Mittwoch, 31. Juli 2013

Crazy Christen


Weltweit sind die christlichen Homos gerade absolut entzückt, weil Papst Franzi sich in einem anderen Stil zur Homosexualität geäußert hat, als es sein schwer homophober, selbst überhaupt nicht schwuler Vorgänger Ratzinger stets zu tun pflegte.
Mann, ist jetzt was los in den Feuilletons!
Alle Kirchenschreiberlinge zücken ihre Griffel und interpretieren zwischen den Zeilen.
Dabei hat sich an der Aktenlage gar nichts geändert. Nach wie vor müssen Schwule nach der kirchlichen Lehrmeinung selbstverständlich enthaltsam sein und sich bemühen gute Katholiken zu sein. Dann, und zwar erst dann, ist ihnen mit „Takt und Mitgefühl“ zu begegnen.
Eine interessante Formulierung des KKK ist das.
Wenn ausdrücklich „Mitgefühl“ von den höchsten Kirchenautoritäten angemahnt werden muß, klingt das fast noch abwertender, als wenn man gleich schriebe „Schwule sind böse!“.
Schizophrene Gruppen wie die „HUK“ (Homosexuelle und Kirche) sind allerdings mit extrem wenig zufrieden und freuen sich jetzt über die paar Brosamen, die ihnen der Neue zugeworfen hat. Wenige, wie zum Beispiel David Berger, sind es, die darauf hinweisen, daß der Papst weit davon entfernt ist homosexuelle PRAXIS zu akzeptieren. 
Nur wer seine eigene Sexualität verleugnet und einen der stärksten biologischen Triebe ein Leben lang unterdrückt, wird möglicherweise „mit Takt und Mitgefühl“ behandelt.

Franzis „neue Tonlage“ hat nach meiner Ansicht einen viel simpleren Grund. 
Anders als möglicherweise andere Päpste vor ihm, ist er selbst zufälligerweise nicht schwul und wird scheinbar auch von niemand für schwul gehalten.
Es ist nur natürlich, daß ein Heterosexueller angesichts einer Sexualpraktik, die ihn nicht interessiert, auch nicht hysterisch reagiert.
Das ist simple Psychologie.
Außerdem heizen massive Tabus und Verbote natürlich das Interesse erst recht an.

Das Magazin „Mother Jones“ wies jüngst darauf hin, daß eins der homophobsten Länder der Erde, nämlich das Muslimisch-Talibanisch geprägte Pakistan auch die höchsten Zugriffszahlen auf gewisse nicht heterosexuelle Pornos im Internet verzeichnet.
In its report, Pew noted that countries exhibiting the highest levels of gay tolerance are largely secular, whereas nations where religion is central to public life—such as Egypt, Nigeria, and Pakistan—tend to reject homosexuality. But in Pakistan, what’s even more peculiar is that the highest number of hits for some of these terms, including “shemale sex,” come not from Pakistan’s cosmopolitan centers, but from Peshawar, a bastion of conservative Islam, lately known in the West as a counterterrorism frontline. Of course Muslims love of gay porn is nothing new and was reported by Islamophobes more than three years ago, Pakistan leads world in web searches for animal sex, rape pics, child sex.
Das erinnert mich an die unglaublichen Mühen, die ich als unter 16-Jähriger auf mich genommen habe, um an Zigaretten und Alkohol zu kommen.
Ich mußte richtig lange mit dem Fahrrad fahren bis zu einem Zigarettenautomat, den man nicht einsehen konnte und in den ich mein mühsam gespartes Taschengeld stecken konnte.
 Und mir ist ja so schlecht geworden von all den Kippen, die ich auf Lunge rauchte. Ekelhaft war das. Zudem ist der Raucher-Geruch ja nicht gerade unauffällig. Das mußte zu Hause gut getarnt werden. Aber was tut man nicht alles, wenn der Reiz des Verbotenen lockt.

