Samstag, 3. Dezember 2016

Loslassen – Teil II



Volker Beck hinterlässt ganz gern verbrannte Erde, wenn er mit Wählern in Kontakt tritt.
Gerade habe ich wieder den Bericht eines Grünen Stammwählers gelesen, der sehr höflich mit Volker Beck über Facebook Kontakt aufgenommen hatte und dann eine sehr pampige Antwort erhielt.


Natürlich stellt sich die Frage, ob Beck eigentlich selbst diese pestigen Antworten in den sozialen Netzen verfasst, oder ob er nur von einem sehr zickigen Team vertreten wird.

Letztere Variante macht es allerdings auch nicht viel besser.
Beck hält große Stücke darauf Netz-affin zu sein; sollte er gar nicht wissen, wie sein eigenes Online-Team Wähler verprellt, wirft das fast ein noch schlechteres Licht auf ihn, als wenn er es selbst wäre, der ständig gegen grüne Sympathisanten auskeilt.

Im Web 2.0 gehört er zu den anerkannten Politikern, so schrieb 2009 die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung über ihn: „Wird in der sog. Internetgemeinde allseits als sachverständigster Twitterer gelobt. Verzichtet völlig auf private Anekdoten und glaubt offensichtlich tatsächlich an den Dialog mit seinen Anhängern.“ Er gab Interviews über Twitter. Nach einer Studie des Förderverein Interdisziplinäre Studien zu Politik, Recht, Administration und Technologie (ISPRAT) ist er „Twitter-König“, laut queer.de „einflussreichster MdB im Internet“.

Wie so viele andere Beck-Kritiker, habe ich immer wieder betont, daß Drogenkonsum und Schwulsein die beiden Punkte sind, die mich gerade nicht an ihm stören.
Gerade vor vier Tagen hatte ich noch einmal zusammengefasst, wieso ich keine Beck-Wiederkehr in den Bundestag 2017-2021 wünsche.

Gestern ist es tatsächlich passiert – die NRW-Grünen stellten ihn nicht wieder auf.

Volker Beck ist ohne Rückhalt: Beim Landesparteitag in Nordrhein-Westfalen hat der Grünen-Politiker die Kampfkandidatur um einen der letzten aussichtsreichen Listenplätze für die Bundestagswahl verloren.

Es nervt nicht wenig, wenn nach den ganzen Beck-Debatten um seine verschiedentlichen Attacken auf das physische und psychische Kindeswohl, um seine antisoziale Art mit den Wählern umzugehen, die Beck-Fans wie Jakob Augstein erneut stoisch wiederholen, es läge nur an den Drogenvorwürfen.
Die Kritik an ihm sei heuchlerisch.

Volker Beck soll weg, weil er mal Drogen genommen hat? […..] So ein Unsinn. Lasst uns echte Menschen wählen. Abgehobene Politiker hatten wir genug.

Dabei hatte er wohl darauf gehofft, seine Parteikollegen würden ihm verzeihen.
Verzeihen, dass er vor einem Jahr in Berlin von der Polizei gefasst wurde und eine illegale Substanz bei sich hatte – das Verfahren wurde später wegen geringer Schuld gegen Geldauflage eingestellt.

Volker Beck: Abgestraft für den Drogenskandal.

Der langjährige Kölner Abgeordnete wurde von den Delegierten möglicherweise für den Drogen-Skandal vom Frühjahr abgestraft.

Immerhin gab es auch einige wohltuende Ausnahmen, wie zB der Text der Frankfurter Rundschau, die klarstellten, daß Becks Aus nicht auf die 0,6g Crystal Meth zurückzuführen ist.

Aber nicht nur die Fehlinterpretation der Gründe für das „Abstrafen“ Volker Becks beim Grünen-Parteitag in Oberhausen ist ärgerlich.

Ähnlich dämlich ist das Aufjaulen der altgedienten LGBTI-Organe, die vom Ende des Kampfes für die Schwulenrechte bei den Grünen klagen.
Die Grünen hätten nun kein Herz mehr für die gleichgeschlechtlich Liebenden.

[….] Der Beste wurde kaltherzig abserviert
[….] Vor vier Jahren war Volker Beck noch der männliche Spitzenkandidat der Grünen in NRW, am Freitag wollten ihn nicht einmal mehr ein Viertel der Delegierten auf den halbwegs sicheren Platz zwölf setzen [….] Das wird den Grünen Stimmen kosten bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr, [….] warum [stürzt] man ausgerechnet den Besten, Profiliertesten und Verdienstvollsten vom Sockel [….]. Mittelmäßige Queerpolitiker gibt es in allen Parteien, einen Volker Beck nur einmal.
[….] Der hasserfüllte Jubel des rechten Mobs in den sozialen Netzwerken zeigt, welches fatale Signal die Grünen in NRW mit ihrer Entscheidung gegen den unbequemen Menschenrechtspolitiker aussenden. Die Partei, die offiziell für eine liberale Drogenpolitik steht, verzichtet wegen eines dummen Fehlers von Beck freiwillig auf eines ihrer stärksten Argumente im Kampf gegen den Rechtspopulismus, nämlich den seit Jahrzehnten gelebten bedingungslosen Einsatz für Minderheitenrechte. [….]

