Freitag, 31. Juli 2020

Weswegen ich beim Print bleibe


Zur Papierherstellung benötigt man pflanzliche Fasern, die meistens aus
Holz, Altpapier, einjährigen Pflanzen, Altkleidung oder Cellulose stammt.
Also, Ja, für Bücher sterben Bäume.
Die gute Nachricht ist aber, daß es sich dabei um nachwachsende Rohstoffe handelt. Zunehmend werden auch Abfallprodukte wie Orangenschalen verwendet.

Wenn aber erst einmal mit geringem Energieaufwand ein Blatt der tauenden verschiedenen Papiersorten hergestellt, es bedruckt wurde und schließlich als Zeitung oder hoffentlich als Buch in meiner Wohnung landet, verbraucht es nie wieder Energie und kann (im Tageslicht) über Jahrhunderte, möglicherweise Jahrtausende immer wieder gelesen werden, ohne das Klima zu schädigen oder die Umwelt zu verpesten.
Welcher Bücherwurm begeistert sich nicht für antiquarische Bücher?
Der Wiederverkaufswert ist heute zwar geradezu lächerlich; die Zeiten als Bücher wertvolle Anlagen waren, sind im spätindustriellen Zeitalter längst vorbei.
Aber das tut meiner Liebe zu ihnen keinen Abbruch und daher werde ich mein Leben lang meine Bücherhüten und hegen; insbesondere diejenigen nicht aus der Hand geben, die schon seit Generationen in Familienbesitz sind, in denen es auch mal feine Bleistift-Anmerkungen meines Uropas oder eine Sütterlin-Notiz meiner Oma gibt.
Nicht-antiquarische Bücher; natürlich insbesondere Sachbücher lese ich immer mit einem Stift in der Hand, versehe sie je nach Gefallen mit umfangreichen Anmerkungen und erstelle vorn mein persönliches mit Stichworten versehenes Inhaltsverzeichnis, um bestimmte Stellen später sofort wieder zu finden.
Auch das ist offenbar seit Generationen Usus in meiner Familie. Allerdings sind Anmerkungen meiner Tanten und Großonkel in der Regel aus Respekt vor der teuren Anschaffung mit einem weichen nur sehr zart aufgedrückten Bleistift geschrieben, so daß man sie ausradieren kann.
Meine Lieblingstante, deren Büchererbe ich bin, verwendete dafür Myriaden Büroklammern, um bestimmte Seiten zu verstehen; steckte Zettel mit winzigen Notizen dazu. Manchmal sind es so viele Klammern, daß der Buchrücken schon grotesk schmal gegenüber den verdickten Seiten wirkt.
Als ich jünger war, lieh sie mir nicht gern gelesene Bücher, weil ihr die vielen schriftlich festgehaltenen Gedanken dazu wohl peinlich waren und kaufte mir stattdessen lieber ein neues Exemplar.
Heute faszinieren mich aber die beim Lesen per Bleistift festgehaltenen Assoziationen früherer Leser der Materie.
Oft sind es Verweise auf andere Autoren/Bücher, so daß sich komplexe Assoziationsketten erheben, wenn man dem nachgeht.
Ich selbst verwende seit Jahrzehnten einen ebenfalls mit Bleistift festgehaltenen Humor-Code, kennzeichne damit Stellen, die mich zum Lachen brachten.
Auch das kann zuweilen zu interessanten Selbsterfahrungen führen, wenn man 30 Jahre später das Buch noch einmal liest und heute damals für enorm lustig gehaltene Passagen nur noch etwas albern findet. Oder aber erstaunt feststellt, wie das viel jüngere Ich schon damals auf einen bestimmten Satz reagierte, der heute noch genauso aufregt.

Nachdem ich das erste halbe Jahrhundert hinter mir habe und mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit kein Zweiter vollmachen werde, blicke ich mit skeptischem Abstand auf die heute Jungen.
Heute lesen die Menschen weniger. Natürlich. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch zu meiner Elterngeneration oder Urgroßelterngeneration eine Majorität der Menschen nie las.
Neu sind heute aber viele Alternativen, die auf Zeitungspapier verzichten, indem E-paper oder Online-News-Angebote von Fernsehsendern benutzt werden.
Neu sind die vielen elektronischen Alternativen der Gamer-Szene, der Animes, virtual reality, der Streamingdienste.
Ja, die Art der Medien entwickelt sich weiter. Schellack, Radio, Vinyl, Musikkassette, CD, Videotape, mp3-Player, download.
Die Generation der Streamer kommt oft mit einem extremen Snobismus daher, prahlt voller Pathos davon grundsätzlich keine Printmedien zu nutzen.
Das ist meiner Ansicht nach eine unnötige Borniertheit, um andere Menschen herabzusetzen.
Ich fühle mich davon tatsächlich beleidigt.
Aber meine emotionale Welt soll selbstverständlich kein Mediennutzungskriterium jüngerer Generationen sein.
Etwas anderes aber schon:
Die Nutzer elektronsicher Medien, die Downloader, Streamer, Epaper-Leser, Youtuber, Gamer, E-Book-Leser, Tonlino-Nutzer sind eine Klimapest und verbrauchen kontinuierlich große Mengen Energie.
Eine gestreamte Serie ist dabei sogar noch viel klimaschädlicher als eine gekaufte DVD. Um Letztere abzuspielen, brauche ich zwar auch Strom, aber es ist immer nur der wenige Strom für ein Endgerät, während die Downloader und Streamer nicht nur multimilliardenschwere Tech-Konzerne immer reicher machen, sondern auch gewaltige Umweltschäden durch den aberwitzigen Energieverbrauch ihrer Server verursachen, während ich über meinem klimaneutralen Buch sitze.