Aber um auf das Schwulsein zurück zu kommen:
 Es scheint mir offensichtlich zu sein, daß besonders homophoben Gruppen eine magische Anziehungskraft auf Schwule haben – zumindest solange Homosexualität irgendwie stigmatisiert ist.
Nur in extrem heterosexuell wirkenden Kreisen fühlt sich ein heimlich Schwuler wohl, weil man ihn dort nicht in Verdacht hat.
Deswegen bin ich fest davon überzeugt, daß es unter Soldaten, Burschenschaftlern, Priestern und Fußballern nur so von Schwulen wimmelt.
Offenbar war ja auch die halbe SA des Ober-Nazis Ernst Röhm ein Hort der Schwulen. Und das zu einer Zeit, als man dafür im KZ landete.
Eine verständliche Entwicklung. Denn wenn man schon vom Tod bedroht ist, tut man sich lieber gleich mit den mächtigsten Anklägern zusammen.

Um auf den gegenwärtigen Papst zurück zu kommen:
Es herrscht wohl inzwischen Einigkeit darüber, daß mindestens 50% der katholischen Priester schwul sind. 

Dieser enorme Anteil hängt nicht nur mit der Homophobie der RKK zusammen, sondern wird auch entscheidend durch den Zölibat und die Misogynie der Kirche gefördert. 
Wer nichts mit Frauen anfangen kann und sicherlich irgendwann gefragt werden würde, weswegen er denn nicht verheiratet ist, hat als Priester die perfekte Rechtfertigung.
Ich habe in den letzten zehn Jahren enorm viel gelesen über die angeblichen „schwulen Netzwerke“ unter Klerikern, deren Existenz letzten Monat vom unfehlbaren Stellvertreter Gottes bestätigt wurde.
Natürlich wird man nie belastbare Zahlen über den genauen Prozentsatz der Homopriester erfahren. Selbst wenn eine solche Befragung durchgeführt würde, kann man davon ausgehen, daß sehr wenige ehrlich antworteten.
Aber nach unendlich vielen Insiderberichten komme ich zu dem Schluß, daß in Priesterseminaren drei Gruppen existieren. 
Die Größte ist die der homosexuell Praktizierenden, dann kommen die heterosexuell Aktiven (wobei sich die Gruppen auch überschneiden) und die kleinste Gruppe bilden die tatsächlich völlig Enthaltsamen, die so verklemmt sind, daß sie sofort einen roten Kopf bekommen, wenn irgendwelche sexuellen Themen angesprochen werden.
Diejenigen, die später als ältere Priester kleine Jungs (und weitaus seltener) Mädchen sexuell belästigen, rekrutieren sich fast ausschließlich aus der dritten Gruppe.
Papst Benedikts Politik der verbalen Homokeule und des Ausschluß von Homosexuellen aus den Priesterseminaren, führt(e) vermutlich dazu, daß sich die dritte Sorte Priesteramtskandidaten prozentual vergrößert. 
Das wird dadurch „begünstigt“, daß durch die Liberalisierung in  der Gesellschaft – wir haben einen schwulen Außenminister und der ewige Kanzler Kohl fungiert als Trauzeuge bei einer Homoehe – sich immer weniger schwule junge Männer in der Provinz dazu gezwungen sehen Zuflucht im Priesterseminar zu suchen.
 Das Outing fällt immer leichter. Auch in einem kleinen bayerischen Dorf kann man es heute möglicherweise wagen ehrlich zu sein und dort als schwuler Bauer, Polizist oder Tischler zu leben.
Vor 50 Jahren wäre das noch vollkommen undenkbar und potentiell lebensgefährlich gewesen. Da MUSSTE man Priester werden.
 Die gewaltigen Priester-Nachwuchssorgen der katholischen Kirche mögen darin eine ihrer Ursachen haben.
Zum Dritten ändert sich die Zusammensetzung von Priesterseminaren durch einen auf die anderen Entwicklungen aufgepfropften Effekt.
Da die Priesterseminare leerer werden, weil die vielen ganz normalen Homos wegbleiben und auch die normalen Heteros zunehmend das Interesse an einer antiquierten Sexualmoral verlieren, konzentrieren sich dort nun die extrem Konservativen.
Je weltabgewandter und fundamentalistischer die Priesteramtskandidaten werden, desto mehr Anziehungskraft entwickeln sie für die wenigen tatsächlich bizarr und ultratraditionell denkenden jungen Männer, denen im echten Leben schlicht das soziale Biotop ausstirbt.
Wer einmal die irren Kommentare der Fans der ultrakonservativen Katholenseiten Kathnet und Kreuznet gelesen hat, kann sich sofort vorstellen, daß die armen Würstchen in der echten Realität nur ausgelacht werden.
Da bleibt dann nur das Priesterseminar, wenn man sich in Ruhe seinen reaktionären, revanchistischen, homophoben, antisemitischen und xenophoben Gedanken hingeben will.
Es ist die Frage, ob die Bischöfe angesichts ihres dramatischen Personalmangels die Kraft finden gegenzusteuern. Bisher war das nicht der Fall, weil sie alle wußten, daß in der Kurie große Sympathien für groteske Tradis wie Franz-Peter Tebartz-van-Elst oder Wolfgang Haas existierten.
Gezielt beförderte Ratzinger nur die konservativsten Kleriker.
Möglicherweise könnte sich das nun ein wenig ändern, wenn die ersten Personalentscheidungen Franzis eine deutlich liberalere Vorliebe ausdrücken sollten.
Man sieht beispielsweise an Kardinal Marx wie schnell die Bistümer ihr Fähnchen nach dem Winde drehen. Auf einmal macht Marx auf ganz bescheiden – nachdem er eigentlich in Punkto Prunkentfaltung TVE und Ratzi kaum nachstand.
Aber so ein Papst ist eben mächtig. Wer etwas in der Kirche werden will oder sein bleiben möchte, muß sich anpassen.
Beispiel Würzburg.
Bischof Hofmann, kürzlich noch als absoluter Hardliner in Erscheinung getreten:

