Nicht weil ich generell 81-Jährige für viel zu alt halte, aber der US- Präsident ist für sein Alter sehr alt und es macht keinen Spaß, einen Politiker zu unterstützen, bei dessen Auftritten man stets angstvoll mitzittert, ob irgendwas peinliches passiert, indem er sich verhaspelt, Personen verwechselt, oder wieder bei dem Versuch jugendlich zu wirken, vom Fahrrad purzelt. Noch unangenehmer ist die Erkenntnis, schon bei diesen Gedanken, auf das schmutzige Spiel der Republikaner reinzufallen, die Bidens Alterserscheinungen grotesk überzeichnen.
Nachdem der US-Präsident nun vorgestern bei seiner Rede an die Nation einen kämpferischen und vitalen Eindruck erzeugte, wie es von einem Präsidentschaftskandidaten im Wahljahr zu erwarten ist, kollidierte die Trumpsche Fake-Welt brutal mit der Realität.
[…..] Dieser kämpferische, entschlossene Biden war in den vergangenen drei Jahren nie weg, er hatte die drohende Gefahr immer mal wieder benannt. Nur zu sanft und zu selten. Zuletzt sah es manchmal so aus, als sei Trump kaum mehr zu verhindern mit seiner Wucht, frei von jeglichen Skrupeln. Doch Trump ist zu verhindern. Joe Biden hat jetzt acht Monate lang die Gelegenheit, sein Amerika zu pflegen und vor Trumps Amerika zu warnen, er muss seinen Kontrahenten nicht mal beim Namen nennen. Mit einer Prise Populismus setzt Biden bei der Wirtschaft selbst auf America First, aber zum Glück nicht bei der Nato. Er muss hoffen, dass das Wachstum entscheidende Teile der Wählerschaft überzeugt. [….]
Wer Biden als „sleepy, senile, confused“ beschimpft, sieht ihn nicht, sondern erlangt diese „Erkenntnisse“ von Trump.
Die erzkonservativen Trump-Speichellecker bei FOX und Co, hatten sich so gefreut, sich über ein seniles Wrack lustig zu machen, daß sie erst völlig verstört und dann rasend wütend reagierten, als die Wirklichkeit nicht zu den Hass-Zerrbildern in ihren Strohköpfen passte. Schließlich verbreiteten sie die Lüge, Biden hätte Drogen genommen. Ein Demokrat, der eine ausgezeichnete Rede hält, passt nicht in ihr Weltbild.
Ich ärgere mich, dieses Spiel mitmachen zu müssen, weil Biden unbedingt noch einmal antreten will, statt ehrenvoll abzutreten und einem Jüngeren, einer Jüngeren Platz zu machen. Offenkundig hadert seine Partei mit ihm, hadern die Wähler mit Biden. Seine Umfragewerte sind angesichts der boomenden Wirtschaft katastrophal und ich ärgere mich schwarz, daß er mit dem Erzwingen einer erneuten Kandidatur, die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Trump-Präsidentschaft erhöht. Nur durch seine Eitelkeit schadet Biden damit der Partei, dem Land und der Demokratie so sehr, daß die reale Chance besteht, ab November in eine Diktatur überzugehen.
Das zutiefst ungerechte, die Republikaner extrem bevorzugende und alternative Parteien ausschließende Mehrheitswahlrechtssystem, wird sich allerdings garantiert nicht verbessern, da diejenigen, die davon so profitieren, zustimmen müssten.
Also musste ich bei den demokratischen Vorwahlen in meinem Heimatstaat New York auch für Joe Biden stimmen, obwohl ich so viele Andere lieber als demokratische Präsidentschaftskandidaten sähe.
Gavin Newsom (Gouverneur) oder Pete Buttigieg (Minister) oder Hakeem Jeffries (Fraktionsvorsitzender) oder Katherine Clark (Whip) wären großartige Präsidenten.
Aber jede Vorwahlstimme, die jetzt nicht an Biden geht, schwächt ihn im Kampf gegen Trump und die Wiederholung des Zweikampfs von 2020 steht schon fest.
Es geht ohnehin nicht um eine rationale Abwägung bei der eigentlichen Wahl am 05. November 2024. Wären die Wähler vernunftbegabte Wesen, die in der Realität verankert wären, würde Biden einen Erdrutschsieg einfahren.
Schon allein, weil man eine Person wie Trump gar nicht wählen kann, wenn man einen IQ über Zimmertemperatur hat.