[…] Flugscham? Streamingscham! Wie sehr die Digitalbranche das Klima belastet
Über 300 Megatonnen CO2 generierte das Streamen 2018 – so viel wie ganz Spanien [….] Die Künstlerin Joana Moll macht den ökologischen Fußabdruck von Google mit ihrer Netzinstallation CO2GLE sichtbar. Pro Sekunde bräuchte es 23 Bäume, um das weltweite Googeln auszugleichen.
TU-Professor Tilman Santarius wies im Tagesspiegel auf den Zusammenhang zwischen „Bits & Bäumen“ hin – so hieß ein TU-Kongress 2018. Allmählich komme das Thema in der Öffentlichkeit an, aber es mangele an fundierter Nachhaltigkeitsforschung. […..]

Anmerkung: Eine Megatonne sind eine Million Tonnen.
Also entstanden nur durch Streamen bereits im Jahr 2018 bereits 300 Millionen Tonnen zusätzliches CO2 – da kann man sich die Fridays-For-Future-Teilnahme gleich sparen, liebe Jugend. Lest lieber wieder ein Buch und abonniert eine Zeitung.

[….] Eine halbe Stunde Streaming verursacht laut Berechnungen des französischen Think Tanks The Shift Project Emissionen, die 1,6 Kilogramm Kohlendioxid entsprechen - etwa so viel wie bei einer Autofahrt von 6,28 Kilometern. Streaming war demnach im vergangenen Jahr für einen Ausstoß von Treibhausgasen verantwortlich, der genauso hoch war wie der Spaniens. Diese Menge werde sich in den nächsten sechs Jahren voraussichtlich verdoppeln, schätzt The Shift Project. [….]

Dieser klimatische Wahnsinn der Streamer entwickelte sich durch Corona noch viel dramatischer als vor einem Jahr erwartet.

Im vierten Quartal 2019 nutzten 24 Millionen Kunden in Deutschland Netflix, Amazon, Maxdome und Sky.
Ob der Virus-Beschränkungen gingen noch mehr Bürger ins Streaming-Lager; schon jetzt machen Videodateien 75% des Internetdatentransfers aus.

[…..] Eine Stunde Video-Streaming in Full-HD-Auflösung benötigt 220 bis 370 Wattstunden elektrische Energie, abhängig vom verwendeten Endgerät. Das verursacht etwa 100 bis 175 Gramm Kohlendioxid (CO2), also ähnlich wie die Emissionen eines Kleinwagens bei einem Kilometer Autofahrt.
Der Energiebedarf des Video-Streamings hängt stark davon ab, mit welcher Auflösung gestreamt wird. Wird statt mit HD-Auflösung mit einer Auflösung von 4K gestreamt, können pro Stunde fast 1.300 Wattstunden an elektrischer Energie benötigt werden, was in etwa einer Emission von 610 Gramm CO2 entspricht..
Effizienzverbesserungen können künftig zu einer Absenkung des Energiebedarfs des Videostreamings führen. Der Trend zu größeren Bildschirmen und höheren Auflösungen kann diese Entwicklung aber auch kompensieren.
Wer den Energiebedarf und die CO2-Emissionen beim Streamen senken will, kann dies durch die Wahl der Auflösung und des Endgeräts stark beeinflussen. Videostreaming muss nicht mehr Energie benötigen als klassisches Fernsehen oder als die Nutzung von DVDs oder Blu-ray-Disks.
Die Klimawirkung von Videostreaming kann deutlich reduziert werden, wenn es gelingt, die vorhandenen Effizienz-potenziale bei den Streaming-Diensten sowie in den Rechenzentren und Netzen auszuschöpfen und die digitalen Infrastrukturen mit regenerativ erzeugtem Strom zu betreiben. […..]

Ich habe noch nie irgendetwas gestreamt und gedenke auch den Rest meines Lebens ohne solche umweltzerstörenden Techniken auszukommen.      

Donnerstag, 30. Juli 2020

Er will nicht in den Knast!

Der arme Don Lemon wunderte sich vorgestern mal wieder über sich selbst, als er in „Don’s Take“, seinem Eröffnungsmonolog über „Dämonensperma“ reden musste.
Hatte doch just zuvor der mächtigste Mann der Erde im Kampf gegen Covid19 auf die durchgeknallte Esoterikerin Dr. Stella Immanuel verwiesen, die als Krankheits-Ursachen Alien-DNA und Sperma-Träume von Dämonen ausmachte.


Noch vor wenigen Jahren hätte man derartige Meldungen sofort in den Spam-Ordner verschoben, weil niemand eine Sekunde geglaubt hätte, so ein hanebüchener Unsinn könne aus dem Weißen Haus kommen.
Aber inzwischen wissen wir alle, daß der mächtigste Mann der Welt, der die alleinige Befehlsgewalt über das größte und modernste Atomwaffenarsenal hat, bedauerlicherweise nicht nur uninformiert, borniert, ungebildet und dumm ist, sondern darüber hinaus auch noch echte psychische Schäden aufweist.

Wer aber so drastisch versagt und sich öffentlich derartig blamiert, wird nicht von allen geliebt und genau das beklagt der weinerliche Bestätigungssüchtige auch vor der Weltöffentlichkeit.

Wieso tut sich ein derartig fauler Mensch, der es hasst zu lesen eigentlich einen Job an, dessen Hauptvoraussetzung darin besteht über alles informiert zu sein und daher pausenlose Briefings erfordert?