In der ARD-Dokumentation „Aufbruch oder Abbruch? - Wohin treibt die katholische Kirche?“ vom 15.05.2012 - hier kann man die Sendung online sehen - blickt der Autor Bernd Seidl generell wohlwollend auf die gläubigen Schäfchen.

Erwähnt wird unter anderem auch der „Skandal Sell“ der Kirchengemeinde St. Johannes im Bistum Würzburg.
Pfarrer Michael Sell kam 2001 als Kaplan in die Pfarrgemeinde Hammelburg, seit 2003 ist er Stadtpfarrer. Er hinterlässt eine gut aufgestellte und attraktive Kirchengemeinde. Auf den Weg gebracht hat er gemeinsam mit den Kirchenmitgliedern die Sieben-Sterne-Pfarreiengemeinschaft. Das neue Pfarrzentrum ist ein architektonisches Schmuckstück und entwickelt sich zu einer einladenden Begegnungsstätte.
Es gibt viele aktive ehrenamtliche Mitwirkende und Helfer, die sich in die Pfarrgemeinde einbringen. Auch die jüngsten Gemeindemitglieder, die Ministranten, scharen sich zuhauf um den lebensnahen und beliebten Pfarrer.
Der Priester hatte aber nicht „nur“ ein paar Messdienerchen vergewaltigt; dann wäre er bis heute Gemeindepfarrer - sondern sich einer weitaus schlimmeren Sünde schuldig gemacht.
 Er verliebte sich in eine erwachsene Frau, die von ihm ein Kind erwartete, welches er weder heimlich abtreiben, noch verschweigen wollte. 

Er „bekannte“ sich zu Frau und Sohn - so wie man sich sonst zu einem Verbrechen „bekennt“.

Das konnte Bischof Friedhelm Hofmann nicht tolerieren und feuerte den 37-Jährigen Sell auf der Stelle; untersagte ihm sogar noch einen Abschiedsgottesdienst zu feiern.

