Freitag, 31. August 2012

Teure Pflege.





Daß da was mit der Pflegeversicherung gewaltig im Argen liegt, ist keine besonders neue Erkenntnis. 
Pflegeeinrichtungen sind personell katastrophal mangelhaft aufgestellt.
Seit Jahr und Tag sitzen Menschen wie der „Pflege-Papst“ Claus Fussek in Talkshows und Kommissionen und berichten von der Pflegemafia und den unhaltbaren Zuständen. 


Aber wir haben eben einen FDP-Minister in der Verantwortung und daher gibt es natürlich keine Verbesserungen und die Bundesregierung unter Frau Merkel sitzt das Thema einfach aus. 
Eine „Pflegereform“ soll schon seit vielen Jahren kommen, aber sie ist mal wieder auf die Zeit nach der Bundestagswahl 2013 verschoben.

Pflegebedürftige haben für die Bundesregierung aus lauter christlichen Politikern einen enormen Vorteil - im Gegensatz zu  Bankern, der Pharma- oder Energie-Lobby, sind sie immer still und hocken zu Hause, ohne sich zu beschweren.
Sie sind im doppelten Sinne zu schwach, um nach Berlin zu fahren und eine Großdemo vor dem Kanzleramt durchzuführen.
Hilfe von Merkel kann man also vergessen.

Im März dieses Jahres war mein Vater für drei Wochen in einer kardiologisch-geriatrischen Reha im Norden Hamburgs. 
Ein CHRISTLICHES Haus, welches von einer Freikirche betrieben wurde.

Vielleicht kann sich der ein oder andere Leser vorstellen wie begeistert ich war ausgerechnet eine KIRCHLICHE Einrichtung zu akzeptieren. Aber es war der einzige GERIATRISCHE Platz in einer Kardio-Reha. 

(Meine Empfehlung: Es ist viel besser reich zu sein und eine private Einrichtung bezahlen zu können. Zumindest sollte man Privatpatient sein.)
Normale Kuren sind für Menschen mit Pflegeeinstufungen ausgeschlossen, da sie eher einer Vorform der Olympischen Spiele gleichen. Körperliche Aktivität und Agilität wird vorausgesetzt.
Nur dort, wo die Geronten in Vierbettzimmern (!!) verwahrt werden, kann man auf etwas mehr Personal hoffen.
Aber wie das eben so ist in Rehas: 
Als erstes haben sie meinen Vater unangezogen so lange in einem eiskalten Raum abgelegt, bis er eine Lungenentzündung hatte. 
Die erste Physiotherapeutin erschien nach fünf Tagen - allerdings nur um zu sagen, daß sie leider total unterbesetzt wären und Einzeltherapie daher derzeit nicht möglich sei. 
Es gäbe aber zwei Mal in der Woche eine Gruppen-Physiotherapie und im Übrigen sei jede Art von Bewegung als postoperative Herz-Therapie geeignet.
 Er solle doch am besten versuchen Treppen zu gehen.

Eine tolle Idee. 
Wenn mein Vater Treppen gehen könnte, wäre eine Reha nach zwei Herzoperationen gar nicht nötig gewesen.

Innerhalb von drei Wochen wurde immerhin willkürlich ca 3 - 4 mal die Blutkoagulation bestimmt. 
Wie bei allen Postoperativen, insbesondere die mit Vorhofflimmern- und Flattern, war eine Blutverdünnungstherapie obligatorisch. Sonst können sich leicht Thromben bilden, die dann irgendwelche Gefäße verstopfen - so daß es zum Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt. 
Allein eine Millionen Menschen in Deutschland nehmen regelmäßig Marcumar.
Nur die christlichen Kardiologen der Reha waren damit überfordert und schicken nach drei Wochen meinen Vater mit katastrophal verdicktem Blut nach Hause.

Ich erfuhr das allerdings erst durch den Arztbrief bei der Entlassung. 
Während der Reha sah ich, DASS er Warfarin bekommt und war naiverweise davon ausgegangen, daß die Herren in den weißen Kitteln schon wissen, wie man das dosiert. 
Aber weit gefehlt. Hätte ich das doch geahnt! Denn ich hatte mir längst vorher ein Coagu-Check-Gerät (Preis: 800 bis 1000 Euro!) auf eigene Kosten angeschafft, da ich zu Hause ohnehin selbst die Dosierung übernehme. 
Die günstigsten Teststreifen, die man für jede einzelne Messung braucht, kosten € 175,50 für 48 Stück! Da ärgert man sich richtig über jede Messung, die schief geht, weil die Blutmenge nicht ausreichte, oder sonst ein Fehler auftrat. Hinzu kommen noch je eine sterile Lanzette pro Messung (100 Stück ca 17 Euro)

Pflegebedürftige Angehörige sind zeitaufwändig. 
Das liegt in der Natur der Sache. 

Unverständlich ist mir aber, daß nach wie vor die Bürokratie nahezu undurchschaubar ist.

(Übrigens ein Tipp - falls jemand Rat braucht: Man gehe am besten als erstes zu einem Pflegedienst in der Nachbarschaft, erfrage ob die überhaupt Zeit haben und lasse die dann schon mal anfangen. Die Pflegedienste selbst wissen am besten, wie man mit Amtsärzten, Pflegekasse, Krankenkasse und behandelnden Ärzten konferiert)

Wie man überhaupt eine Pflegeeinstufung und einen Pflegedient bekommt, ist den meisten Menschen ein Rätsel. Und die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst kann Erstaunliches hervorbringen.
Eine Freundin von mir, 90 Jahre alt, bettlägerig, diverse Krebserkrankungen und einer vollständig abgerissenen Mitralklappe, so daß das Herz nur maximal 20% leisten konnte wurde genau ZEHN TAGE vor ihrem Tod im November 2011 als GAR NICHT pflegebedürftig eingeschätzt. 
Mein Widerspruch gegen diese Entscheidung konnte nicht mehr bearbeitet werden, da sie verstorben war, bevor der Medizinische Dienst erneut einen Termin ansetzen konnte.

