Freitag, 31. August 2018

Rundgelutscht bis zur Unkenntlichkeit.


Es gibt in Sachsen, in Bayern, in Sachsen-Anhalt und Thüringen so schreckliche Politiker, daß ich manchmal vergesse vor der eigenen Haustür zu kehren.
Bevor es also wieder gegen das Sumpfbundesland im Osten geht, heute der Fairness halber eine Tirade gegen einen Herrn vor Ort aus meinem eigenen politischen Lager.
Thema Anjes Tjarks, *1981, hocherfolgreicher Politiker und gleichzeitig Sinnbild der Ödnis.
Geboren in Hamburg-Barmbek, Abitur in Hamburg, Lehramtsstudium in Hamburg, Referendariat an der Klosterschule in St. Georgin Hamburg, Studienrat in der Klosterschulein Hamburg. Eintritt in die Grüne Partei mit 17 Jahren, bilderbuchmäßiger Durchlauf aller Parteifunktionen bis er 2015 im Alter von 34 Jahren zum Fraktionsvorsitzenden der Hamburger Grünenfraktion und damit einem der mächtigsten Grünen des Bundeslandes wurde.
Tjarks beging nicht den kleinsten Umweg in seinem Lebenslauf. Heute, mit 37, ist er angepasster als es sich ein CDUler aus der Provinz träumen lassen könnte: Von der Schulbehörde für seine politisches Amt freigestellt, glücklich verheiratet, bereits drei Kinder. Er trägt weiße Hemden, grinst auf jedem Foto wie ein Honigkuchenpferd.
Das sind die Grünen, die begeistert 2009-2011 eine Koalition mit der CDU eingingen und dann Europas größte CO2-Dreckschleuder das Kohlekraftwerk Moorburg genehmigten.

 Die Besonderheit ist, daß die schlimmsten beiden CDU-Jahre, als wirklich alles schief ging und die katastrophalsten Fehlentscheidungen getroffen wurden, die beiden letzten Jahre unter schwarz-GRÜN waren.
Wir erinnern uns; das erste, das die grüne Umweltsenatorin Hajduk tat, war die Super-CO2-Schleuder Moorburg zu genehmigen.

Paradoxe Qualifikationen bringen aber auch die grünen Senatoren - hier wächst durchaus zusammen, was zusammen gehört.

Die GAL stellt den Justizsenator und Hamburg schiebt brachial ab.
In den Gefängnissen gibt es eine Serie von Suiziden bei Abschiebehäftlingen.

Die grüne Schulsenatorin hatte so viel Erfolg mit ihrer Reform, daß die Bevölkerung das zentrale schwarzgrüne Projekt in einem Volksentscheid glatt beerdigte.
Finanzielle Unterstützung hielt der „Gucci-Protest“ der Hamburger Reichen unter anderem von einem gewissen Ian Kiru Karan. (s.u.)

  Dritte und wichtigste grüne Senatorin ist die Chefin von Umwelt und Stadtplanungsbehörde - Anja Hajduk, die in noch nie dagewesener Weise Hamburgs Straßenbäume abzuholt.
Das Kraftwerk Moorburg, die Inkarnation der Klimapest, wurde gleich zu Anfang von der Grünen Umweltsenatorin Anja Hajduk genehmigt.
Es erzeugt allein so viel CO2, wie das ganze Land Bolivien. Moorburg, das 2012 für 1,7 Milliarden Euro fertig gestellt werden soll, wird so viel Kohle verbrennen, dass jährlich 8,5 Millionen Tonnen CO2 in die Luft gepustet werden.
Das entspricht den jährlichen Abgasen von mehr als 1,4 Millionen PKW - mehr als das Doppelte des gesamten Straßenverkehrs in Hamburg.

Selbstverständlich trägt Tjarks neben der obligatorischen Nerd-Hornbrille den Hipster-Einheits-Sieben-Tage-Bart, den auch Lindner und alle Teilnehmer der RTL-Bachelorette-Show haben und trainiert so eifrig, daß er über kein Gramm Fett am Körper verfügt.
Gut für Werbeplakate und gut, um bei den grünen Themen authentisch zu wirken. Er ist gegen Autos und fährt immer mit dem Fahrrad.