Einige Gemeindemitglieder trauern Sell so sehr hinterher, daß sie sich bis heute für ihren Ex-Pfarrer einsetzen.
Das bekam ihnen aber nicht gut; sie wurden so sehr ausgegrenzt, daß einem der Rädelsführer schon der maximalketzerische Gedanke kam, er könne mit 50 weiteren Sell-Fans geschlossen aus der RKK austreten und mit der eingesparten Kirchgensteuer locker das Gehalt Sells allein bezahlen. Über diesen ketzerischen Gedanken erschrak er aber selbst so sehr, daß er ihn sofort wieder verwarf.

WARUM ZUM TEUFEL MACHT IHR DAS DENN NICHT?? möchte man ihnen zurufen.
Nun aber hat Hofmann die Verhältnisse in seinem Priesterseminar, über die Tammox schon berichtet hatte, prüfen lassen und war not amused von den Ultrakonservativen:

So heißt es in einer Stellungnahme des Kommissionsvorsitzenden Norbert Baumann, ein Student habe seinen Kommilitonen "mindestens drei 'KZ-Witze' zur Unterhaltung" erzählt. Der gleiche Seminarist habe mit einem Kameraden im Bierkeller des Seminars Adolf Hitler imitiert und den Hitlergruß gezeigt. Die Kommission habe dafür "keine auch nur im Ansatz nachvollziehbare Begründung gefunden", hieß es.

    Bestätigt wird in dem Bericht auch, einer der Seminaristen habe nach einem Mittagessen nach einem "Neger zum Abräumen" verlangt. Ein weiterer habe ein Konzert der umstrittenen Band Frei.Wild besucht und sich dafür vom Besuch eines Gottesdienstes freistellen lassen. Welches Konzert er genau besuchen wolle, habe der Student dem Leiter der Einrichtung damals nicht mitgeteilt, wohl, um unangenehmen Nachfragen aus dem Weg zu gehen. Beunruhigend ist auch die Feststellung der dreiköpfigen Kommission, ein angehender Priester habe sich abfällig über eine antirassistische Demonstration in Würzburg geäußert. "Den Teilnehmern der Kundgebung gehöre 'eine reingehauen' oder 'auf die Fresse gehauen'", sagte der Seminarist dem Bericht zufolge gegenüber Kommilitonen. Während sich keine Feier zu Adolf Hitlers Geburtstag am 20. April nachweisen ließ, wurde nach Erkenntnissen der Kommission im Bierkeller des Seminars "wiederholt der Badenweiler Marsch gespielt, im Wissen, dass es sich dabei um 'Hitlers Lieblingsmarsch' handelte".

    Die rechtsradikalen Umtriebe am Würzburger Priesterseminar bleiben nicht folgenlos: Zwei angehende Pfarrer müssen das Seminar verlassen, einem dritten droht ebenfalls der Ausschluss. Das erklärten der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann am Mittwoch in Würzburg. Sie ziehen damit die Konsequenzen aus dem Bericht einer externen Untersuchungskommission, die sich mit den Vorfällen am Seminar beschäftigte, in dem 18 junge Männer aus beiden Bistümern ausgebildet werden.

    [….]  Die beiden Bischöfe, denen Baumann einen vorbehaltlosen Aufklärungswillen bescheinigte, kündigten an, die Priesterausbildung stärker profilieren zu wollen. Es brauche intensive Bemühungen, das Bewusstsein für die besonderen Beziehungen zwischen Juden und Christen zu verstärken, sagte Hofmann. Es gehe in der Ausbildung um menschliche Reife, theologische Bildung und pastorale Befähigung.

    "Extremistische Tendenzen haben in diesem Konzept keinen Platz", sagte Hofmann. Auch Schick betonte, dass Antisemitismus in der Kirche keinen Platz habe. "Jede Form von Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Extremismus ist mit dem Christentum nicht vereinbar."
Extremismus hat keinen Platz im Christentum?

Das sind ja ganz neue Töne!
Die Christen Hitler, Tiso, Franco, Mussolini und Co wußten das sicher gar nicht.

Dienstag, 30. Juli 2013

Mehr lustige Orthodoxe.



Die Serbisch-Orthodoxen und die Russisch-Orthodoxen sind fast so lustig wie die Piusbruderschaft und tragen sogar noch abgefahrenere Kostüme.