Bidens politische und ökonomische Bilanz ist beeindruckend. Alle anderen westlichen Ländern blicken neidisch auf die US-Wirtschaft. Die derangierten, von Hass zerfressenen Konservativen im Lande, haben allerdings längst keine Berührungspunkte mehr mit der Realität.
[….] In Bidens Augen ist Belvidere überall. Dank seiner Wirtschaftspolitik seien im Land 15 Millionen neue Jobs entstanden, Unternehmen hätten 650 Milliarden Dollar investiert, lobte Biden sich selbst. Seht her, es läuft doch!
Es wirkte, als würde der US-Präsident in einem anderen Universum leben als sein Volk. Denn die Mehrheit der Amerikaner blickt deutlich pessimistischer auf die Wirtschaft als Biden. Nur etwas mehr als jeder Vierte bewertet die ökonomische Lage als "gut" oder "exzellent", wie eine aktuelle Umfrage der Meinungsforscher des Pew Research Center ergab. Knapp 60 Prozent erklärten in einer anderen Umfrage des Fernsehsenders CBS, dass die Wirtschaft unter Biden schlecht laufe.
Das ist auch deshalb erstaunlich, weil die Zahlen etwas anderes sagen: Die US-Konjunktur wuchs im vierten Quartal 2023 um 3,2 Prozent. Ein Wert, der Bundeskanzler Olaf Scholz und viele seiner europäischen Kollegen vor Neid erblassen lassen dürfte. Der wichtige Aktienindex S&P 500 erreichte Anfang März ein Allzeithoch. Auch die Arbeitslosigkeit liegt auf einem fast schon historischen Tief. Allein im Februar entstanden im Land 275 000 neue Jobs.
Normalerweise können US-Präsidenten aus so einem Boom Kapital schlagen. Denn wenn die Wirtschaft gut läuft, sehen die Wähler das als persönlichen Erfolg des Mannes im Weißen Haus - was nicht selten eine maßlose Überschätzung ist. Denn selbst der angeblich mächtigste Mensch der Welt hat nur begrenzten Einfluss auf Konjunktur und Konsum, immerhin sind die Vereinigten Staaten eine Markt- und keine Planwirtschaft.
Umgekehrt werden amtierende Präsidenten in den Krisenzeiten von den Menschen abgestraft. In den vergangenen 70 Jahren scheiterten nur vier Amtsinhaber an ihrer Wiederwahl. Jedes Mal steckte die amerikanische Wirtschaft in einer Rezession. Zuletzt war das 2020 der Fall. Da verlor Donald Trump, kurz nachdem die Corona-Pandemie überall auf der Welt Lieferketten zerrissen und Betriebe stillgelegt hatte, gegen Biden. Auch George Bush, der Ältere, unterlag 1992 wegen der zehn Millionen Arbeitslosen im Land gegen seinen Herausforderer Bill Clinton. Dessen Berater James Carville hatte im Wahlkampf einen Slogan erfunden, den man eigentlich nicht mehr zitieren darf, weil er so abgegriffen ist: "It's the economy, stupid." Es kommt auf die Wirtschaft an.
So war es jedenfalls bisher. Die Wirtschaft wog in den Augen der Wähler schwerer als die Außenpolitik und als Streitthemen wie das Abtreibungs- und Waffenrecht. In diesem Wahljahr aber ist vieles anders. Aktuelle Umfragen legen nahe, dass die Wähler die Migration diesmal für das drängendste Problem halten. [….]
(Ann-Kathrin Nezik, 08.03.2024)
Trump hingegen, der nach Expertenmeinung mit weitem Abstand Schlechteste aller bisherigen 46 US-Präsidenten, ist eine derartige Katastrophe, daß man neun Jahre nach seiner ersten Kandidatur immer noch schaudert, wenn die Liste seiner Verbrechen und Fehlleistungen aufgezählt wird.
Daß 74 Millionen US-Wähler für so einen Typen gestimmt haben und ihn die Mehrheit aller Amerikaner lieber als Biden erneut zum Präsidenten hätte, zeigt klar:
Das Wahlvolk ist derartig unzurechnungsfähig, daß ich sehr bezweifele, ob irgendein anderer demokratischer Kandidat als Biden etwas verändern könnte. Damit würde man den MAGAs, den QTrumpliKKKans die Fähigkeit zu Denken zusprechen, die sie aber ganz offensichtlich nicht haben. Es ist ein Todeskult des Hasses. Niemals würde sich einer der Fanatiker von Trump abwenden, nur weil die Alternative nicht Biden lautet.
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