 […..] Unser Herzensprojekt heißt: Hamburg wird Fahrradstadt! Regelmäßige Pegelerhebungen zeigen, dass immer mehr Menschen auf das Rad umsteigen. Diesen Trend wollen wir aufgreifen und unterstützen, indem wir die Wege schneller und bequemer machen: Mit besseren und sicheren Radstrecken, schnelleren und bequemeren Wegen in die Stadt sowie einfacheren Abstell- und Umsteigemöglichkeiten. Unser Ziel ist es, innerhalb der 2020er Jahre den Radverkehrsanteil von 12 auf 25 Prozent zu steigern. Das ist eine Verdoppelung des Radverkehrs und damit ein sehr ehrgeiziges Ziel. [….]

Die Radelei ist für die Sportskanone Hobby und Sucht gleichzeitig.

[….] Handball, Fußball, Tennis, Marathon – und jetzt auch noch der Wettbewerb für die Harten und Vielseitigen: Triathlon. Seit Monaten trainiert Anjes Tjarks für die Teilnahme an dem Kombinationswettbewerb aus Schwimmen, Radfahren und Laufen Mitte Juli an Alster und Elbe. Der Chef der Grünen-Bürgerschaftsfraktion schwimmt an Wochenenden 50 Bahnen im „Festland“, radelt zu allen Terminen durch die Stadt und läuft jeden Morgen um 6 Uhr, bevor er seine drei Söhne weckt, von der Altonaer Altbauwohnung zur Strandperle am Elbstrand und zurück. Falls das Sporttreiben nicht sogar eine Sucht ist, mehr als ein Hobby ist es auf jeden Fall für den Studienrat. „Sport ist die DNA meines Lebens“, sagt der 37-Jährige. […..]


Er agiert wie evangelische Bischöfinnen in ihren Kolumnen – sie erzählen voller Selbstbewunderung etwas aus ihrem Leben, das sie ganz toll machen und folgern und fordern aus dieser extremen Ego-Perspektive alle anderen mögen es ihnen bitte nachtun.
Tjarks radelt und sportelt, das sollen nun alle anderen Hamburger auch.
Daß es Menschen gibt, die aus beruflichen Gründen ein Auto brauchen, oder die womöglich schon 88 sind und nicht mehr Radfahren können, die auch nicht im öffentlich Bus fahren können, weil sie dort beim Anfahren hinschlagen würde oder nicht mit ihrem Rollator hineinkommen, oder die wie ich aufgrund eines gebrochenen Beines und jeder Menge Schrauben im Knie und Sprunggelenk nicht Pedale treten können, kommt Tjarks offenbar nicht in den Sinn.
In seiner Welt sind alle Menschen genauso jung, perfekt und sportlich wie er.


Wenn Tjarks mal richtig ausrastet und sich von seiner wilden Seite zeigt, wirft er womöglich ein Apfelgehäuse in den Hausmüll, statt in die Biotonne. Aber das mutmaße ich nur. Eigentlich traue ich ihm nicht so viel Rebellentum zu.

Der immer grinsende Grüne hat aber auch eine ernste Seite.
Die erlebt man diese Woche angesichts des ungeheuerlichen Skandals beim Fest des Hamburger Senats in Berlin.
Die Schockwellen gehen um die ganze Welt. 


Wie ich höre, wurde soeben eine UN-Sicherheitsratssondersitzung einberufen, um Deutschland zu ächten und aus der Weltgemeinschaft auszustoßen.
Ich wagen kaum diese ekelerregenden Vorkommnisse in Worte zu fassen.
Aber nun muss es sein: In Berlin trat für Hamburg die Burlesque-Truppe „Sinderellas“ auf. Schock, schwere Not.
Da konnte man nur notdürftig mit Burlesque-Pasties verhüllte Damenbrüste erkennen! Nicht auszudenken, wenn eine dieser Nippelquasten abgerutscht wäre!

Tjarks meldete sich sofort empört zu Wort.
Nein, nein, nein, so  viel Schmutz darf nicht sein!

 [….]  Tjarks: Ich bin aber der Meinung, dass Nackttänzerinnen nicht in das Rahmenprogramm einer staatlichen Feier gehören.

Mopo:
Burlesque-Tänzerinnen sind ja keine einfachen Stripperinnen. Es gibt viele, die derlei Auftritte künstlerisch anspruchsvoll finden.

Tjarks:
Und dennoch sind sie für diesen Rahmen unangebracht. Stellen Sie sich vor, der Bundespräsident würde ein Fest geben und da würde es eine solche Show-Einlage geben. Da würden sich auch viele Menschen verwundert die Augen reiben.

Mopo:
Der Bundespräsident richtet aber auch keine Feier des Hamburger Senats aus. Dort sollte es jetzt um Hamburgensien gehen, es gab einen Shanty-Chor, HipHop-Auftritte. Gehört nicht auch Erotik zu Hamburg?