 
Patriarch Kyrill von Russland
Kein Wunder, daß die profan gekleideten Protestanten mit ihren albernen Halskrausen dagegen ein bißchen blass aussehen und mehr Kirchenaustritte hinnehmen müssen.
Farbenfroh und Edelstein-begeistert sind aber die Top-Kleriker der Bulgarisch-orthodoxe Kirche, einer autokephalen Kirche der christlichen, byzantinischen Orthodoxie.

Kiril von Varna und Veliki Preslaw

Herrscher der heiligen Synode und geistiges Oberhaupt von rund acht Millionen Bulgarisch-Orthodoxen ist seit einigen Monaten der Metropolit von Sofia, seine Heiligkeit Patriarch Neofit.

Patriarch Neofit von Bulgarien
Im Heiligen Synod sitzt auch Kiril von Warna und Weliki Preslaw (Bogomil Petrow Kowatschew), 59, der stets zu besonderer Prachtentfaltung neigt.

Metropolit Kyril

Aber ich muß korrekterweise die Perfekt-Form benutzen. Bogomil Petrow Kowatschew ist leider zur Zeit tot, aber dazu gleich mehr.
Wie insbesondere seine russischen Kollegen, mochte Kyril am allerliebsten Geld. Es konnte ihm gar nicht opulent genug sein. Der Lebensstil des Schwarzmeer-Metropoliten ließ selbst Ratzinger bescheiden aussehen.

Man verdächtigte ihn laut Medienberichten unter anderem, im Tausch mit Ländereien der Kirche zwielichtige Geschäfte mit Immobilienhändlern betrieben zu haben. […] Durch seine damalige Zusammenarbeit mit den stalinistischen Machthabern stand er immer wieder in der Kritik. Eine Kommission konnte aufdecken, dass er einer der elf orthodoxen Bischöfe war, die mit dem bulgarischen Geheimdienst zusammenarbeitete. Ebenfalls soll es nicht einwandfrei geklärte Beziehungen zum russischen KGB (war der sowjetische In- und Auslandsgeheimdienst) gegeben haben.

Recht ungeniert raffte Kyrill Schätze zusammen und bettelte dazu sogar ostentativ katholische Kollegen an.

Eine ökumenische Geste Kardinal Christoph Schönborns hat in Bulgarien große Aufmerksamkeit gefunden: Der Wiener Erzbischof hat der Eparchie Varna eine Reliquienschatulle mit Reliquien der Apostel Andreas, Jakobus des Älteren und Bartholomäus sowie weiterer frühchristlicher Heiliger und Märtyrer geschenkt. Metropolit Kyril (Kowatschew) von Varna hatte sich im Februar auf Einladung der Stiftung "Pro Oriente" in Wien aufgehalten und dabei den Kardinal auch um eine Reliquie des Heiligen Andreas ersucht.

 
Reliquiensammler Kyril

Zwar galt er unter Kennern als reformwillig, im Gegensatz zu seinen konservativen Gegenspielern wollte er die Kirche zur modernen Welt hin öffnen. Doch stieß sein mitunter extravagantes Gehabe auf scharfe Kritik. Legendär sind seine Auftritte in einer brandneuen amerikanischen Luxuslimousine des Typs Lincoln MKZ Hybrid - das ist die Marke, die auch die amerikanischen Präsidenten bevorzugen. Einmal hat er laut eines Berichts des Nachrichtenportals Novinite aus einem solchen Auto heraus an einem Festtag seine Gläubigen gesegnet. Die Karosse hat er von einem Geschäftsmann geschenkt bekommen - eine Darstellung, die in Bulgarien gleich die Frage nach mafiösen Verbindungen aufwirft.
(Klaus Brill SZ 30.07.13)

Am Ende ist der Prunk-Metropolit Bogomil Petrow Kowatschew allerdings baden gegangen.
Im Wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn es nicht Mord war, dann könnte es die Hitze gewesen sein. Oder starb Bischof Kyrill, der bulgarisch-orthodoxe Oberhirte der Diözese von Warna und Weliki Preslaw am Schwarzen Meer, an Unterkühlung? Jedenfalls wurde der bekannte und umstrittene Metropolit vor drei Wochen tot am Strand bei Warna aufgefunden, er trug eine Tauchermaske und einen Schnorchel. Die Medien knüpften daran sogleich die Frage, ob der 59-Jährige eines natürlichen Todes gestorben sei.
(Klaus Brill SZ 30.07.13)
 Ob es nicht eher autoerotische Würgespiele waren?