Mein Vater bekam glücklicherweise schon vor Jahren Pflegestufe I bewilligt. 
Das bedeutet, daß ich im Monat die ungeheuerliche Summe von € 235 zur Verfügung gestellt bekomme. (Just gab es eine Erhöhung. Bis Ende 2011 waren es € 220).

Jetzt darf jeder mal selbst nachrechnen wie weit man wohl mit € 235 Euro kommt, wenn man damit zum Beispiel zwei Besuche eines Pflegedienstes am Tag finanzieren möchte.

Mein Pflegedienst berechnet pro Besuch eine „Betreuungspauschale“ von 25 Euro, wobei es die Möglichkeit gibt einen Kurzbesuch (Medikamentengabe ohne Körperpflege) als ½ zu berechnen (= 12,50 Euro).

Man kann also dem Pflegedienst beim besten Willen nicht vorwerfen exorbitant teuer zu sein. 

Immerhin bedeutet „1/2 mal Betreuungspauschale“, daß eine examinierte Pflegerin mit dem Auto kommt, all die Treppen hochsteigt und sich dann um den Patienten kümmert. 
Ein Klempner oder Elektriker würde sich totlachen, wenn man ihm vorschlüge für 12,50 Euro zu kommen.
Die Pflegekräfte verdienen hier in der Gegend rund 1000 Euro im Monat. 

Die Miete in einem durchschnittlichen Wohnung in der Hamburger Innenstadt kann aber selbst für ein Nachkriegshaus mit dünnen Pappwänden an die 20 Euro pro Quadratmeter betragen.

Wenn eine Altenpflegerin also eine 50 qm-Wohnung bezöge, wäre damit ihr gesamter Lohn aufgebraucht.

Irgendwas stimmt da mit der Verhältnismäßigkeit nicht.

Wenn sich Angehörige nicht um einen Pflegefall kümmern können und ihm die eingangs von mir erwähnten zwei Kurzbesuche täglich vom Pflegedienst bezahlen wollen, sind das 50 Euro am Tag. Einmal morgens, einmal abends kurz was zu essen vorsetzen und/oder ein Toilettengang beispielsweise. Eine Minimalversorgung, wie ich meine.
Das macht, wenn mich meine Rechenkünste nicht täuschen, rund 1500 Euro im Monat
Die Summe steht im krassen Missverhältnis zu dem Pflegesatz von € 235!

Gerade ist mir der Satz aber um 50% reduziert worden, weil ich logischerweise NICHT immer den Pflegedienst bezahlen kann. Dadurch wurde aber der alle sechs Monate fällige „Beratungsbesuch“ versäumt, mit dem nachgewiesen werden soll, daß die Pflege tatsächlich erbracht wird und nicht ein Angehöriger die üppigen 235 Euro versäuft. 
Eine Maßnahme, die ich sogar verstehe, aber man vergisst natürlich leicht alle sechs Monate eine erneute offizielle Begutachtung zu beantragen. 
Also bekomme ich derzeit nur noch grandiose 117,50 Euro im Monat von der Pflegekasse.



(Meine Darstellung ist aus Gründen der Verständlichkeit stark vereinfacht. Man kann statt Geld - auch „Sachleistungen“ oder „gemischte Formen“ von der Pflegekasse beantragen. Es gibt ärztliche „Med-Gabe-Verordnungen“, die von den Krankenkassen und nicht den Pflegekassen bezahlt werden, etc, pp)

Überflüssig zu erwähnen, daß von allen Pflegerinnen, die ich bisher erlebte maximal 10% Deutsche waren und daß die Betreiberin des Pflegedienstes wie alle ihre Kolleginnen händeringend nach Personal sucht. Aber mit 1000 Euro im Monat ist man schon im Aufstockerbereich.
Da kommen Hartz-IV-Bezieher möglicherweise besser weg, weil sie zusätzlich noch Wohngeld bekommen.
Von 1000 Euro auch noch Miete und Versicherungen zu bezahlen ist zumindest in den teureren Städten wie Frankfurt, Düsseldorf oder München unmöglich.
Die Gehälter müßten erheblich aufgestockt werden, um mehr Leute in den Beruf zu ziehen. 
Aber wie sollte ein Pflegedienst das schaffen?

Ich bin kein Kaufmann, aber wenn ich sehe, daß der Pflegedinest, mit dem ich zusammen arbeite eine Flotte von sechs Kleinwagen, sowie ein großes Ladengeschäft und zwei Bürokräfte für den Papierkrieg unterhält, ist es mir ein Rätsel, wie sich das bei den mickrigen Betreuungspauschalen überhaupt rechnen kann.

Die Frage ist: 
Wo bleibt eigentlich das ganze Geld, das wir für die Pflegeversicherung ausgeben?
Es ist ja nicht so, daß wir kein Geld für Gesundheit und Pflege ausgeben!
Aber offenbar landet es nicht bei den kleinen Pflegediensten oder gar den Altenpflegern.


Es gibt aber Patienten, die richtig Geld bringen. Wer dauerhaft beatmet werden muß, kostet die Pflegekasse zwischen € 7.000 und € 20.000 IM MONAT.