Ich glaube immer noch, daß Donald Trump 2015 und 2016 weder vorhatte Präsident zu werden, noch daran glaubte die Wahl gewinnen zu können.
Es war ein gewaltiges Ego-Streichel-Projekt, das seinen Marktwert steigern sollte.
Immerhin, das konnte er erreichen: Der  inverse Geschäftsmann Trump, der seit Jahrzehnten Pleite auf Pleite folgen ließ, weil er grundsätzlich unfähig ist, konnte immerhin als Präsident seine Taschen aufhalten. Seine Kinder und Freunde werden allesamt bestochen, seine Marke wurde maximal bekannt und all seine Clubs und Hotels erhöhten gewaltig die Preise und Mitgliedsbeiträge, alle internationalen Politiker buchen in Trump-Hotels.
Aber der Job man einfach keinen Spaß. Die anderen Staatschefs, die er mag – Xi, Erdoğan, Putin, Kim – müssen sich nicht mit doofen Richtern, frecher Presse und lästiger Demokratie plagen.
Nur er hat es so schwer und soll auch noch arbeiten, statt gemütlich entweder auf dem Golfplatz zu chillen oder Fernsehen zu gucken.
Wieso will er also auch noch eine zweite Amtszeit?
Er hat doch schon geschafft Präsident zu werden. Wäre es nicht schöner ungeschlagen abzutreten und mit Mitte 70 in Rente zu gehen, um seinen Ruhm zu genießen?

Vielleicht. Aber nach 3 ¾ Jahren im Amt zog er so viel Presseaufmerksamkeit auf sich, daß inzwischen jeder bemerkt hat wie kriminell er ist. Dazu kommen noch die Delikte im Amt: Verrat, Bestechlichkeit.
Es besteht also die durchaus realistische Chance für #45 in den Knast zu wandern, wenn erst mal #46 regiert.
Ein halbes Dutzend seiner engsten Mitarbeiter sitzen schon hinter schwedischen Gardinen oder saßen dort bis Trump sie begnadigte.
Ohne diese Begnadigungspower, haben Roger Stone oder Ghislaine Maxwell aber keinen Grund mehr gegenüber den Staatsanwaltschaften Trumps Verbrechen zu verschweigen.
Noch schlimmer, so lange er im Amt ist gilt für ihn strafrechtliche Immunität. Der Luxus ist vorbei sobald Biden vereidigt wird/würde.

Daher verfällt Trump nun in völlige Panik, schürt systematisch innere Unruhen, um einen Ausnahmezustand zu generieren, in dem er sich als starke Exekutive inszenieren kann.
Ganz neroesk sind ihm dabei der wirtschaftliche Kollaps, hunderttausende tote US-Amerikaner vollkommen egal.

[…..] Die Platzpatrone des Donald Trump
Erst ließ Trump Bundespolizisten in Portland einmarschieren und stiftete Chaos, nun sollen sie wieder abgezogen werden. Die Ankündigung zeigt, wie hilflos der Präsident und seine Partei drei Monate vor der Wahl sind. [……]

Seine geistesgestörte Äußerung über eine mögliche Verschiebung der Präsidentschaftswahlen ist ebenso hanebüchen.

[…..] Der US-Präsident spielt offen mit dem Gedanken, die Wahl im November zu verschieben. Er befürchte Betrug, weil wegen der Corona-Krise mehr Bürger per Briefwahl abstimmen dürften. Doch die Hürden für eine Verschiebung sind hoch.
US-Präsident Donald Trump hat eine Verschiebung der Präsidentenwahl im November ins Gespräch gebracht. Wegen der Zunahme von Briefwahlen inmitten der Corona-Krise drohten die Wahlen die "fehlerhaftesten und betrügerischsten" in der US-Geschichte zu werden, schrieb Trump auf Twitter. "Es wird eine große Peinlichkeit für die USA", fügte er hinzu und fragte: "Die Wahl verschieben, bis die Menschen richtig und in Sicherheit wählen können?" [……]

Der Wahltag ist in der Verfassung als erster Dienstag im November festgeschrieben.
Genau wie auch das Ende der Amtszeit festgeschrieben ist.

[….] Tatsächlich kann Trump die Wahl selbst nicht verschieben. Dazu muss sowohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat zustimmen. Das Haus wird von den oppositionellen Demokraten kontrolliert, es ist quasi nicht vorstellbar, dass sie einem solchen Vorgehen zustimmen würden. Damit ist eine Verschiebung der Wahl äußerst unwahrscheinlich.
Zusätzlich ist in der Verfassung festgeschrieben, dass die Amtszeit des Präsidenten und des Vizepräsidenten am Mittag des 20. Januars endet. Selbst in dem äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass die Wahl verschoben würde, würde Trumps Amtszeit also im Januar enden. […..]


Gibt es bis zum 20.01.2021 keine Wahlmänner, würde Trumps Amtszeit enden und der Sprecher des Repräsentantenhauses rückte zum 46. US-Präsidenten auf. Das wäre Nancy Pelosi.
Da Trump die US-Verfassung nicht kennt, konnte er diese Konsequenz nicht einkalkulieren.
Falls ihm jemand den Sachverhalt erklären sollte, wird er noch mehr Chaos stiften.
Der Mann ist  verzweifelt.



Mittwoch, 29. Juli 2020

Partei schädigen.


Während die C-Minister in einem nie dagewesenen Maß debakulieren….

[…..] Dieser Mann ist so unglaublich gut im Schlechtsein!
Warum ist Andreas Scheuer noch Bundesverkehrsminister? Sein Schaffen sollte eigentlich für neun bis zwölf durchschnittliche Rücktritte ausreichen. […..]

…. sind die S-Minister Scholz, Heil und Maas die Stützen der Regierung. Die sechs sozialdemokratischen Kabinettsmitglieder sind der Grund weswegen Deutschland viel glimpflicher als andere Nationen durch die Corona-Krise geht.

