Montag, 20. Januar 2025

Doomsday

Den Kabelanschluss bekam ich relativ spät; ich weiß nicht mehr wann, aber erinnere mich, jahrelang meine Bekannten beneidet zu haben, wenn sie von diesen exotischen Akronymen „RTL2PRO7TELE5VIVA“ sprachen. Als es schließlich so weit war, faszinierte mich natürlich CNN über alle Maßen, weil ich zuvor noch nie englischsprachiges TV gesehen hatte und endlich ungefiltert US-amerikanische Politik präsentiert bekam. Die Wahlnächte alle zwei Jahre, die acht Nominierungspartei-Daten alle vier Jahre, sowieso die Inauguration blieben über Jahrzehnte Pflichttermine, bei denen ich am Bildschirm festwuchs und jede Information in mich hineinsaugte. Bei LIVE-Übertragungen sieht man immer Interaktionen zwischen Gästen, Mimik und Gestik, die man eben nicht ohne weiteres in der geschriebenen Form später nacherzählt bekommt. Mit Internetflatrate vervielfachte sich mein Angebot US-amerikanischer Newssender. Zudem flaute meine CNN-Affinität nach der Übernahme durch republikanische Eigentümer gen Null ab. Mit Don Lemon verließ auch ich nachts den Sender. Reduzierte meinen CNN-Konsum auf wichtige Ereignisse. So eins wie heute, an dem ein demokratiefeindlicher verurteilter Verbrecher, Rassist und Vergewaltiger zum 47. US-Präsidenten eingeschworen wird. Das erste Mal seit meiner CNN-Empfangsbereitschaft, verpasse ich eine Amtseinführung in Washington.

 Ich kann einfach nicht. Ich halte die triumphierenden Fratzen der Rechteradikalen nicht aus. Das schreibe ich durchaus mit selbstanklagenden Ton, denn ich verachte dieses eskapistische Verhalten und beschimpfe jeden, der mir sagt „ich gucke gar keine Nachrichten mehr! Es ist schließlich genau diese Indolenz, die unsere westlichen Demokratien in faschistische Autokratien verwandeln. Man darf sich nicht in seine Hygge-Welt zurückziehen. Man muss maximal informiert sein, um 24/7 im Alltag argumentativ dagegen zu halten zu, wenn die MerzLindnerWeidelSöderWagenknecht-Wähler Propaganda absondern.

Aber heute gönne ich mir eine Auszeit und verlege meine Trump-Amtseinführung ausschließlich auf das geschriebene Wort, welches schon so unfassbar schlimm ist, daß die Düsternis der audiovisuellen Eindrücke mich überfordern würde. Wer wird denn nicht schon bei den Live-Tickern suizidal?

[…..] Cornelius Dieckmann: Jetzt redet Trump darüber, wie hervorragend seine Performance bei der Wahl war. In Alabama zum Beispiel oder in Wyoming. Dann driftet er in assoziativer Trump-Manier in wilde und haltlose Vorwürfe ab, dass die Demokraten »schummeln« würden, er hätte sonst auch Kalifornien gewonnen (Kamala Harris siegte dort mit 58,5 Prozent gegen Trumps 38,3 Prozent). Kurzum: Donald J. Trump ist in seinem Element.

[…..]  Roland Nelles: Diese nächste Trump-Rede, die er gerade hält vor Anhängern, ist »Trump unplugged«. Melanias Gesicht, die daneben sitzt, sagt alles. Blablabla. [….] Marc Pitzke: Trump und seine Leute sind jetzt in der Emancipation Hall, einem Saal im Kapitol, der die Sklaven ehrt. Dort warten weitere Anhänger, die nicht in die Rotunde reingekommen waren. »Wie war die Rede?«, fragt er sie. »Es war so eine wunderschöne Rede... Wir bekommen tolle Kritiken für die Rede.« Dann hält er eine weitere Rede – die Rede, die er eigentlich halten wollte, aber von dem ihm seine Berater abgeraten hätten. Und die ist ist klassisch Trump: Er verhakelt sich in der Vergangenheit, wandert von einem obskuren Thema zum nächsten, wiederholt die Lüge, dass er die Wahl 2020 gewonnen habe, beschimpft Biden, der gerade mit dem Helikopter entschwunden ist, sowie Nancy Pelosi und die Mitglieder des Sonderausschusses zum Kapitolsturm, die er »politische Gangster« nennt. Auch kündigt er »viel Action« hinsichtlich der verurteilten Kapitolstürmer an, die er »J6-Geiseln« nennt, vermutlich also Begnadigungen. Er lobt seinen Vize J.D. Vance, der neben ihn steht, als »kräftigen Bodybuilder«, und den in der eigenen Partei umstrittenen Repräsentantenhaussprecher Mike Johnson als einen »Mann, den jeder mag«. Dieses Unding von Rede ist die wahre Vorschau auf das, was den USA in den nächsten vier Jahren bevorsteht.  […..]