Montag, 29. Juli 2013

Faktencheck - Nachtrag III


Rechts von den baden-württembergischen Waffenbrüdern Kauder kommt nur noch die Wand.
Die beiden ultrakonservativen Juristen waren stets eine verlässliche Stütze der Waffenschmiede „Heckler und Koch“. Sie traten bei H&K auf und nahmen auch immer gerne „Parteispenden“ des Herstellers der tödlichsten Massenvernichtungswaffe der Welt (nämlich Kleinwaffen!) entgegen. 
Da Volker Kauder („in Brüssel spricht man wieder deutsch!“) der engste Vertraute einer gewissen Angela Merkel ist, gibt es so viele Waffenexportgenehmigungen des Bundessicherheitsrates wie noch nie.
Dies sind beileibe keine neuen Erkenntnisse. Unter der Kanzlerschaft von Frau Merkel wurde das Wunschregieren gegen Bezahlung Usus. 
Volker Kauders Waffenlobbyismus ist altbekannt. Er wird geschätzt beim Wahlvolk.

Der Autor Jürgen Grässlin hat sich für sein neues Buch bei Heckler & Koch umgehört. Sein Eindruck:
O-Ton, Jürgen Grässlin, Buchautor:
»Wenn Sie mit Mitarbeitern sprechen, dann sagen die Ihnen, wir haben jemand, der für uns in Berlin die Geschäfte regelt. Das sei Volker Kauder. Er gehe ein und aus bei Heckler & Koch.«
Wie zum Beispiel im Wahlkampf 2009. Volker Kauder gemeinsam mit dem damaligen Verteidigungsminister Jung und dem FDP-Politiker Ernst Burgbacher zu Besuch bei Heckler & Koch. Kontaktpflege in vertrauter Atmosphäre.
Er hat die Fotos gemacht, der Lokaljournalist Martin Himmelheber. Er erzählt uns, wie der damalige Heckler & Koch-Chef Heeschen den hohen Besuch aus Berlin empfing.
O-Ton, Martin Himmelheber, Neue Rottweiler Zeitung:
»Also bei der Begrüßung hat der Herr Heeschen zu Herrn Kauder gesagt, dass er sich dafür bedanke, dass Herr Kauder immer wieder schützend die Hand über die Firma gehalten habe und dass er auch bei den Exporten immer wieder sich einsetze und die Firma eben unterstütze.«

Als überzeugter und praktizierender Christ mag Volker Kauder eben den Waffenhersteller Heckler und Koch.

Mit Gewehren werden rund zwei Drittel der meist zivilen Opfer in Kriegen und Bürgerkriegen erschossen. Gemessen an der Opferzahl ist die Firma Heckler & Koch in Oberndorf »Deutschlands tödlichstes Unternehmen«. Seit der Firmengründung 1949 verloren mehr als 1.500.000 Menschen ihr Leben durch eine Kugel aus dem Lauf eine H&K-Waffe, weitaus mehr wurden zeitlebens verstümmelt. Nicht immer lässt sich klar unterscheiden, wer Jäger und Gejagter, wer Kombattant eines demokratischen, scheindemokratischen oder diktatorischen Staates, wer Terrorist oder Counterterrorist ist. Eines aber verbindet sie alle: Sie schießen mit Vorliebe mit Pistolen und Gewehren, die bei Heckler & Koch entwickelt worden sind.
H&K-Waffen gelangen über Direktexporte aus Oberndorf oder über Nachbauten bei Lizenznehmern in aller Welt legal oder illegal auf die Schlachtfelder. Von der Bundesregierung noch immer ungeklärt ist der Einsatz von G36-Gewehren im Krieg zwischen Georgien und Russland. Aktuell verfolgen die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Zollkriminalamt Köln meine Strafanzeige wegen des Verdachts der illegalen Lieferung von G36-Gewehren in verbotene Unruheprovinzen in Mexiko.