Wer in der Pflegebranche was verdienen will, muß sich solche Fälle abgreifen.
 Und genau das geschieht auch.

Intensiv-Patienten mit Vollzeitpflege sind beste Rendite-Objekte und werden den Pflegemultis von kleineren Diensten, die ihre Patienten schon in den Krankenhäuser „requirieren“ für rund € 50.000 Euro verkauft! 

Der Begriff „Pflegemafia“, den Fussek prägte, scheint ziemlich euphemistisch zu sein.


 Nach Informationen des ARD-Politikmagazins REPORT MAINZ werden Intensivpflegepatienten im häuslichen Bereich  in einer Preisspanne von 40 bis 60.000 Euro zwischen Pflegediensten gehandelt. In einem verdeckt gedrehten Verkaufsgespräch hat ein Pflegedienst dem Magazin fünf Patienten zum Preis von 250.000 Euro zum Kauf angeboten.
Die dazu gehörenden Pflegeteams können auch übernommen werden. Der Inhaber des Dienstes betonte, dass derzeit keiner der zu verkaufenden Patienten „im Sterben“ liege. REPORT MAINZ hat die Recherchen den Gesundheitspolitikern Karl Lauterbach (SPD) und dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), vorgelegt. "Solche Vorgänge waren mir bislang nicht bekannt", sagte Lauterbach im Gespräch mit dem ARD-Politikmagazin.  Auch Wolfgang Zöller kommt zu einer ähnlichen Einschätzung:  "Da wird Ethik und Monetik wohl verwechselt.“ Für ihn ist ein solcher Verkauf "unethisch" und "unmoralisch".
Die Oberärztin Simone Rosseau von der Berliner Charité sieht durch solche Geschäfte  eine große Gefahr für beatmete Intensivpatienten. "In letzter Konsequenz bedeutet das, dass die Patienten nicht die Behandlung bekommen, die sie eigentlich bedürfen, weil sie dann nicht mehr so viel Geld einbringen. Das wäre der Fall, wenn ein Patient nicht von der Beatmung entwöhnt wird", sagte Rosseau gegenüber dem ARD Politikmagazin. Auf Nachfrage, ob Patienten daher teilweise länger krank blieben, als sie müssten, antwortete sie: "Sie werden länger beatmet als sie müssten, oder wenn sie an Patienten denken, bei denen vielleicht ein Sterbeprozess begonnen hat, die in ihrer letzten Lebensphase sind, kann auch heißen, am Leben halten um jeden Preis, weil ein Beatmungspatient Geld bringen muss". Zahlen darüber, wie viele  Intensivpflegepatienten/Beatmungspatienten es im häuslichen Bereich gibt, liegen den Krankenkassen nicht vor, erklärt der GKV Spitzenverband auf REPORT MAINZ Nachfrage.

Donnerstag, 30. August 2012

Topfer und Äter - Teil II





Die Todesstrafe ist natürlich in jeder Hinsicht verwerflich. 
Abgesehen von den offensichtlich amoralischen Aspekten stößt mich immer ab, wie wichtig die Zeugen das Hinrichten nehmen.
In Amerika gilt das Killen eines Killers eben auch als Wiedergutmachung für die Angehörigen des ursprünglichen Opfers. 
Rache ist eine ganz starkte Motivation.
Während man es in fortschrittlicheren Demokratien gerade als Zeichen der Zivilisation ansieht, daß Verbrechen von einer NEUTRALEN Person nach OBJEKTIVEN Maßstäben vom Staat geahndet werden, ist in den Staaten noch der mittelalterliche Vergeltungsgedanke wichtig. 

Angehörige der Opfer geben immer wieder zu Protokoll, daß sie erst wieder richtig schlafen könnten, wenn sie sie mit eigenen Augen gesehen hätten, wie der Täter hingerichtet werde. 
Die von einem Gewaltakt Betroffenen erhoffen sich Heilung von einem weiteren Gewaltakt.
Indem die Spirale der Brutalität noch eine Umdrehung weiter geschraubt wird, meinen sie ernsthaft der Gerechtigkeit zu dienen.

Das Perverse daran ist zudem, daß man einem Angehörigen die „Freude macht“ Zeuge einer Hinrichtung zu sein und dadurch gleich neue Hinterbliebene und Trauernde produziert. 
Auch die Straftäter haben in der Regel Kinder, Geschwister, Eltern, die sie lieben und die in fürchterliche emotionale Abgründe geraten, wenn ihr Sohn/Mann/Vater im Todestrakt hockt.
 Diese Angehörigen sind nun die unschuldigen Opfer.

Mir fehlt von Geburt auf an das Rache-Gen. 
Ich habe immer Mitleid und kann nicht das geringste Vergnügen dabei empfinden, wenn jemand eingesperrt, gequält, bestraft oder gedemütigt wird.

An diesem Punkt der Diskussion kommt unweigerlich die Gegenrede: 

Mit dem braucht man kein Mitgefühl haben, der hat es verdient.


Nun ist aber Mitgefühl eben ein „Gefühl“ und als solches von mir nicht rational steuerbar.

Ich weiß ja, daß Saddam Hussein oder Milosovic keine netten Menschen waren und nichts Gutes „verdient“ hatten. Da ich sie aber nicht persönlich kenne, empfinde ich auch keinen Hass und insofern missfiel es mir dabei zuzusehen, wie Saddam gedemütigt und gekillt wurde.