Tjarks:
Die Reeperbahn, der Kiez gehören zu Hamburg. Wir dürfen hier aber nicht privates Vergnügen mit offiziellen Anlässen verwechseln. Da gehören nackte Tänzerinnen einfach nicht hin. [….]

Willkommen bei den Grünen 2018.
Die von der Klosterschule.

(Nerdbrille, Siebentagebart UND Flanking! Das ist richtig cool!)

Donnerstag, 30. August 2018

Positiv Denken


Angesichts der Nazi-Krise in Deutschland und der sich überschlagenden Horrormeldungen aus den östlichen Braunlanden, muss ich mich aus Gründen der psychischen Hygiene unbedingt auf positive Nachrichten konzentrieren.

Zum Glück gibt es die auch noch; zuverlässig geliefert von den selbst ernannten Moralexperten der Kirchen, die 2018 in Sachsen zeigen, wozu sie schweigen.
Vor der AfD, vor den Pegida-Märschen und der braun lackierten Sachsen-CDU kuschen sie.
Wo sind die üppig vom Steuerzahler finanzierten Bischöfe eigentlich, wenn der Nazi-Mob marschiert und Jagd macht auf arme Flüchtlinge mit dunklen Teint?
Offenbar ist ihre Nächstenliebe schon für den einen pigmentierten Flüchtling aus dem Abendland aufgebraucht: Jesus.

Man muss schon emeritierte Bischöfe aufsuchen, um überhaupt eine kritische Stimmen zum Nazimob zu finden.
Aber selbst der eine, der das überhaupt tut, Dresdens Altbischof Joachim Reinelt (81) wiegelt ab. 95% der Sachsen wären keine Nazis und sich gegen sie zu engagieren sei „problematisch“.
Gegenüber den Hitlergruß-Horden müsse man auch irgendwie neutral bleiben.

[…..] KiZ: Erhebt die Kirche in der Debatte um den Rechtsextremismus laut genug ihre Stimme?
Reinelt: Sie könnte stärker sein, aber das ist auch sehr problematisch. Unter den Parteien und selbst innerhalb der Parteien gibt es dazu unterschiedliche Positionen. Die Kirchen sollten sich davor hüten, nur für eine Seite Stellung zu beziehen. Ihre parteipolitische Neutralität in Deutschland ist eine positive Entwicklung. Wir machen keine Politik, wir können Politiker nur unterstützen. [….]

So kennen wir das. Die „Deutschen Christen“ waren begeisterte Anhänger Hitlers und die katholische Kirchen warf sich seither jedem faschistischen Regime in die Arme, steht auch 2018 fest an der Seite rechtsradikaler Antisemiten in Ungarn, Polen und Russland.

Noch nicht mal in den Talkshows sitzen derzeit Bischöfe, die doch sonst alles tun, um sich im Kameralicht zu präsentieren.
Evangelen und Katholiken zeigen mal wieder ihre ganz eigene christliche Haltung; die des Radfahrer: Nach oben buckeln und nach unten treten.
Die Nazis in Europa und den Vereinigten Staaten werden sich vermutlich weiter ausbreiten.
Aber dafür schrumpfen wenigstens die Kirchen in Deutschland.
 Stolze 1.250 Kirchen wurden in den letzten 20 Jahren geschlossen, abgerissen, umgewidmet, verkauft, umfunktioniert.
Die reicheren Katholiken machten 540 ihrer 22.200 Kirchen und Kapellen dicht, die EKD sogar 710 von bundesweit 20.500 Kirchengebäuden.
Hoffen wir, daß es zügig so weiter geht. Umgebaut zu Sozialwohnungen, Kulturvereinen oder KITAs erfüllen endlich auch Kirchengebäude einen guten Zweck. Noch über 40.000 sind übrig, deren Profanisierung ich erhoffe.
Zum Glück ist die nächste evangelische Kirche, die mich unzählige Male mit ihrem infernalischen Höllengebimmel aus dem Schlaf riss – obwohl in Hamburg 99,5% der Bürger ohnehin nicht in den Gottesdienst gehen – bereits vom Kirchenkreis Ost als „Kategorie C“ eingestuft und somit als nicht förderungswürdig dem Untergang geweiht. Ich kann es nicht erwarten.