Herr Schulze scheint zu glauben, nur ein Mensch, der selbst homosexuellen Geschlechtsverkehr praktiziert, könne sich wirksam für die rechtliche Gleichstellung von LGBTIs einsetzen.
Das ist erstens sagenhafter Unsinn und zweitens fasse ich das auch als persönliche Beleidigung auf.
Seit wann muß man selbst schwul sein, um sich gegen Diskriminierungen zu engagieren?
Ich bin auch nicht schwarz und trotzdem scharfer Kritiker von jeder Form des Rassismus.

Herr Schulze irrte aber auch, wenn seine aberwitzige Idee nur Schwule könnten Schwulenpolitik machen, wahr wäre.
Denn von den 12 aussichtsreichen NRW-Listenkandidaten für den Bundestag sind immerhin zwei Männer schwul; nämlich Sven Lehmann und Kai Gehring, die allerdings beide deutlich jünger als Beck sind, sowie mit Ulle Schauws auch eine Lesbe.

Die Liste zur Bundestagswahl
1. Britta Haßelmann (KV Bielefeld – 96,2 %)
2. Oliver Krischer (KV Düren – 52,0 %)
3. Katja Dörner (KV Bonn – 86,1 %)
4. Sven Lehmann (KV Köln – 89,9%)
5. Irene Mihalic (KV Gelsenkirchen – 92,3 %)
6. Frithjof Schmidt (KV Bochum – 78,8 %)
7. Katharina Dröge (KV Köln – 76,1 %)
8. Markus Kurth (KV Dortmund – 78,9 %)
9. Maria Klein-Schmeink (KV Münster – 58,9 %)
10. Kai Gehring (KV Essen – 60,0 %)
11. Ulle Schauws (KV Krefeld – 71,3 %)
12. Friedrich Ostendorff (KV Unna – 69,6 %)

Der überzeugte Anhänger der homophoben Christenreligion und Hobbyprediger Volker Beck wird also ab 2017 mehr Zeit haben in Kirchen seiner Leidenschaft als Pseudopfarrer Vorträge zu halten nachkommen können. Und das ist auch gut so – je weniger von diesen überzeugten Religioten im Bundestag sitzen, desto besser.

[….] Da ist auf der einen Seite Michael, der Erzengel, das Gute und seine Engel, eine Seinsweise der Botschaft Gottes, Gottes Gedanken die zum Menschen kommen.  Michaels Name bedeutet: „Wer ist wie Gott?“ Damit  ist das Wesen der Engel erkennbar: Ihre ganze Existenz ist eine lebendige, unaufhörliche, fröhliche Verherrlichung Gottes.
[….] „Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ Dies erinnert uns an die Grauen vergangener Zeiten und unserer Zeit: Ruanda, Srebrenica, Syrien – Auschwitz. Länder, Orte, die von diesem großen Zorn zeugen. Des Wütens der Abwesenheit von Gott, der Herrschaft des Bösen. [….] Mit Martin Buber sagt er: „Existenz hat nur das Gute und das Gute ist der Weg in die Nähe Gottes.“ Eine Wirklichkeit, die Bacon für sich auch in der Hölle von Auschwitz beanspruchte: „Ich wusste, man kann mich zu Asche machen. Aber ich wusste auch, dass es etwas in mir gibt, das nicht sterben kann, es gibt etwas Überzeitliches, Zeitloses, Geistiges, etwas Göttliches, das man nicht vernichten kann.“
[….] Das Thema der Zuversicht, das wir gerade beim betenden Singen des 91.  Psalm als Hoffnung bekräftigt haben. Bacon sagt: „Die Nähe Gottes, diese Erfahrung, ist das Höchste, was ein Mensch erreichen kann.“ Und er wirft jeden Menschen auf seine Verantwortung zurück. Denn der Funke ist in uns allen. Und das andere auch.
[….] Wir sind hier auf Erden verantwortlich. Wir entscheiden, welche Engel wir beherbergen, und  ob wir mit dafür sorgen, dass der Drache wenig Zeit hat  und wenig Macht. Und wenn wir da dabei sind, dürfen wir auch sagen: „Darum freuet euch, ihr Himmel und die darin wohnen!“ [….]

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