Intensiv setzt sich Volker Kauder, der mindestens 80.000 Euro „Spenden“ von Heckler und Koch erhielt auch dafür ein, daß der Todesfirma lukrative Forschungsaufträge der Bundesregierung erteilt werden.

Als Mitglied einer Partei, die seit mehr als 60 Jahren das „C" in ihrem Namen führt, und als bekennender Christ ist das christliche Menschenbild der zentrale Leitfaden meiner politischen Überlegungen und Entscheidungen.
    Die unantastbare Würde und fundamentale Gleichheit jedes Einzelnen, begründet durch die Gottesebenbildlichkeit.
    Die Freiheit des Menschen, die wir an vielen Stellen der Bibel finden, zum Beispiel bei Paulus in seinem Brief an die christlichen Gemeinden in Galatien.
Menschenwürde und Freiheit als Gestaltungsmaßstäbe einer Politik im Zeichen des „C" - das mag zunächst abstrakt klingen, hat aber für meine politische Arbeit ganz konkrete Konsequenzen.
Eine am christlichen Menschenbild orientierte Politik muss den Rahmen dafür schaffen, der ein würdevolles Leben in Freiheit ermöglicht. Aber die individuelle Freiheit des einen hat ihre Grenzen in der Freiheit und Würde des anderen.
Die Finanzmarktkrise zeigt uns zum Beispiel sehr nachdrücklich, dass eine Rechnung nicht aufgeht, die die Gewinnorientierung vom Gemeinwohl ablöst. Die Vorstellung, jeder könne ohne Rücksicht auf das Ganze seinen Interessen nachgehen, weil der Markt die unterschiedlichen Interessen automatisch ausgleiche, ist eine Illusion.
Das christliche Menschenbild verpflichtet uns deshalb zu einer in Ordnung gesicherten Freiheit - oder, um es mit den Worten Ludwig Erhards zu sagen: Es verpflichtet uns zur Sozialen Marktwirtschaft.
Das mit der Nächstenliebe ist bei den frommen Christen Kauder und Kauder ähnlich grotesk.

Sie hassen sich wie die Pest, reden schon seit vielen Jahren kein persönliches Wort mehr miteinander. Immer wieder griff der Sigfried dem Volker in die Speichen.
Im Zuge der CDU-Kandidatenaufstellung für die Bundestagswahl 2013 kam es zum endgültigen Bruch.

Die Brüder sind bis aufs Messer zerstritten, es geht, politisch, um Sein oder Nichtsein. Volker, der ältere, sagt: "Das Verhalten meines Bruders ist nicht akzeptabel. Es muss zum Ausschluss aus der CDU führen." Siegfried lehnt das strikt ab, freiwillig will er nicht gehen.
[..]   Es war nie einfach im Zusammenleben der Brüder. […]  Das schwierige Verhältnis charakterisierte die Brüder schon in ihren politischen Jugendjahren. Aufgewachsen sind sie in Singen am Hohentwiel, mit 16 trat Volker in die CDU ein, für die der Vater schon in Stadt- und Kreisrat saß. Der Bruder folgte, aber das Engagement fürs politische Geschäft war sehr unterschiedlich. Während der Volker die Nachmittage meist auf der CDU-Geschäftsstelle verbrachte, schwamm "Siggi" lieber im Schwimmbad 50 Bahnen. Manchmal rief Volker beim Bademeister an, weil er Siegfried bei der Jungen Union brauchte: Schick den Bruder mal zum Plakate malen! […]
Beide haben nach dem Abitur in Freiburg Jura studiert, saßen in der Mensa oft mit den Schäuble-Brüdern zusammen und diskutierten über Politik. […] Das Zerwürfnis wuchs von Jahr zu Jahr. Zuletzt ärgerte Siegfried, inzwischen Vorsitzender des Rechtsausschusses seinen Bruder damit, dass er einen Antrag auf die Frauenquote passieren ließ - obwohl die Fraktion eine Abstimmung gerne vermieden hätte. Endgültig zerbrach die Beziehung, als sich Siegfried mit beim Kampf um das CDU-Direktmandat unbarmherzig mit der Kreisgeschäftsführerin anlegte.