[…..]  Sinkende Katholiken- und Haushaltszahlen führen dazu, dass es zu viele Kirchengebäude gibt. Besonders stark betroffen von Profanierungen, wie es im Fachjargon heißt, ist das Ruhrbistum, zu dem Sankt Bonifatius gehört.
In der vor 60 Jahren gegründeten Diözese Essen hat der erste Bischof Franz Hengsbach den Kirchbau mit großem Elan betrieben. Inzwischen hat sich die Katholikenzahl aber fast halbiert, weshalb seit der Jahrtausendwende 57 Kirchen aufgegeben wurden – und weitere schon in den Jahren davor.
Insgesamt gibt es in Deutschland weiterhin rund 22.200 katholische Kirchen und Kapellen, wie eine Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) unter den bundesweit 27 Diözesen ergab. Seit dem Jahr 2000 wurden demnach 160 abgerissen und 142 verkauft.
[…..] Kirchen im höheren zweistelligen Bereich haben die Bistümer Hildesheim (63), Münster (60), Essen (57), Trier (33) und Aachen (25) aufgegeben. Auf 24 und 20 kommen die Erzbistümer Paderborn und Köln.
[…..] Stets suchen die Verantwortlichen erst nach soften Lösungen. So werden rund 100 Kirchen weiter liturgisch genutzt – aber anders als vorher. Etwa als Urnen-Begräbnisstätte mit kleinem Gebetsraum. In Oberhausen unterteilt eine Stahl-Glas-Konstruktion Sankt Bernardus. […..]

Mittwoch, 29. August 2018

Stimmungsverdunklung.

Wir haben ja jetzt Lars Klingbeil.

Da wird es was mit der alten Tante SPD. Der Mann ist nämlich „internetaffin“.
Der kennt sich aus mit diesem #Neuland, in dem heutzutage so viel passieren soll. #Neuland ist dieser Ort, an dem all die vielen ehemaligen SPD-Wähler hocken, die man nicht mehr erreicht mit Infoständen vorm EDEKA – selbst wenn man neben SPD-Luftballons auch noch kostenlos SPD-Kugelschreiber und SPD-Lollis anbietet. Verstehe einer diese jungen Leute.
Aber die kriegen wir nun doch auf unsere Seite.
Geheimwaffe Klingbeil macht das. Der ist jung (40) und frisch (Seeheimer).
Jetzt hauen die großen SPD-Gliederungen short messages in die hippen sozialen Netze.
Sogar auf Facebook, dernier cri, Jugendtreffpunkt der hippen Online-Community gibt es jetzt die poppig aufpoppenden SPD-Botschaften als gesponserte Links für Likes. Natürlich im Sozi-Rot.
In einfachen Hauptsätzen, ohne Fremdworte, dafür aber gern in Versalien werden die mitreißenden Sprüche nur so rausgehauen – inklusive Heschtegg, damit sich auch die Gerontengeneration auf Twitter (Donald Trump, Horst Seehofer, Erika Steinbach) angesprochen fühlt.



OK, etwas blöd gelaufen mit den Reaktionen.
Soweit sind wir dann doch noch nicht in dieses #Neuland und #SPDerneuern vorgedrungen.


Wer kann denn auch ahnen, daß Wildfremde, ja, sogar Nicht-Sozialdemokraten frech ihren Senf dazugeben?
Dann kommt gleich das nächste Problem: Diese jungen Leute im Netz sind, …, wie soll ich das ausdrücken, aber diplomatisch sein?, sie sind, äh, leider nicht nett.



Wäre ich Philanthrop und hielte die Menschen für mehrheitlich einigermaßen anständig, würde ich auch denken, daß so ein SPD-Spruch von jedem unterschrieben werden kann:

Die demokratische Mehrheit muss noch lauter werden - gegen Selbstjustiz, gegen ausländerfeindliche Hetze, gegen Rassismus.

Mit den demokratischen Mehrheiten ist das aber so eine Sache im braunen failed state Sachsen.

Statt sich mit den Schwachen zu solidarisieren, rollt eine Welle des xenophoben Hasses durch Facebook.



Liebe SPD, ist das jetzt #SPDerneuern?
Einen Satz auf Facebook raushauen und dann paralysiert zugucken, wie hunderte rechte Trolle ihrer Xenophobie freien Lauf lassen? Wenn man sich schon in den neuen Medien versucht, braucht man auch ein Team, das gegenhält und diesen ausländerfeindlichen Anschuldigungen die Fakten entgegen stellt.