Am liebsten würde ich die Gefängnisse generell abschaffen. Zumal man weiß, daß Gefängnisaufenthalte die Menschen erst richtig verrohen lassen und kriminell machen.
 Natürlich sehe ich rational ein, daß es Strafvollzug geben muß - schon allein, weil viele Verbrecher einfach gefährlich für ihre Mitmenschen sind und die Gesellschaft vor ihnen beschützt werden muß.
Aber mir ist die Forderung nach noch höheren und härteren Strafen immer suspekt. 

Eine widerliche Fassette der menschlichen Gesellschaft ist das - offenbar geilen sie sich an Züchtigungen und Leid anderer auf.
 Das war schon in der Antike so, das trieb die Zuschauer ins römische Collosseum, zu Inquisitions-Hinrichtungen, zu Auto-Dafés, zu den Scheiterhaufen, zu den Guillotinen und noch heute die den öffentlichen Steinigungen und Baukränen.

Ich finde es abartig. 
Und unvernünftig. 

Man muß aus der Gewaltspirale herauskommen und dazu erfordert es Mut. Den Mut dem Blutrausch des Pöbels zu widerstehen.

Als CDU und FDP 2001 die Regierung in Hamburg übernahmen, gelang ihnen das im Wesentlichen mit einer Angstkampagne vor der angeblichen Kriminalität. Die CDU flüchtete ins Irrationale und appellierte an die niedersten Instinkte. 
Vielleicht konnte sie nicht anders, angesichts einer SPD-Regierungsbilanz nach 44 Jahren roter Herrschaft in Hamburg, welche die Hansestadt zur mit Abstand reichsten Region in ganz Europa gemacht hatte, zu dem prosperierenden Bundesland mit dem höchsten Pro-Kopfeinkommen.
Hauptversprechen der Schwarzgelben + Rechtspopulist Schill: 

Bau und Wiedereinführung von geschlossenen Jugendanstalten. Unerzogene Kinder wegsperren, hinter Schloß und Riegel.

 DAS ZOG. So will es der Urnenpöbel.
Daß jeder Kriminalist beweisen kann, daß solche geschlossenen Anstalten kontraproduktiv sind und die Kinder auf der Kippe endgültig auf die schiefe Bahn schieben, interessierte niemanden.
Wenn man dann noch bedenkt, daß 80 % der Jugend-Straftaten mit Drogen und Beschaffungsdelikten zu tun haben, könnte ich ohnehin verzweifeln. Süchtige sind Kranke und gehören behandelt; ggf substituiert oder vom Staat mit Opiaten versorgt.
Und wer Drogen nimmt, aber nicht süchtig ist, gehört entkriminalisiert, damit gar nicht erst eine Drogenmafia entsteht.

Ich weiß nicht wie viele der knapp drei Millionen US-Strafgefangenen wegen Drogenkonsum hinter Gittern hockt. Vermutlich auch die Mehrzahl. 
Ein krankes und sadistisches System ist das. 

Hier werden Opfer zu Tätern gemacht und die ohnehin am meisten Geschädigten weiter misshandelt.

Vermutlich ist die soziologische und psychologische Forschung auch noch lange nicht am Ende mit ihren Bemühungen Kriminalität zu erklären. 
Kann nicht jeder zum Mörder werden? Als Opfer von Umständen? Was ist eigentlich persönliche Verantwortung und was ist schuldloses Verhalten? Wann ist jemand „krank“, bzw „nicht zurechnungsfähig?“

„Der ist doch krank!“ ist das erste was uns einfiel, als wir von Anders Breivik oder dem „Batman-shooter“ James Holmes hörten. Normal ist das ja wohl nicht.

Wenn sie aber vor Gericht stehen, wollen wir keinesfalls, daß sie als „krank“ gelten, weil sie dann nicht verantwortlich gemacht werden können.

Ich halte es durchaus für vorstellbar, daß die Wissenschaftler in 50 Jahren entsetzt auf das Justizsystem vom Anfang des 21. Jahrhunderts zurück blicken und es für außerordentlich bararisch halten, daß wir einfach wegsperren, um büßen zu lassen.

Bei all den Delikten, die mit Trieben und Emotionen zusammen hängen, ist es noch viel komplizierter. Kann ein sogenannter „Kinderschänder“ überhaupt strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden? Und was ist mit all den Menschen, die ihre Ehepartner aus Hass ermorden? Kann man da überhaupt dem Täter die volle Schuld zusprechen? Oder ist es nicht gerade in langen Beziehungen so, daß Frust und Aggressionen so kulminieren können, daß es einfach zu einem Mord kommen muß?

Ich habe da keine Antworten. 

Und damit keine Missverständnisse aufkommen:
Wer Schwächere vergewaltigt und/oder umbringt, muß ohnehin eingesperrt werden - egal ob er persönlich verantwortlich ist oder psychisch so getrieben wurde, daß er keine Wahl hatte. 

Selbstverständlich kann jemand, von dem eine solche Gefahr ausgeht nicht frei gelassen werden.
 
Beim kirchlichen Kinderficken denke ich dementsprechend auch gar nicht lange über den einzelnen Vergewaltiger-Pfaff nach. Na klar, Priesterseminare ziehen Typen mit so einer Prädisposition an und bieten ihnen ein ideales Umfeld. Aber „müssen“ sie dann die Messdiener befummeln? Oder könnten sie es auch lassen und tun es nur deswegen weil die Umstände so günstig sind und sie Deckung erhalten? 
ICH WEISS ES NICHT.