Demoskopisch sieht es freilich völlig anders aus – die SPD stürzt in mehreren bundesweiten aktuellen Umfragen auf neue Minus-Rekorde von 14% ab, während CDUCSU bei komfortablen 38-39% liegen.

Das muss man erst mal schaffen angesichts eines Auslaufmodels als CDU-Kanzlerin Merkel, einer gescheiterten Parteivorsitzenden Kramp-Karrenbauer, die gar nicht mehr in Erscheinung tritt und von der man nur weiß, daß sie Ende des Jahres hinwirft. Dazu kommen mehrere potentielle Nachfolger – Merz, Laschet und Söder - die sich allesamt dabei blamieren Führungskraft zu zeigen. So daß man schon an die dritte und vierte Wahl – Röttgen und Spahn – denkt, wenn man sich versucht vorzustellen wie es mit der CDU im Dezember weitergeht.

Das Ausmaß des Totalversagens des Sozi-Führungsduos Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken ist beispiellos.
Das Positivste, daß man über die beiden sagen kann, ist daß Nowabo untergetaucht ist, also medial gar nicht vorkommt und Esken ohnehin nie aus ihrer winzigen virtuellen Twitterblase herauskommt.

Dabei sind die beiden ausdrücklich deswegen kein Teil der Regierung, damit sie unberührt von der Kabinettsdisziplin ihre gesamte Arbeitskraft der Partei widmen können, die SPD inhaltlich klar positionieren und wieder erkennbar machen.
Erreicht haben sie das diametrale Gegenteil.
Andrea Nahles war nicht beliebt und ließ jedes Gespür für die Basis vermissen, aber immerhin war sie bekannt und auffällig.
Ihre Nachfolger sind der Mehrheit der Wähler gänzlich unbekannt; niemand weiß wofür sie stehen.
Selbst ich als Polit-Junkie und Parteimitglied, der Walter-Borjans schon seit 2020 aufmerksam beobachtet, habe keine Erinnerung was er zuletzt zu irgendeiner politischen Frage gesagt hat. Gibt es überhaupt irgendwelche Aussagen zu den großen Themen in Deutschland? Geschweige denn zu internationalen Fragen.
Mir fällt nichts ein.

Das Umfrageinstitut Kantar befragte vom 22.07.-24.07.2020 knapp 1.100 repräsentativ ausgewählte Bürger welche SPD-Politiker sich zum Kanzlerkandidaten eigneten.
Das Ergebnis ist für die Parteiführung ebenso vernichtend wie plausibel.

Scholz 42%
Heil 19%
Giffey 16%
Klingbeil: 12%
Walter-Borjans: 11%
Esken: 11%
Mützenich: 6%

[….] Bundesfinanzminister Olaf Scholz wird laut einer Umfrage von Wählerinnen und Wählern als Kanzlerkandidat der SPD favorisiert. [….] Die SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans wiederum konnte sich gerade einmal ein Zehntel der Befragten als Kanzlerkandidaten vorstellen. Weit mehr als die Hälfte bezeichnete sowohl Esken als auch Walter-Borjans als ungeeignet für das Amt an der Spitze der Bundesregierung. [….]
Unter den Anhängern der SPD sprachen sich in der Umfrage 72 Prozent für Scholz als Kanzlerkandidaten aus. Bei Giffey und Heil waren es jeweils 34 Prozent. Anhänger anderer Parteien sehen demnach ebenfalls in Scholz denjenigen Sozialdemokraten, der sich am ehesten für eine Kanzlerkandidatur eignet. [….]

Jede Parteiführung mit auch nur rudimentärem Restverstand würde nun schnellstmöglich Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten ausrufen, um damit den einmaligen Vorteil zu nutzen gegenüber der chaotisierten CDU-Kandidatensuche mit geklärter Führungsfrage dazustehen.

Viele in der SPD verstehend die Situation. Daher haben sich bereits Außenminister Heiko Maas, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, der Schleswig-Holsteinische SPD-Linksaußen Ralf Stegner, der ehemalige Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz, Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann, Fraktionsvize Achim Post, SPD-Haushaltsexperte Dennis Rohde, Seeheimer-Chefin Siemtje Möller, Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte und auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer für einen Kanzlerkandidaten Scholz ausgesprochen. Beileibe nicht alles Scholz-Freunde, aber doch soweit rational denkend, daß sie keine andere Möglichkeit sehen.

Nur die SPD-Chefs Esken und Walter-Borjans stehen auf dem Schlauch und fragen sich offenbar nur eins: Wie kann man die SPD weiter in den Abgerund treiben? Wie kann man sie von 14% in Richtung Einstelligkeit bewegen?

Als Advocatus Diaboli kann man sich die Frage stellen und würde dann auf die Kantar-Umfrage gucken. Gibt es denn überhaupt jemand in der SPD, der tatsächlich NOCH unbeliebter und NOCH ungeeigneter als Kanzlerkandidat ist?
Tatsächlich. Einer liegt sogar noch hinter Esken und Walter-Borjans: Fraktionschef Mützenich.
Gerade mal sechs Prozent der Deutschen halten ihn für Kanzlerkandidaten-tauglich. Satte 94% wollen ihm kein Ja geben.

Und tatsächlich, es handelt sich um keinen Witz: Dieser Mann, also der potentielle Kandidat mit den mit Abstand schlechtesten Chancen ist der Favorit der Führung.