Nun läßt der große Bruder Volker seinen kleinen Bruder Siegfried aus der CDU werfen.

Volker Kauder, als Merkels Zuchtmeister der Fraktion ist qua Amt für alle Themen zuständig.
Wenn ein Minister gar zu sehr ausfällt oder Unsinn redet, muß der wichtigste Mann der Kanzlerin auch mal direkt eingreifen.
Zuletzt war das der Fall beim Thema Altersarmut, welches Ursula von der Leyen mit großem Getöse angeschlagen hatte.
Ja, durch die vielen Millionen prekären McJobs werden wie eine ganze Generation verarmter Rentner bekommen.
Großzügig wollte die Lügenministerin von der Leyen denjenigen einen kleinen Aufschlag zahlen, die vierzig Jahre am Stück gearbeitet haben und während all der Zeit private Zusatzvorsorge getrieben haben.
Das war ein derartiger Schuss in den Ofen, daß die aus steinreichem Elternhaus stammende Ministerin ihrer alten Methode treu blieb: Sie ließ das Projekt fallen und tauchte unter.
Das war nun also Kauders Stichwort.

"Vom 1. Januar 2014 an werden Frauen, die vor 1992 Kinder geboren haben, 28 Euro mehr Rente je Monat und Kind bekommen. Die Mehrkosten werden aus dem Staatszuschuss und der Rentenversicherung finanziert und werden den Bundeshaushalt also nicht zusätzlich belasten."
(Volker Kauder Juli 2013)

Damit sollte das Wahlkampfthema abgeräumt sein und der SPD eine Angriffsfläche genommen werden.
Das ZDF untersuchte diese Aussage mit einem Faktencheck.
Das wenig überraschende Ergebnis: Kauder LÜGT.

Volker Kauder hat sich erfreulich klar festgelegt: Keine Haushaltsmehrbelastungen durch die Ausweitung der so genannten Mütterente. Alle Recherchen von #ZDFCheck führen - ohne Unterschied - zu dem Ergebnis, dass diese Rechnung kurzfristig aufgeht, dann aber nicht mehr stimmen kann. Die Mittel aus dem Bundeszuschuss für Kindererziehungszeiten (Topf 1) sind, wenn auch aktuell nicht in Anspruch genommen, verplant. Indem der Kreis der Bezugsberechtigten nach Kauder ausdrücklich o h n e Mehraufwendungen einseitig ausgeweitet wird, bricht der Vorschlag außerdem mit der Logik, aus der sich diese Summe eigentlich errechnet. Die Überschüsse der Rentenversicherung (Topf 2) schmelzen absehbar ohnehin zusammen. Die Beiträge zur Rentenversicherung unterliegen einer Erhöhungs- bzw. Senkungsautomatik auf die eine Inanspruchnahme wegen der Mütterrente Einfluss hätte.
Die Aussage Kauders ist nach Urteil von #ZDFCheck nur kurzfristig haltbar, sonst nicht. Die große Bedeutung, die die Bundesregierung selbst immer wieder dem Thema „Demografie“ und „Nachhaltigkeit" beimisst, gibt Anlass zu einem besonders kritischen Blick. Das Fazit der Redaktion lautet deshalb: Stimmt so nicht.

Ist natürlich irgendwie blöd, wenn sogar das streng CDU-dominierte ZDF zu solchen Urteilen kommt.
Andererseits gibt es keinen Anlass zur Beunruhigung für Herrn Kauder. 
Als Lügner und Waffenlobbyist ist er in bester Regierungs-Gesellschaft.
Der deutsche Wähler reagiert eindeutig: Je mehr einem schwarzgelben Politiker Bestechlichkeit, Korruption und Lügen nachgewiesen werden, desto lieber mag er ihn.