Was ich aber sicher sagen kann, ist daß man die Vorgesetzten der kinderfickenden Priester, die Bischöfe und den Vatikan, NICHT entschuldigen kann. 
Als Dritte stehen sie eben nicht unter Triebstau. Sofern sie etwas erfahren, gibt es überhaupt keine Rechtfertigung dafür „übergriffige Priester“ einfach immer weiter zu versetzen und ihnen damit neue Kinder-Opfer zuzuführen, wie das der Regensburger Bischof Müller tat, der dafür vom Papst zum Obersten Glaubenshüter der Kirche, zur Nr. 3 des Vatikans befördert wurde.
Ratzinger hatte es als Chef eben jener Behörde über 20 Jahre lang genauso gehalten. 
Die Kinderfickerfälle weltweit landeten alle auf seinem Schreibtisch und er ließ es zu.

Was mit dem einzelnen Sexpriester passiert ist mir egal.
(Sicherheitsverwahrung? Therapie? Knast?) 

 Aber Müller und Ratzinger - die gehören ins Gefängnis.

Die Kirchen haben aber immer noch nicht verstanden, daß die Definition der Begriffe „Opfer“ und „Täter“ recht einfach ist, wenn es um einen erwachsenen Mann in Soutane und einen missbrauchten kleinen Jungen in dessen Obhut geht.

Das Kind ist dann das Opfer und gehört geschützt, liebe RKK.

Der ehemalige Chef von Radio Vatikan hatte 2010, zur Hochphase der Kinderfickerfälle die Täter wortreich entschuldigt.

Ganz Katholik, reagierte Freiherr von Gemmingen-Hornberg nach üblichen Schema - die Täter sind in Wahrheit die Opfer und das Ganze wird noch mit einem tolldreisten Nazivergleich à la Kreuznet in Worte gefasst.
Die Kinderpenis-begeisterten Pater würden inzwischen genauso verfolgt wie die Juden im dritten Reich.
Na klar, völlig unschuldige Opfer wie die Juden und Kinderficker - das ist für den Top-Vatikaner ein und dasselbe.


"Es ist fatal, nun den ganzen Orden schlecht zu machen. Ich muss einen Vergleich ziehen: Mit den Juden ist es so losgegangen, dass vielleicht der ein oder andere Jude Unrecht getan hat. Dann aber hat man schlimmerweise alle angeklagt und ausrotten wollen. Man darf nicht von einzelnen Missetaten ausgehen und eine ganze Gruppe verurteilen", sagte der frühere Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan der Heilbronner Stimme.


Da ist es Zeit meine immer wieder gern zitierten Lieblingsaussagen von Bischof Afonso und Kardinal Degenhardt auszupacken.

In einem Interview hatte Bernardo Álvarez Afonso Homosexualität und Päderastie gleichgestellt und behauptet, dass Minderjährige nicht immer schuldlos an sexuellem Missbrauch seien:


"ES GIBT13-JÄHRIGE KNABEN, DIE DAS SOGAR WÜNSCHEN
WENN DU NICHT AUFPASST, PROVOZIEREN SIE DICH."



Wir kennen das ja auch von deutschen Kardinälen:
Wenn Katholiken pädophil sind und kleine Kinder mißbrauchen sind nicht etwa sie selbst schuld sondern nach katholischer Lesart entweder die Opfer selbst, oder deren Mütter - wie es Kardinal Degenhardt erkannte:


„WENN JUNGE MÄNNER STÄRKER MIT DER PFLEGE VON KLEINKINDERN BETRAUT SIND UND DABEI NACKTE ENTBLÖSSTE KÖRPER STÄNDIG SEHEN; SIE BERÜHREN UND SAUBER MACHEN MÜSSEN, IST DIE GEFAHR GROSS, DASS SIE BEGIERDEN NICHT WIDERSTEHEN KÖNNEN. DER VIELE KÖRPERKONTAKT MIT DEM JUNGEN KINDE BEI DER PFLEGE WÜRDE IHNEN SICHER OFT ZUM VERHÄNGNIS WERDEN.
UND DESWEGEN STELLEN WIR FEST; DASS AUCH DIESE KONSEQUENZ; DASS VÄTER HAUSMÄNNER WERDEN, AUCH NEGATIVE ASPEKTE HAT!“


Diese katholische Sicht der Vergewaltigung kleiner Kinder brachte zuletzt der amerikanische Franziskaner-Mönch und TV-Star Father Benedict Groeschel (79) zum Ausdruck:


Teens Seduce Priests In Some Sex Abuse Cases


Ja genau. So ist es. Die armen Priester müssen rund um die Uhr aufpassen, um nicht von diesen dauergeilen Messdienern besprungen zu werden.

Nur ein Mann mit überlegener Moral wie Father Groeschel kann das so klar erkennen. Deswegen spicken wir ja auch unsere Ethikräte mit katholischen Geistlichen, damit sie uns die Wahrheit verkünden.


It's been close to a decade since an investigation into clergy sex abuse cases by The Boston Globe unearthed a shocking scandal and cover-up that rocked the foundations of the Catholic Church in the U.S. and around the world.
 Ten years may have passed, but the wounds have yet to fully heal in America, especially in light of the recent Penn State allegations, as well as the trial of Monsignor William Lynn, former secretary for the clergy in the Archdiocese of Philadelphia.
In light of this, the recent comments by Groeschel seem both puzzling and jarringly out of step with current sentiments.


Katholiban sind unbelehrbar.

Groschel gab dem „national catholic register“ am 27.08.12 ein Interview:


[Interviewer]: Part of your work here at Trinity has been working with priests involved in abuse, no?