(……) Unfassbar wie sie zusammen mit Fraktionschef Mützenich ohne Not eine ganze Kaskade von Parteiaustritten auslösten und profilierteste Amtsträger davonjagten.  (……)

[….] Ist der Vizekanzler damit nicht der geborene Kanzlerkandidat für die SPD? Doch das Chef-Duo will Scholz eigentlich nicht. Esken und "Nowabo" waren bei der Mitgliederentscheidung über den Vorsitz 2019 vor allem angetreten, um Scholz zu verhindern. Mit Erfolg.
Ihn jetzt zu nominieren, käme einer 180-Grad-Drehung gleich. Und so sind Esken und “Nowabo” weiter auf der Suche nach einem linken Kandidaten. Der 61-jährige SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich wäre wohl ihr Favorit. Zwar hat der Kölner vom linken Parteiflügel bisher öffentlich nicht Nein gesagt, aber intern hat er schon abgewunken.
Und so wird munter weiter sondiert. Zum Beispiel bei Reiner Hoffmann, wie es in SPD- und Gewerkschaftskreisen heißt. Der 65-Jährige ist DGB-Vorsitzender und SPD-Mitglied.
[….] Doch DGB-Boss Hoffmann fand die Idee so abwegig, dass er noch nicht mal will, dass man erfährt, dass die SPD-Spitze bei ihm angeklopft hat. [….]

Die Fehlleistungen Eskens sind so dramatisch, daß ich mir schon die wirklich extrem schlechte Parteivorsitzende Andrea Nahles zurückwünsche. (…..)

Ich habe keine Erklärung für die SPD-Vorsitzenden.
Unfähigkeit, Pech und Doofheit könnten zwar ihre miserable inhaltliche und strategische Performance erklären, aber der Hass auf Scholz und der Mützenich-Move sind mit Dummheit allein nicht zu erklären.
Das ist pure Destruktion. Oder werden sie doch von einer dritten Partei dafür bezahlt der SPD gezielt zu schaden?

Dienstag, 28. Juli 2020

Nie um eine Ausrede verlegen.


Der Trump-Fan Ted Yoho, 65, sehr religiöser republikanischer Abgeordneter aus Florida im US-Repräsentantenhaus seit 2012, beleidigte am 21.07.2020 die 30-Jährige Alexandria Ocasio-Cortez, demokratische Kongressabgeordnete für die südliche Bronx und das nördliche Queens auf den Stufen des Kapitols in Anwesenheit von Reportern derart unflätig, daß er nach einer jetzt schon legendären zehnminütigen Replik der Angegriffenen inzwischen erklärte nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten.


Entlarvend war, daß Yoho nicht etwa Ocasio-Cortez um Entschuldigung bat. Oder den Kongress, seine Partei, die weiblichen Abgeordneten, seine Wähler.

Nein, er wies daraufhin sehr fromm zu sein, verheiratet zu sein und Töchter zu haben. Mit seiner Familie als Schild darf man das. Family Values.
Das ist die klassische „wir sind besser als die“-Einstellung aller Voll-Religioten: Ich bin Gottes Liebling, ich habe eine höhere Moral, ich bin mehr wert als die anderen, ich darf mir das rausnehmen.

Daher ist es nur zu natürlich, daß erst recht die religiösen Führer selbst aus ihrer gefühlten moralischen Überlegenheit heraus nicht fähig sind Reue zu empfinden und ihre Opfer nur verachten.

Kleriker, Kirchenfürsten, Priester, Geistliche, die überführt wurden Minderjährige oder Schutzbefohlene sexuell zu missbrauche zeigen statt Reue oder Mitgefühl für ihre Opfer daher erst einmal eine sensationelle Ausrede.

Zehn Beispiele.

1. Die Kardinal Groër-Ausrede.

Der Österreichische Oberkatholik Hans Herrman Groër (1919-2003) hatte nicht nur über Jahrzehnte kontinuierlich kleine Jungs missbraucht; sein Verhalten war auch stadtbekannt.

(…..) In Wien war es über lange Jahre der Primas selbst, der ganz offen kleine Jungs sexuell bedrängte.
„S’Hosentüarl zu - wir ham Religion“ raunten sich die Schüler gegenseitig zu, wenn der spätere Kardinal Groer den Klassenraum betrat.
Geändert hat er sich nie - noch als Greis griff er beherzt sogar komatösen Jungs im Krankenhaus an den Schniedel.
Es wunderte wenig, daß Groers wortgewaltigster Verteidiger, Bischof Kurt Krenn, Jahre später selbst darüber stolperte, daß sein Priesterseminar in St Pölten offenbar nur ein getarnter Homo-Puff war. (….)

Als die Groër-Verbrechen offiziell wurden, zeigte er sich zu seiner Entschuldigung von seiner frommsten Seite.

[…..] Sofort nach Bekanntwerden der Anschuldigungen Hartmanns begann Kardinal Groer streng zu fasten, ansonsten hüllte er sich in Schweigen.
Bischöfliche Fürsprecher ergriffen für ihn das Wort, denunzierten den Ankläger als "sehr kranke Seele" und wiesen alle Attacken auf den Kardinal energisch zurück. Im Wiener Stephansdom fanden sich mehrere hundert Gläubige ein, zur abendlichen Andacht für den geprüften Oberhirten. Groer betete mit ihnen den schmerzhaften Rosenkranz und verabschiedete sich mit einem innigen "Maria mit dem Kinde lieb". [….]

2. Bischof Alvarez-Ausrede

Bernardo Álvarez Afonso (*1949) römisch-katholischer Bischof von San Cristóbal de La Laguna erklärte kurzerhand die Opfer zu den eigentlichen Tätern; sie würden die frommen Geistlichen dazu provozieren sie zu vergewaltigen.

Bishop Alvarez said that there are children who want to be abused:

3. Erzbischof Carlson-Ausrede

Robert James Carlson (*1944) emeritierter römisch-katholischer Erzbischof von Saint Louis erklärte, er habe gar nicht gewußt, daß es illegal ist Kinder sexuell zu missbrauchen und Unwissenheit schütze vor Strafe.

