabilligen Mallorca-Flug zwei Mal im Jahr.
Dann sollen lieber die Leute in Afrika verhungern oder die Typen in Bangladesh weggespült werden.

Wir sind natürlich auch unheimlich tierlieb, teilen Millionen Katzenvideos auf Facebook und statten jedes zweite Profilbild mit dem Haushund aus.
Aber die Tierliebe darf einen auch nicht einschränken.
Billigfleisch wollen wir trotzdem drei Mal am Tag fressen und kümmern uns einen Scheißdreck um die Zustände in niedersächsischen Geflügelmastanlagen und den Bayerischen Schlachthöfen.

Und klar, das mit den Familien, die in Aleppo abgemurxt werden, gefällt uns auch nicht. Ganz schrecklich. Kann da nicht mal Frieden herrschen?
Nur geht unser Mitleid nicht so weit, daß wir den im Bombenhagel ausharrenden Kindern wirklich helfen würden.


Und daß wir auf die schönen Gewinne aus den Waffenexporten verzichten, ginge wirklich zu weit. Dann schon lieber endloser Bürgerkrieg. Dafür statten wir auch die gegnerischen Kriegsparteien mit deutschen Waffen aus.


Die christliche CSU will neuerdings die Flüchtlinge, die von Foto-Uschis Marine im Mittelmeer aufgelesen werden – also diejenigen, die nicht zu den über 5.000 gehören, die aus CSU-Sicht optimalerweise gleich ertrunken sind, nun illegal und völkerrechtswidrig ohne Anhörung direkt wieder Algerien und Marokko an Land bringen.
[….] Im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge sollen nach dem Willen der CSU künftig in Afrika abgesetzt werden. „Wir müssen umgehend auch auf der zentralen Mittelmeerroute den Automatismus durchbrechen, dass alle geretteten Menschen nach Europa gebracht werden“, zitiert die „Rheinische Post“ aus einem Beschlusspapier der CSU-Landesgruppe im Bundestag für die Klausur kommende Woche im bayerischen Kloster Seeon.
[….] Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl protestierte umgehend gegen die Vorstellungen der CSU und machte darauf aufmerksam, dass es rechtswidrig wäre, sie zu verwirklichen. Ihr Geschäftsführer Günter Burkhardt sprach von einem „ Frontalangriff auf die Geltung der Menschenrechte in Europa.“ Die Genfer Flüchtlingskonvention, die auch Deutschland bindet, verbietet Abschiebungen vor allem in Staaten, in denen den Abgeschobenen Folter oder andere unmenschliche Behandlung droht oder die sie ihrerseits in solche Staaten abschieben könnten. Auch die Europäische Menschenrechtskonvention steht dem entgegen. [….]

Moral, Amoral, scheißegal – so das bekannte Parteimotto der Seehofer-Epigonen.

Unser deutscher Vertreter in der EU-Regierung, Heldenkommissar Oettinger, der von Zwangshomoehe und Schlitzaugen mit schwarzer Schuhcreme im Haar orakelt, sorgt inzwischen dafür, daß immer mehr Afrikaner geradezu gezwungen werden gen Europa zu fliehen.
An ihrem Elend verdient die EU schließlich.

EU-Importe torpedieren Afrikas Wirtschaft
    Viele Landwirte in Afrika leiden unter Lebensmitteln, die aus der EU importiert und von der EU subventioniert werden.
    Diese drücken die Preise und zwingen Bauern zum Aufgeben - und verstärken dadurch den Wunsch nach einer Flucht über das Mittelmeer.
[….] Abraham Kampelege betreibt ein lohnendes Geschäft am Abeka-Markt in Ghanas Hauptstadt Accra: Er handelt mit tiefgefrorenem Hähnchenfleisch. Der Name seines Ladens ist Programm: "Cheaper Land Coldstore". Sein Verkaufsschlager sind Hähnchenschenkel aus Holland, die Zehn-Kilo-Box für 85 ghanaische Cedi, etwa 19 Euro. "Die Leute schätzen unsere Qualität", sagt der Händler im weißen Kittel, "und es ist praktisch für die Leute, einzelne Schenkel zu bekommen. So können sie genau so viel einkaufen, wie sie brauchen".
Gut zwanzig Meter weiter sitzt George Aguzia vor einem vergitterten Holzverschlag, in dem lebende Hühner vor sich hin scharren. Ein Fünf-Kilo-Exemplar kostet bei ihm 50 Cedi, etwa elf Euro. Für einen kleinen Aufpreis bekommt der Kunde das Tier gleich geschlachtet und gerupft. "Frischer geht es doch nicht", sagt er, "und bei uns wissen die Leute wenigstens, woher die Hühner kommen." Die Tiefkühlware aus dem Ausland dagegen, da wisse man nicht, wie oft sie schon angetaut sei, schließlich hat Ghana immer wieder mit Stromausfällen zu kämpfen. "Und wer weiß, womit die Tiere vorher gefüttert wurden?"
Argumente, die nicht von der Hand zu weisen sind. Nur: Die tiefgefrorenen Hähnchenteile aus dem Ausland sind billiger als die frischen aus heimischer Züchtung. George Aguzia sagt, er habe seit drei Tagen kein einziges Tier verkauft.
[….] Geflügelanbieter in Westafrika leiden schon seit Jahren unter billigen europäischen Importen. Ähnlich ergeht es der afrikanischen Milchwirtschaft, die mit Milchpulver von Nestlé konkurrieren muss, oder den Tomatenanbauern, die im Wettbewerb mit Tomatenmark aus Italien stehen. Das Paradoxe: In fast allen Ländern Afrikas leben die Menschen mehrheitlich von der Landwirtschaft. Trotzdem exportieren sie relativ wenige Agrarprodukte, im Gegenteil: Sie importieren sogar Lebensmittel, selbst aus Europas Industrienationen.
Ein Grund für diese erstaunliche Handelsstruktur: Die EU unterstützt ihre Bauern mit Subventionen, diese können ihre Produkte dann sowohl in Europa als auch außerhalb zu sehr niedrigen Preisen anbieten. Afrikas Landwirten bereitet diese Politik Probleme. Die künstlich verbilligten Produkte aus Europa drücken nicht nur die Preise, sie erschweren auch die Entwicklung einer Agrarindustrie, die mehr Arbeitsplätze schaffen könnte als die reine Landwirtschaft. Ein absurd erscheinendes Beispiel: Der Ananas-Saft in einem der großen Supermärkte von Accra stammt nicht etwa aus Ghana selbst, das zu Afrikas wichtigsten Ananas-Anbaugebieten zählt, sondern von der österreichischen Marke Rauch, abgefüllt in Ungarn.
Geht es nach der EU, soll künftig noch mehr exportiert werden [….][….]