[Father Groeschel]: A little bit, yes; but you know, in those cases, they have to leave. And some of them profoundly — profoundly — penitential, horrified. People have this picture in their minds of a person planning to — a psychopath. But that's not the case. Suppose you have a man having a nervous breakdown, and a youngster comes after him. A lot of the cases, the youngster — 14, 16, 18 — is the seducer.

[Interviewer]: Why would that be?

[Father Greoschel]: Well, it's not so hard to see — a kid looking for a father and didn't have his own — and they won't be planning to get into heavy-duty sex, but almost romantic, embracing, kissing, perhaps sleeping but not having intercourse or anything like that.

It's an understandable thing, and you know where you find it, among other clergy or important people; you look at teachers, attorneys, judges, social workers. Generally, if they get involved, it's heterosexually, and if it's a priest, he leaves and gets married — that's the usual thing — and gets a dispensation. A lot of priests leave quickly, get civilly married and then apply for the dispensation, which takes about three years.

But there are the relatively rare cases where a priest is involved in a homosexual way with a minor. I think the statistic I read recently in a secular psychology review was about 2%. Would that be true of other clergy? Would it be true of doctors, lawyers, coaches?

Here's this poor guy — [Penn State football coach Jerry] Sandusky — it went on for years. Interesting: Why didn't anyone say anything? Apparently, a number of kids knew about it and didn't break the ice. Well, you know, until recent years, people did not register in their minds that it was a crime. It was a moral failure, scandalous; but they didn't think of it in terms of legal things.

If you go back 10 or 15 years ago with different sexual difficulties — except for rape or violence — it was very rarely brought as a civil crime. Nobody thought of it that way. Sometimes statutory rape would be — but only if the girl pushed her case. Parents wouldn't touch it. People backed off, for years, on sexual cases. I'm not sure why.

I think perhaps part of the reason would be an embarrassment, that it brings the case out into the open, and the girl's name is there, or people will figure out what's there, or the youngster involved — you know, it's not put in the paper, but everybody knows; they're talking about it.

At this point, (when) any priest, any clergyman, any social worker, any teacher, any responsible person in society would become involved in a single sexual act — not necessarily intercourse — they're done. And I'm inclined to think, on their first offense, they should not go to jail because their intention was not committing a crime.
(zitiert nach Matt C. Abbott 30.08.12)

Mittwoch, 29. August 2012

Der Junge, der immer „Feuer“ schrie.





Manchmal muss man schreien. 
So unangenehm es ist, aber es gibt Situationen, in denen man augenblicklich Hilfe braucht, oder aber zur Warnung anderer laut werden muß.
Hilfsbereitschaft ist in unserer Gesellschaft längst nicht selbstverständlich. In unzähligen Fällen wurde dokumentiert, wie in U-Bahnen Kinder oder Frauen belästigt wurden, ohne daß irgendein Fahrgast Hilfe leistete.

Als eine Freundin einst zu einem Selbstverteidigungsworkshop ging und ich sie fragte, ob sie nun einen Vergewaltiger umhauen könnte, war die Antwort ‚nein‘.
Aber sie hätte immerhin gelernt, daß man laut schreien solle und zwar keineswegs nur „Hilfe!“ oder „Vergewaltigung“, weil darauf nur wenige reagierten. 
Man solle unbedingt „Feuer!“ oder „Es brennt!“ rufen. 
Das ginge potentiell jeden etwas an und hätte somit eine viel höhere Chance auf Aufmerksamkeit.

Man darf nicht inflationär schreien. 
Das ist das Problem.
 Ich muß es wissen, denn ich wohne gegenüber von einem betreuten Kinderspielplatz. Gegen eine kleine Gebühr kann Frau dort ihren Nachwuchs abgeben und dann shoppen gehen.

In der ersten Zeit passierte es immer wieder, daß ich entsetzt aufsprang, ans Wohnzimmerfenster raste und das Telefon zur Hand nahm, um 110 zu wählen.
 Sowohl Mütter als auch Kinder schrien so hysterisch und in solcher Phonstärke, daß ich mich a) um meine Fensterscheiben sorgte und b) davon ausgehen mußte, jemand werde offensichtlich gerade abgestochen.

Mit der Zeit lernte ich aber, daß es sich beim „wie am Spieß schreien“ offensichtlich um normale Kommunikation bei heutigen Mutter-Kind-Verhältnissen handelt.

Das hat zwei negative und eine positive Seite.
Gut: Ich muß mir keine Sorgen mehr machen.
Schlecht: Der Lärmterror hält an.
Schlecht: Falls wirklich mal einem Kind Gewalt angetan würde und es dementsprechend losbrüllte, würde es keiner der Anwohner registrieren, weil die Bälger ja ohnehin dauernd schreien.

(Es gibt hier übrigens noch Bewohner, die schon in den 1950er Jahren in diese Häuser gezogen sind; so lange wie der Spielplatz besteht. Von ihnen weiß ich, daß es sich um ein neueres Phänomen handelt. Es gab Zeiten, in denen Mütter und Kinder so kommunizieren konnten, daß nicht im Umkreis von 200 m alles aus dem Bett fiel.
Meine Eltern habe ich auch befragt. Nein, es sei undenkbar gewesen, daß ich mich jemals so benommen hätte. Ich war ein artiges Kind.)

Zum Dauergeschrei vor meiner Tür gibt es ein politisches Pendant.