[….] The St. Louis archbishop embroiled in a sexual abuse scandal testified last month that he didn’t know in the 1980s whether it was illegal for priests to have sex with children, according to a court deposition released Monday.
Archbishop Robert Carlson, who was chancellor of the Archdiocese of Minneapolis and St. Paul at the time, was deposed as part of a lawsuit against the Twin Cities archdiocese and the Diocese of Winona, Minnesota. […..]

4. Die Kardinal Pell-Ausrede

Der zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilte ehemals dritthöchste Geistliche der 1,3 Milliarden Katholiken ließ durch seinen Anwalt erklären, der Geschlechtsverkehr mit den minderjährigen Messdienern habe nur wenige Minuten gedauert – das zähle nicht.

(……)  Pells Anwalt erklärte die Unschuld seines Mandanten mit der Dauer des Analverkehrs. Der habe nur sechs Minuten angehalten und sei damit juristisch nahezu irrelevant: „plain and vanilla penetration sex“!

Ein paar Messdienern mal seinen Penis in den Mund zu schieben, konnte er sich da wohl erlauben – so glaubte Pell.
 Gleich mehrere erzkonservative Ex-Premierminister standen in seiner Gerichtsverhandlung als Leumundszeigen da und der mächtige Papst beließ ihm demonstrativ sein rotes Kardinalshütchen – als Ausweis seiner allerhöchsten Würde derjenigen, die den Stellvertreter Gottes auswählen und durch die der Heilige Geist spricht.
So einer kann ja schlecht in den Knast kommen, befand Pell selbst, zumal er ja gar keine Kinder missbraucht hatte und unschuldig ist.
Außerdem hat er die Kinder, die er gar nicht missbraucht hat, laut seines Anwaltes nur sechs Minuten missbraucht.

(….) Nein, nein, nein, George Pell AC, 77, Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche, ehemaliger Erzbischof von Melbourne, ehemaliger Erzbischof von Sydney, ehemaliges Mitglied des Päpstlichen Kardinalsrats, Kardinalpriester der Titelkirche Santa Maria Domenica Mazzarello, langjähriger Großprior der Ordensprovinz Australien-New South Wales des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Generalkaplan im Großpriorat Australiens, Träger des Lazarusordens und des kirchlichen Großkreuzes des Verdienstordens des Heiligen Lazarus, der hochrangigste australische Katholik aller Zeiten, ist unschuldig, hat keine Kinder vergewaltigt und ist nur Opfer einer linken Hetzjagd!
So tönen heute seine Fans – darunter der allmächtige Rupert Murdoch, Executive Chairman der News Corp (Fox News) und gleich mehrere australische ehemalige Premierminister.

 
Gottes Top-Mann beharrt vehement auf seiner völligen Unschuld und von „sexuellem Missbrauch“ oder „Vergewaltigung“ kann gar nicht die Rede sein, weil es nämlich nur „plain and vanilla penetration sex“ mit einem 12-Jährigen und einem 13-Jährigen war. Nur sechs Minuten lang erzwang Pell den Analverkehr, wie sein Verteidiger Robert Richter beschwichtigend erklärte.

Wo ist also das Problem?
Und dafür sechs Jahre Haft? Für sechs Minuten? Ist ja unverschämt, tobt die gesamte austro-amerikanische konservative Medien- und Politlandschaft. (…..)

5. Die Küng-Ausrede.

Klaus Küng (*1940), emeritierter Opus Dei-Bischof der Diözesen Feldkirch und St. Pölten, der auch Medizin studierte, verabreichte Seminaristen heimlich K.O.-Tropfen, versuchte diese dann sexuell zu missbrauchen, um dadurch festzustellen, ob diese heimlich schwul wären – und Schwule hasst der Altbischof wie die Pest.

[…..] Doch das Gespräch verlief für den jungen Mann anders als erwartet. Schließlich erlitt er in der für ihn außerordentlich belastenden Situation beim Verlassen des Bischofshauses einen Kreislaufkollaps. Der Bischof (er studierte auch Medizin) ließ ihn dann auf ein Sofa im Bischofshaus zurückbringen und verabreichte ihm ein Medikament. Wie eine Laboruntersuchung später zeigte, handelte es sich dabei um ein rezeptpflichtiges, medizinisch nicht indiziertes Medikament (Benzodiapezin, welches sedierend und hypnotisch wirkt).
Bischof Küng habe dann alle anwesenden Personen aus dem Raum geschickt und soll begonnen haben, den Priester unsittlich zu berühren. Der Bischof soll ihm, während er den Priester am Rücken und im Gesäßbereich streichelte, immer wieder gesagt haben "Fügen Sie sich, fügen Sie sich, dann wird alles wieder gut." Küng, er gilt auch als prominentes Mitglied des Opus Dei, soll dabei erregt gewesen sein.
[….]

6. Die Maciel Degollado-Ausrede

Marcial Maciel Degollado (1920-2008) kopulierte über Jahrzehnte regelmäßig mit kleinen blonden Jungs, die ihm seine Legionäre weltweit suchten und zuführten.
Als Begründung gab er eine päpstliche Sondererlaubnis zur Behebung eines schmerzhaften Samenstaus im uro-genitalen Bereich an.

(…..)  Die Rede ist, mal wieder, von den Legionären Christi, LC, die römisch-katholische Kongregation päpstlichen Rechts und ihrem legendären Gründer Marcial Maciel Degollado.