[….] Nein, "ungeheuerlich" ist kein origineller Begriff. Aber auf die Causa Chemnitz passt er wie wenige andere. Ungeheuerlich ist, dass Rechtsextremisten zusammen mit bis dahin politisch unauffälligen Bürgern Jagd auf Menschen machen, die sie für Zugewanderte halten; dass die Polizei nicht nur von der ersten Zusammenrottung am Sonntag überrascht wird, sondern dass sie auch die zweite, am Montag, grob unterschätzt; dass wiederholt zu wenige Beamte vor Ort und kaum wehrhaft sind; dass die AfD nahezu unverhohlen Verständnis für die Angreifer signalisiert und diese damit indirekt bestärkt; dass der sächsische Ministerpräsident sich bisher am Ort der Ausschreitungen nicht hat blicken lassen; dass der Bundesinnenminister, die unzweideutigen Bilder von der Hatz vor Augen, fast zwei Tage und gehörigen öffentlichen Druck braucht, um das Geschehen in Chemnitz zu kommentieren. [….]

Am wenigsten habe ich derzeit an der viel gescholtenen Mainstreampresse zu kritisieren.
Dort gibt es eine Fülle guter Analysen zum rechten Mob in Ostdeutschland.
Kein positionsvermeidendes Larifari, sondern klare Schuldzuweisungen an die total versagende CDU-Landesregierung.

 [….] Man hat das auch schon anders erlebt: Politiker, die öffentlich für Grundrechte eintreten. Ministerpräsidenten und Minister, die sich neben Demonstrantinnen und Demonstranten auf die Straße stellen, um zu dokumentieren: Dies ist ein demokratisches, freiheitliches Land. Wir lassen nicht zu, dass Menschenfeinde unsere Straßen dominieren.
Das war in Deutschland selbstverständlich. Anfang der Neunziger zum Beispiel, als der Hass sich schon einmal auf den Straßen entlud. Damals haben Politiker Stellung bezogen. Oder 2012 in Hamburg, als der Erste Bürgermeister Olaf Scholz 10.000 Bürgern "Wir stehen zusammen" zurief, während im Stadtteil Wandsbek Rechtsextreme aufmarschierten.
Doch in Chemnitz war davon am Montagabend nichts zu sehen. Ministerpräsident Michael Kretschmer schwieg. Innenminister Roland Wöller tauchte im Lagezentrum auf, aber nicht an der Seite seines Einsatzleiters oder am Ort des Geschehens. [….] Nun ist das Entsetzen groß. Es heißt, der Rechtsstaat habe versagt. Aber so ist es nicht. Nicht ein abstrakter Rechtsstaat hat versagt, sondern ganz konkret die Landesregierung in Dresden. Spätestens seit 2014 weiß sie, was in Sachsen vor sich geht. Woche für Woche und Jahr für Jahr war sie mit den Aufmärschen von Pegida in Dresden und Legida in Leipzig konfrontiert. Sie weiß auch, dass ein erheblicher Teil der rechten Demonstranten, die da Montag für Montag auftauchen, aus dem Umfeld von Chemnitz kommt. Die rechte Szene dort hat sich neu formiert und bietet Anknüpfungspunkte für rechte Protesttouristen aus dem ganzen Land. Schließlich hat die Landesregierung 2015 in Heidenau gelernt, wie schnell rechter Protest eskalieren kann.
Was am Montag in Chemnitz geschah, kam also nicht so unerwartet wie jetzt dargestellt. Viele Beobachter der rechten Szene haben früh davor gewarnt.
Doch der Polizeieinsatz verlief ungeheuerlich: Zu wenig Beamte waren vor Ort. Sie taten, was sie konnten, waren aber völlig überfordert. […..]

Ich bin gar nicht so verblüfft. Sachsen ist ein perfekter Nährboden für Rechtsextreme. Kombiniert man das mit drei Jahren AfD-Dauerpropaganda gegen alles Fremde, einer CDU-Landesregierung, die ungeniert Stimmung gegen Migranten macht und einem CSU-Bundesinnenminister, der ebenfalls Heimatvertriebene ausschließlich als Plage darstellt, die man loswerden müsse, muß man sich nicht wundern.
Der marodierende Bachmann-Dräbitz-Höcke-Berger-Mob in Ostdeutschland ist das Eine. Die charakterlichen Abgründe, die sich im #Neuland auftun, wenn man es auch nur wagt an demokratische Spielregeln zu erinnern, sind die Kehrseite.

Mir reicht es jedenfalls. Ich verabscheue Menschen generell und bekenne mich zum Antinatalismus.
 
Ich erkläre hiermit meinen Austritt aus dem menschlichen Volk.
Amerikanisch, deutsch, polnisch, ungarisch, türkisch – welches ist mir egal. So wie man aus einer Religionsgemeinschaft austreten kann, sollte man auch förmlich seine Abkehr von einer Gattung vollziehen können.
Menschen sind eine einzige Pest.
Und besser wird es nicht.