Permanente Schreihälse sind beispielsweise Generalsekretär Doofrind und Staatsminister Markus Söder.
Die Top-CSU’ler kreischen so beständig, daß selbst ihre CDU-Freunde verzweifeln.
 "Sprachrohr des Pöbels", "Stammtischkasper", "provinzielles Gemeckere" sind da noch die harmloseren Kommentare aus den Regierungsfraktionen.


„"Ich finde, die Sache ist schwer genug. Sie wird nicht dadurch besser, dass jeder jeden Tag irgendwo einen Hammer loslässt", kritisierte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, der auch CDU-Vizechef ist. EU-Kommissar Günther Oettinger (ebenfalls CDU) sagte: "Die Äußerungen sind nicht in Ordnung." Er kritisierte Stil, Inhalt und Kalkül Dobrindts. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) fügte hinzu: "Die Situation ist zu ernst, als dass man sie mit einem rhetorischen Überbietungswettbewerb bestreiten könnte." Bouffier und Lammert betonten allerdings, dass Griechenland seine Auflagen erfüllen müsse.  Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok rügte Dobrindt auch dafür, dass dieser den EZB-Präsidenten Mario Draghi als "Falschmünzer" bezeichnet hatte. "Zu dem Dobrindt fällt mir nichts mehr ein", sagte Brok dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Das ist einfach unerträglich." Durch seine Angriffe auf das hochverschuldete Griechenland und die EZB schaffe Dobrindt Unsicherheit und erhöhe so die volkswirtschaftlichen Kosten der Euro-Krise.“
(Spon 27.08.12)


Doofrind hat sich mit seinem hysterischen Politikstil zum Westerwelle Bayerns gemacht.

Nehmen wir den (allerdings rein theoretischen) Fall an, Dobrindt hätte zu einem Thema tatsächlich etwas sehr wichtiges zu sagen oder müßte vor einer ernsthaften Gefahr warnen: Es ginge nicht, weil ihn keiner mehr ernst nimmt.

Genauso ergeht es dem Außenminister
Falls er (ausnahmsweise) Wichtiges und Richtiges zu Syrien oder dem Iran zu verkünden hätte, kann er das lediglich Herrn Mronz erzählen.
 Alle anderen ignorieren ihn bestenfalls oder lachen ihn aus.

Für Deutschland ist das tragisch. Denn in der Außenpolitik gibt es wahrlich genügend Anlass zur Sorge, gibt es eine Fülle von Anlässen, die deutliche Worte aus Berlin erfordern.

Kriegstreiberei, Rohstoffspekulationen, Klimawandeln, Geschäft mit dem Hunger, Waffenexporte. 

Deutschland wird dazu nicht mehr wahrgenommen, weil der Außenminister kastriert ist.

Das analoge Problem besteht beim Antisemitismus.
Diese Geißel der Menschheit gibt es wirklich, sie ist hochgefährlich und streckt immer wieder auch in den angeblichen Musterdemokratien ihr häßliches Haupt hervor.

Zum Beispiel gestern. Mitten in der Hauptstadt:


Der jüdische Geistliche war am Dienstagabend vor den Augen seiner Tochter von vier jungen Männern im Berliner Stadtteil Schöneberg überfallen und antisemitisch beleidigt worden. Diese hatten ihn zunächst auf seine traditionelle jüdische Kopfbedeckung (Kippa) angesprochen und gefragt, ob er Jude sei. Dann versperrten sie dem Vater und seiner Tochter den Weg und verletzten ihn mit mehreren Schlägen am Kopf. Außerdem beleidigten sie ihn sowie seine Religion und drohten dem kleinen Mädchen mit dem Tod. Danach flüchteten die Täter. Der verletzte Rabbiner kam zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.   Nach Polizeiangaben handelt es bei den Tätern vermutlich um arabischstämmige Jugendliche. Der polizeiliche Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte: "Solche Taten werden von den Sicherheitsbehörden unnachgiebig verfolgt." Er versprach ein hartes Vorgehen gegen die Täter.


Völlig ZU RECHT geben sich jüdische Organisationen empört. 
ZU RECHT ist der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann schockiert und mahnt bessere Gewaltprävention an.

Leider, leider sind aber auch Graumanns und Knoblochs Stimmen stumpf geworden. 
Sie haben etwas zu viel „Antisemitismus“ geschrien, als daß man ihnen jetzt so sorgsam zuhörte wie es nötig wäre.

Wenn pauschal Menschen, die sich lediglich um das Wohl von kleinen Kindern sorgen von Typen wie Rudolf Taschner als „Antisemiten reinsten Wassers“ bepöbelt werden, muß man sich nicht mehr wundern, daß die Antisemitismuskeule kleiner und stumpfer wird.

Dazu ist die Sache aber zu ernst. 

Menschenfeindlichkeit in Form von Rassismus, Homophobie, Antisemitismus und Misogynie gibt es jeden Tag und muß scharf verurteilt werden.

Das wird aber enorm erschwert, wenn ein extrem eitler Austeiler wie Guido Westerwelle Kritik an seiner Amtsführung mit der Homophobiekeule begegnet.

Die Liste der Vorwürfe an seine Adresse ist schier endlos.
 Das einzige, das „wir“ (und damit meine ich die böse Opposition aus Linken, Sozis, Grünen und Piraten) ihm nicht vorwerfen ist schwul zu sein.
Indem Guido nun versucht Kritik an ihm in die homophobe Kiste zu stecken, versündigt er sich an den Millionen Menschen weltweit, die tatsächlich unter Homophobie zu leiden haben.

Die richtige „Schreikultur“ fehlt in Deutschland und Europa.