Kinderfickende Nazis ersetzten auf Geheiß Woytilas und Ratzingers die verhassten südamerikanischen „Befreiungstheologen“, die sich für die Armen einsetzen und den faschistischen Mörder-Diktatoren kritisch gegenüberstanden.
Der Priester Maciel Marcial Degollado, (1920–2008), Chef der LC und Multimillionär war der erklärte Liebling des Papstes Johannes-Paul II.
Da er sagenhafte Summen in die Kasse der RKK spülte, drückte der Wächter der Glaubenslehre Ratzinger alle Augen zu.
Maciel Marcial Degollado hatte mindestens fünf Kinder von zwei Frauen und vergewaltigte darüber hinaus mehrere Dutzend (bis zu 100) Jungs.
Die Vorgehensweise war laut STERN immer gleich:

Vater Maciel rief die ca 12-Jährigen Jungs zu sich, klagte über „schmerzhaften Samenstau in den Hoden“, müsse sich zur Abhilfe masturbieren lassen und dabei auch Kinder penetrieren.
Er erklärte dazu, er habe eine persönliche Erlaubnis von Papst Pius XII „die Schmerzen im uro-genitalen Bereich“ derart zu behandeln.
Hochwürden Samenstau bevorzugte dabei blonde und hellhäutige kleine Jungs, die ihm seine „Legionäre“ weltweit suchten und zuführten.
Seit 1976 wurden Berichte über diese Kindesvergewaltigungen nach Rom geschickt.
Man hielt dort immer die schützende Hand über Maciel.
JP-II ("Maciel ist ein vorbildlicher Priester") würdigte ihn 2004 mit einem Empfang im Petersdom, Ratzinger stellte die Untersuchungen gegen ihn bereits 1999 ein.

Dokumente aus den Vatikan-Archiven belegen laut AP, dass der Heilige Stuhl schon in den fünfziger Jahren Beweise hatte, wonach Maciel drogenabhängig und pädophil gewesen sein soll. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge ermittelten damals drei sogenannte Visitatoren, das Ergebnis sei jedoch bis heute nicht veröffentlicht worden. 1998 sollen sogar einige seiner Opfer Anzeige erstattet haben.    Doch Papst Johannes Paul II. verband eine enge Freundschaft mit Maciel, die sich seit dem ersten Zusammentreffen im Januar 1978 entwickelt hatte. Der Papst verehrte den Mexikaner, führte ihn gern als Vorbild an und widmete ihm noch 2001 eine Festmesse auf dem Petersplatz.

Der gegenwärtige Papst, der im Bundestag mit standing Ovations bedacht wurde, ist der Beschützer eines der perfidesten pädosexuellen Gewalttäter.
 Die seit Dekaden bekannten Untersuchungsergebnisse über den brutalen Päderastensumpf seiner Legionäre hält Ratzinger bis heute unter Verschluß.

Tatsächlich aber hatten zehn Opfer, die von Marcial Maciel in den 50er-Jahren im römischen Seminar missbraucht worden waren, den Vatikan schon vor 30 Jahren verständigt. Seit 1983 war auch Papst Johannes Paul II. über die Missbräuche informiert. Doch er schätzte den Ordensgründer und lobte noch 1994 öffentlich dessen «effiziente Führung für die Jugend». 1997 sagte die Gruppe der zehn Opfer vor den Medien, Maciel habe Hunderte Knaben missbraucht.
Ein Jahr später erhob die Gruppe Anklage gegen Maciel bei der Glaubenskongregation, die unter Kardinal Ratzinger für alle schwerwiegenden Missbrauchsfälle in der Kirche zuständig war. Ratzinger aber war nie bereit, die Gruppe der Opfer anzuhören und gegen Maciel etwas zu unternehmen. Worauf sich die Gruppe 2002 bei der UNO Gehör verschaffte und im Genfer Palais des Nations die Medien über die Untätigkeit der Glaubenskongregation informierte.
(Tagesanzeiger 02.05.2010)

Ratzinger führt also die Tradition seines Vorgängers fort und ermutigt die Legionäre geradezu weiterhin Kinder zu ficken und zu quälen. Rom weiß schließlich Bescheid und hat noch nie etwas unternommen.

Im Gegenteil, mit der Rapid-Seligsprechung des größten Marcial Maciel Degollado-Fans Woytila, hat Ratzinger noch mal unterstrichen, daß er fest an der Seite der Sextäter steht und nicht an die Opfer zu denken gewillt ist.
 Sein ganzes Mitgefühl gilt nur den LC. Er ernannte nach Maciels Tod 2008 einen neuen Chef und ließ mitteilen Benedikt XVI. werde den Ordensmitgliedern "auf dem Weg der Reinigung" beistehen und sie nicht alleinlassen.

7. Degenhardt-Ausrede

Für Johannes Joachim Kardinal Degenhardt (1926-2002), den langjährigen Erzbischof Paderborns, waren die Mütter der Kleinkinder schuld, wenn diese von den Vätern missbraucht wurden.

(…..) Die moralisch verwerflichste Form des Indiviuums war wohl der deutsche Kardinal Degenhardt, der den Müttern eine Mitschuld zuschob - denn wenn sie überhaupt einen nackten Kinderkörper den Ehemännern zugänglich machten, wäre es verständlich, daß sie ihren Begierden nicht widerstehen könnten.
Damit offenbart der Kirchenfürst, daß seiner persönlichen Ansicht nach jeder Mann ein potentieller „Kinderschänder“ (in diesem Fall tatsächlich Pädophiler) sei. (…..)