(SPON, 20.01.2025)

Dazu reißt Faschist Elon Musk zweimal begeistert den Arm zum Hitlergruß empor.

Wenigstens eine kleine Freude, daß Trumps superreiche Multimilliarden-Speichellecker heute besonders unter seinen Flatulenzen zu leiden haben. Auch Profis gerieten an ihre Grenzen.

[….] Dem TV-Sender Phoenix ist bei der Übertragung der Trump-Vereidigungssendung ein Patzer auf der Tonspur passiert. Ein Simultanübersetzer war dabei, eine Rede Trumps, die er nach seiner Vereidigung vor Anhängern hielt, wiederzugeben, als plötzlich die Worte zu hören waren: "Sag' mal, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?" Nach einer kurzen Pause ging die Übersetzung weiter.

Der öffentlich-rechtliche Sender erklärte die Situation auf dpa-Anfrage so: "Auf Grund einer technischen Panne war heute die Kommunikation zwischen Dolmetscher und Regie hörbar. Sie spiegelt selbstverständlich nicht die Meinung des Senders wider." Der Sender arbeite bei internationalen Großereignissen üblicherweise mit erfahrenen freien Dolmetschern, so auch in diesem Fall.   […..]

(Mopo, 20.01.2025)

Eine weitere kleine Freude: Aus Angst vor den mickrigen Crowdsize-Bildern, hatte IQ47 die Amtseinführung nach drinnen verlegt und prellte damit Myriaden rassistischen Idioten; die ihn erst ins Amt gebracht hatten.

[….] Unmut über Kälte-Aus bei vielen Touristen

Rund 220.000 Inhaber von ausgegebenen Tickets für den eingezäunten Bereich vor dem Kapitol schauen dagegen in die Röhre. Ihre Karten haben nur noch Erinnerungswert. Für weitere 250.000 Stehplatz-Besucher auf dem hinteren Teil der „Mall” in Richtung Obelisk gab es eine behördliche Genehmigung, die nun ebenfalls obsolet ist. Gretchenfrage: Wie wählen die Organisatoren jene 20.000 aus, die in der Sporthalle der Washington Wizards und Capitals den Live-Stream der Amtseinführung rudelgucken dürfen?

Etliche „Inauguration”-Gäste versuchten in letzter Minute Flüge und Hotelbuchungen zu stornieren, als die Nachricht vom Kälte-Aus kam; meist blieben die Versuche erfolglos. Dutzende Polit-Touristen, die am Samstag orientierungslos durch die Innenstadt pilgerten, machte ihrem Unmut darüber Luft, dass „niemand erreichbar ist, der uns sagt, was los ist”.  […..]

(Abla, 19.01.2025)

Die Trumpanzees schmecken also gleich die Medizin, die sie selbst wählten, während ihr seniler oranger Messias sich in Fußfetischismus erging.

[….] Der Auftritt erinnerte an seine teils schier endlosen Wahlkampf-Reden. Ein beispielhafter Auszug: Ganz am Ende ging es um Melanias Füße. Seine Ehefrau hatte sich offenbar nicht für sonderlich komfortables Schuhwerk entschieden und klagte laut Trump über schmerzende Füße. „Ich sollte das eigentlich nicht sagen, aber ihre Füße bringen sie um“, sagte er und erntete Gelächter.  [….]

(Abla, 20.01.2025)

Merz gefällt es also. Mir nicht.

[….] Kuriose Bilder bei der Amtseinführung von Donald Trump: Genau in dem Moment, als er seine Hand darauflegte, ging die Bibel, auf die er hätte schwören sollen, in Flammen auf.

"Oh, na sowas", rief Trump mit einem verlegenen Lächeln, als seine Gattin Melania vor Schreck die brennende Bibel fallen ließ. "Haha, das passiert mir immer wieder mal, wenn ich Bibeln anfasse. Keine Ahnung, warum."

Auch eine herbeigebrachte Ersatzbibel fing sofort Feuer, als Trump sie berührte. Erst, als die Bibel durch eine komplett leere Bibelattrappe ersetzt worden war, konnte die Zeremonie fortgesetzt werden. [….]

(dpo, 20.01.2025)

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