Da wächst uns zum Beispiel in Osteuropa, insbesondere in Ungarn, ein massives Rassistenproblem heran und niemand greift ein. 
Dabei ist das genau die katastrophale Entwicklung, die es erforderte politisch mal so richtig laut zu werden.


Ungarns einflussreicher Rechtsaußen-Publizist Zsolt Bayer, ein Mitbegründer der Regierungspartei Fidesz, schrieb: "Wir müssen es aussprechen: Der viehische Mörder war ein Zigeuner. In diesem Ungarn erleben Millionen Menschen, dass die Zigeuner sie ausrauben, schlagen, demütigen und ermorden. Wenn die Zigeunergemeinschaft diese Mentalität ihrer Rasse nicht ausrottet, dann ist klar: Mit ihnen kann man nicht zusammenleben."
[…] Inzwischen marschieren Einheiten der verbotenen paramilitärischen "Ungarischen Garde" wieder auf im Land: Anfang August zogen rund tausend Rechtsextreme durch das Dorf Devecser in Westungarn, seit Tagen terrorisieren Mitglieder mehrerer rechtsextremer Bürgerwehren die Bewohner eines Roma-Viertels in der Stadt Cegléd südöstlich von Budapest. Am vergangenen Samstag feierten auf dem Budapester Heldenplatz Anhänger der verbotenen Garde die Gründung der Organisation vor fünf Jahren - und beschworen dabei die "Gefahr der massenhaften Vermehrung von Zigeunern".
[…] Die rechtsextreme Partei Jobbik ("Die Besseren"), die bei den Wahlen 2010 17 Prozent der Stimmen erhielt, [startete] eine großangelegte Kampagne zur Wiedereinführung der Todesstrafe. Der Jobbik-Parteichef Gábor Vona begründet das in einem Blogeintrag so: "Die Morde geschehen. Die Täter stammen zu 90 Prozent aus ein- und demselben soziokulturellen Milieu. Sprechen wir es aus: Sie sind Zigeuner. Die Opfer hingegen sind zu 100 Prozent Ungarn. Deshalb brauchen wir die Todesstrafe."  Auch in der Regierungspartei "Bund Junger Demokraten" (Fidesz) plädierten mehrere Politiker für die Wiedereinführung der Todesstrafe. […]
Wohin ein solches Hassklima führt, zeigte sich nach einem Verbrechen im November 2008: Damals wurde in der Gemeinde Kiskunlacháza das 14-jährige Mädchen Nóra Horák ermordet. Sofort machte der Bürgermeister der Gemeinde, József Répás, die Roma im Ort kollektiv für den Mord verantwortlich. Lange glaubte auch die ungarische Öffentlichkeit, Roma seien die Täter gewesen. Mehrere Roma-Jugendliche standen unter Mordverdacht, ihre Familie wurde aus dem Ort vertrieben. Sieben Monate nach dem Mord fasste die Polizei den tatsächlichen Mörder - einen ungarischen Nachbarn des Mädchens. Auf eine Entschuldigung des Bürgermeisters warten die betroffenen Roma bis heute.


Ich kann es nicht umfassend beurteilen, aber es scheint mir, daß der in den USA immer noch virulente Rassismus (aus dem sich insbesondere der Hass der Rechten auf Obama speist) wenigstens ein bißchen konsequenter verfolgt wird.


Rassismus am Rande.
Immerhin hat man ihn dafür offenbar rausgeworfen: Ein Teilnehmer des Republikanerparteitags in Tampa, Florida, soll einer schwarzen Kamerafrau von CNN Nüsse hingeworfen haben – mit der Bemerkung: “So füttern wir Tiere!” Man arbeite mit den Organisatoren zusammen, um den Vorfall aufzuklären, hieß es nur von dem Sender.
(Carsten Luther 29. August2012)



In Deutschalnd gibt es keine VERNÜNFTIGE Empörung über Rassismus und Antisemitismus.
Dabei wird die größtmögliche verbale Keule viel zu oft geschwungen.

Das zeigen die Beispiele Stoiber (Warnung vor „durchmischter und durchrasster Gesellschaft“), Martin Hohmann (Juden seien “Tätervolk” ), Schäuble (über die Klagen gegen die Vorratsdatenspeicherung: “Wir hatten den ‘größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten.”), Oettinger (Hans Filbinger “war Gegner des NS-Regimes”) Rüttgers („Kinder statt Inder“, „faule Rumänen“), Koch (Bsirskes Reichenkritik sei “eine neue Form des Sterns auf der Brust”), Jenninger (“Faszinosum” des Nationalsozialismus ), Laschet (über Kinderkrippen: „Das erinnert mich wirklich an jemanden, der bei einer anderen deutschen Diktatur gesagt hat: Das war alles gar nicht so schlimm, die haben wenigstens die Autobahnen gebaut“), Frank Steffel (Schwarze= „Bimbos“ und Türken= „Kanaken“. Behinderte waren für ihn „Mongos“ und eine Lehrerin, die diese Ausdrücke bemängelte, bezeichnete Jung-Steffel als „Kommunistenschlampe“), FJ Strauß (über Jusos: “schlimmsten Nazi-Typen in der Endzeit der Weimarer Republik”), Kohl (Goebbels-Gorbatschow-Vergleich, über Thierse: “schlimmster Präsident seit Hermann Göring”), Hans Werner Sinn (“In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken. In der Weltwirtschaftskrise von 1929 “hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager“) und Christian Wulff (über Managergehälter: "Ich finde, wenn jemand zehntausend Jobs sichert und Millionen an Steuern zahlt, gegen den darf man keine Pogromstimmung verbreiten")