8. Die Mixa-Ausrede

Walter Johannes Mixa (*1941) emeritierter römisch-katholischer Bischof von Eichstätt und Augsburg, von 2000 bis 2010 katholischer Militärbischof in Deutschland war der erklärte Liebling Joseph Ratzingers und wurde symbolträchtig seine erste große Beförderung des Pontifikats.
Mixa, der heute bei der AfD auftritt war damals schon als berüchtigter Prügel-Bischof bekannt, der bereits als Pfarrer systematisch in katholischen Kinderheimen auftauchte, um dort kleine Kinder brutal zu schlagen.
Darüber hinaus stellte er auch seine Seminaristen sexuell nach.
Aber, so seine Ausrede, dies wären ohnehin alles „Lustmolche“ und er handele nur „im Überschwang der Gefühle“.

(…..) Der Bischof und seine "Lustmolche" (=Kaplane und Priester)
Brisant ist vor allem ein wiedergegebener Dialog aus einem Urlaub des Bischofs, unter anderem mit einem jungen Priester.
Das Gespräch soll so verlaufen sein:

Daraufhin habe der Bischof geantwortet, dies sei im Überschwang der Gefühle geschehen.

Er, Mixa, habe es gebeichtet. Den ganzen Urlaub über soll es immer wieder Streit gegeben haben, weil der Mann sich von Mixa bedrängt fühlte.

Einer der beiden jungen Priester hat angegeben, dass Mixa, der damals Stadtpfarrer in Schrobenhausen war, an einem Morgen nach dem Übergriff erst zur Beichte gegangen sei, bevor er die Messe gefeiert habe. Im Zuge der Ermittlungen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten sei zudem ans Licht gekommen, dass Mixa Geld an eine Person in Rom gezahlt hatte, die im Rotlichtmilieu verkehrte. Die Akte soll am 27. April an Jean-Claude Périsset, den päpstlichen Botschafter in Berlin, gegangen sein und von dort in den Vatikan. Das Dossier soll zusammen mit den zuvor bekannt gewordenen Vorwürfen, Mixa habe ehemalige Heimkinder geschlagen, den Ausschlag dafür gegeben haben, dass der Papst Mixas Rücktritt zugestimmt hat.
(TS) (….)

9. Die Bergoglio-Ausrede.

Papst Franziskus (lateinisch Franciscus PP.; bürgerlicher Name Jorge Mario Bergoglio SJ (*1936), seit dem 13. März 2013 der 266. Bischof von Rom und damit Papst, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und Souverän des Vatikanstaats weiß auch, daß seine Kirchenfürsten gern männliche Jugendliche vergewaltigen.
Aber das ist natürlich nicht ihre Schuld, sondern sie sind dabei Opfer Satans.

[……] «Priester, der Kinder missbraucht, wird zum Werkzeug Satans»
In seiner Abschlussrede der Missbrauchskonferenz macht Papst Franziskus Versprechungen ohne konkreten Inhalt. Bei Opfern und Experten löst die Rede Empörung aus.
[……] Papst Franziskus hat den sexuellen Missbrauch von Kindern mit heidnischen «Menschenopfern» gleichgesetzt. [……] Ein Priester, der Kinder missbrauche, werde «zu einem Werkzeug Satans».
[……] Bei Opfern und Experten löste die Rede Empörung aus. Sie fordern zum Beispiel, dass Vertuscher und Täter konsequent aus dem Klerikerstand entlassen werden oder dass die Machtstruktur und die Männerbünde in der Kirche diskutiert würden. Hinter diesen hohen «Anstatt konsequent aus der Opferperspektive die Verantwortung der Kirche zu benennen, (war es) routiniertes und uninspiriertes Abspulen von Selbstverständlichkeiten», sagte Thomas Schüller, Direktor am Institut für Kanonisches Recht an der Universität Münster. Die Rede sei «ein Fiasko» gewesen. [……]  

10. Die William W.-Ausrede

Der New Yorker Pfarrer W. hatte mehrfach Fellatio, gelegentlich auch Cunnilingus an seinen Gemeindemitgliedern vollzogen. Nicht etwa weil er gern an Penissen leckte, sondern weil er dadurch die Dämonen der Besessenen per Blowjob aus ihren Körpern saugen wollte.

[….] Ein presbyterianischer Pfarrer aus dem US-Bundesstaat New Jersey muss sich wegen eines ungewöhnlichen Dämonen-Exorzismus vor Gericht verantworten: Der 69-jährige William W. aus der eine halbe Autostunde von Manhattan entfernten 40.000-Einwohner-Stadt Linden wird von mehreren Gläubigen beschuldigt, an ihnen während einer Beratung Oralsex vollzogen zu haben. Als Vorwand für den sexuellen Übergriff habe er angegeben, Dämonen heraussaugen zu wollen. Dabei habe er sich auf Rituale der amerikanischen Ureinwohner und auf den Epheser-Brief im Neuen Testament berufen ("Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt").
Drei männliche Gemeindemitglieder und eine weibliche Diakonin haben laut US-Medienberichten bei einem Gericht im Bezirk Middlesex Anzeige gegen den Pfarrer, die Diözese und die "Presbyterian Church (USA)" gestellt. Ein weiterer Mann klagte in einem Nachbarbezirk.
Die Männer berichten übereinstimmend, dass sie den Pfarrer um Lebenshilfe gebeten hätten und er ihnen dann bei einem Einzeltreffen erklärt habe, sie sollten sich nackt ausziehen und hinlegen. Dann habe er eine "Engelsmünze" auf ihre Stirn gelegt und ihnen gesagt, sie sollten weitere Steine auf ihren Händen und Füßen balancieren, während er durch Oralsex die Dämonen aus ihrem Körper sauge.
[….]

Die frommen Herren sind also alle recht kreativ bei ihren Ausreden.
Nur ernsthafte Reue, die Übernahme eigener Verantwortung und Scham gegenüber ihren Opfern findet man selten.